Herzinsuffizienz

Von , Studentin der Humanmedizin
und , Medizinredakteurin und Biologin
Aktualisiert am
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Bei der Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche, Herzschwäche, Myokardinsuffizienz) ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Körper ausreichend mit Blut und damit Sauerstoff zu versorgen. Die Erkrankung ist eine der häufigsten Todesursachen. Lesen Sie alles Wichtige zum Thema: Was ist Herzinsuffizienz? Welche Ursachen kann sie haben? Welche Symptome treten auf? Wie wird die Herzschwäche diagnostiziert und behandelt?

Herzinsuffizienz

Kurzübersicht

  • Ursachen: an erster Stelle Verengung der Herzkranzgefässe (Koronare Herzkrankheit), Bluthochdruck, Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien), Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis), Herzklappenfehler, Herzrhythmusstörungen, chronische Lungenerkrankungen, Herzklappenfehler, Herzinfarkt, Leberzirrhose, Medikamenten-Nebenwirkungen, erhöhte Blutfette, Diabetes
  • Symptome: je nach Stadium Atemnot (Dyspnoe) bei Belastung oder in Ruhe, reduzierte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Blass- oder Blauverfärbung der Lippen und Nagelbetten, Ödem v.a. an Knöcheln und Unterschenkeln, verdickte Halsgefässe, schnelle Gewichtszunahme, nächtlicher Harndrang, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, niedriger Blutdruck
  • Diagnostik: körperl. Untersuchung, Blutdruckmessung, Abhören von Herz und Lunge, Blutabnahme mit Bestimmung der biochemischen Herzinsuffizienzmarker BNP (Brain Natriuretic Peptide), NT-proBNP und MR-proANP (die über einen Dehnungsreiz am Herzmuskel freigesetzt werden), Herz-Ultraschall, Röntgen des Brustkorbs, EKG/Langzeit-EKG, Herzkatheter
  • Behandlung: Blutdrucksenker, Betablocker, wassertreibende Medikamente, Gliflozine (SGLT-2-Hemmer), Aldosteron-Antagonisten und Mittel für mehr Herzkraft (z.B. Digitalis). Je nach Ursache Operation (z.B. der Herzklappen, Bypass, Herzschrittmacher), manchmal Herztransplantation

Herzinsuffizienz: Ursachen und Risikofaktoren

Bei der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) ist das Herz nicht mehr so leistungsfähig wie ein gesundes Herz. Es kann das Gewebe des Körpers nicht mehr ausreichend mit Blut (und damit Sauerstoff) versorgen. Das kann lebensgefährlich sein. Die Herzinsuffizienz kann auf verschiedene Ursachen zurückgehen:

Die häufigste Ursache der Herzinsuffizienz ist die Verkalkung der Herzkranzgefässe (Koronare Herzkrankheit, KHK). Durch die Kalk-Plaques sind die Gefässe, die den Herzmuskel versorgen, verengt, das Blut kann nicht mehr ordentlich hindurchfliessen. In der Folge wird der Herzmuskel unterversorgt und ist nicht mehr so leistungsfähig.

Als zweite Hauptursache gilt Bluthochdruck (Hypertonie). Bei Bluthochdruck muss das Herz dauerhaft stärker pumpen, beispielsweise gegen verengte Gefässe im Blutkreislauf. Mit der Zeit verdickt sich der Herzmuskel, um mehr Druck aufbauen zu können (Hypertrophie). Auf lange Sicht hält es diese Belastung aber nicht aus - und die Pumpleistung lässt nach.

Weitere Herzinsuffizienz-Ursachen sind Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelentzündungen. Auch Defekte der Herzscheidewand und Herzklappenfehler (angeboren oder erworben) können zu einer Herzschwäche führen. Das Gleiche gilt für eine Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Herzbeutelerguss oder Perikarderguss, v.a. bei einer Perikarditis).

Ursache einer Herzinsuffizienz können zudem Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) sein. Diese wiederum können beispielsweise durch Entzündungen oder übermässigen Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch entstehen.

Ein Sonderfall ist die sogenannte Stress-Kardiomyopathie. Dabei kommt es nach einem schweren traumatischen Ereignis plötzlich zu einer lebensbedrohlichen Herzschwäche (meist bei Frauen nach der Menopause). Bei dieser auch Tako-Tsubo-Kardiomyopathie genannten Krankheit normalisiert sich die Herzfunktion aber meist wieder. Es entsteht also keine bleibende Herzinsuffizienz. Lebenserwartung und Lebensqualität sind nach einer überstandenen Stress-Kardiomyopathie deshalb nicht beeinträchtigt.

Stoffwechselerkrankungen können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung einer Herzinsuffizienz spielen. Beispiele sind Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sowie Störungen der Schilddrüsenfunktion (wie die Hyperthyreose = Schilddrüsenüberfunktion).

Erkrankungen der Lunge wie ein Lungenemphysem oder COPD (chronic obstructive pulmonary disease) sind weitere mögliche Herzinsuffizienz-Ursachen.

Vor allem die seltenere Rechtsherzinsuffizienz (Funktionsschwäche der rechten Herzhälfte) kann auf einer Lungenerkrankung beruhen. Denn in der krankhaften Lunge sind meist auch die Gefässe geschädigt. Durch sie kann das Blut nicht mehr richtig hindurchfliessen (pulmonale Hypertonie). Es staut sich in das rechte Herz zurück und belastet dieses.

Bei manchen Menschen entwickelt sich die Herzschwäche als Folge einer Blutarmut (Anämie) oder anderer Organerkrankungen, etwa der Leber oder Nieren. In seltenen Fällen führt eine AV-Fistel (AV-Shunt) zu einer Herzinsuffizienz. Das ist eine abnorme Kurzschlussverbindung zwischen einer Arterie und einer Vene.

Manchmal verursachen auch Medikamente eine Herzinsuffizienz. Diese Gefahr besteht zum Beispiel bei bestimmten Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen, gewissen Krebsmedikamenten (antineoplastische Mittel), Appetitzüglern und Migränemitteln (wie Ergotamin). Aber auch Tumore des Herzens oder Krebsabsiedlungen (Metastasen) lösen unter Umständen eine Herzschwäche aus.

Systolische und diastolische Herzinsuffizienz

Eine Herzinsuffizienz setzt sich allgemein aus zwei Parametern zusammen: systolische und diastolische Herzinsuffizienz.

Mit dem Begriff systolische Herzinsuffizienz (auch kongestive Herzinsuffizienz) wird die verminderte Pumpfähigkeit des Herzens bezeichnet: Die Pumpfunktion und die Auswurfleistung der linken Herzkammer (Ventrikel) sind vermindert.

Das führt dazu, dass die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden. Ausserdem staut sich das Blut zurück. Dadurch entstehen Ödeme, etwa in Armen und Beinen oder in der Lunge.

Neben der systolischen Herzinsuffizienz tritt meist auch noch eine diastolische Herzinsuffizienz auf. Das bedeutet, dass die Herzkammern nicht mehr ausreichend mit Blut gefüllt werden.

Meist ist der linke Ventrikel krankhaft verändert, dadurch weniger dehnbar und kann so nicht mehr ausreichend Blut aufnehmen. In der Folge wird weniger Blut in den Körperkreislauf weitergepumpt. Dies führt zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Die diastolische Herzinsuffizienz tritt vor allem im Alter auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Herzinsuffizienz: Einteilung

Eine Herzinsuffizienz lässt sich nach verschiedenen Kriterien einteilen:

  • Je nach betroffenem Herzbereich unterscheidet man Linksherzinsuffizienz, Rechtsherzinsuffizienz und globale Herzinsuffizienz (beide Herzhälften betroffen).
  • Je nach Verlauf der Erkrankung unterscheidet man akute Herzinsuffizienz und chronische Herzinsuffizienz.
  • Eine grobe Einteilung nach dem Zustand der Erkrankung ist die in kompensierte Herzinsuffizienz und dekompensierte Herzinsuffizienz.
  • Eine genauere Differenzierung bietet die NYHA-Klassifikation der Herzinsuffizienz, eine Einteilung der Stadien nach dem Beschwerdegrad, herausgegeben von der New York Heart Association.

Die Europäische Herzgesellschaft (ESC) teilt die Herzinsuffizienz zudem nach der Auswurfleistung des Herzens ein. Pumpt das linke Herz noch genug Blut weiter, sprechen Ärzte von einer erhaltenen Auswurfmenge (Ejektionsfraktion = EF, Normalwert 60-70 Prozent). Im Gegensatz dazu steht die verminderte Auswurfmenge. Damit ergibt sich folgende Klassifikation:

  • Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer EF (HFrEF = heart failure with reduced ejection fraction, EF bei 40 Prozent oder weniger)
  • Herzinsuffizienz mit mittelgradiger EF (HFmrEF = heart failure with mildly-reduced ejection fraction, früher heart failure with mid-range ejection fraction, EF = 41-49 Prozent)
  • Herzinsuffizient mit erhaltener EF (HFpEF = heart failure with preserved ejection fraction, EF beträgt mind. 50 Prozent)

Bei der Rechtsherzinsuffizienz sind vor allem der rechte Vorhof und die rechte Kammer des Herzmuskels von der Herzschwäche betroffen.

Die rechte Seite des Herzens ist die Seite, in die das sauerstoffarme Blut aus dem Körper zuerst geleitet wird. Von dort pumpt es das Blut weiter in die Lunge, um dort neuen Sauerstoff zu "tanken“. Das angereicherte Blut fliesst dann in die linke Herzhälfte und von dort weiter in den Körperkreislauf.

Eine schwache rechte Herzhälfte kann diese Leistung nicht mehr ausreichend aufbringen und das Blut staut sich in den zuführenden Gefässen (Venen). Dadurch steigt der Druck in den Venen und Flüssigkeit wird aus den Venen in das umliegende Gewebe gedrückt. Es entstehen Wasseransammlungen (Ödemen) im Körper, vor allem in den Beinen und im Bauch.  

Die Rechtsherzinsuffizienz entwickelt sich meist als Folge einer chronischen Linksherzinsuffizienz.

Bei der Linksherzinsuffizienz ist die Pumpleistung der linken Herzhälfte nicht mehr ausreichend. In der Folge staut sich das Blut in die Lungengefässe zurück (Stauungslunge). Dies ist besonders gefährlich, da es zu Wasseransammlungen in der Lunge (Lungenödeme) kommen kann. Husten und Atemnot sind typische Symptome.

Wenn eine globale Herzinsuffizienz vorliegt, ist die Pumpleistung beider Teile des Herzens vermindert. Es zeigen sich also Symptome einer Rechts- und einer Linksherzinsuffizienz.

Anatomie des Herzens
Herzanatomie
Das Herz wird in eine rechte und linke Seite unterteilt. Von der rechten Seite wird sauerstoffarmes Blut zur Lunge gepumpt und von der linken Seite sauerstoffreiches Blut zurück in den Körper.

Akute Herzinsuffizienz und chronische Herzinsuffizienz

Bei einer akuten Herzinsuffizienz treten erste Symptome sehr schnell innerhalb weniger Stunden bis einiger Tage auf. Ursachen sind hierbei meist andere Erkrankungen. Die chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich langsam im Verlauf mehrerer Monate bis Jahre.

Kompensierte und dekompensierte Herzinsuffizienz

Die Begriffe kompensierte Herzinsuffizienz und dekompensierte Herzinsuffizienz beschreiben, in welchen Fällen Symptome auftreten. Die kompensierte Herzinsuffizienz löst meist nur bei Belastung Symptome aus. In Ruhe kann das Herz dagegen die erforderliche Leistung noch erbringen, sodass sich keine Beschwerden zeigen.

Dagegen ruft die dekompensierte Herzinsuffizienz Symptome wie Wasseransammlungen (Ödeme) oder Atemnot (Dyspnoe) bereits in Ruhe oder bei geringer Belastung hervor.

Ärzte verwenden die Begriffe vor allem, wenn eine Herzschwäche schon bekannt ist. Sind die Symptome unter Kontrolle (beispielsweise durch richtige Medikamente), ist die Herzinsuffizienz kompensiert. Läuft dieser Zustand aber aus dem Ruder (etwa durch akut hinzukommende Krankheiten oder fehlende Tabletteneinnahme), gilt die Herzinsuffizienz als dekompensiert.

Herzinsuffizienz: NYHA-Einteilung

Die NYHA (New York Heart Association) hat eine allgemein gültige Klassifikation der Herzinsuffizienz nach den beobachtbaren Symptomen erstellt:

  • NYHA I: Keine körperlichen Symptome in Ruhe oder bei alltäglicher Belastung.
  • NYHA II: Leichte Einschränkungen bei der körperlichen Belastbarkeit (z.B. 2 Treppenetagen), aber noch keine Symptome in Ruhe.
  • NYHA III: Schon bei alltäglicher körperlicher Belastung hohe Einschränkungen. Beschwerden wie Erschöpfung, Herzrhythmusstörungen, Luftnot und "Brustenge" (Angina pectoris) treten schon bei geringer Belastung schnell auf.
  • NYHA IV: Symptome zeigen sich bei jeder körperlichen Belastung und in Ruhe. Betroffene sind meist immobil (bettlägerig) und in ihrem täglichen Leben auf dauerhafte Hilfe angewiesen.

Herzinsuffizienz: Symptome

Herzinsuffizienz: Symptome bei Linksherzschwäche

Der linke Teil des Herzens ist derjenige Teil, in den das Blut weitergeleitet wird, nachdem es in der Lunge mit Sauerstoff angereichert wurde. Wenn diese Herzhälfte nicht mehr richtig funktioniert, staut sich das Blut in die Lunge zurück. Dies führt zu Husten und zu Atemnot (Dyspnoe).

In den meisten Fällen tritt die Atemnot zunächst nur bei Belastung auf (Belastungs-Dyspnoe) und erst später auch in Ruhe (Ruhe-Dyspnoe). Bei vielen Betroffenen macht sie sich besonders nachts im Liegen bemerkbar, da dann das Blut (und damit Wasser) leichter zum schwachen Herzen zurückströmt.

Herzinsuffizienz-Symptome mit "Asthma cardiale"

Schreitet die Linksherzinsuffizienz weiter fort, tritt Flüssigkeit aus den Lungenkapillaren in die Lungenbläschen über. Dies führt neben Atemnot auch zu vermehrtem Hustenreiz. Gleichzeitig können sich die Bronchien verkrampfen. Man nennt diesen Symptomkomplex auch "Asthma cardiale" ("herzbedingtes Asthma").

Tritt weiter Flüssigkeit ins Lungengewebe über, entsteht ein sogenanntes Lungenödem. Seine Kennzeichen sind starke Atemnot und "blasige" Atemgeräusche ("Brodeln"). Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff verfärben sich Haut und Schleimhäute bläulich (Zyanose). Manche Patienten husten schaumiges, teils fleischfarbenes Sekret ab.

Sammelt sich Flüssigkeit um die Lungen herum im Pleuraspalt, sprechen Mediziner von einem Pleuraerguss. Er zählt ebenfalls zu möglichen Herzinsuffizienz-Symptomen.

Herzschwäche-Patienten setzen sich aufgrund der Atemprobleme meist instinktiv mit aufrechtem und erhöhtem Oberkörper hin. Das lindert die Symptome. Ausserdem lässt sich in dieser Haltung die Atemhilfsmuskulatur wirksamer einsetzen.

Herzinsuffizienz: Symptome bei Rechtsherzschwäche

Das sauerstoffarme Blut aus dem Körper fliesst in den rechten Teil des Herzens. Es wird von der rechten Herzkammer in die Lunge gepumpt, wo es erneut mit Sauerstoff angereichert wird. Wenn die rechte Herzhälfte von der Herzschwäche betroffen ist, staut sich das But in die Körpervenen zurück.

Typische Herzinsuffizienz-Symptome sind in diesem Fall Wasseransammlungen im Körper (Ödeme). Sie zeigen sich zuerst üblicherweise in den Beinen (Beinödeme) – vor allem an den Knöcheln oder auf dem Fussrücken, dann auch über den Schienbeinen. Bei bettlägerigen Patienten bilden sich die Ödeme zuerst meist über dem Kreuzbein.

Im fortgeschrittenen Stadium der Rechtsherzinsuffizienz lagert sich Wasser auch in die Organe ein. Weitere typische Herzschwäche-Symptome sind daher Beeinträchtigungen der Organfunktionen.

Eine Stauung im Magen (Stauungsgastritis) äussert sich etwa durch Appetitlosigkeit und Übelkeit, eine Leberstauung durch Schmerzen im rechten Oberbauch. Ausserdem kann sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle ansammeln (Bauchwassersucht, Aszites).

Die Wassereinlagerungen verursachen oft eine rasche Gewichtszunahme, oft mehr als zwei Kilo pro Woche.

Diese Schwellungen können die Haut austrocknen, weil der Druck im Gewebe zu gross wird. Mögliche Folgen sind Entzündungen (Ekzeme), die sich zu offenen, schlecht heilenden Wunden entwickeln können.

Globale Herzinsuffizienz: Symptome

Sind beide Herzhälften von der Organschwäche betroffen, spricht man von globaler Herzinsuffizienz. Die Symptome beider Erkrankungsformen (Rechts- und Linksherzschwäche) treten dann gemeinsam auf.

Weitere Herzinsuffizienz-Symptome

Die Herzinsuffizienz verursacht Wassereinlagerungen (Ödeme) im gesamten Körper. Diese werden vor allem nachts, wenn der Betroffene liegt, gelöst (mobilisiert).

Der Körper will die freigesetzte, überschüssige Flüssigkeit über die Nieren ausscheiden. Deshalb müssen Betroffene nachts sehr häufig auf die Toilette. Dieses gehäufte nächtliche Wasserlassen wird als Nykturie bezeichnet.

Besonders in fortgeschrittenen Stadien der Herzinsuffizienz kommt es zu einer gestörten Atmung. Eine häufige Form ist die sogenannte Cheyne-Stokes-Atmung. Diese ist daran zu erkennen, dass die Atemtiefe und damit auch das Atemgeräusch periodisch an- und abschwellen.

Sie tritt auf, wenn aufgrund der fortgeschrittenen Herzschwäche das zentrale Nervensystem nicht mehr richtig durchblutet wird.

Bei Belastung schlägt das Herz sehr schnell (Herzrasen = Tachykardie). Zudem können Herzrhythmusstörungen auftreten, besonders bei einer ausgeprägten Herzschwäche. Die Rhythmusstörungen können lebensbedrohlich werden und müssen dann sofort behandelt werden.

Ein weiteres klassisches Herzschwäche-Anzeichen im Spätstadium ist niedriger Blutdruck.

Allgemeine und sehr häufige Herzinsuffizienz-Symptome sind ausserdem verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung.

Herzinsuffizienz: Untersuchungen und Diagnose

Die Herzinsuffizienz-Diagnose basiert auf der Erfassung der Krankengeschichte (Anamnese) sowie auf körperlichen und apparativen Untersuchungen.

Im Anamnese-Gespräch fragt der Arzt den Patienten unter anderem nach seinen Beschwerden und ob bereits Herzerkrankungen in der Familie aufgetreten sind (genetische Prädisposition).

Bei der körperlichen Untersuchung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die unterschiedlich aufwändig und aussagekräftig sind. Ausserdem dient die körperliche Untersuchung dazu, andere Erkrankungen auszuschliessen, die ebenfalls Herzinsuffizienz-Symptome wie Atemnot und Brustschmerzen verursachen (Differentialdiagnosen).

Herzultraschall (Echokardiografie)
Herz-Ultraschall

Das Abhören der Herzaktivität mit dem Stethoskop liefert dem Arzt erste Hinweise auf einen Herzklappenfehler oder eine Herzmuskelschwäche. Beim Abhören der Lunge ist ein rasselndes Geräusch ein Anzeichen für Herzinsuffizienz. Es weist auf Wassereinlagerungen in der Lunge hin.

Rasselgeräusche treten aber beispielsweise auch bei einer Lungenentzündung auf. Unter Umständen hört der Arzt auch einen dritten Herzton (dieser ist sonst nur bei Kindern und Jugendlichen normal).

Bei Ödemen in den Beinen lassen sich sichtbare Dellen in die Haut drücken. Misst der Arzt den Puls, wechselt der möglicherweise mit jedem Schlag seine Intensität (Pulsus alternans). Ferner erkennt der Untersucher hervortretende Halsvenen - Zeichen eines Blutrückstaus.

Die Funktion des Herzens lässt sich mit einem Herz-Ultraschall (Echokardiographie) beurteilen. Dabei kann der Arzt sehen, ob Fehler an den Klappen, an der Struktur der Herzwände oder in den Herzinnenräumen vorliegen. Auch eine verdickte Wandstruktur und die Auswurfleistung des Herzens werden so sichtbar gemacht.

Der Blutstrom, der durch das Herz fliesst, lässt sich mithilfe der Farbdoppler-Sonographie darstellen. Das ist eine besondere Form der Ultraschalluntersuchung. Mit einem Ultraschallgerät sieht der Arzt zudem Flüssigkeitsansammlungen etwa im Bauchraum (Aszites) oder Brustkorb (Pleuraergüsse). Gleichzeitig überprüft er die Hohlvene und Organe auf Stauungszeichen.

Herzrhythmusstörungen werden mit einem Langzeit-EKG am besten nachgewiesen. Dabei bekommt der Betroffene ein tragbares kleines Gerät mit nach Hause. Es ist mit den Elektroden, die der Arzt über der Brust des Patienten anbringt, verbunden und zeichnet kontinuierlich die Herzaktivität auf.

Ein Langzeit-EKG läuft meist über 24 Stunden. Die Untersuchung ist schmerzlos und stellt keine Beeinträchtigung des Patienten dar.

Mit einer Herzkatheteruntersuchung kann der Arzt überprüfen, ob verengte Herzkranzgefässe die Herzinsuffizienz verursachen. Die Untersuchung findet meist unter örtlicher Betäubung statt. Werden verengte Stellen entdeckt, können sie sofort aufgedehnt werden.

Unter Umständen werden Stents (Gefässstützen) eingesetzt, um das Herzkranzgefäss dauerhaft offen zu halten. Ferner helfen Belastungsuntersuchungen(etwa auf dem Fahrrad-Ergometer), das Ausmass einzuschätzen. In manchen Fällen ist das Herz so schwach, dass diese Tests nicht mehr möglich sind.

Auch eine Blutdruckmessung wird bei Verdacht auf Herzinsuffizienz durchgeführt.

Ausserdem ordnet der Arzt verschiedene Urin- und Blutuntersuchungen im Labor an. Unter anderem werden der Urinstatus und ein Blutbild angefertigt. Anhand des Blutbilds erkennt der Arzt beispielsweise eine Blutarmut. Zudem werden die Elektrolyte (v.a. Natrium und Kalium) und der Eisenstatus ermittelt. Der Arzt lässt auch verschiedene Organparameter wie Kreatinin, den Nüchternblutzucker und die Leberenzyme mitsamt Gerinnungswerten im Labor bestimmen.

Besonders relevant bei der Diagnose sind die sogenannten natriuretischen Peptide: Brain Natriuretic Peptid (BNP), sein Spaltprodukt NT-proBNP und das atriale natriuretische Peptid (ANP, wobei Ärzte ebenfalls ein Spaltprodukt, das midregionale pro-atriale natriuretische Peptid, kurz MR-proANP, messen). Bei Herzinsuffizienz sind diese Eiweiss-Hormone vermehrt im Blut nachweisbar, da sie bei Überdehnung und Belastung des Herzens freigesetzt werden.

Zusätzlich können Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und eine Magnetresonanztomografie (MRT) die Herzinsuffizienz-Diagnose unterstützen.

Herzinsuffizienz: Behandlung

Die Herzinsuffizienz-Therapie setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen und hängt vor allem vom Schweregrad der Herzschwäche ab. Grundsätzlich ist neben einer medikamentösen Therapie auch der persönliche Lebensstil ausschlaggebend. In schweren Krankheitsfällen kann ein Schrittmacher oder eine Herztransplantation notwendig sein.

Herzinsuffizienz: Medikamente

Für die Herzinsuffizienz-Therapie stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Zu den wichtigsten zählen:

ACE-Hemmer: Sie blockieren ein Protein, das im Körper für die Verengung der Blutgefässe verantwortlich ist. Dadurch bleiben die Blutgefässe dauerhaft erweitert, und der Blutdruck sinkt. Das entlastet das Herz und der Umbau des Herzmuskels infolge der Dauerüberlastung wird verlangsamt. ACE-Hemmer verordnet der Arzt in der Regel zuerst (NYHA I).

AT-1-Antagonisten (= Angiotensin-Rezeptorblocker, Sartane): Sie blockieren die Wirkung eines blutdrucksteigernden Hormons. Eingesetzt werden sie aber nur dann, wenn der Patient ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) nicht verträgt.

Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI): Hierbei handelt es sich um eine fixe Wirkstoffkombination aus einem Angiotensin-Rezeptorblocker (AR, = AT-1-Antagonist, siehe oben) und einem Neprilysin-Inhibitor (NI). Letzterer hemmt den Abbau von verschiedenen Hormonen im Körper: Das erweitert die Gefässe, fördert die Ausscheidung und wirkt Narbengewebe im Herzmuskel entgegen. Bislang verfügbar ist die Kombination der Wirkstoffe Sacubitril (NI) und Valsartan (AR). Ärzte verordnen ARNI als Ersatz von ACE-Hemmern oder Sartanen.

Betablocker (Betarezeptoren-Blocker):  Sie senken den Blutdruck und den Puls, beugen schweren Herzrhythmusstörungen vor und verbessern so die Prognose der Herzinsuffizienz. Sie kommen meist ab NYHA-Stadium II zum Einsatz, aber auch früher, wenn beispielsweise ein Herzinfarkt stattgefunden hat.

Mineralocorticoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA, auch Aldosteron-Antagonisten genannt): Diese sind zusätzlich indiziert in den NYHA-Stadien II-IV, insbesondere wenn das Herz nicht mehr ausreichend pumpt (Auswurfleistung unter 35 Prozent). Sie steigern die Wasserausscheidung aus dem Körper, was das Herz entlastet. Diese Behandlung soll als "antifibrotische Therapie" zu einer Umkehr des schädlichen Herzmuskelumbaus beitragen.

SGLT2-Inhibitoren (Hemmer des Natrium-Glucose-Cotransporter-2, Gliflozine): SGLT2-Hemmer sind aus der Behandlung der Zuckerkrankheit Diabetes bekannt. Sie können aber auch chronisch herzschwachen Patienten helfen - unabhängig davon, ob sie an Diabetes leiden oder nicht. Ärzte verordnen sie neben einer Therapie mit ACE-Hemmern/ARNI, Beta-Blockern und Aldosteron-Antagonisten.

Diuretika: Diuretika sind harntreibende Medikamente. Sie scheiden eingelagerte Flüssigkeit aus, sodass Herz und Gefässe weniger belastet werden. Sie kommen also immer dann zum Einsatz, wenn der Patient an Ödemen leidet.

Ivabradin: Dieses Medikament senkt die Herzfrequenz. Ärzte verordnen es, wenn der Herzschlag auch unter Beta-Blockern zu schnell ist (> 70/min) oder diese nicht vertragen werden.

Digitalis: Präparate mit Digitalis verbessern die Pumpkraft des Herzens. Es wirkt nicht lebensverlängernd, steigert aber die Lebensqualität und die Belastbarkeit der Betroffenen. Digitalis (Digitoxin, Digoxin) dient der Frequenzkontrolle bei Vorhofflimmern, einer häufigen Herzrhythmusstörung.

Vericiguat: Vericiguat stimuliert ein Enzym, das letztlich für eine Erweiterung der Gefässe und damit einen verminderten Blutdruck sorgt. Es wird bei Patienten der NYHA-Stadien II-IV eingesetzt, wenn ACE-Hemmer/ARNI, Betablocker und MRA nicht ausreichen und sich der Zustand des Patienten verschlechtert.

Mit der medikamentösen Herzinsuffizienz-Therapie will man Komplikationen der Erkrankung verhindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Je nach Ursache der Herzinsuffizienz wird auf unterschiedliche Medikamente zurückgegriffen. Einige Medikamente verbessern nachweislich die Prognose, andere lindern vor allem bestehende Beschwerden.

Die oben genannten Wirkstoffe setzen Ärzte in erster Linie bei Patienten ein, die eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurfleistung (HFrEF) haben (und NYHA-Klassen II bis IV). Zur Standardtherapie gehören hier ACE-Hemmer (oder ARNI, bei Unverträglichkeit Sartane) plus Betablocker plus Aldosteron-Antagonisten plus SGLT2-Hemmer (gemäss den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie).

Patienten mit erhaltener Auswurfleistung (HFpEF) empfehlen die Leitlinien-Experten ebenfalls SGLT2-Hemmer (Dapagliflozin oder Empagliflozin). Sind Betroffene "überwässert", erhalten sie harntreibende Medikamente. Ähnlich sieht es bei Menschen mit geringgradig verringerter Auswurfleistung (HFmrEF) des Herzens aus. Je nach Fall verschreiben Ärzte Präparate, die auch bei einer Herzinsuffizienz mit verringerter Auswurfleistung (HFrEF) zum Einsatz kommen.

Eisen-Gabe bei Blutarmut und Herzinsuffizienz

Ärzte empfehlen herzschwachen Patienten Eisen-Infusionen, wenn der Eisenspeicher-Wert Ferritin unter 100 Nanogramm pro Liter liegt beziehungsweise die Sättigung von Transferrin (Eisentransporter) unter 20 Prozent. Ausserdem ist diese Eisensubstitution für Patienten sinnvoll, die Beschwerden haben und kürzlich wegen Herzinsuffizienz in eine Klinik eingewiesen werden mussten.

Mehr Eisen im Blut kann letztlich die Atmung erleichtern. Denn Eisen ist ein Grundbaustein des Blutfarbstoffs Hämoglobin, dem eine entscheidende Rolle beim Sauerstofftransport zukommt. Eisenmangel führt über kurz oder lang zu einer Blutarmut, die eine Herzschwäche begünstigt.

Weissdorn bei Herzinsuffizienz

Die Pflanzenheilkunde empfiehlt bei Herzinsuffizienz Weissdorn-Präparate. Sie sollen die Kontraktionskraft und die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verbessern. Zudem wirken sie Herzrhythmusstörungen entgegen (antiarrhythmische Wirkung).

Aus wissenschaftlicher Sicht konnte bislang keine relevante und gesicherte Wirksamkeit von Weissdorn bei Herzschwäche nachgewiesen werden. Wenn Patienten solche Heilpflanzen-Präparate dennoch versuchen möchten, dann in Absprache mit dem Arzt oder Apotheker und ergänzend zur schulmedizinischen Herzinsuffizienz-Behandlung.

Weissdorn bei Herzinsuffizienz
Weißdorn bei Herzinsuffizienz
Extrakte des Weissdorns sollen die Kontraktionskraft des Herzens steigern, die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verbessern und eine antiarrhythmische Wirkung haben.

Schrittmacher gegen die Herzinsuffizienz

Bei Menschen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz kann ein sogenannter biventrikulärer Herzschrittmacher (CRT = kardiale Resynchronisationstherapie) mit einer medikamentösen Therapie kombiniert werden.

Beide zusammen können die Herzschwäche ausgleichen. Bei der CRT werden Schrittmacherdrähte in die Herzkammern eingebracht, damit diese wieder im gleichen Rhythmus schlagen.

Patienten, die einen Herzstillstand überlebt haben oder unter gefährlichen Herzrhythmusstörungen leiden, profitieren von einem implantierbaren Defibrillator (implantierbarer Cardioverter/Defibrillator, ICD). Das Gerät wird wie ein Herzschrittmacher eingesetzt. Es gibt einen Elektroschock ab, wenn es eine gefährliche Rhythmusstörung erkennt.

Manchmal setzen Ärzte ein Kombinationsgerät aus beiden Systemen ein, das sogenannte CRT-ICD-System (auch CRT-D-System).

Chirurgische Massnahmen

Wenn sich die Herzinsuffizienz trotz einer bestehenden Therapie verschlechtert, kann es nötig werden, das alte gegen ein neues Herz auszutauschen (Herztransplantation). Patienten können ein Spenderherz oder auch ein künstliches Herz erhalten. Hierbei kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen wie beispielweise Abstossungsreaktionen.

Verengte Herzkranzgefässe (Koronare Herzkrankheit, KHK) zählen zu den häufigsten Ursachen einer Herzinsuffizienz. Der beeinträchtigte Blutfluss lässt sich operativ verbessern, indem die Gefässe im Rahmen eine Herzkatheter-Untersuchung aufgeweitet werden (Ballondilatation, eventuell mit Einbau eines Stents = Gefässstütze). Man kann auch einen Bypass legen.

Sind defekte Herzklappen der Grund für die Herzinsuffizienz, kann ebenfalls eine Operation notwendig sein. Manchmal ist eine "Reparatur" (Rekonstruktion) der Herzklappe möglich. In anderen Fällen wird die defekte Herzklappe ausgetauscht (biologische oder mechanische Klappen-Prothese).

Herzinsuffizienz: Was Sie selbst tun können

Hat der Arzt bei Ihnen eine Herzinsuffizienz festgestellt, sollten Sie unbedingt auf einen gesunden Lebensstil achten. Risikofaktoren werden so minimiert und die Lebensqualität gesteigert. Sie sollten daher Folgendes beherzigen:

  1. Ernährung: Achten Sie auf eine Kost mit ausreichend Obst und Gemüse. Verzichten Sie möglichst auf tierische Fette und essen Sie salzarm. Salz sorgt dafür, dass Wasser im Körper eingelagert wird. Das Herz muss dann verstärkt arbeiten.
  2. Flüssigkeitszufuhr: Die Menge der täglichen Flüssigkeitszufuhr sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Generell gilt, dass man bei einer Herzschwäche keinesfalls drei oder mehr Liter täglich trinken sollte. Ideal ist in den meisten Fällen eine Flüssigkeitszufuhr von etwa 1,5 Litern pro Tag.
  3. tägliches Wiegen: Damit Sie den Flüssigkeitshaushalt in Ihrem Körper besser im Auge behalten können, sollten Sie sich täglich auf die Waage stellen und ihr Gewicht aufschreiben. Suchen Sie umgehend ärztlichen Rat, wenn Sie über Nacht mehr als ein Kilo, innerhalb von drei Tagen über zwei Kilo oder mehr als zweieinhalb Kilo in einer Woche zugenommen haben.
  4. Bewegung: Zu einer effektiven Herzinsuffizienz-Therapie gehört in jedem Fall Bewegung und moderate körperliche Aktivität. Im Alltag können Sie zum Beispiel zu Fuss zur Arbeit laufen und die Treppe statt des Aufzugs nehmen. Auch Spaziergänge, leichte Kraft- und Koordinationsübungen, Schwimmen, Radfahren und Walking sind empfehlenswert. Sie können sich auch einer Sportgruppe für Herzpatienten (Reha-Sport) anschliessen. Besprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt, welche körperlichen Aktivitäten und Sportarten in Ihrem Fall sinnvoll sind und in welchem Ausmass Sie trainieren dürfen.
  5. Körpergewicht: Übergewicht wirkt sich bei einer Herzschwäche stark negativ aus. Ab einem Body-Mass-Index (BMI) über 40 sollte das Gewicht unbedingt reduziert werden. Der Gewichtsverlust sollte kontrolliert und langsam und auf jeden Fall unter Aufsicht eines Arztes erfolgen. Auch normalgewichtige Herzinsuffizienz-Patienten sollten regelmässig ihr Gewicht kontrollieren, am besten täglich. Eine sehr schnelle und grosse Gewichtszunahme kann ein Hinweis auf Wassereinlagerungen im Körper sein. Faustregel: Bei einer Gewichtszunahme von mehr als einem Kilo pro Nacht, mehr als zwei Kilo in drei Nächten oder mehr als 2,5 Kilo in einer Woche müssen Sie unbedingt zum Arzt gehen.
  6. Alkohol: Minimieren Sie Ihren Alkoholkonsum, denn Alkohol kann die Herzmuskelzellen schädigen. Frauen wird empfohlen, pro Tag nicht mehr als zwölf Gramm reinen Alkohol (ein Standardgetränk) zu konsumieren. Männer sollten nicht mehr als 24 Gramm reinen Alkohol (entspricht zwei Standardgetränken) pro Tag zu sich nehmen. An mindestens zwei Tagen pro Woche sollte man grundsätzlich keinen Alkohol trinken. Patienten, deren Herzinsuffizienz durch übermässigen Alkoholgenuss verursacht wurde (alkoholtoxische Kardiomyopathie), sollten ganz auf Alkohol verzichten.
  7. Rauchen: Verzichten Sie am besten vollständig auf das Rauchen - und auch auf jede andere Form von Drogen!
  8. Impfen: Lassen Sie sich jedes Jahr gegen Grippe und alle sechs Jahre gegen Pneumokokken impfen. Auch die Impfung gegen Covid-19 und nachfolgende Auffrischimpfungen sind bei Herzinsuffizienz ratsam.
  9. Tagebuch: Führen Sie ein Tagebuch über alle Beschwerden, die Ihnen auffallen. So können Sie bei Ihrem nächsten Arztbesuch nichts vergessen.

Sport bei Herzinsuffizienz

Patienten mit einer Herzinsuffizienz wurde lange geraten, sich körperlich zu schonen und körperliche Anstrengung zu vermeiden. Viele wissenschaftliche Studien konnten allerdings einen positiven Effekt von moderatem Ausdauertraining bei Herzinsuffizienz feststellen. Die körperliche Aktivität ist nicht nur sicher, sondern sogar ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.

Sport bei Herzinsuffizienz verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen. Ob die Aktivität auch eine Auswirkung auf die Lebenserwartung der Patienten hat, ist allerdings noch unklar.

Bei akuten Krankheitszuständen wie zum Beispiel einem akuten Koronarsyndrom, Luftnot im Ruhezustand, Wassereinlagerungen im Gewebe oder einer Herzmuskelentzündung ist Sport tabu. Generell ist bei einer Herzschwäche Vorsicht geboten: Fragen Sie stets Ihre Ärzte, inwieweit Sie sich belasten dürfen.

Trainingsbeginn bei Herzinsuffizienz

Bevor der Patient mit dem Training beginnen kann, führt der Arzt einen Belastungstest (meist Spiroergometrie) durch. Dadurch kann er die maximale Leistungsfähigkeit des Patienten ermitteln. Entscheidend sind mitunter auch die Ergebnisse aus dem Labor und dem Herzultraschall. Im Anschluss bekommt der Patient einen massgeschneiderten Trainingsplan.

Welcher Sport bei Herzinsuffizienz?

Für Personen mit Herzinsuffizienz gibt es keinen allgemeingültigen Trainingsplan. Dieser richtet sich nach dem jeweiligen Patienten, dem Herzinsuffizienz-Stadium sowie dem generellen Gesundheits- und Fitnessstatus. Im Allgemeinen umfasst Sport bei Herzinsuffizienz zwei wesentliche Bausteine:

  • moderates, kontinuierliches Ausdauer-Training: drei bis fünfmal wöchentlich (ggf. täglich, im Verlauf auch Kombination mit Intervalltraining möglich)
  • dynamisches Kraft-Training: zwei- bis dreimal wöchentlich

Haben Betroffene überhaupt keine Kondition, kann zunächst ein reines Atemmuskeltraining sinnvoll sein.

Moderates Ausdauertraining

Bei moderatem Ausdauertraining bleibt die Trainingsintensität über einen längeren Zeitraum gleich. Am Anfang trainiert der Patient bei 40 bis 50 Prozent seiner maximalen Leistungsfähigkeit (gemessen anhand der sogenannten maximalen Sauerstoffaufnahme). Menschen mit NYHA-Stadium III sollten zunächst unter 40 Prozent bleiben. Wer diese Intensität ungefähr 10 Minuten lang durchhält, kann sie langsam steigern.

Dabei ist eine sinnvolle Möglichkeit die sogenannte ÖLI-Regel (= öfter, länger, intensiver). Das bedeutet, dass zuerst die Trainingshäufigkeit, dann die Dauer und zuletzt die Intensität erhöht werden.

Wenn also das Ausdauertraining 10 Minuten lang absolviert werden kann, wird die Trainingshäufigkeit von beispielsweise drei auf fünf Einheiten pro Woche angehoben. Im nächsten Schritt verlängert man die Trainingseinheiten: Statt 10 Minuten trainiert der Patient dann 15 bis 20 Minuten. Als letztes wird die Intensität gesteigert: Statt 40% der maximalen Leistungsfähigkeit geht er auf 50 bis 60 Prozent.

Im Verlauf können Herzinsuffizienz-Patienten auch Intervalltraining betreiben. Hier sind die Einheiten kürzer, dafür intensiver. Die Intensität liegt dann im moderat-intensiven Bereich bei etwa 60 bis 80 Prozent der Leistungsfähigkeit. Am Tag nach dem Intervalltraining ist eine Pause meist sinnvoll.

Für Personen mit Herzinsuffizienz ist als moderates Ausdauertraining zum Beispiel geeignet:

  • (schnelles) Spazierengehen/Nordic-Walking
  • langsames Fahrradfahren oder Fahrrad-Ergometer
  • Treppensteigen (z.B. auf dem Stepper)
  • Aquagymnastik
  • Tanzen

Im trainierten Zustand sind auch weitere Sportarten wie Joggen oder Ausdauer-Schwimmen möglich. Übrigens: Bei einem moderaten Training ist die Atmung beschleunigt, man kann sich aber noch in ganzen Sätzen unterhalten.

Dynamisches Krafttraining

Kraft- und Widerstandstraining ist für Personen mit Herzinsuffizienz ebenfalls wichtig. Denn viele Betroffene zeigen im fortgeschrittenen Stadium das sogenannte Wasting-Syndrom. Dabei kommt es zu einem Abbau von Muskelmasse und Kraftverlust.

Empfohlen wird ein dynamisches Kraft-Ausdauertraining mit wenig Gewicht und vielen Wiederholungen. Um einen Trainingsplan zu erstellen, ist es sinnvoll, zum Beispiel das sogenannte "one repetition maximum" (1-RM), also das Maximalgewicht für eine Wiederholung, zu ermitteln.

Idealerweise beginnt der Patient das Training bei einer geringen Intensität, beispielsweise unter 30 Prozent des 1-RM für fünf bis zehn Wiederholungen. Man steigert sich dann langsam auf 40 bis 60 Prozent des 1-RM mit 10 bis 15 Wiederholungen. Das Training beinhaltet idealerweise acht bis zehn unterschiedliche Ober- und Unterkörperübungen.

Die richtige Atmung ist bei diesem Training besonders wichtig: Trotz Anstrengung ist eine Pressatmung zu vermeiden.

Patienten mit Herzinsuffizienz absolvieren am besten zwei- bis dreimal pro Woche ein dynamisches Krafttraining.

Übrigens: Hochintensives Intervalltraining (HIIT) ist eine mögliche Option für Patienten mit niedrigem Risiko und einer stabilen Herzinsuffizienz. Gemäss der Vereinigung der europäischen Gesellschaften für Sportmedizin (EFSMA) ist hierbei erforderlich, dass geschultes Personal das Training überwacht.

Es ist ratsam, in regelmässigen Abständen (alle drei bis sechs Monate) Kontrolluntersuchungen beim Arzt wahrzunehmen und mit ihm neue Belastungsgrenzen zu besprechen.

Herzinsuffizienz: Krankheitsverlauf und Prognose

Herzinsuffizienz ist nicht heilbar. Nur in wenigen Fällen können die Symptome soweit gemindert werden, dass ein vollkommen unbeeinträchtigtes Leben möglich ist. Allerdings kann jeder Patient selbst beeinflussen, inwieweit die Krankheit fortschreitet.

Durch eine Änderung des Lebensstils und einen bewussten Umgang mit der Krankheit können Betroffene viel dazu beitragen, ihre Prognose zu verbessern.

Neben dem Lebensstil ist es vor allem die Therapietreue (Adhärenz, Compliance), die Patienten beachten müssen. Mit Therapietreue oder Compliance bezeichnet der Arzt, inwieweit sich Patienten an die verordnete und besprochene Therapie halten.

Dazu gehört zum Beispiel, dass die verschriebenen Medikamente regelmässig eingenommen werden, auch wenn zurzeit vielleicht gar keine Symptome bestehen. Komplikationen und Verschlechterungen des Allgemeinzustands lassen sich so im Voraus verhindern.

Zur Compliance zählt auch, dass die Kontrolluntersuchungen beim Hausarzt regelmässig wahrgenommen werden. Liegen dabei Blutwerte (z.B. Elektrolyte, Nierenwerte) ausserhalb des normalen Bereichs, sind häufigere Kontrollen nötig.

Ebenfalls wichtig bei Herzinsuffizienz: Haben Sie den Verdacht, dass sich Ihr Zustand verschlechtert hat, suchen Sie umgehend den Arzt auf!

Herzinsuffizienz: Lebenserwartung

Statistisch gesehen stirbt die Hälfte aller Patienten innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose "Herzschwäche". Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten sind in den letzten Jahren aber aufgrund der immer besser werdenden medizinischen Versorgung gestiegen.

So haben Betroffene mittlerweile eine bessere Prognose und trotz Erkrankung noch eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. Im Einzelfall hängt diese von der Art (Genese) der Erkrankung, dem Alter des Betroffenen, möglichen Begleiterkrankungen und dem persönlichen Lebensstil ab.

Nichtsdestotrotz ist die chronische Herzinsuffizienz eine fortschreitende Erkrankung, an der Betroffene versterben können. Gerade im fortgeschrittenen Stadium kann sich der ohnehin schon wackelige Zustand jederzeit plötzlich verschlechtern und auch tödlich enden. Daher ist wichtig, schon zu Beginn der Krankheit an solche Akutsituationen zu denken.

Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Massnahmen dann sinnvoll sind und halten Sie Ihre Wünsche in Form einer Patientenverfügung fest. Ebenso sinnvoll ist eine Vorsorgevollmacht. Darin legen Sie fest, wer sich um Ihre Belange kümmern soll, wenn Sie es krankheitsbedingt nicht mehr können.

Autoren- & Quelleninformationen

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Aktualisiert am :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Prof. Dr. med. Michael Böhm
Autoren:
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
I50
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Baenkler, H.-W. et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015
  • Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP): Arbeitspapier der AG Nichttumorpatienten – Palliativversorgung bei Herzinsuffizienz, Stand: 2012, unter: www.dgpalliativmedizin.de (Abrufdatum: 21.10.2022)
  • Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention: Trainingsempfehlungen des Europäischen Verbands der Sportmedizinischen Vereinigungen zur Prävention und bei Krankheiten, unter: www.dgsp.de (Abrufdatum: 21.10.2022)
  • Didjurgeit, U. et al.: Herzinsuffizienz - Patientenratgeber: Leben mit der Erkrankung, Deutscher Ärzte-Verlag, 2005
  • ESC Pocket Guidelines der European Society of Cardiology (ESC) und Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK): Herzinsuffizienz, Stand: 2021 (Abrufdatum: 20.10.2022)
  • Freissmuth, M. et al.: Pharmakologie und Toxikologie, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2016
  • Fresenius, M. et Heck, M.: Repetitorium Intensivmedizin, Springer Verlag, 4. Auflage, 2011
  • Gesenberg, S. & Voigt, I.: Pflegewissen Kardiologie, Springer-Verlag, 2017
  • Herold, G. (Hrsg.): Innere Medizin 2021, Selbstverlag/De Gruyter, 2021
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  • Nationale Versorgungs-Leitlinie von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften: "Chronische Herzinsuffizienz", Stand: 2019, punktuell aktualisiert 2021 (Abrufdatum: 20.10.2022)
  • Noble, A. et al.: Organsysteme verstehen - Herz-Kreislauf-System, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2017
  • Piper, W.: Innere Medizin, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2013
  • Pocketcard der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie: Diagnose und Management der chronischen Herzinsuffizienz, Stand: 2022, unter: www.heartfailure.ch (Abrufdatum: 21.10.2022)
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