Brustschmerzen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Luise Heine

Luise Heine ist seit 2012 Redakteurin bei Netdoktor.de. Studiert hat die Diplombiologin in Regensburg und Brisbane (Australien) und sammelte als Journalistin Erfahrung beim Fernsehen, im Ratgeber-Verlag und bei einem Print-Magazin. Neben ihrer Arbeit bei NetDoktor.de schreibt sie auch für Kinder, etwa bei der Stuttgarter Kinderzeitung, und hat ihren eigenen Frühstücksblog „Kuchen zum Frühstück“.

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Brustschmerzen können mit Spannungsgefühlen, tastbaren Verhärtungen und einer Berührungsempfindlichkeit der Brust einhergehen. Diese Beschwerden kennt fast jede Frau, denn sie treten meist kurz vor der Regelblutung auf. Die zyklusabhängigen Brustschmerzen oder Brustwarzen-Schmerzen bezeichnen Mediziner als Mastodynie. Darüber hinaus gibt es einige, meist gutartige, Veränderungen des Brustgewebes, die zyklusunabhängig Beschwerden (med. Mastalgie) verursachen. In jedem Fall sollten Sie die Beschwerden ärztlich abklären lassen.

Brustschmerzen

Brustschmerzen: Beschreibung

Die Brüste gelten als Symbol der Weiblichkeit. Sie sind erogene Zone und zählen zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen. Zusätzlich dienen die Brüste bei Frauen dem Stillen. Wenn eine oder beide Brüste schmerzen, jede Berührung unangenehm ist, sich die Brust womöglich knotig anfühlt, beängstigt dies viele Frauen. Die Brustschmerzen können in einer oder in beiden Brüsten auftreten.

Eigentlich sind Brustschmerzen oder Schmerzen in den Brustwarzen sehr häufig und bedeuten auch nicht unbedingt etwas Schlimmes. Trotzdem denken viele Frauen bei diesen Symptomen sofort an Brustkrebs. In den meisten Fällen ist der weibliche Zyklus für die Beschwerden verantwortlich (Mastodynie). Die Symptome sind Teil des sogenannten prämenstruellen Syndroms (PMS). Es umfasst eine Vielzahl von Beschwerden, mit denen viele Frauen während ihrer gesamten fruchtbaren Zeit zu kämpfen haben.

Die Brustschmerzen können sich mit der Zeit verändern. Dies hängt mit dem Innenleben der weiblichen Brust zusammen, die vor allem aus Fett- und Bindegewebe besteht. Darin eingebettet liegt das Drüsengewebe, das bei Bedarf Milch produziert. Im Lauf des Lebens verändert sich das Verhältnis von Fett- zu Binde- und Drüsengewebe. Bei älteren Frauen überwiegt der Fettanteil in der Brust. Dann treten während des Zyklus auch kaum mehr knotige Veränderungen im Brustgewebe auf.

Manchmal kann es allerdings auch zu Wucherungen im Brustgewebe kommen, die zyklusunabhängig Schmerzen und Spanngefühle in der Brust (Mastalgie) hervorrufen – ein Phänomen, das auch Männer betreffen kann.

Brustschmerzen: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Mastodynie: Zyklusabhängige Ursachen

Brustschmerzen treten in den meisten Fällen im Zusammenhang mit dem weiblichen Zyklus auf. Als sekundäres Geschlechtsorgan stehen die Brüste unter dem Einfluss der Hormone, vor allem der Östrogene. Diese sorgen dafür, dass während der zweiten Hälfte des Zyklus vermehrt Flüssigkeit ins Brustgewebe eingelagert wird. Zusätzlich werden die Brüste besser durchblutet. Insgesamt werden sie dadurch grösser und schwerer, eventuell lassen sich auch knotige Veränderungen ertasten.

Die Zunahme des Volumens kann einen gewissen Dehnungsschmerz verursachen. Ausserdem reagiert die Brust empfindlicher auf Berührungen. Normalerweise verschwinden die Beschwerden wieder, wenn der Östrogenspiegel bei Eintritt der Menstruation abfällt, und die Flüssigkeit aus dem Gewebe geschleust wird.

Nicht alle Frauen sind von dieser Erscheinung gleich stark betroffen. Ausserdem sind sie auch unterschiedlich empfindlich gegenüber dem Dehnungsschmerz. Zusätzlich bilden Frauen verschiedene Hormonmengen, deren Einfluss sich unterschiedlich stark auswirkt.

Weitere hormonelle Ursachen für Brustschmerzen

Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS): Bei etwa sechs Prozent der Frauen sind die prämenstruellen Beschwerden (Müdigkeit, Bauch-, Rücken-, Kopfschmerzen) so stark, dass sie deutliche Auswirkungen auf den Alltag haben. Seit dem Jahr 2000 ist dies als eigenständige Erkrankung (depressive Störung) anerkannt, die behandelt werden muss.

Fibrozystische Mastopathie: Der Begriff fasst mehrere Veränderungen des Brustgewebes zusammen, die meist beide Brüste betreffen. Ursache ist eine hormonelle Fehlsteuerung: Lokal treten zu grosse Mengen Östrogen und zu wenig Progesteron auf – das löst eine Art Entzündungsreaktion aus. Es entstehen in der Folge kirschkerngrosse Schwellungen, verschiebbare Knoten oder Zysten sowie leichte Druckbeschwerden. Selten kann zudem aus der Brustwarze Flüssigkeit austreten. Die Fibrozystische Masthopathie betrifft vor allem Frauen im gebärfähigen Alter.

Fibroadenome sind gutartige Gewebewucherungen in der Brust, vor allem im Bindegewebe (Fibrom) oder Drüsengewebe (Adenom). Diese „Knoten“ in der Brust entstehen und wachsen unter dem Einfluss der Östrogene. Fibroadenome treten vor allem bei Frauen zwischen 20 und 24 Jahren auf.

Schwangerschaft: Ein gewisses Spannungsgefühl, Brustschmerzen oder schmerzende Brustwarzen gelten als eines der ersten Anzeichen für eine Schwangerschaft. Denn schon kurz nach dem Einnisten der Eizelle beginnt sich die Brust auf ihre künftige Still-Aufgabe vorzubereiten. Durch die Veränderung des Drüsengewebes wird die Brust grösser und berührungsempfindlicher.

Gestaute Muttermilch: Wenn das Baby zum Stillen falsch angelegt wird, oder zwischen den einzelnen Stillmahlzeiten zu viel Zeit vergeht, kann sich die Muttermilch in der Brust stauen. Ein erster Hinweis auf einen solchen Milchstau ist, wenn die Brust oder entstehende Schwellungen schmerzen. Jetzt heisst es gegenzusteuern, denn sonst kann es zu einer Brustentzündung kommen!

Wechseljahre: Naturgemäss treten bei Frauen in den Wechseljahren seltener zyklusabhängige Brustschmerzen auf. Es sei denn, sie nehmen gegen die Beschwerden der Wechseljahre gezielt Hormone ein, dann können Brustschmerzen eine mögliche Nebenwirkung sein.

Mastalgie: Zyklusunabhängige Ursachen

Neben dem Anschwellen der Brüste im Zusammenhang mit den zyklusbedingten Hormönveränderungen, gibt es andere Veränderungen im Brustgewebe, die zu Schmerzen und Spannen in der Brust führen können.

Zysten: Eine Zyste ist eine mit Flüssigkeit gefüllte Blase. Im Brustgewebe können solche Zysten Brustschmerzen verursachen, wenn sie eine gewisse Grösse erreichen und das umliegende Gewebe zur Seite drängen. Meist sind Zysten gutartig. Warum sie entstehen, ist nicht genauer bekannt. Häufig treten sie im Alter zwischen 30 und 50 Jahren oder mit Beginn der Wechseljahre auf.

Gutartiger Weichteiltumoren: Dabei handelt es sich um weiche, prall-elastische Knoten direkt unter der Haut. Schmerzen verursachen sie vor allem dann, wenn sie in der Nähe von Nerven entstehen. Mediziner unterscheiden zwischen Veränderungen des Fettgewebes (Lipome), des Bindegewebes (Fibrome) und des Grützbeutels (Artherome) – hier sammeln sich abgestorbene Hautzellen und Talg in der Nähe einer Talgdrüse.

Brustdrüsenentzündung im Wochenbett (Mastitis puerperalis): Bei einer Entzündung der Brustdrüse ist die Brust angeschwollen und rot, die Brustwarzen schmerzen. Aus ihnen kann ein eitriges Sekret austreten. Als Ursache kommen verschiedene Auslöser in Frag, beispielsweise Bakterien, die über die Milchgänge in die Brustdrüse gelangt und dort eine Entzündung verursacht haben. Das betrifft bis zu neun Prozent der stillenden Mütter im Wochenbett, meist in der ersten und zweiten Woche nach der Geburt.

Brustdrüsenentzündung ausserhalb der Stillzeit (nonpuerperale Mastitis): Auch bei dieser Form der Brustentzündung dringen Bakterien in das Brustgewebe ein und lösen dort eine Entzündung aus. Betroffen sind vor allem Patientinnen, die jünger als 30 Jahre sind.

Brustkrebs: Dabei handelt es sich um eine bösartige Gewebewucherung (Tumor) im Brustgewebe. Sie geht meist von den Milchgängen und seltener von den Drüsenläppchen aus. Auch hier können Brustschmerzen auftreten, allerdings nicht im Anfangsstadium. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.

Gereizte Brustwarzen: Speziell schmerzende Brustwarzen werden manchmal auch von der falschen Kleidung ausgelöst. Raue Textilien, zu enge Kleidung oder beständige Reibung (zum Beispiel beim Sport) kann die empfindliche Haut dort reizen und so Brustschmerzen verursachen.

Brustschmerzen beim Mann

Auch Männer sind manchmal von Brustschmerzen betroffen - oft in Zusammenhang mit einer ein- oder beidseitig vergrösserten Brustdrüse (Gynäkomastie): Viele Betroffene berichten dabei auch von Spannungsgefühlen und einer gewissen Berührungsempfindlichkeit der Brust. Zudem können die Brustwarzen schmerzen.

Eine Gynäkomastie kann natürlicherweise durch hormonelle Ungleichgewichte auftreten (als Neugeborenen-, Pubertäts- oder Altersgynäkomastie). Vergrösserte Brüste beim Mann können aber auch krankheitsbedingt sein. So gehen etwa manche Erbkrankheiten und chronische Erkrankungen mit einer Gynäkomastie einher. Eine seltene Ursache ist männlicher Brustkrebs: Schmerzen in der Brust und eine tumorbedingte Gynäkomastie sind Anzeichen dafür.

Brustschmerzen: Wann zum Arzt?

Grundsätzlich gilt: Erstmals auftretende Brustschmerzen sollten Sie ärztlich abklären lassen. Dies gilt auch, wenn andere Beschwerden und Auffälligkeiten dazu kommen, etwa Knoten, die vorher nicht da waren oder eine nässende Brustwarze. Sind die Beschwerden vom Zyklus abhängig, verschwinden sie mit Eintritt der Regelblutung normalerweise wieder. Geschieht das nicht, sollten Sie ebenfalls einen Arzt aufsuchen.

Hilfreich ist es, wenn Frauen (aber auch Männer) ihre Brüste regelmässig abtasten. So lernen sie das Gewebe dort besser kennen. Eventuelle Veränderungen fallen einem dann schneller auf. Bei jeder Art von Veränderung, die Ihnen seltsam erscheint, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Gehen Sie im Zweifel lieber einmal zu oft zum Arzt. Gerade Brustkrebs ist gut zu therapieren und sogar heilbar, wenn er im Frühstadium entdeckt wird.

Brustschmerzen: Was macht der Arzt?

Der richtige Ansprechpartner bei weiblichen Brustschmerzen ist der Frauenarzt. Er wird Sie zuerst ausführlich befragen, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Dann folgen eine gynäkologische Untersuchung und eine Tastuntersuchung der Brust. Beim Brust abtasten achtet der Arzt auf eventuelle Knoten oder Zysten.

Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonografie) kann man die Struktur des Brustgewebes abbilden und Veränderungen im Brustgewebe sichtbar machen. Flüssigkeitsgefüllte Zysten wirken zum Beispiel schwarz auf dem Ultraschallbild.

Eine Röntgenuntersuchung der Brust (Mammografie) hilft, Brustkrebs als Auslöser der Brustschmerzen auszuschliessen. Zeigen sich verdächtige Gewebeveränderungen auf dem Röntgenbild, kann der Arzt eine Gewebeprobe entnehmen (Biopsie), um sie im Labor genauer untersuchen zu lassen.

Der Arzt wird auch Blutproben nehmen. Im Rahmen der Blutuntersuchung werden die Spiegel der Sexualhormone gemessen, um eventuell Hinweise auf eine hormonelle Ursache der Brustschmerzen zu erhalten.

Hinweis: Bei Männern mit Brustschmerzen werden zur Abklärung die gleichen Untersuchungen durchgeführt. Der richtige Ansprechpartner ist hier ein Androloge oder eine Klinik, die sich auf Brusterkrankungen spezialisiert hat.

Behandlung von Brustschmerzen

Die Therapie der Brustschmerzen hängt von der Ursache ab. Sind zum Beispiel Zysten für die Schmerzen verantwortlich, kann man sie "aufstechen" (punktieren), um die enthaltene Flüssigkeit abzulassen. Das verringert den Druck auf das umliegende Gewebe, worauf die Brustschmerzen meist verschwinden. Sind hormonelle Ungleichgewichte der Grund für die Schmerzen, kann der Arzt gegebenenfalls Hormonpräparate verschreiben. Wird Brustkrebs diagnostiziert, wird umgehend eine individuell angepasst Krebstherapie eingeleitet (Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie etc.).

Brustschmerzen: Das können Sie selbst tun

Manchen Frauen wenden Hausmittel gegen Brustschmerzen an. Manchmal helfen etwa Quarkwickel: Streichen Sie kühlen Speisequark etwa einen halben Zentimeter dick auf ein Tuch oder eine Kompresse. Falten Sie den Wickel so, dass zwischen der Haut und dem Quark eine Stoffschicht liegt. Legen Sie den Wickel auf die schmerzende Hautstelle.

Bei zyklusabhängigen Brustschmerzen im Rahmen von PMS können pflanzliche Präparate (etwa mit Mönchspfeffer), Meditationen und Entspannungsübungen hilfreich sein. Ihr Frauenarzt kann Sie hierzu beraten.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Luise Heine ist seit 2012 Redakteurin bei Netdoktor.de. Studiert hat die Diplombiologin in Regensburg und Brisbane (Australien) und sammelte als Journalistin Erfahrung beim Fernsehen, im Ratgeber-Verlag und bei einem Print-Magazin. Neben ihrer Arbeit bei NetDoktor.de schreibt sie auch für Kinder, etwa bei der Stuttgarter Kinderzeitung, und hat ihren eigenen Frühstücksblog „Kuchen zum Frühstück“.

Quellen:
  • Berufsverband der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 14.11.2018)
  • Breckwoldt, M. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2008
  • Guillou, I. et al.: Medizin für Heilpraktiker, Haug Verlag, 2012
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 14.11.2018)
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2013
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