Röntgen-Thorax

Von 
Dr. med. Philipp Nicol

Dr. med. Philipp Nicol ist freier Autor der NetDoktor-Medizinredaktion.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Als Röntgen-Thorax bezeichnet man eine radiologische Untersuchung des Brustkorbs und der darin befindlichen Organe wie Lunge und Herz. Die Untersuchung kann bei der Diagnose einer Vielzahl von Erkrankungen helfen und kommt dementsprechend oft zum EInsatz. Lesen Sie hier alles Wichtige über den Röntgen-Thorax.

Röntgenbild Lunge

Was ist ein Röntgen-Thorax?

Der Röntgen-Thorax ist eine standardisierte Untersuchung des Brustkorbs mittels Röntgenstrahlung. Man nutzt diese Untersuchung zur Diagnostik verschiedener Krankheiten der Lunge, des Herzens oder der Gefässe. Zwar setzt sich heute als bildgebendes Verfahren zunehmend die Computertomografie (CT) durch, aber trotzdem wird der Röntgen-Thorax noch häufig genutzt. Ein Grund dafür ist die vergleichsweise geringe Strahlenbelastung (zwischen 0,1 und 1 Millisievert) - zum Vergleich: Bei einer Computertomografie des Brustkorbs (CT-Thorax) beträgt sie 8 Millisievert.

Wann führt man einen Röntgen-Thorax durch?

Verschiedene Beschwerden können ein Thorax-Röntgen erforderlich machen. Dazu zählen vor allem:

Allerdings dürfen diese Beschwerden nicht isoliert, sondern müssen immer in der Zusammenschau mit anderen Faktoren bewertet werden wie etwa dem Alter des Patienten, eventuellen Grunderkrankungen und möglichen weiteren Beschwerden. Relevant ist auch, ob die Beschwerden im Brustkorb akut auftreten oder schon länger bestehen. Wegen der Strahlenbelastung muss demnach für jeden Röntgen-Thorax eine sogenannte "rechtfertigende Indikation" vorliegen. Das bedeutet, dass der Wert der Informationen aus dem Röntgenbild den potentiellen Schaden durch die Strahlung überwiegen muss. Nur dann wird man die Lunge röntgen.

Röntgen-Thorax: Normalbefund und krankheitstypischer Befund

Grundsätzlich sollte man ein Röntgen-Thorax von vorne (anterior-posterior) und der Seite (lateral) aufnehmen, damit man die verschiedenen Strukturen gut beurteilen kann. Auf einem normalen Röntgen-Thorax kann man die beiden Lungenflügel, das Herz, den knöchernen Brustkorb (unter anderem Rippen und Schlüsselbein) und das Zwerchfell beurteilen.

Jeder Arzt sollten das Diagnostizieren einer Krankheit mittels Röntgen-Thorax (Befundung) in den Grundzügen beherrschen. Spezialisiert darauf sind aber die Radiologen (Röntgen-Fachärzte). Der verantwortliche Arzt muss vor allem auf folgende Auffälligkeiten achten:

Herzvergrösserung

Ein gesundes Herz sollte im Röntgen-Thorax nicht grösser sein als die Hälfte des Brustkorbdurchmessers (Herz-Thorax-Quotient). Verschiedene Herzerkrankungen wie beispielsweise die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) können zu einer Vergrösserung der Herzens führen, was sich dann auf dem Röntgen-Thorax erkennen lässt.

Flüssigkeit im Brustkorb

Im Rahmen verschiedener Krankheiten und Verletzungen im Brustkorbbereich (wie Entzündungen, Herzschwäche, Krebs oder Knochenbrüchen) kann es zu einer Ansammlung von Flüssigkeit im sogenannten Pleuraspalt kommen - dem spaltförmigen Raum zwischen Lungen- und Rippenfell. Einen solchen Pleuraerguss kann man im Röntgenbild sehen. Aufgrund der Schwerkraft sammelt sich die Flüssigkeit am tiefsten Punkt des Brustkorbs, in der Nähe des Zwerchfells.

Vom Pleuraerguss abzugrenzen ist das Lungenödem. Dabei handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb des Lungengewebes, häufig bedingt durch eine Herzkrankheit. Auch das Lungenödem kann man mittels Röntgen-Thorax diagnostizieren.

Pneumothorax

Röntgen-Aufnahmen des Thorax erlauben meistens, einen sogenannten Pneumothorax sicher zu erkennen beziehungsweise auszuschliessen. Bei einem Pneumothorax ist Luft in den Pleuraspalt eingedrungen und verdrängt dadurch die gesunde Lunge. Eine akut lebensbedrohliche Form ist der Spannungspneumothorax, bei dem mit jedem Atemzug mehr Luft in den Pleuraspalt gelangt und dadurch Lunge und Herz regelrecht abdrückt. Beides kann man auf dem Röntgen-Thorax gut erkennen.

Infiltrat

Ein Lungeninfiltrat entsteht, wenn Flüssigkeit und Zellen aus Blut- und Lymphgefässen in das Lungengewebe austreten. Grund ist meist eine Lungenentzündung (Pneumonie). Auf dem Röntgenbild ist das Lungeninfiltrat als helle (verdichtete) Struktur erkennbar.

Was sind die Vor- und Nachteile eines Röntgen-Thorax?

Die Vorteile des Röntgen-Thorax sind:

  • schnell und fast überall verfügbar
  • geringere Strahlenbelastung als bei Computertomografie
  • hohe Aussagekraft bei verschiedenen Erkrankungen

Die Nachteile des Röntgen-Thorax sind:

  • Strahlenbelastung
  • nur eindimensionale Bilder, auf denen sich manche Strukturen "überlagern" (mit der Computertomografie ist dagegen eine räumliche Darstellung möglich)

Fazit: Der Röntgen-Thorax ist heutzutage aus der Medizin nicht mehr wegzudenken. Die Untersuchung gibt bei niedriger Strahlenbelastung rasch Aufschluss über unterschiedlichste Erkrankungen und Verletzungen im Brustraum. 

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med.  Philipp Nicol

Dr. med. Philipp Nicol ist freier Autor der NetDoktor-Medizinredaktion.

Quellen:
  • Achenbach, T.: Röntgenthorax – Indikationen, Limitationen, Befundung, in: Lege artis (2012), Ausgabe 2 (258-263)
  • Leitlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung in der Röntgendiagnostik (Stand: 2007)
  • Lungeninformationsdienst, HelmholtzZentrum münchen: "Röntgen des Brustkorbs" (Stand: 20.03.2019), unter: www.lungeninformationsdienst.de
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich