Serotonin

Von Lena Machetanz, Ärztin
und , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Serotonin ist ein Botenstoff, der in unserem Nervensystem Informationen weitergibt. Seine korrekte biochemische Bezeichnung lautet 5-Hydroxy-Tryptamin, kurz 5-HT. Da es neben vielen anderen Prozessen auch unsere Emotionen beeinflusst, nennt der Volksmund Serotonin „Glückshormon“.  Lesen Sie hier, wie es aufgebaut ist, welche Wirkung es hat und welche Erkrankungen zu einem veränderten Serotoninspiegel führen.  

Was ist Serotonin?

Das Serotonin ist ein sogenannter Neurotransmitter: Das ist Botenstoff, der in unserem Nervensystem Informationen von einer Nervenzelle zur anderen weitergibt. Serotonin kommt sowohl im zentralen als auch im peripheren Nervensystem vor. Ausserdem ist es in den Blutplättchen (Thrombozyten) sowie in grossen Mengen in speziellen Zellen unseres Magen-Darm-Trakts zu finden.

Serotonin: Bildung, Abbau und Ausscheidung

Der grösste Teil des Serotonins wird in den sogenannten enterochromaffinen Zellen des Darmes hergestellt. Die Produktion findet aber auch in Nervenzellen des Gehirns statt. Serotonin entsteht aus der Aminosäure Tryptophan. Spezielle Enzyme sorgen dafür, dass eine Hydroxylgruppe an das Tryptophan angehängt und eine Carboxylgruppe entfernt wird, wobei Kohlendioxid freigesetzt wird – daher auch der biochemisch genaue Name 5-Hydroxy-Tryptamin.

Das fertige Serotonin wird dann in kleinen Speicherkämmerchen, den Vesikeln, gelagert und von dort bei Bedarf freigesetzt. Nach der Freisetzung wird es über einen 5-HT-Transporter wieder aufgenommen und teilweise den Speichervesikeln zugeführt, teilweise abgebaut. Das geschieht mithilfe verschiedener Enzyme wie Monoaminooxidase A (MAO-A). Endprodukt des Serotoninabbaus ist die sogenannte 5-Hydroxyindolessigsäure, die dann mit dem Urin ausgeschieden wird.

Serotoninwirkung

Das Serotonin kann an verschiedene Rezeptoren auf der Oberfläche verschiedener Zellen im Körper binden. Jeder Serotonin-Rezeptor führt zu einer anderen Reaktion im Körper. So steuert das Serotonin viele unterschiedliche Prozesse. Im zentralen Nervensystem etwa ist das Serotonin ein wichtiger Botenstoff, der unterschiedlichste Prozesse beeinflusst:

  • Körpertemperatur
  • Appetit
  • Emotionen
  • Zentrales Belohnungssystem
  • Stimmung und Antrieb
  • Bewusstseinslage und Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Schmerzbewertung

Ausserhalb des Gehirns hat der Botenstoff Einfluss auf die Weite der Blutgefässe, der Bronchien und des Darms. Ausserdem stimuliert er die Blutplättchen (Thrombozyten) und spielt so eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung.

Serotonin: Lebensmittel beeinflussen den Serotoninspiegel

Einige Lebensmittel wie Walnüsse und Bananen enthalten Serotonin. Auch Schokolade soll angeblich zur Ausschüttung des „Glückshormons“ führen. Leider gelangt das Serotonin aus den Lebensmitteln zwar in den Körper, kann jedoch nicht die natürliche Grenze zwischen Gehirn und Blutkreislauf (Blut-Hirn-Schranke) überwinden. Das Glücksgefühl nach dem Verzehr bestimmter Speisen ist also eher auf einen psychologischen „Placebo-Effekt“ zurückzuführen.

Wann bestimmt man Serotonin?

Das Serotonin-Spiegel wird vor allem dann bestimmt, wenn der Arzt einen krankheitsbedingten Überschuss des Hormons aufgrund eines hormonproduzierenden Tumors vermutet. Ein solches Karzinoid entwickelt sich meist im Magen-Darm-Trakt, kann aber auch in anderen Körperregionen entstehen. Mögliche Symptome sind:

  • Flush (Gesichtsrötung und Hitzegefühl)
  • Herzrasen
  • wässrige Durchfälle
  • Verkrampfungen (Spasmen) der Atemwege (Bronchospasmen)

Serotonin-Referenzwerte

Der Arzt kann das Serotonin direkt aus dem Blutserum oder aus einem 24-Stunden-Sammelurin bestimmen. Sehr viel häufiger erfolgt die Bestimmung aber indirekt über das Hauptabbauprodukt des Serotonins – die Hydroxyindolessigsäure (HIES). Sie wird im 24-Stunden-Sammelurin gemessen: Der Normalwert der HIES beträgt bis zu 9,0 Milligramm in 24 Stunden (mg/24 h).

Wann ist der Serotoninspiegel erniedrigt?

Manche Mediziner vermuten, dass die Entstehung von einigen psychischen Erkrankungen (wie Depressionen oder Angststörungen) mit einem erniedrigten Serotoninspiegel zusammenhängt. Bisher handelt es sich dabei aber lediglich um Theorien, ein signifikanter Beweis dafür wurde bisher nicht gefunden.

Serotoninmangel

Wenn Sie genauer erfahren möchten, wie Serotoninmangel entsteht und was er im Körper auslöst, lesen Sie den Beitrag Serotoninmangel.

Wann ist der Serotoninspiegel erhöht?

Eine erhöhte Menge an Hydroxyindolessigsäure (HIES) und damit an Serotonin kann vor allem auf ein Karzinoid-Syndrom hinweisen. Als Beweis für einen solchen Tumor gelten Messwerte von mehr als 40 Milligramm HIES im 24-Stunden-Sammelurin.

Ein erhöhter HIES-Spiegel kann aber auch bei Epilepsie und Zöliakie (Sprue) auftreten.

Was tun bei verändertem Serotoninspiegel?

Im Falle eines Karzinoid-Syndroms wird der hormonproduzierende Tumor nach Möglichkeit operativ entfernt. Alternativ wird der Patient mit sogenannten Somatostatin-Analoga behandelt. Der Therapieerfolg wird dann wieder über die Bestimmung der Hydroxyindolessigsäure überprüft: Erreicht es im Urin wieder Normalwerte, ist auch das Serotonin gesunken. 

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Karlheinz Zeilberger
Autoren:
Lena Machetanz
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Baenkler, H.-W.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015
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  • Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf 07.12.2017)
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2009
  • Huether, G. et al.: Essen, Serotonin und Psyche: Die unbewusste nutritive Manipulation von Stimmungen und Gefühlen. Deutsches Ärzteblatt, 1998, 95 (9)
  • Kiefel, V.: Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. Springer Verlag, 4. Auflage, 2010
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, 17. Auflage, 2010.
  • Schmidt, H. & Estler, C.-J.: Pharmakologie und Toxikologie. Schattauer Verlag, 7. Auflage, 2007
  • Siewert, J. R. et al.: Praxis der Viszeralchirurgie. Springer Verlag, 3. Auflage, 2013
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