Zwölffingerdarm

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Der Zwölffingerdarm ist der erste Abschnitt des Dünndarms. Er beginnt am Magenausgang und geht nach etwa 25 bis 30 Zentimetern in den Leerdarm (Jejunum) über, den zweiten Dünndarm-Abschnitt. Das Duodenum leistet wichtige Verdauungsarbeit und produziert diverse Hormone. Seinen Namen hat der Zwölffingerdarm von seiner Länge, die etwa der Breite von zwölf Fingern entspricht. Lesen Sie mehr über den Zwölffingerdarm!

Was ist der Zwölffingerdarm?

Der Zwölffingerdarm (Duodenum) ist der Beginn des Darmsystems und der erste Abschnitt des Dünndarms. Er ist scharf abgegrenzt vom Magenausgang (Pylorus), etwa 25 bis 30 Zentimeter lang und hat die Form eines C, in dessen runder Seite der Kopf der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt.

Die Abschnitte des Zwölffingerdarms

Der Anfangsbereich des Duodenums ist der etwa fünf Zentimeter lange und waagrecht verlaufende Schenkel (Pars superior). Er hat einen erweiterten Beginn und innen eine nahezu glatte Oberfläche.

Dann folgt der absteigende Schenkel (Pars descendens) des Zwölffingerdarms, dessen innere Oberfläche durch zahlreiche Falten (Kerckring Falten) vergrössert ist und die sogenannten Brunner-Drüsen (Duodenaldrüsen) enthält. In diesem Bereich münden auch die Ausführungsgänge der grossen Verdauungsdrüsen in den Zwölffingerdarm: der Haupt-Gallengang (der die Galle von der Leber beziehungsweise Gallenblase zum Duodenum leitet) sowie der Bauchspeicheldrüsengang, der das Pankreassekret herantransportiert.

Bei vielen Menschen vereinigt sich der Gallengang mit dem Bauchspeicheldrüsengang vor dem Zwölffingerdarm, sodass sie dann gemeinsam in diesen münden.

Am Ende des C folgt wieder ein horizontaler Teil (Pars horizontalis oder Pars inferior), der dann in einen erneut ansteigenden Teil (Pars ascendens) übergeht, an dessen Ende  der zweite Dünndarm-Abschnitt, das Jejunum, beginnt.                

Welche Funktion hat der Zwölffingerdarm?

Die Zwölffingerdarm-Funktion besteht in der Fortsetzung des in Mund und Magen begonnenen Verdauungsvorgangs und in der Bildung bestimmter Hormone.

Beteiligung an der Verdauung

Die im Zwölffingerdarm arbeitenden Verdauungsenzyme stammen aus der Bauchspeicheldrüse und den Duodenaldrüsen.

Beide Drüsensekrete enthalten neben Verdauungsenzymen auch Bikarbonat: Es erhöht den pH-Wert des Speisebreis, der - wenn er aus dem Magen in den Zwölffingerdarm eintritt - stark sauer ist. Damit die Enzyme aktiv werden können, muss der Säuregrad durch Bikarbonat verringert werden.

Auch die in den Zwölffingerdarm eingeleitete Galle ist wichtig für die Verdauung: Die enthaltenen Gallensäuren sind für die Fettverdauung notwendig.

Hormonproduktion

Im Duodenum werden auch verschiedene Enterohormone (= im Verdauungstrakt produzierte Hormone) gebildet und sezerniert:

  • Gastrin: Dieses auch im Magen produzierte Hormon stimuliert die Bildung und Ausschüttung von Magensäure und Pankreassekret.
  • Sekretin: Es wird im Zwölffingerdarm und im darauffolgenden Leerdarm (Jejunum) gebildet und regt die Bikarbonatproduktion an.
  • Cholezystokinin: Auch dieses Hormon wird in den ersten beiden Dünndarm-Abschnitten (Zwölffingerdarm und Leerdarm) produziert. Es fördert die Ausschüttung von Pankreasenzymen und Gallensäuren für die Fettverdauung.

Welche Probleme kann der Zwölffingerdarm verursachen?

Als Megaduodenum bezeichnen Mediziner eine dauerhafte Erweiterung des Duodenums, die angeboren oder erworben sein kann.

Duodenaldivertikel sind Ausstülpungen der Darmwand im Bereich des Zwölffingerdarms. Sie finden sich fast immer an der inneren Seite der Krümmung und machen nur selten Beschwerden.

Eine Entzündung des Duodenums (Duodenitis) kann zu einem Duodenalgeschwür (Ulcus duodeni, Zwölffingerdarmgeschwür) führen.

Die Passage durch den Zwölffingerdarm kann durch eine angeborene oder erworbene Verengung beeinträchtigt sein. Mediziner sprechen hier von einer Duodenalstenose.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
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Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Gerok, W. et al.: Die Innere Medizin, Schattauer Verlag, 11. Auflage, 2012
  • I care Anatomie, Physiologie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2020
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2017
  • Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, Walter De Gruyter Verlag, 268. Auflage, 2020
  • Silbernagl, S. et al.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2019
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 19. Auflage, 2012
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