Schmerzen in der Brust

Von , Zahnärztin
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Schmerzen in der Brust äussern sich auf unterschiedlichste Weise, zum Beispiel als Ziehen, Brennen, Druck- oder Engegefühl. Ob die Beschwerden harmlos sind oder auf eine gravierende Erkrankung hindeuten, ist häufig nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Lesen Sie hier, welche Ursachen für Schmerzen in der Brust infrage kommen und wie sie behandelt werden.

Frau fasst sich an die linke Brust

Kurzübersicht

Schmerzen in der Brust: Beschreibung

Als "Brust" oder "Thorax" bezeichnet man den oberen Teil des Rumpfes, der von Rippen, Wirbelsäule und Brustbein eingefasst wird. Er beinhaltet wichtige Organe wie das Herz und die Lunge. Auch die Speiseröhre, die Luftröhre und grosse Blutgefässe wie die Aorta verlaufen durch den Brustkorb.

Die Rippen schützen diese empfindlichen Organe vor äusseren Einwirkungen und ihre Muskeln ermöglichen die Dehnung des Thorax bei der Einatmung. Das muskulöse Zwerchfell begrenzt den Brustraum nach unten und gilt ebenfalls als wichtiger Atemmuskel.

Plötzlich auftretende Schmerzen wie ein Ziehen, Brennen oder Stechen in diesem Bereich haben häufig eine unbedenkliche Ursache, zum Beispiel Muskelverspannungen, oder Muskelzerrungen.

Manchmal stecken aber auch lebensbedrohliche Krankheiten hinter den Schmerzen, etwa ein Herzinfarkt. Dieser äussert sich typischerweise in Atemnot, Schmerzen unter der linken Brust, Engegefühl und Todesangst.

Es ist selbst für einen erfahrenen Arzt nicht immer leicht, die Quelle der Beschwerden zu finden, da jeder Mensch Schmerzen anders wahrnimmt und mitteilt. So wird ein Stechen in der linken Brust unter Umständen schnell einmal als Rippenblockade abgetan, während in Wirklichkeit ein Herzinfarkt hinter den Beschwerden steckt.

Andererseits verursacht beispielsweise Sodbrennen in einigen Fällen dermassen starke Brustschmerzen, dass Betroffene einen Notarzt rufen. Da Schmerzen in der Brust also viele mögliche Ursachen haben, ist es vor allem bei erstmaligen oder ungewohnten Beschwerden wichtig, achtsam zu sein und im Zweifel ärztlichen Rat einzuholen.

Dieser Artikel beschäftigt sich im Wesentlichen mit Schmerzen und deren Ursachen im Inneren des Brustkorbes. Schmerzen im Bereich des Brustgewebes kommen vor allem bei der Frau (Mastodynie), seltener auch beim Mann vor. Lesen Sie hier mehr zum Thema Brustschmerzen.

Welche Ursachen haben Schmerzen in der Brust?

Der Brustkorb ist Schauplatz vieler gleichzeitiger und gut abgestimmter Abläufe verschiedener Organe. Genauso vielfältig wie der anatomische Aufbau der Brust sind auch die möglichen Ursachen für Schmerzen in diesem Bereich.

Je nach zugrunde liegender Erkrankung zeigen sich die Schmerzen an unterschiedlichen Stellen des Thorax.

Für die Beschreibung der Ursachen wurde der Brustkorb der Einfachheit halber unterteilt in "hinter dem Brustbein", die Rippen und links oder rechts in der Brust. So lassen sich die Ursachen in den unterschiedlichen Regionen etwas eingrenzen. Daneben werden noch Erkrankungen beschrieben, die sich keiner der oben genannten Lokalisationen eindeutig zuordnen lassen.

Der genaue Ursprung der Schmerzen ist allerdings nicht immer exakt zu bestimmen. Ausserdem ist die Einschätzung der Lokalisation individuell. So beschreiben unterschiedliche Patienten die gleiche Stelle am Brustkorb vielleicht als "mittig" andere dagegen als "leicht links von der Mitte", als "unteren Teil des Brustkorbes" oder "den Oberbauch".

Deshalb ist es möglich, dass sich bestimmte Ursachen mehreren Lokalisationen zuordnen lassen. Zum Beispiel klagen viele Patienten mit Herzinfarkt über Schmerzen hinter dem Brustbein, andere vor allem über Beschwerden in der linken Brusthälfte. Bitte betrachten Sie deshalb die Lokalisationen nur als grobe Orientierung.

Schmerzen hinter dem Brustbein

In vielen Fällen lassen sich die Schmerzen relativ genau in der Mitte, also hinter dem Brustbein (Sternum) oder "zwischen" beziehungsweise "unter der Brust", eventuell auch leicht links oder rechts davon, verorten. Mediziner bezeichnen diese Lokalisation als "retrosternal". Häufige Ursachen für Schmerzen an dieser Stelle sind:

Herzschmerzen (Angina pectoris): Eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Herzmuskels wird als Angina pectoris ("Brustenge") bezeichnet. Die häufigste Ursache sind verengte Herzkranzgefässe, beispielsweise bei einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Diese sind besonders bei körperlicher Belastung nicht mehr in der Lage, das Herz mit genug Blut zu versorgen.

Dadurch treten typische Angina-pectoris-Symptome auf: Starke Schmerzen in der Brust, Engegefühl im Brustkorb, Herzstechen und Atemnot. Seltener strahlen die Schmerzen in die Schulter, den (meist linken) Arm und den Kiefer aus. Die Symptome einer Angina pectoris klingen in der Regel nach einigen Minuten wieder ab.

Da sie sich kaum vom Herzinfarkt unterscheiden lassen und es sich um einen unter Umständen lebensbedrohlichen Notfall handelt, ist es unbedingt ratsam, den Notarzt zu verständigen! Sofortmassnahme gegen die Beschwerden ist das Inhalieren von Nitroglycerin mittels eines Pumpsprays.

Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Ein Myokardinfarkt entsteht, wenn sich ein Blutgerinnsel in einem Herzkranzgefäss bildet und es komplett verstopft. Der Herzmuskel wird in diesem Bereich nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt ab.

Typische Symptome sind plötzliche, heftigste, oft stechende Schmerzen im Brustkorb, meist hinter dem Brustbein oder in der linken Brust. Dazu kommen Engegefühl und Atemnot. Häufig strahlen die Schmerzen in die linke Schulter, den Oberbauch, Rücken, Hals und den Unterkiefer aus. Schweissausbrüche, Übelkeit und Todesangst begleiten den oft vernichtenden Schmerz.

Die Beschwerden bestehen unabhängig von Atmung oder Druck auf den Brustkorb.

Insbesondere bei Frauen, sehr alten Menschen und Diabetikern äussert sich ein Herzinfarkt in einigen Fällen auch ohne die heftigen Schmerzen oder mit nur leichten Symptomen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwäche oder Schwindel ("stummer Herzinfarkt"). In diesen Fällen bleibt die Erkrankung trotz des geschädigten Herzmuskels häufig lange unbemerkt.

Allgemein gilt: Im Vergleich zur Angina pectoris halten die Symptome eines Herzinfarkts mindestens zwanzig Minuten lang an. Sie lassen auch bei Gabe von Medikamenten zur Erweiterung der Herzgefässe (Nitrospray) nicht nach. Rufen Sie beim Verdacht auf einen Herzinfarkt umgehend den Notarzt!

Weitere Ursachen für retrosternale Schmerzen, die umgehend ärztlicher oder notärztlicher Hilfe bedürfen sind:

  • Mediastinitis (Mittelfellentzündung): Eitrige Infektionen dringen mitunter in den Mittelfellraum zwischen den beiden Lungenflügeln (Mediastinum) ein und lösen dort schwerwiegende Entzündungen aus. Ein starkes Ziehen in der Brust, begleitet von hohem Fieber bis zur Bewusstseinstrübung und schweren allgemeinen Krankheitszeichen sind mögliche Alarmsignale.
  • Speiseröhrenriss (Ösophagusruptur): Als Folge einer bestehenden Refluxkrankheit oder einer vorgeschädigten Speiseröhre kommt es bei starkem Druck (zum Beispiel beim Erbrechen) in seltenen Fällen zu einem Riss des Organs. Dies löst ein heftiges Stechen in der Brust aus, ausserdem blutiges Erbrechen, Atemnot, manchmal Schock, später Fieber und Sepsis.
  • Herzbeutelentzündung (Perikarditis): Typischerweise löst eine Perikarditis ein Stechen in der Brust aus, das sich beim tiefen Einatmen und Husten verstärkt. Auch im Liegen auf der linken Seite verschlimmern sich die Beschwerden. Die Entzündung wird häufig von Fieber und Kurzatmigkeit begleitet.
  • Zwerchfellhernie: Darunter versteht man einen Spalt im Zwerchfell. Wenn der Magen teilweise oder vollständig durch diesen Spalt nach oben in den Brustkorb rutscht, führt das zu starken Schmerzen in der Brust.
  • Roemheld-Syndrom: Dabei kommt es zu Gasansammlungen im Bauchraum, die das Zwerchfell nach oben drücken und so Herzbeschwerden verursachen, die sich häufig durch Stechen in der linken Brust und dem Herzen, Herzstolpern, Atemnot und Druckgefühl äussern.
  • Aortenklappen-Verengung (Aortenklappenstenose): Eine Verengung (Stenose) der Herzklappe am Ausgang der linken Herzkammer (Aortenklappe) behindert den Blutausstrom. Dadurch kommt es gegebenenfalls zu immer wiederkehrenden Angina-pectoris-Symptomen, die mit der Zeit an Stärke zunehmen.
  • Bluthochdruck (Hypertonie): Blutdruckspitzen von bis zu 230 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg) rufen unter Umständen Beschwerden hervor, die der Angina pectoris ähneln: Atemnot und Schmerzen am Brustbein, teilweise auch Herzschmerzen.

Die folgenden Ursachen retrosternaler Schmerzen sind nicht unmittelbar lebensbedrohlich, erfordern unter Umständen aber ebenfalls die Behandlung durch einen Arzt oder Spezialisten:

  • Sodbrennen: Dabei steigt Magensäure in die Speiseröhre (Ösophagus) auf. Dies löst unter Umständen starke Schmerzen in der Brust (retrosternal) aus, häufig auch beim Trinken oder Schlucken. Bei manchen Menschen passiert das nur gelegentlich, andere haben häufiger Sodbrennen, was unter Umständen auf die Refluxkrankheit (Refluxösophagitis) hindeutet.
  • Mitralklappenprolaps: Bei diesem Herzklappenfehler ist die Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer (Mitralklappe) vorgewölbt. Das verursacht bei den Betroffenen manchmal Schmerzen in der Brust. Nur selten erwachsen aus einem Mitralklappenprolaps spürbare, gesundheitliche Beschwerden, eine ärztliche Untersuchung ist dennoch sinnvoll.
  • Psyche: Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Psyche. Stress und Angstgefühle rufen unter Umständen Beklommenheit und Schmerzen in der Brust hervor. Manchmal werden die Beschwerden fälschlicherweise als Angina-pectoris-Symptome interpretiert.

Schmerzen in der linken Brust

Manchmal sind Schmerzen am ehesten einseitig in der linken Hälfte des Brustkorbes zu spüren. In den meisten Fällen sind die Ursachen dafür nicht lebensbedrohlich, zum Beispiel Muskelverspannungen, Muskelzerrungen oder durch Nerven verursachte Schmerzen.

Aber auch Verletzungen und Lungenerkrankungen, die unter Umständen ärztliche Hilfe benötigen, treten mitunter auf der linken Seite auf.

Bei Erkrankungen des Herzens wie einem Herzinfarkt oder einer Angina pectoris werden die Schmerzen teilweise in der linken Brusthälfte verortet. Bei starken und häufig mit Todesangst einhergehenden Schmerzen ohne erkennbare Ursache ist es deshalb immer ratsam, einen Notarzt zu rufen.

Andere Organe, die unter Umständen Schmerzen in der linken Brust auslösen oder von denen Schmerzen bis dorthin ausstrahlen, sind Magen und Milz:

  • Magenschleimhautentzündung (Gastritis): Bei einer Magenschleimhautentzündung kommt es zu Schmerzen im Oberbauch, die in einigen Fällen in die Brust (meist links) ausstrahlen.
  • Die Milz ist ein eher seltener Ausgangsort für Schmerzen. Hauptsächlich Verletzungen (zum Beispiel ein Milzriss nach einem stumpfen Trauma), Entzündungen, selten auch Tumorerkrankungen verursachen Schmerzen, die von diesem Organ ausgehen. Manchmal machen sich die Beschwerden auch im Oberbauch oder im unteren Teil der linken Brust bemerkbar.

Schmerzen in der rechten Brust

Auch rechts zu verortende Schmerzen in der Brust haben häufig Muskelverspannungen, Nervenreizungen, Verletzungen oder Lungenerkrankungen zur Ursache. Sie treten aber nicht nur auf der rechten Seite auf, sondern gegebenenfalls auch links oder beidseitig.

In einigen Fällen verschlimmern sich die Schmerzen beim Atmen oder bei Bewegung.

Weitere Organe, die in seltenen Fällen für Schmerzen in der rechten Brust verantwortlich sind, umfassen:

  • Leber: Erkrankungen der Leber wie Entzündungen, Leberzirrhose – in einigen Fällen auch Tumorerkrankungen des Organs – führen manchmal zu Druckschmerzen im Oberbauch, die meist am unteren rechten Rippenbogen verortet werden. Hin und wieder ziehen sie aber bis in die rechte Brust hinauf.
  • Gallenblase: Probleme der Gallenblase (zum Beispiel Entzündungen, Infektionen oder Gallensteine) führen ebenfalls in einigen Fällen zu Schmerzen im Oberbauch, die unter Umständen in die rechte Brustseite oder bis zur Schulter (etwa bei Gallenkolik) ziehen.

Schmerzen im Bereich der Rippen

Bei folgenden Ursachen rühren die Schmerzen am Brustkorb am ehesten aus dem Bereich der Rippen. Auch hier treten die Schmerzen ein- oder beidseitig auf, je nachdem, wo die Ursache lokalisiert ist:

  • Bei einerInterkostalneuralgie gehen Schmerzen von einem oder mehreren Zwischenrippennerven (Nervus intercostali) aus. Symptome sind ein Brennen in der Brust entlang des Nervs und stechende, oft einseitige Schmerzen. Die Interkostalneuralgie tritt zum Beispiel bei einer Gürtelrose oder bei Rippenbrüchen auf.
  • Wirbelblockaden: Diese Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule treten oft plötzlich auf und reizen Nerven und Muskeln zwischen den Rippen. Vor allem im Bereich der Brustwirbelsäule führen solche Blockaden zu Beschwerden, die einer Angina pectoris ähnlich sind.
  • Rippenbruch (Fraktur) oder Rippenprellung: Ein unkomplizierter Rippenbruch ist nicht bedrohlich, führt aber zu starken Schmerzen in der Brust, vor allem beim Atmen, Lachen und Husten. Auch Rippenprellungen sind oft für mehrere Wochen äusserst schmerzhaft. Bei scharfen oder Spitzen Bruchfragmenten besteht die Gefahr, dass wichtige Organe verletzt werden!
  • Tietze-Syndrom: Bei dieser sehr seltenen Erkrankung kommt es zu einer Schwellung der Rippenknorpel im Bereich des Brustbeins. Betroffene berichten von Rippen- sowie Brustbein-Schmerzen.

Andere Lokalisationen

Manchmal machen sich Schmerzen in anderen oder schwer einzugrenzenden Bereichen bemerkbar. Teilweise lassen sie sich zudem nicht generell einer Seite zuordnen, weil sie situationsbedingt sowohl links oder rechts als auch beidseitig auftreten:

  • Aortendissektion: Darunter versteht man einen plötzlichen Riss in der Gefässwand der Hauptschlagader. Stärkste Brustschmerzen, die in den Rücken, die Beine und den Bauch ausstrahlen, sind häufige Anzeichen dieser schweren Erkrankung. Es besteht Lebensgefahr, verständigen Sie umgehend einen Notarzt!
  • Lungenentzündung (Pneumonie): Typische Zeichen einer Lungenentzündung sind Husten, Stechen in der Brust und Schmerzen im Brustkorb, angestrengtes Atmen, hohes Fieber und Auswurf. Die Beschwerden äussern sich ein- oder beidseitig.
  • Lungenkrebs: Bösartige Tumorerkrankungen der Lunge werden häufig von stetig zunehmenden Schmerzen in der Brust, Husten, Atemnot, Heiserkeit sowie blutigem Auswurf begleitet.
  • Brustfellentzündung (Pleuritis): Eine Pleuritis äussert sich mit stechenden, häufig einseitigen Schmerzen im Brustkorb, die beim Atmen und Husten schlimmer werden. Druckgefühl, Husten, Fieber und Kurzatmigkeit kommen in einigen Fällen hinzu.
  • Verspannungen und Muskelkater: Verspannungen von Muskeln, Muskelkater und Schmerzen im oberen Rücken strahlen oft in die Brust aus. Sie verursachen bewegungsabhängige, meist leichte, teilweise ziehende Schmerzen in der Brust. Diese Beschwerden sind in allen Bereichen des Brustkorbs möglich und die häufigste Ursache für Schmerzen in der Brust.
  • Morbus Bechterew: Eine Vorkrümmung und Versteifung der Wirbelsäule sowie Entzündungen der Gelenke verursachen bei dieser rheumatischen Erkrankung unter vielen anderen Beschwerden in manchen Fällen ein Stechen in der Brust. Bewegung lindert die Symptome häufig.
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Die Varizellaviren (bei Kindern Auslöser der Windpocken, bei Erwachsenen zeigt sich die Erkrankung in Form einer Gürtelrose) breiten sich im Versorgungsgebiet eines Nervenastes aus. Häufig ist eine Brustkorbhälfte betroffen. Gürtelförmiger Hautausschlag sowie elektrisierende, brennende Schmerzen in der Brust sind die Folge.
  • Lungenembolie: Hierbei wird ein Lungengefäss durch ein mit dem Blut angeschwemmtes Gerinnsel verstopft. Plötzlich auftretende Schmerzen im Brustkorb, Atemnot und Husten sowie Bewusstlosigkeit sind mögliche Folgen. Es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Notfall, verständigen Sie umgehend den Notarzt!
  • Pneumothorax: Ist das Rippenfell gerissen, gelangt Luft in den Spalt zwischen Lunge und Rippenfell, was zu einem Kollaps der Lunge führt. Plötzliche Atemnot, stechende Schmerzen in der Brust (links oder rechts), Husten und ein Erstickungsgefühl sind häufige Folgen. Ein Pneumothorax entsteht meist durch äussere Verletzungen. Rufen Sie sofort den Notarzt!
  • Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis): Eine akute Pankreatitis äussert sich meist durch plötzlich auftretende, gürtelförmig ausstrahlende Schmerzen im Oberbauch, die bis in den Rücken ausstrahlen. Weitere Symptome sind Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Fieber.

Schmerzen in der Brust: Behandlung

Brustschmerzen werden häufig durch ernstzunehmende, teilweise plötzliche und unter Umständen lebensbedrohliche Erkrankungen ausgelöst. Grundsätzlich richtet sich die Behandlung nach der zugrunde liegenden Erkrankung.

Behandlung durch den Arzt

Bei lebensbedrohlichen Zuständen leitet der Arzt sofort verschiedene Behandlungsmassnahmen ein:

  • Bei Angina pectoris weitet die Inhalation von Nitroglycerin die Gefässe und lindert die Beschwerden. Gleichzeitig senkt die Anwendung den Blutdruck innerhalb kurzer Zeit um etwa 20 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg).
  • Wirbelblockaden lassen sich mithilfe bestimmter Handgriffe lösen.
  • Unter Umständen sind Infusionen, Sauerstoffgabe oder andere Massnahmen notwendig, um den Patienten zu stabilisieren.
  • In einigen Fällen sind baldige Operationen angezeigt, zum Beispiel bei Herzinfarkt oder Lungenriss.

In weniger akuten Fällen behandelt der Arzt entsprechend der jeweiligen Ursache:

  • Bei Sodbrennen und Reflux-Krankheit binden bestimmte Medikamente (Antazida) die aggressive Magensäure. Andere Präparate (Protonenpumpenhemmer) unterdrücken die überschiessende Bildung von Magensäure.
  • Bei Herpes Zoster (Gürtelrose) werden verschiedene antivirale Medikamente und Schmerzmittel eingesetzt.
  • Unkomplizierte Rippenfrakturen oder Prellungen lassen sich gut mit Schmerzmitteln behandeln.

Das können Sie selbst tun

Bei weniger gravierenden Ursachen der Schmerzen haben Sie folgende Möglichkeiten, Ihre Beschwerden mit einfachen Mitteln selbst zu behandeln oder die entsprechende Behandlung zu unterstützen:

  • Verspannung: Gegen verspannte Muskeln hilft eine Mischung aus Wärme und Bewegung am besten. Wärmepflaster mit Capsaicin regen die Durchblutung an und lockern die Muskulatur, zusätzliche Bewegung dehnt sie. Auch Massagen verschaffen in vielen Fällen Linderung.
  • Sodbrennen: Verzichten Sie auf schwere Mahlzeiten (besonders vor dem Schlafengehen) und meiden Sie säurebildende Stoffe wie Nikotin und Alkohol sowie scharf gewürzte Speisen.
  • Gürtelrose: Die medikamentöse Behandlung lässt sich mit Bettruhe unterstützen. Das macht die Schmerzen in der Brust in vielen Fällen erträglicher.

Schmerzen in der Brust: Wann zum Arzt?

Gerade Patienten, die öfter unter Brustschmerzen leiden, zum Beispiel im Rahmen der Refluxkrankheit, erkennen häufig die Dringlichkeit eines Arztbesuches nicht. Unterscheiden sich die Schmerzen von den bisher aufgetretenen in Ort, Art oder Intensität oder treten neue Symptome wie Atemnot, Angstgefühl oder ein Druckgefühl auf, ist ein Arztbesuch ratsam.

Auch ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber oder gar Benommenheit im Zusammenhang mit Schmerzen in der Brust lassen Sie im Idealfall vom Arzt abklären.

Sofort handeln müssen Sie bei den möglichen Anzeichen eines akuten Herzinfarkts: Starke, oft ausstrahlende Schmerzen in der linken Brust, Atemnot, Schwindel, Schwäche, blau gefärbte Lippen. Rufen Sie umgehend den Notarzt!

Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei Schmerzen in der Brust immer besonders aufmerksam und lieber etwas zu vorsichtig zu agieren: Ein Arztbesuch zu viel ist besser als einer zu wenig.

Schmerzen in der Brust: Untersuchungen und Diagnose

Im Erstgespräch mit dem Patienten holt der Arzt wichtige Informationen zur Krankengeschichte ein (Anamnese). Er lässt sich unter anderem genau die Qualität des Schmerzes, seine Dauer und sein Auftreten beschreiben. Mögliche Fragen sind zum Beispiel:

  • Sind die Schmerzen im Brustkorb genau zu lokalisieren oder scheinen sie unbestimmten Ursprungs zu sein?
  • Haben Sie stechende oder dumpfe Schmerzen in der Brust? Sind die Schmerzen langanhaltend oder verschwinden sie zeitweise wieder?
  • Treten die Schmerzen in der Brust immer wieder zu einer bestimmten Zeit beziehungsweise bei einer bestimmten Körperhaltung, Aktivität oder Bewegung auf?
  • Werden die Schmerzen in der Brust im Verlauf stärker?
  • Werden die Brustschmerzen beim Atmen schlimmer?

Untersuchungen

Die Informationen aus dem Anamnesegespräch geben dem Arzt oft schon Hinweise auf die mögliche Ursache der Beschwerden. Um seinen Verdacht zu erhärten oder einzugrenzen, stehen ihm viele diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Neben der körperlichen Untersuchung zählen dazu zum Beispiel:

  • Elektrokardiografie (EKG): Die Messung der elektrischen Herzaktivität ist unverzichtbar, um Herzkrankheiten zu erkennen. Typische Veränderungen in der Herzkurve zeigen zum Beispiel einen Herzinfarkt oder eine Angina pectoris auf.
  • Röntgen des Brustkorbs (Röntgen-Thorax): Mithilfe eines Röntgenbildes ist es dem Arzt möglich, viele Veränderungen der Lunge und des Skeletts zu erkennen.
  • Ultraschall: Mit einer Ultraschalluntersuchung lässt sich beispielsweise eine Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum oder ein Zwerchfelldurchbruch sichtbar machen. Dem Arzt ist es mit dieser Methode ausserdem möglich, die Herzfunktion zu beurteilen (Herz-Ultraschall = Echokardiografie).
  • Magenspiegelung (Gastroskopie): Eine Gastroskopie zeigt gegebenenfalls krankhafte Veränderungen der Speiseröhre und des Magens auf.
  • Lungenspiegelung (Bronchoskopie): Mit einer Bronchoskopie werden Lungenerkrankungen sichtbar gemacht.
  • Mediastinoskopie: Seltener wird mittels eines Endoskops der Mittelfellraum untersucht.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Quellen:
  • Fleischmann, T.: Klinische Notfallmedizin. Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2012
  • I care Krankheitslehre. Georg Thieme Verlag, 2015
  • Pschyrembel Online: www.pschyrembel.de (Abruf: 28.06.2022)
  • Riedl, B. & Peter, W.: Basiswissen Allgemeinmedizin. Springer-Verlag, 2017
  • Verdon, F. et al.: Chest pain in daily practice: occurrence, causes and management in Swiss Medical Weekly (2008), 138; (23-24) Pages: 340-347 (Abrufdatum: 28.06.2022)
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