Haut

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die Haut (Cutis) ist ein lebenswichtiges Organ, das die gesamte äussere Oberfläche unseres Körpers bedeckt. Sie ist dehnbar und elastisch, grenzt den Organismus gegen die Aussenwelt ab und schützt ihn vor Austrocknung sowie vor schädigenden Einflüssen wie Krankheitserregern und Sonnenlicht. Lesen Sie alles Wichtige über die Schichten der Haut, ihre Funktionen und wichtige Erkrankungen der Cutis!

Was ist die Haut?

Die Haut (Cutis) ist ein Flächenorgan, das grösste Einzelorgan des Körpers. Als schützende Hülle unseres Körpers bedeckt sie bei einem erwachsenen Menschen mittlerer Grösse eine Fläche von eineinhalb bis zwei Quadratmetern. Mit einer Dicke von einem bis zwei Millimetern wiegt das Haut-Organ etwa dreieinhalb bis zehn Kilogramm. Ihre Farbe wechselt von Mensch zu Mensch – sie hängt von der Blutmenge, dem Pigmentgehalt und der Dicke der Epidermis (oberste Schicht der Cutis) ab.  

Wie viele Hautschichten hat ein Mensch?

Der Aufbau der Haut umfasst drei Schichten. Von aussen nach innen sind dies:

  • Epidermis (Oberhaut)
  • Dermis oder Corium (Lederhaut)
  • Subcutis (Unterhaut)

Oberhaut (Epidermis)

Die Epidermis besteht zum grössten Teil aus einer Hornschicht, die nach aussen abschilfert und sich von unten ständig erneuert. Lesen Sie mehr im Beitrag Epidermis.

Lederhaut (Dermis, Corium)

Die Dermis ist die mittlere der drei Hautschichten. Sie besteht aus straffem Bindegewebe und enthält unter anderem Talgdrüsen. Lesen Sie mehr über die Lederhaut im Beitrag Dermis.

Unterhaut (Subcutis)

Die Subcutis besteht aus lockerem Bindegewebe mit mehr oder weniger eingelagertem Fettgewebe. Mehr darüber erfahren Sie im Beitrag Subcutis.

Hautanhangsgebilde

Zu den Hautanhangsgebilden  gehören Haare, Nägel sowie Drüsen wie zum Beispiel Schweiss- und Talgdrüsen. Mehr über letztere lesen Sie im Beitrag Talgdrüsen.

Welche Funktion hat die Haut?

Die Funktion der Haut besteht in erster Linie darin, dem Körper Schutz zu geben. Wie lebenswichtig die Cutis ist, zeigt sich, wenn grössere Flächen beispielsweise durch eine Verbrennung zerstört wurden. Schon ein Verlust von 20 Prozent der Haut kann tödlich sein. Neben der Schutzfunktion erfüllt die Cutis aber noch weitere Aufgaben wie etwa als Sinnesorgan.

Schutzfunktion der Haut nach aussen

Die äussere Hornschicht (Teil der Epidermis), die mit fettartigen Substanzen durchtränkt ist, schützt den Organismus einerseits vor allzu grossem Wasserverlust durch Verdunstung. Andererseits verhindert eine intakte Haut das Eindringen von Krankheitserregern und schädlichen Stoffen wie Chemikalien. Sie bietet bis zu einem gewissen Grad auch einen mechanischen Schutz innerer Strukturen und Organe etwa vor Schlägen oder Stössen.

Der Schweiss aus den Schweissdrüsen und der Talg aus den Talgdrüsen bilden zusammen den sogenannten Säureschutzmantel der Haut. Sein niedriger (saurer) pH-Wert wirkt antimikrobiell: Er hemmt das Wachstum vieler Bakterien und Pilze auf der Cutis.

Natürlicher Sonnenschutz

Eine wichtige Aufgabe der Haut liegt auch in der Reflexion und Absorption von Sonnenlicht durch die Hornschicht und den Hautoberflächenfilm. Tiefer eindringende Strahlen werden vom Melanin-Pigment - einem schwarz-braun bis rötlichen Farbstoff - zu nahezu 100 Prozent absorbiert und in Wärme umgewandelt.

Wenn jemand also sich viel in der Sonne aufhält und braun wird, bedeutet das einfach, dass die Haut mehr Melanin gebildet hat, um sich besser vor den UV-Strahlen zu schützen. Angeregt wird die vermehrte Melaninbildung übrigens vom UV-B-Anteil im Sonnenlicht.

Je nach Hauttyp hat jeder Mensch von Natur aus mehr oder weniger Melanin in der Haut eingelagert. Besonders viel von dem Farbpigment besitzen dunkelhäutige Menschen. Ihre Haut ist daher weniger lichtempfindlich als die von hellhäutigen Personen.

Eine andere Schutzstrategie der Haut gegen Sonnenlicht ist die sogenannte Lichtschwiele: Wiederholte Bestrahlung mit UV-B-Licht bewirkt, dass sich die oberste Hautschicht - die Hornhaut - verdickt. So bildet sich innerhalb von zwei bis drei Wochen eine Lichtschwiele aus, die wochenlang bestehen bleibt und den Eigenschutz der Haut verbessert: Die Hautverdickung reflektiert, filtert und streut das Sonnenlicht.

Die UV-Strahlen von Sonne und Solarien können das Erbgut der Zellen schädigen. Der Körper verfügt zwar über Reparaturmechanismen, kann die Schäden aber trotzdem nicht immer und schon gar nicht vollständig beseitigen. Mögliche Folgen: vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs.

Schutzfunktion nach innen

Die nach innen gerichtete Schutzfunktion der Cutis besteht in einer Antikörperbildung. Wenn das körpereigene Abwehrsystem von den Langerhans-Zellen der Epidermis mobilisiert wird, pumpt der Körper Blut und Lymphe in die betroffene Hautregion. Die Folgen sind Rötung, Schwellung und Quaddelbildung. Ausschlag bei Infektionskrankheiten wie Röteln, Masern, Scharlach und Reaktionen bei Impfungen sind Folge dieser immunologischen Abwehrreaktion.

Wärmeregulation

Durch eine Kontraktion (Zusammenziehen) der kutanen Gefässe wird eine allzu starke Wärmeabgabe verhindert. Dem gleichen Zweck dient die „Gänsehaut“: Sie entsteht durch Kontraktion der Haarbalgmuskeln an behaarten Körperstellen. Dadurch bildet die Cutis kleine Erhebungen, und die feinen Härchen richten sich auf. Das verringert die Wärmeabgabe.

Durch Erweiterung der Gefässe wird dagegen eine Wärmeabgabe gefördert und so ein Hitzestau im Körper verhindert.

Die Abgabe und das Verdunsten des Schweisses dient der Wärmeregulation.

Sinneswahrnehmung

Das Sinnesorgan Haut registriert Reize wie Druck, Temperatur und Schmerzen durch spezifische Rezeptoren. Man spricht hier auch von Oberflächensensibilität. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag Taktile Wahrnehmung.

Weitere Aufgaben der Haut

Die Cutis erfüllt noch weitere Funktionen. So werden etwa zu einem geringen Teil Substanzen, die sonst nur über die Nieren ausgeschieden werden (harnpflichtige Substanzen), über Schweissdrüsen abgesondert (wie zum Beispiel Kochsalz). Ausserdem findet in der Epidermis unter Einwirkung von Sonnenlicht (genauer: UV-B-Licht) die Bildung von Vitamin D statt. Dessen Hauptfunktion besteht in der Regulierung des Kalzium- und Phosphat-Haushaltes. Beide Mineralstoffe sind unter anderem wichtig für den Aufbau von Knochen und Zähnen.

Wo befindet sich die Haut?

Die Cutis bedeckt die gesamte Körperoberfläche. An den Körperöffnungen (Mund, Nase, Genitalregion) geht sie in Schleimhaut über.

Unabhängig vom dreischichtigen Hautaufbau kann man noch zwei unterschiedliche Erscheinungsbilder der Cutis am Körper unterscheiden:

So verläuft die Haut an den Fusssohlen, den Handflächen und den Innenseiten der Finger in feinen Furchen, die parallel angeordnet sind – wie feine Leisten. Diese Struktur dient dazu, die Cutis rau und griffig zu machen, ihr Halt zu geben. Mediziner sprechen hier von der sogenannten Leistenhaut. Sie macht etwa vier Prozent der Körperoberfläche aus.

Die Haut am restlichen Körper (etwa 96 Prozent der Körperoberfläche) besteht aus rhombischen bis polygonalen Furchungen, die in ihrer Form genetisch fixiert sind und in charakteristischen Linien verlaufen. Aus den Furchen dieser Felderhaut wachsen Haare, an den erhabenen Stellen münden Schweissdrüsen über einen Ausführungsgang nach aussen.

Welche Probleme kann die Haut verursachen?

Die Cutis kann zahlreiche Probleme verursachen wie Abszesse (abgekapselte Eiteransammlungen), Furunkel (eitrige Entzündungen von Haarfollikeln) oder Herpes-Infektionen (wie etwa Lippenherpes, Gürtelrose).

Ein atopisches Ekzem (Neurodermitis) ist eine genetisch bedingte chronische Hauterkrankung, die mit entzündlichen Veränderungen der Cutis und starkem Juckreiz einhergeht. Sie verläuft schubweise und kann durch sogenannte Provokationsfaktoren „getriggert“ werden. Dazu gehören zum Beispiel häufiges Waschen, starkes Schwitzen, Pollen, Tierhaare, Infektionen und Stress.

Die Schuppenflechte (Psoriasis) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die zu schuppenden, juckenden Veränderungen der Cutis führt. Betroffen sind vor allem Knie, Ellbogen und Kopfhaut. Bei manchen Patienten können auch die Gelenke oder Nägel befallen sein.

Bei einer Kontaktdermatitis (auch allergisches Kontaktekzem genannt) reagiert die Haut überempfindlich auf den Kontakt mit bestimmten Substanzen wie Duftstoffe oder Nickel. Typische Symptome sind Rötung und starker Juckreiz.

Bei Abwehrschwäche kann es zu einer Pilzerkrankung der Haut (Dermatomykose) kommen.

Warzen (Verrucae) sind kleine, scharf begrenzte Wucherungen der Epidermis. Sie sind im Allgemeinen gutartig. Auslöser für die Warzenbildung sind Humane Papillomaviren (HPV). Es gibt verschiedenen Arten von Warzen wie „gemeine“ Warzen (vor allem an Händen und Füssen) oder Dornwarzen (fast nur an den Fusssohlen).

Ein Muttermal (Pigmentnaevus) entsteht durch eine Vermehrung pigmentbildender Zellen (Melanozyten) in der Epidermis. Es wird umgangssprachlich auch als Leberfleck bezeichnet. Die Veranlagung für Muttermale ist genetisch bedingt. Ihre Ausprägung wird aber erheblich durch das Sonnenlicht beeinflusst. So bilden sich Muttermale vor allem an Körperstellen, die der Sonnen ausgesetzt sind.

Bei zu starker Sonneneinstrahlung kann sich ein Sonnenbrand entwickeln – eine Verbrennung der Cutis durch das UV-Licht. Manche Medikamente können das Risiko für einen Sonnenbrand erhöhen, weil sie die Cutis lichtempfindlicher machen. Dazu gehören zum Beispiel Johanniskraut und bestimmte Antibiotika.

Häufige Sonnenbrände (vor allem im Kindesalter) fördern die Entstehung von Hautkrebs. Der Begriff bezeichnet verschiedene bösartige Tumoren der Cutis. Die wichtigsten sind das Basalzellkarzinom (Basaliom), das Plattenepithelkarzinom (Stachelzellkrebs, Spinaliom) und das Maligne Melanom.

Eine häufige Erkrankung der Haut bei Jugendlichen ist Akne (Acne vulgaris) – eine hormonabhängige Erkrankung der Talgdrüsen, die vor allem in der Pubertät auftritt.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Christiane Fux
Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Beise, U. et al.: Gesundheits- und Krankheitslehre, Springer-Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Grillparzer, M.: Körperwissen, Gräfe und Unzer Verlag, 2007
  • I care Krankheitslehre, Georg Thieme Verlag, 2015
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2017
  • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Walter de Gruyter Verlag, 268. Auflage, 2020
  • Rassner, G.: Dermatologie, Urban und Fischer in Elsevier (Verlag), 9. Auflage, 2009
  • Silbernagl, S. et al.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2019
  • Tortora, G.J. & Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie, Wiley-Blackwell 2006
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 19. Auflage, 2012
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