Juckreiz

Von , Zahnärztin
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Juckreiz (Pruritus) ist eine Missempfindung der Haut, die Betroffene nicht stillsitzen lässt. Durch Kratzen lässt Juckreiz oft nur kurzfristig nach. Allergien, Insektenstiche oder Hautkrankheiten sind mögliche Auslöser. Doch auch Leukämien und Lebererkrankungen gehen oft mit einem Pruritus einher. Oft ist die Ursache nicht einfach zu finden. Erfahren Sie hier, woher der Juckreiz kommt und was sich dagegen tun lässt.

Frau kratzt sich am Arm

Kurzübersicht

  • Behandlung: Hautpflege, Baumwollhandschuhe gegen Kratzattacken im Schlaf, luftige Kleidung, kühle Umschläge, Entspannungstechniken, Behandlung der Grunderkrankung
  • Ursachen: Allergien, Schuppenflechte, Ekzeme, Parasiten, Nieren- und Lebererkrankungen, Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems, Stoffwechselstörungen
  • Diagnostik: Patientengespräch (Anamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Abstriche und Gewebeproben, bildgebende Verfahren (wie Ultraschall, Röntgen)
  • Wann zum Arzt?: Bei wiederkehrendem oder langanhaltendem Juckreiz ohne ersichtlichen Grund, bei Begleitsymptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Hautausschlag

Wie und wo kann sich Juckreiz äussern?

Juckreiz (Pruritus) löst das Verlangen aus, die entsprechende Stelle zu kratzen. Die Hautstelle, die juckt, sieht manchmal normal aus, in anderen Fällen ist sie durch eine (Haut)Krankheit verändert. Klingt der Juckreiz nach sechs Wochen nicht ab, sprechen Ärzte von chronischem Pruritus.

Juckreiz ist eine störende, teilweise sogar quälende Sinneswahrnehmung, die mit einem unstillbaren Drang des Kratzens einhergeht. Wenn die Hände die juckende Stelle nicht erreichen, nehmen Betroffene zum Teil Gegenstände zur Hilfe. Pruritus macht sich meist an bestimmten Körperstellen (lokalisiert) bemerkbar, in einigen Fällen tritt Juckreiz aber auch am ganzen Körper (generalisiert) auf.

Ob der Juckreiz etwa im Gesicht, am Rücken, in der Kniekehle, an der Hüfte oder am Oberkörper auftritt, hängt von seiner Ursache ab: Manchmal stecken eine Allergie oder eine Hauterkrankung wie Neurodermitis (atopisches Ekzem) dahinter, manchmal ist es eine Pilzinfektion oder einfach trockene Haut. Je nach Ursache fällt der Juckreiz unterschiedlich stark aus. Mal ist er Tag und Nacht präsent, mal tritt der Juckreiz erst dann auf, wenn man zur Ruhe kommt.

Nur nervig und unangenehm ist der Pruritus jedoch nicht. Er hat auch einen Nutzen: Durch die mechanische Reibung lassen sich Eindringlinge wie Parasiten, Flöhe oder Läuse entfernen. Längeres Kratzen allerdings schädigt wiederum die Haut und verursacht Verletzungen und Einrisse. Besonders Kindern fällt bei juckenden Krankheiten, beispielsweise den Windpocken, die Beherrschung schwer. Durch die aufgekratzte Haut entstehen teilweise bleibende Narben.

Entstehung von Juckreiz

Lange Zeit wurde vermutet, dass Juckreiz von den gleichen Nervenendigungen ausgelöst wird wie der Schmerzreiz. Neuere Erkenntnisse deuten aber darauf hin, dass es sich um eine eigene Untergruppe von Nervenfasern handelt, die durch bestimmte Botenstoffe, allen voran Histamin und Serotonin, erregt werden. Unterstützt wird diese These beispielsweise dadurch, dass Opiate zwar Schmerzen hemmen, aber Juckreiz auslösen.

Ein Juckreiz wird auch durch Gifte, mechanische Reize, Temperaturschwankungen oder sogar leichte Stromstösse hervorgerufen, die dazu führen, dass die Zellen Histamin freisetzen.

Beim Kratzen entstehen Schmerzreize, die den Juckreiz kurzfristig überdecken und Linderung verschaffen. Allerdings werden durch die mechanische Stimulation der Haut Botenstoffe freigesetzt, die wiederum den Juckreiz fördern – ein Teufelskreis entsteht. Betroffene nehmen die juckende Haut dabei zum Teil als brennend oder leicht schmerzend wahr.

Nicht selten wird ein starker, chronischer Juckreiz am ganzen Körper zur Belastungsprobe für den Geplagten: Es kommt zu Schlafmangel, Erschöpfung, Kratzspuren auf der Haut (wie blutende oder nässende Wunden) sowie zum permanenten Gefühl, sich durch Kratzen Erleichterung verschaffen zu wollen. Bei manchen führt dies zu psychischen Problemen, die im Extremfall sogar im Suizid enden.

Einteilung von Juckreiz

Das Jucken lässt sich nach der Beschaffenheit der Haut unterteilen:

  • Pruritus cum materia:Dem Juckreiz liegt eine bereits deutlich sichtbare Hautkrankheit zugrunde.
  • Pruritus sine materia:Die Haut erscheint hier noch sichtlich gesund und ohne Veränderungen.
  • Pruritus mit chronischen Kratzspuren:Hier ist die Haut so weit aufgekratzt, dass nicht mehr ersichtlich ist, ob eine Hautkrankheit zugrunde liegt.

Was hilft gegen Juckreiz?

Bei starkem Juckreiz empfinden Betroffene oft hohen Leidensdruck. Das Jucken ist unangenehm, vielleicht sogar quälend, und soll möglichst schnell aufhören. In manchen Fällen von Juckreiz ist es möglich, sich selbst zu helfen, in anderen ist ein Besuch beim Arzt notwendig.

Das können Sie selbst tun

Unabhängig von der Ursache des Juckreizes – Abhilfe und Linderung schaffen Sie oft selbst bereits mit einfachen Tipps:

  • Trockene Haut vermeiden:Verzichten Sie auf ein trockenes Raumklima, häufiges Duschen, Baden, Saunagänge oder Pflegeprodukte, die Alkohol enthalten. Trockene Haut ist nämlich oft auch juckende Haut.
  • Haut pflegen:Benutzen Sie rückfettende Cremes und Lotionen. Duschen und Baden trocknet die Haut ganz besonders aus – anschliessende Pflege ist hier unbedingt notwendig. Pflegeprodukte mit Harnstoff (Urea) spenden der Haut besonders viel Feuchtigkeit.
  • Reizfaktoren reduzieren: Sehr scharfes Essen, Alkohol, Stress, Aufregung und Ärger führen oft zu Juckreiz. Versuchen Sie, diese Faktoren in Ihrem Leben einzuschränken.
  • Hautfreundlich baden:Ein Bad in lauwarmem Wasser für höchstens 20 Minuten ersetzt das schnelle Duschen. Verzichten Sie dabei auf austrocknende Duschgels. Schrubben Sie bei Hauterkrankungen oder starken Kratzspuren die Haut nicht mit dem Handtuch, sondern tupfen Sie sie vorsichtig ab. Anschliessend wieder mit Lotionen rückfetten.
  • Baumwollhandschuhe tragen: Baumwollhandschuhe schützen die Haut vor Kratzattacken im Schlaf. Sie eignen sich besonders für Kinder.
  • Luftige Kleidung wählen:Tragen Sie lockere Kleidung, die nicht am Körper scheuert oder die Haut reizt, beispielsweise Baumwolle.
  • Schnelle Linderung verschaffen:Bei plötzlich einsetzendem starkem Juckreiz helfen kühle, feuchte Umschläge mit Joghurt oder etwas Essig. Auch Umschläge mit Schwarztee eignen sich gut. Bei allen feuchten Wickeln die Haut im Anschluss wieder eincremen. Lotionen mit Harnstoff oder Menthol kühlen und befeuchten die juckende Haut.
  • Allergien vorbeugen: Hier hilft es, den Kontakt mit dem Stoff, der den Juckreiz verursacht, nach Möglichkeit zu meiden.
  • Entspannungstechniken anwenden:Einige Methoden wie das autogene Training, progressive Muskelentspannung oder Yoga helfen nicht nur beim Stressabbau, sondern sollen gerade bei chronischem Pruritus vom Kratzen ablenken.

Ärztliche Behandlung

Die Behandlung richtet sich immer nach der zugrunde liegenden Erkrankung und fällt dementsprechend unterschiedlich aus.

Linderung verschaffen oftmals schon einfache Massnahmen, beispielsweise das Meiden allergieauslösender Stoffe oder bestimmte Medikamente wie juckreizstillende Salben. In anderen Fällen sind teils langwierige Therapien nötig, zum Beispiel bei Leber-, Nieren- und Krebserkrankungen.

Welche Ursachen kann Juckreiz haben?

Juckreiz kann unterschiedliche Ursachen haben. Die Möglichkeiten reichen von Insektenstichen über Hauterkrankungen bis hin zu systemischen Erkrankungen.

Hautreaktionen und Hauterkrankungen

Hautreaktionen (etwa auf schnelle Temperaturwechsel) und Hauterkrankungen sind die Hauptursache von Juckreiz. So hat der Pruritus zum Beispiel folgende Auslöser:

  • Allergien: Der Kontakt mit der allergenen Substanz führt zur Ausschüttung von Histamin – juckende Pusteln und Schwellungen sind die Folge.
  • Neurodermitis(atopisches Ekzem): Dieses äussert sich durch stark juckende Hautstellen, teils begleitet von Rötungen und Bläschen. Typisch ist Juckreiz der Arme und Armbeugen sowie Kniekehlen. Auch die Hände, Füsse und der Hals sind häufig betroffen.
  • Psoriasis:Bei der Schuppenflechte bilden sich schuppende, juckende Hautstellen auf gerötetem Untergrund. Diese entwickeln sich besonders am Haaransatz, den Ellenbogen und Knien.
  • Ekzeme und Nesselsucht(Urtikaria): Sie äussern sich typischerweise in Pusteln, Verkrustungen und Pruritus. Neben Ausschlag an Armen, Beinen und Hals kommt es manchmal zu Schwellungen und Juckreiz im Gesicht und am Oberkörper, manchmal auch zu plötzlichem Juckreiz am ganzen Körper (generalisierte Urtikaria).
  • Pilzinfektion:Ein Befall mit dem Hautpilz Candida verursacht eine juckende Hautrötung in den Achselhöhlen oder (bei Frauen) unter den Brüsten, die besonders in den Hautfalten zum Teil unangenehm riecht. Auch andere Pilzerkrankungen sind möglich, zum Beispiel eine Leistenflechte (Tinea inguinalis). Hier jucken oft die Innenschenkel und die Leistengegend.
  • Xerodermie:Eine verminderte Talgproduktion lässt hier die Haut trocken und spröde werden. Das löst sehr oft Juckreiz an den Beinen (vor allen Schienbeinen) und Armen aus, aber auch im Bereich des Brustkorbs.
  • Parasiten: Besonders die Skabies (Krätzmilbe) raubt vielen Menschen den Schlaf; der Juckreiz tritt oft abends und nachts sowie bei Wärme auf.
  • Umweltfaktoren:Giftstoffe, die bei einem Insektenstich, durch Pflanzen, Chemikalien oder Parasiten freigesetzt werden, verursachen neben starkem Juckreiz oft auch Schmerzen.
  • Altersjucken (Pruritus senilis) und Winterjucken (Pruritus hiemalis): Besonders im Alter entsteht an Oberarmen und Unterschenkeln trockene Haut, die ohne ausreichende Pflege zu jucken beginnt. Auch ein schneller Temperaturwechsel zwischen kalt und warm im Winter verursacht Jucken.
  • Aquagener Pruritus:Hier tritt durch Wasserkontakt oder Temperaturschwankungen der Luft ein stechender Juckreiz auf.
  • Trockene Haut:Schuppende Haut beim Abblättern der Sommerbräune, mangelnde Feuchtigkeit, Duschen oder austrocknende Pflegeprodukte verursachen juckende Haut.

Eine weitere Gruppe möglicher Auslöser sind Autoimmunerkrankungen der Haut. Dazu gehören zum Beispiel das bullöse Pemphigoid (Bildung von Blasen auf der Haut, vor allem bei älteren Menschen), Pemphigus vulgaris (grossflächige, schnellplatzende Blasen, meist beginnend an den Schleimhäuten), Lichen ruber (Knötchenflechte, rötliche Papeln zeigen sich auf der Haut, weisse Streifen auf den Schleimhäuten) sowie die Lichtdermatose (Sonnenallergie, Lichtallergie: Rötungen und juckende Bläschen auf der Haut).

Diese Autoimmunerkrankungen äussern sich durch verschiedene Symptome, allen gemein ist aber juckende Haut.

Erkrankungen innerer Organe und Organsysteme

Viele weitere Erkrankungen gehen ebenfalls mit Juckreiz einher:

  • Nierenerkrankungen:Ein Grossteil der Patienten mit einem schweren Nierenversagen, die eine Blutwäsche (Dialyse) erhalten, leidet kurze Zeit nach der Therapie unter starkem, generalisiertem Juckreiz. Die genauen Ursachen sind noch unklar.
  • Lebererkrankungen:Störungen des Gallenabflusses (Cholestase) sowie Leberschäden wie die Leberzirrhose verursachen einen Anstieg des Gallenfarbstoffes Bilirubin. Dadurch kommt es nicht nur zur typischen Gelbfärbung (Ikterus) der Haut und Schleimhaut, sondern auch zu starkem Juckreiz.
  • Schilddrüsenerkrankungen: Überwärmte, juckende Haut tritt bei der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) häufig auf. Bei der Schilddrüsenunterfunktion ist Pruritus eher selten.
  • Diabetes mellitus: Nervenschäden (Neuropathien) sowie die erhöhte Anfälligkeit für Hautpilzinfektionen verursachen bei Zuckerkranken zum Teil juckende Hautreaktionen.
  • Morbus Hodgkin: Juckreiz am ganzen Körper oder nur im Bereich der Lymphknoten geht dem bösartigen Tumor des Lymphsystems manchmal schon Jahre voraus. Der Pruritus gilt hier als Vorzeichen.
  • HIV-Infektion: Die Abwehrschwäche begünstigt Hautkrankheiten durch Pilze oder Parasiten, die unauffällig verlaufen, aber zum Teil mit starkem Juckreiz einhergehen. Auch im Zuge der antiviralen Therapie tritt der Pruritus manchmal auf.
  • Andere Infektionskrankheiten: Windpocken und Masern werden oft von ständigem Juckreiz begleitet.
  • Polycythaemia vera: Die Verdickung des Blutes durch übermässige Bildung an Blutzellen tritt als aquagener Pruritus (Juckreiz nach Wasserkontakt) erstmalig in Erscheinung.
  • Eisenmangelanämie: Eingerissene Mundwinkel, spröde Haare, brüchige Nägel und trockene, juckende Haut sind frühe Anzeichen dieser Form von Blutarmut.
  • Magersucht (Anorexia nervosa), Glutenunverträglichkeit oder eine Mangelernährung gehen manchmal mit Juckreiz einher.
  • Neurologische Erkrankungen: Schäden des zentralen Nervensystems wie bei Multipler Sklerose (entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems mit Lähmungserscheinungen und Steifigkeitsgefühl), bei Polyneuropathien (Schädigung der peripheren Nerven, zum Beispiel in den Armen oder Beinen) oder Viruserkrankungen wie dem Herpes Zoster (Gürtelrose)
  • Psyche: Bei manchen Patienten sind Depressionen, Zwangsstörungen wie der Waschzwang oder Halluzinationen für einen starken Juckreiz verantwortlich. Manche Menschen reagieren beispielsweise auf Stress durch verstärkten Juckreiz am Rücken, an den Armen oder anderen Körperstellen.

Medikamente

Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, die potenziell einen Juckreiz verursachen:

  • Antibiotika
  • Opiate
  • Entzündungshemmer
  • Antimalariamittel
  • Psychopharmaka (zur Behandlung psychischer Erkrankungen)
  • Hormone
  • Diuretika (Medikamente zur Entwässerung, harntreibende Mittel)
  • Zytostatika (Substanzen, die Zellwachstum und/oder -teilung hemmen)
  • Mittel gegen Bluthochdruck
  • Gold (Goldverbindungen kommen bzw. kamen beispielsweise in der Rheumatherapie zum Einsatz)
  • Blutgerinnungshemmer
  • Retinoide (Abkömmlinge von Vitamin A zur Behandlung von Schuppenflechte und Akne)

Sonstige Ursachen von Juckreiz

Darüber hinaus gibt es weitere Ursachen für juckende Haut:

  • Hormonschwankungen: Manchmal tritt in der Schwangerschaft, während des Zyklus oder nach den Wechseljahren (Klimakterium) ein generalisierter Juckreiz auf.
  • Krebstherapien: Bei vielen Krebspatienten kommt es infolge einer Therapie wie Bestrahlung oder verschiedenen Medikamenten zu juckender Haut.

Der direkte Zusammenhang zwischen einem Tumor und Pruritus ist unwahrscheinlich, auch wenn juckende Haut in der Analregion bei Dickdarm-, Prostata- oder Gebärmutterhalskrebs beschrieben wird.

Juckreiz: Untersuchungen und Diagnose

Erster Ansprechpartner ist derHautarzt (Dermatologe), der Hautveränderungen und Hauterkrankungen erkennt. Ärzte anderer Fachrichtungen (wie Internisten oder Psychiater) sind gefragt, wenn die Ursache der juckenden Haut nicht "klar auf der Haut liegt", sondern sich im Körper versteckt.

In einem ausführlichen Patientengespräch (Anamnese) schildern Sie dem Arzt, wann der Pruritus genau aufgetreten ist, wo der Juckreiz besonders stark ist, ob etwas dagegen hilft oder ob die juckende Haut Sie nachts aus dem Schlaf reisst. Wichtig ist auch, ob die juckende Haut durch Wasserkontakt oder mechanische Reize ausgelöst wird.

Bestehende Allergien, der Befall von Familienmitgliedern mit Parasiten, kürzlich besuchte Urlaubsorte und die Einnahme von Medikamenten liefern dem Arzt ebenfalls wichtige Hinweise auf die Ursache für den Juckreiz. Erwähnen Sie ausserdem alle weiteren Beschwerden, selbst wenn Sie Ihnen bedeutungslos vorkommen (beispielsweise Schwindel oder Schwäche).

Bei der körperlichen Untersuchung nimmt der Arzt die Haut genau unter die Lupe. Auch die Intimregion, Haare, Nägel und die Schleimhäute im Mund werden begutachtet. Nicht selten sitzen Keime in Hautfalten versteckt, die leicht zu übersehen sind. Ein chronischer Juckreiz ist oft auch an glatt geriebenen Nägeln oder einem Haarausfall der Augenbrauen erkennbar.

Zur körperlichen Untersuchung gehört das Abtasten der Leber, Milz, Lymphknoten und Nieren, um organische Erkrankungen zu erkennen.

Tritt die juckende Haut scheinbar grundlos auf, folgen weitere Untersuchungen. Mithilfe von Blutuntersuchungen lassen sich Veränderungen der Leber, Galle, Nieren sowie Entzündungen oder andere besorgniserregende Veränderungen feststellen. In weiteren Tests prüft der Arzt das Blut zum Beispiel auf Autoimmunerkrankungen.

Oft entnimmt der Arzt Abstriche der Haut und Schleimhäute oder kleine Gewebeproben, die anschliessend unter dem Mikroskop auf Parasiten, Pilze oder Bakterien untersucht werden.

Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung innerer Organe wie Leber-, Nieren- oder Tumorerkrankungen, sind bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) oft aufschlussreich.

Der Pruritus ist manchmal ein Vorzeichen des Hodgkin-Lymphoms, noch ehe die Erkrankung selbst in Erscheinung tritt. Da hier die Blutwerte und andere Untersuchungen unauffällig sind, wird die Suche nach der Ursache des Pruritus mindestens einmal im Jahr wiederholt.

Juckreiz: Wann zum Arzt?

Juckende Haut nach einem Insektenstich oder einer allergischen Reaktion ist zwar sehr unangenehm, vergeht aber meistens innerhalb kurzer Zeit von allein. Diese einmalig auftretenden Ereignisse sind kein Grund, einen Arzt aufzusuchen. Kommt es aber immer wieder zu anhaltendem Juckreiz, der ohne ersichtlichen Grund auftritt, empfiehlt es sich, dass ein Facharzt den Pruritus unter die Lupe nimmt.

Gerade bei älteren Menschen taucht der Juckreiz oft infolge von systemischen Erkrankungen auf, teils begleitet von Schwindel, Schlaflosigkeit und Schwächegefühl. Bei sehr langanhaltendem Juckreiz kommt es vor, dass sich Betroffene zunehmend von ihren Mitmenschen zurückziehen – soziale Isolation droht. Hier ist psychologische Hilfe unbedingt ratsam.

Allgemein empfiehlt es sich, einen Arzt aufzusuchen, wenn:

  • Der Pruritus ungewöhnlich lange und ohne ersichtlichen Grund (am ganzen Körper) auftritt
  • Zusätzliche Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Fieber hinzukommen
  • Die Haut neben dem Juckreiz weitere Veränderungen aufweist

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Hanna Rutkowski

Hanna Rutkowski ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

Quellen:
  • Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e. V. (DDG): Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus (Stand: März 2022), unter: www.register.awmf.org (Abruf: 04.07.2022)
  • Plewig, B. et al.: Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer Verlag, 7. Auflage, 2018
  • Ständer, S., Weisshaar, E.: "Chronischer Pruritus: Eine interdisziplinäre, diagnostische und therapeutische Herausforderung." Dtsch Arztebl 2005; 102(44): A-3026 / B-2553 / C-2403. (Abruf: 04.07.2022)
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