Aortendissektion

Von , Student der Humanmedizin
Lukas von Kunhardt

Lukas v. Kunhardt studiert Humanmedizin an der LMU München. Seit 2022 ist er Teil der NetDoktor-Redaktion und verfasst dort unter anderem medizinische Fachtexte. Er interessiert sich sehr für die Belange von Patienten und möchte ihnen durch seine Artikel den Zugang zur Medizin erleichtern.

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Eine Aortendissektion ist eine lebensbedrohliche Blutung zwischen die Wandschichten der Hauptschlagader (Aorta). Die Betroffenen verspüren meist einen “Vernichtungsschmerz” hinter dem Brustbein oder im Rücken. Man unterscheidet zwei Formen der Aortendissektion, Stanford A und B. Je nach Form behandeln Ärzte entweder operativ oder medikamentös. Alles Wichtige zur Aortendissektion, ihren Symptomen, der Diagnose und Therapie erfahren Sie hier.

Brust-/Thoraxschmerzen bei Aortendissektion

Kurzübersicht

  • Symptome: Bei einer Aortendissektion entsteht ein starker, reissender und manchmal wandernder Schmerz hinter dem Brustbein. Je nach Verlauf können Symptome etwa eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts auftreten.
  • Behandlung: Die Behandlung hängt von der Stelle der Aortendissektion ab. Meistens ist ein operativer Eingriff nötig, seltener können andere, weniger invasive Methoden ausreichen.
  • Ursachen: Durch einen Riss in der Innenwand der Aorta dringt Blut zwischen die Wandschichten und spaltet sie auf.
  • Risikofaktoren: Bluthochdruck, Atherosklerose, Bindegewebserkrankungen (z.B. Marfan-Syndrom), Unfälle, Operationen an der Aorta und Gefässerkrankungen.
  • Untersuchung mittels eines speziellen Ultraschallgeräts (TEE) oder einer Computertomographie-Angiographie (CTA).

Was ist eine Aortendissektion?

Bei einer Aortendissektion reisst die Innenwand der Hauptschlagader (Aorta). Blut dringt ein, wühlt sich in Richtung des Blutflusses voran und spaltet die innere von den beiden äusseren Wandschichten ab. Diese Aufspaltung der Aortenwand bezeichnet man als Dissektion.

Die Aortendissektion ist ein medizinischer Notfall. Unbehandelt verläuft sie oft tödlich.

Von der Aorta gehen viele weitere Blutgefässe ab und versorgen den gesamten Körper mit Blut. Eine Dissektion verschliesst womöglich manche dieser Blutgefässe. Dann erhält der dadurch versorgte Körperteil zu wenig Blut und arbeitet nicht mehr richtig.

Zudem kann die geschwächte Aortenwand im schlimmsten Fall reissen (Aortenruptur). Dann verbluten Betroffene meist rasch.

Wie äussert sich eine Aortendissektion?

Eine Aortendissektion erzeugt meist einen plötzlich auftretenden, starken Schmerz hinter dem Brustbein, den Schulterblättern oder im Rücken. Betroffene beschreiben diesen Schmerz typischerweise als aussergewöhnlich stark, reissend oder als“Vernichtungsschmerz”. Manche vergleichen ihn mit einem Axthieb.

Wenn sich die Hauptschlagaderwand weiter aufspaltet, verlagert sich der Schmerz womöglich. Patienten schildern dann „wandernde“ Schmerzen. Wichtig: Bei Frauen, Älteren oder Diabetikern sind die Schmerzen oft weniger ausgeprägt!

Kontaktieren Sie bei diesen Symptomen umgehend den Rettungsdienst! Die Aortendissektion ist ein Notfall und muss schnell behandelt werden!

Weitere Symptome durch Folgen und Komplikationen

Eine Aortendissektion ruft oft Durchblutungsstörungen hervor. Je nachdem, welches Organ nicht mehr richtig durchblutet wird, entstehen unterschiedliche Beschwerden und Krankheitsbilder:

  • Schlaganfall: Wird die Durchblutung der Halsschlagader unterbrochen, bekommt das Gehirn nicht mehr genügend Sauerstoff. Es entstehen Symptome wie Sprachstörungen oder Lähmungen.
  • Herzinfarkt: Von der Aorta gehen zwei Schlagadern (Arterien) ab, die Blut zum Herzmuskel transportieren. Eine Dissektion kann sie blockieren. Dann gelangt kein Sauerstoff mehr zum Herzmuskel und die Betroffenen erleiden einen Herzinfarkt.
  • Querschnittslähmung: Die Nerven im Rückenmark transportieren Signale aus dem Gehirn zum restlichen Körper und zurück. Eine Aortendissektion kann die Blutversorgung des Rückenmarks kappen.
  • Bauchschmerzen: Sind die Arterien der Nieren oder des Darms verschlossen, entstehen sehr starke Bauchschmerzen. Ohne Blut können Darm und Nieren zudem nicht mehr richtig arbeiten. So entwickelt sich womöglich ein akutes Nierenversagen.
  • Schmerzen in den Extremitäten: Arme und Beine können ebenfalls betroffen sein. Die Extremitäten schmerzen, werden blass und können nicht mehr richtig bewegt werden.

Doch eine Aortendissektion kann nicht nur Blutgefässe blockieren. Durch das einströmende Blut schwillt die Aorta an und drückt unter Umständen auf benachbarte Nerven. Eine Stimmbandlähmung mit Heiserkeit oder ein herabhängendes Augenlid (Ptosis) sind mögliche Folgen (die ausgefallenen Nerven stören die Funktion der jeweils versorgten Muskeln, wodurch die Symptome entstehen).

Teile der Atemwege liegen ebenfalls nah an der Aorta. Die ausgedehnte Aorta kann sie zusammendrücken und den Luftfluss unterbinden. Betroffene bekommen schlechter Luft.

Eine lebensbedrohliche Komplikation sind ausserdem innere Blutungen. Reisst die Aortenwand nahe am Herzen auf, blutet es eventuell auch in den Herzbeutel. Diese sogenannte Perikardtamponade engt das Herz zunehmend ein, wodurch es nicht mehr ausreichend pumpen kann.

Eine gespaltene Aortenwand ist zudem schwach und kann leicht aufreissen (Aortenruptur). Die inneren Blutungen führen meist rasch zum Kreislaufzusammenbruch und Tod.

Welche Formen der Aortendissektion gibt es?

Nach der Stanford-Klassifikation gibt es eine Aortendissektion Typ A und eine Aortendissektion Typ B. Bei Typ A reisst die Innenwand des herznahen Aortenabschnitts. Dort geht die Aorta vom Herzen nach oben hin weg (aufsteigender Teil, Aorta ascendens).

Anschliessend macht die Aorta einen Bogen und zieht durch den Brustraum hinab in den Bauch. Reisst sie am Ende ihres Bogens beziehungsweise im absteigenden Teil, handelt es sich um eine Aortendissektion Typ B.

Typ A ist die gefährlichere Variante, weil hierbei besonders häufig wichtige Blutgefässe verschliessen. Ärzte operieren eine Typ A-Dissektion daher immer sofort. Dieser Typ ist auch der häufigste: Etwa zwei Drittel aller Aortendissektionen gehören zu Typ A.

Wie ist die Lebenserwartung nach einer Aortendissektion?

Die genaue Prognose der Aortendissektion hängt von ihrer Form und der Behandlung ab. Wurde eine Dissektion der aufsteigenden Aorta (Typ A) operiert, versterben innerhalb der ersten 30 Tage etwa 20 Prozent der Betroffenen. Bei einer Behandlung ohne OP ist die Prognose deutlich schlechter: Bis zu drei von vier Patienten überleben den ersten Monat nicht.

Besonders kritisch ist aber eine unbehandelte Typ-A-Aortendissektion. Sie verläuft bei jedem zweiten innerhalb von 48 Stunden tödlich. Ein Grossteil stirbt, weil die Aorta reisst. Nach zwei Wochen ohne Therapie lebt nur noch etwa jeder fünfte Patient.

Mit jeder verstrichenen Stunde steigt das Risiko, an einer Aortendissektion zu sterben. Den Rettungsdienst umgehend zu alarmieren, verbessert also die Prognose.

An einer Dissektion der absteigenden Aorta (Typ B) sterben weniger Patienten als an einer vom Typ A. Komplikationen, die einen ärztlichen Eingriff erfordern, verschlechtern die Aussichten. Insgesamt stirbt etwa jeder zehnte Patient an einer Aortendissektion Typ B.

Leben nach einer Aortendissektion

Für die Lebenserwartung entscheidend sind regelmässige Nachsorgeuntersuchungen. Hierbei untersuchen Ärzte etwa mittels Computer- oder Magnetresonanztomographie die behandelte Aorta. So können sie früh auf kritische Veränderungen reagieren.

Ausserdem ist es empfehlenswert, die Risikofaktoren einer Aortendissektion zu reduzieren. Dazu gehört insbesondere ein hoher Blutdruck. Nehmen Sie Ihre Blutdruckmedikamente konsequent ein und messen Sie Ihren Blutdruck regelmässig. Der Blutdruck liegt nach einer Aortendissektion idealerweise stets unter 130/80 mmHg. Messen Sie erhöhte Werte, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Er muss die Therapie möglicherweise anpassen.

Abgesehen davon können bereits kleine Änderungen im Alltag grosse Effekte auf die Gesundheit Ihres Herz-Kreislauf-Systems haben. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag „Blutdruck senken“.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, in welchem Mass Sie sich nach einer Aortendissektion bewegen dürfen. Bereden Sie auch, welche Massnahmen in Ihrem persönlichen Fall sinnvoll sind.

Ursachen und Risikofaktoren der Aortendissektion

Eine Aortendissektion entsteht, wenn die innerste Wandschicht der Hauptschlagader (Aorta) einreisst. Durch diesen Riss dringt Blut zwischen die Wandschichten der Aorta und spaltet sie der Länge nach auf. Es bildet sich ein blutgefüllter Raum zwischen der inneren und den äusseren Wandschichten, den man „falsches Lumen“ nennt.

Strömt weiter Blut in diesen Spalt, kann sich die Dissektion in Richtung des Blutflusses ausbreiten. Manchmal gelangt das Blut durch einen weiteren Riss zurück in das Innere der Hauptschlagader, wo das Blut normalerweise hindurchfliesst („wahres Lumen“).

Eine Aortendissektion kann Blutgefässe von der normalen Blutzufuhr abschneiden. Das stört die Durchblutung der Organe, die von den verschlossenen Blutgefässen versorgt werden. Es gelangen weniger Sauerstoff und Nährstoffe dorthin, was die Organe schwer schädigt.

Risikofaktoren

Es gibt zahlreiche Faktoren, die eine Aortendissektion begünstigen:

  • Blutdruck: Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung der Aortendissektion ist der Druck in der Aorta. Ein hoher Druck belastet und schädigt die Gefässwand.
  • Arteriosklerose: Bei der Arteriosklerose setzen sich Kalk- und Fettablagerungen in der Gefässwand ab. Diese verliert dadurch an Elastizität und nimmt schneller Schaden.
  • Aneurysmen der Aorta: Ein Aneurysma ist eine Aussackung der Gefässwand. An dieser Schwachstelle reisst die Wand leichter ein.
  • Drogen: Kokain oder Amphetamine begünstigen Aortendissektionen. Warum, ist nicht eindeutig geklärt. Durch den Drogenkonsum entstehen mitunter hohe Blutdruckspitzen, die wiederum die Gefässwände schädigen.
  • Gefässentzündung (Vaskulitis): Entzündungen der Hauptschlagader (Aortitis) schwächen ihre Wand.
  • Operationen an der Aorta: Schäden an der Aorta durch eine vorangegangene Operation erhöhen das Risiko für eine Dissektion.
  • Trauma: Unfälle (insbesondere im Strassenverkehr oder durch Sturz von grosser Höhe) können die Aorta verletzen.
  • Bindegewebserkrankungen: Die Struktur der Aorta erfordert aufgrund der hohen Belastung besonders elastisches und starkes Bindegewebe. Menschen mit bestimmten Bindegewebserkrankungen (z.B. dem Marfan-Syndrom) sind daher häufiger von einer Aortendissektion betroffen. Gerade bei jüngeren Patienten ist dies eine typische Ursache.
  • Veranlagung: Angeborene Herzklappendefekte (bikuspide Aortenklappe) begünstigen ebenfalls eine Aortendissektion. Wer bereits eine Aortendissektion in der Familie hatte, ist häufiger selbst betroffen.

Wie wird eine Aortendissektion festgestellt?

Die Diagnose einer Aortendissektion erfolgt für gewöhnlich im Krankenhaus. Den ersten Verdacht hingegen hat oft schon der Notarzt. Er befragt den Patienten und untersucht ihn. Meist weisen bereits die typischen Beschwerden auf eine Aortendissektion hin.

Auch die Messungen von Blutdruck und Puls können auffällig sein. Möglicherweise wird durch die Dissektion ein Arm nicht mehr richtig durchblutet. Dann unterscheiden sich Puls und Blutdruck zwischen rechtem und linkem Arm.

Da eine Aortendissektion einem Herzinfarkt ähneln kann, macht der Arzt meist noch vor der Fahrt ins Krankenhaus ein EKG (Elektrokardiogramm). Bei einem Infarkt zeigen die Herzströme oft typische Veränderungen. Übrigens: Der Herzinfarkt kann auch die Folge einer aufgespaltenen Aortenwand sein, wenn dadurch die Herzkranzgefässe verschlossen werden.

Im Krankenhaus angekommen, befragen und untersuchen die dortigen Ärzte den Betroffenen genauer. Sie erkundigen sich beispielsweise nach bekannten Risikofaktoren. Dazu gehören Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder bekannte Fälle in der Familie. Wichtig sind auch die Medikamente, die der Patient einnimmt.

Zudem nehmen sie Blut ab. Zum einen schliessen sie damit andere mögliche Diagnosen aus. Zum anderen bekommen sie einen besseren Überblick über das Ausmass der Erkrankung. Einen Labortest speziell für Aortendissektionen gibt es jedoch nicht. Hilfreich ist beispielsweise der D-Dimer-Wert. Wenn dieser im Normbereich ist, schliesst das eine Aortendissektion aus.

Die Ärzte veranlassen überdies bildgebende Untersuchungen. Mit ihrer Hilfe stellen sie eine Aortendissektion sicher fest. Die typischen Verfahren sind:

  • Ultraschall von aussen: Einen klassischen Ultraschall führt manchmal bereits der Notarzt, spätestens die Ärzte der Notaufnahme durch. Durch die Rippenbögen hindurch (transthorakale Echokardiografie, TTE) erkennen sie das Herz und die Aorta und erhalten womöglich erste Hinweise. Eine unauffällige TTE schliesst eine Aortendissektion allerdings nicht aus, da sie nicht genau genug ist.
  • Ultraschall über die Speiseröhre (transösophageale Echokardiografie, TEE): Genauer als das TTE ist das sogenannte „Schluckecho“. Dabei führt der Untersucher den Ultraschallkopf über die Speiseröhre direkt neben das Herz und die Aorta.
  • Computertomographie (CT-Angiografie): Das Diagnosemittel der Wahl ist die Computertomographie mit Kontrastmittel. Sie stellt die gesamte Aorta und den Umfang der Aortendissektion sehr präzise dar. Gleichzeitig dient sie der Operationsplanung.
  • Eine Magnetresonanztomografie (Kernspin, MRT) kann die Aorta ebenfalls genau abbilden, bei weniger Strahlung. Allerdings dauert sie deutlich länger als eine CT und ist daher im Notfall ungeeignet. Ärzte setzen die MRT vor allem ein, um eine behandelte Aortendissektion zu kontrollieren (Nachsorge).

Wie wird eine Aortendissektion behandelt?

Eine Aortendissektion ist lebensbedrohlich und Betroffene müssen immer so schnell wie möglich in ein Krankenhaus. Die Behandlung beginnt bereits auf dem Weg dorthin. Der Notarzt überwacht und stabilisiert den Kreislauf, senkt Blutdruck und Herzschlag und gibt Schmerzmittel.

Im Krankenhaus entscheiden Ärzte dann nach der Lage der Aortendissektion, wie sie weiter behandeln. Generell gibt es zwei Möglichkeiten: die Operation oder die medikamentöse Behandlung.

Operation bei einer Aortendissektion Typ A

Die Dissektion der aufsteigenden Aorta ist akut lebensbedrohlich. Ärzte operieren eine solche Typ-A-Aortendissektion daher so schnell wie möglich. Sie eröffnen den Brustkorb und ersetzen den betroffenen Abschnitt der Aorta durch eine Kunststoffprothese. Oft müssen sie auch die Klappe zwischen Herz und Aorta ersetzen oder reparieren.

Je nach Ausmass der Dissektion kann die losgelöste innere Wandschicht der Aorta bis in den absteigenden Teil der Aorta reichen. Dort wird die lose Wandschicht “gefenstert”, sprich mit kleinen Löchern versehen. Dadurch kann das Blut zurück ins Innere der Aorta fliessen, was die Aortenwand entlastet.

Operation der Typ-B-Aortendissektion

Aortendissektionen allein der absteigenden Aorta (Typ B) operieren Ärzte vor allem dann, wenn Komplikationen drohen oder auftreten. Der Eingriff ist zum Beispiel notwendig, wenn

  • sich die Schmerzen durch andere Massnahmen nicht bessern.
  • ein Organ nicht mehr richtig durchblutet wird.
  • die Aorta aufzureissen droht (Ruptur).

Meist handelt es sich nicht um eine offene OP wie bei Typ-A-Dissektionen. Vielmehr versuchen Ärzte, die Aorta „von innen“ zu reparieren. Dazu verwenden sie einen Stentgraft, eine Kombination aus einem Stent (Drahtröhre) und einer künstlichen Gefässprothese.

Über die Schlagader in der Leiste verschaffen sich die Ärzte Zugang zum Gefässsystem, das sie als Transportweg benutzen. Von dort schieben sie den zusammengefalteten Stentgraft mit Hilfe eines Schlauchs bis zum betroffenen Teil der Aorta vor. Dort entfalten und fixieren sie dann den Stentgraft.

Da dieser Eingriff nur über die Gefässe erfolgt, sprechen Ärzte auch von einer endovaskulären Aortenreparatur (EVAR). Je nachdem, wo sie das Verfahren anwenden, nennen sie auch thorakale oder thorakoabdominelle endovaskuläre Aortenreparatur, kurz TEVAR. Eine offene OP ist meist nur notwendig, wenn das endovaskuläre Verfahren nicht durchführbar ist.

Behandlung der Aortendissektion ohne Operation

Dissektionen der absteigenden Aorta (Stanford Typ B) bergen ein geringeres Risiko für Gefässverschlüsse und Rupturen. Gibt es keine Hinweise auf solche Komplikationen, behandeln Ärzte medikamentös. Dabei spielt die Regulation des Blutdrucks und des Herzschlags eine besondere Rolle.

In der Akutsituation streben Ärzte einen systolischen Blutdruckwert zwischen 100 und 120 mmHg und 60 Herzschläge pro Minute an. Dafür setzen sie für gewöhnlich Betablocker ein. Während der Therapie werden die Patienten auf einer Intensivstation überwacht.

Behandlungsverlauf

Betroffene bleiben so lange auf der Intensivstation, bis sie keine akuten Beschwerden mehr haben und nichts auf Komplikationen hindeutet. Zudem müssen Blutdruck und Herzschlag auch ohne Medikamente über die Vene stabil sein.

Nach einer Aortendissektion sollte der Blutdruck immer unter 130/80 mmHg liegen. Zudem behandeln Ärzte weitere Risikofaktoren und Grunderkrankungen. Das betrifft zum Beispiel eine Störung des Fettstoffwechsels (Dyslipidämie) oder eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Rehabilitation und weitere Massnahmen

Nach einer Aortendissektion ist eine Rehabilitation speziell für Herz- und Gefässpatienten sinnvoll. Dort entwickeln Mediziner und weitere Therapeuten individuell angepasste Trainingsprogramme. Sie testen die Belastung des einzelnen Patienten und passen unter Blutdruckkontrollen die Übungen an.

Vermeiden Sie nach einer Aortendissektion Wettkampfsport, Sprints, Kraftsport mit anhaltender Muskelspannung und Übungen mit Pressatmung (z.B. Bauchpressen)!

Sehr wichtig ist auch die Anpassung des Lebensstils: Verzichten Sie auf Rauchen und ernähren Sie sich ausgewogen. Nehmen Sie zudem die Nachsorgeuntersuchungen wahr. So können die Ärzte frühzeitig auf mögliche Folgen der behandelten Aortendissektion reagieren.

Autoren- & Quelleninformationen

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Lukas v. Kunhardt
Lukas von Kunhardt

Lukas v. Kunhardt studiert Humanmedizin an der LMU München. Seit 2022 ist er Teil der NetDoktor-Redaktion und verfasst dort unter anderem medizinische Fachtexte. Er interessiert sich sehr für die Belange von Patienten und möchte ihnen durch seine Artikel den Zugang zur Medizin erleichtern.

ICD-Codes:
I71
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Akin, I. et Nienaber, C.A.: Das Akute Aortensyndrom: Aktueller Stand der Ätiologie, Diagnostik und Therapie, in: Der Klinikarzt 2017; 46(6):270-277; doi: 10.1055/s-0043-112160
  • Herold, G. (Hrsg.): Innere Medizin, Eigenverlag/De Gruyter, 2021
  • Huck, K.: Thorakale Aortendissektion, in: Duale Reihe Innere Medizin, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2018
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG): Typ B Aortendissektion, Stand: Mai 2022, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 26.08.2022)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG): Behandlung der Thorakalen Aortendissektion Typ A, Stand: Februar 2021, unter: www.awmf.org (Abrufdatum: 26.08.2022)
  • Nienaber, C.A et Weingang, E.: Management of acute aortic dissection, in: The Lancet 2015; 385(9970): 800-811; doi: 10.1016/s0140-6736(14)61005-9
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