Galle

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die Galle ist ein Sekret aus den Leberzellen, das – am Tag mehr als in der Nacht – über die Gallengänge dem Dünndarm zugeführt wird und der Fettverdauung dient. Zum Teil wird es zuvor in der Gallenblase gespeichert und konzentriert. Lesen Sie alles Wichtige über die Galle: Funktion, Zusammensetzung und wichtige gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit dem Lebersekret!

Was ist Galle?

Der Gallensaft ist entscheidend an der Verdauung von Nahrungsfetten beteiligt. Er wir wird von der Leber produziert und sammelt sich in der Gallenblase, wo er eingedeckt wird.

Es handelt sich um eine gelbliche bis dunkelgrüne Flüssigkeit, die zu etwa 80 Prozent aus Wasser besteht. Die übrigen rund 20 Prozent setzen sich vor allem aus den Gallensäuren, aber auch aus weiteren Stoffen wie Phospholipiden, wie beispielsweise Lecithin, Enzymen, Cholesterin, Hormonen, Elektrolyten, Glykoproteinen (Eiweisse mit Kohlenhydratanteil) und Abfallstoffen zusammen.

Auch Abbauprodukte des Stoffwechsels sind enthalten. Dazu gehören zum Beispiel Bilirubin, das beim Abbau der roten Blutkörperchen entsteht und für die Färbung des Sekrets verantwortlich ist.

Störungen der Gallenproduktion können erhebliche Beschwerden verursachen!

Welche Funktion hat die Galle?

Die Gallensäuren aktivieren fett- und eiweissspaltende Enzyme aus  der Bauchspeicheldrüse und dem Dünndarm. Sie emulgieren die Fette, die mit der Nahrung aufgenommen wurden, damit sie von den fettspaltenden Enzymen zerlegt werden können. Mit den Spaltprodukten (freie Fettsäuren, Monoglyceride) bilden die Gallensäuren sogenannte Mizellen (kugelförmige Aggregate) und ermöglichen so deren Resorption, bleiben dabei selber aber im Darm zurück und können „weiterarbeiten“.

Mit Cholesterin bilden die Gallensäuren (sowie Lecithin) ebenfalls Mizellen. Nur so kann Cholesterin in grösseren Mengen ausgeschieden werden. Mit der Galle werden auch andere schwer wasserlösliche Substanzen wie Arzneistoffe und Abbauprodukte des Stoffwechsels aus dem Körper eliminiert.

In den unteren Dünndarmabschnitten werden die Gallensäuren grösstenteils resorbiert und über die Pfortader zurück zur Leber gebracht (enterohepatischer Kreislauf) – sie werden also gewissermassen recycelt und müssen nur in kleinen Mengen stets neu produziert werden.

Wo wird die Galle gebildet?

Die Galle wird in den Leberzellen gebildet (pro Tag etwa 0,5 bis 1 Liter), und zwar als dünnflüssiges Sekret. Dieses bezeichnet man als Lebergalle. Sie wird in die zwischen den Zellen befindlichen röhrenförmigen Spalten, die sogenannten Gallenkapillaren oder –kanälchen, sezerniert. Die kleinen Kanälchen vereinigen sich zu grösseren und führen letztendlich in den gemeinsamen Lebergang. Dieser gabelt sich in zwei Äste: Der eine mündet als Gallenblasengang in die Gallenblase. Der andere führt als grosser Gallengang weiter zum Zwölffingerdarm, dem obersten Abschnitt des Dünndarms.

Befindet sich fettreiche Nahrung im Darm, wird die Gallenflüssigkeit direkt in den Zwölffingerdarm ausgeschüttet. Wenn nicht, kann sie in der Gallenblase zwischengespeichert werden. Dabei wird sie durch Wasserentzug eingedickt und dann als Blasengalle bezeichnet.

Welche Probleme kann die Galle verursachen?

Bei einer Gallenkolik oder einem hohen Darmverschluss kann es zu Galleerbrechen (Cholemesis) kommen.

Wenn die Galle zu grosse Mengen an Cholesterin oder Bilirubin enthält, können diese ausfallen und „Steine“ bilden (Cholesterinsteine, Pigmentsteine). Eine solche Cholelithiasis kann weitere Komplikationen nach sich ziehen wie Gelbsucht (Ikterus) oder Entzündungen.                       

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Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2017
  • Online-Informationen des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V., unter www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 28.01.2022)
  • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, De Gruyter Verlag, 262. Auflage, 2002
  • Silbernagl, S. et al.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2019
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