Lungenemphysem

Von 
und , Medizinjournalistin
Dr. med. Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Bei einem Lungenemphysem sind die Lungenbläschen teilweise überdehnt und zerstört. Dadurch kann der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Typische Symptome eines Lungenemphysems sind somit Kurzatmigkeit, Atemnot und verminderte Leistungsfähigkeit. Rauchen ist die Hauptursache der Lungenüberblähung. Welche anderen Ursachen es gibt, was die Folgen eines Lungenemphysems sind und wie die Behandlung und Prognose aussehen, lesen Sie hier!

lungenemphysem

Kurzüberblick

  • Lungenemphysem-Definition: Chronische Lungenerkrankung, die mit Überblähung und Zerstörung von Lungenbläschen einhergeht. Der Körper wird dadurch immer schlechter mit Sauerstoff versorgt.
  • Ursachen: Rauchen, Inhalation anderer Schadstoffe (wie Feinstaub), chronische Entzündungsprozesse im Rahmen einer chronischen Bronchitis oder COPD, Alpha-1-Antitrypsinmangel, Narbenbildung im Lungengewebe
  • Symptome: Atemnot (zuerst nur bei körperlicher Anstrengung, später auch in Ruhe), Husten, verminderte Leistungsfähigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit. Im fortgeschrittenen Stadium auch blaue Lippen und Nägel (Zyanose), fassförmiger Brustkorb (Fassthorax), starke Abmagerung mit Muskelabbau. Mögliche Komplikationen: Pneumothorax, Rechtsherzschwäche
  • Untersuchungen: Erstgespräch (Anamnese), körperliche Untersuchung, Röntgen, Computertomografie, Blutuntersuchungen, Lungenfunktionstest
  • Behandlung: Rauchstopp, Atemtraining, Inhalation von Kochsalzlösung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, medikamentöse Therapie, bei fortgeschrittenem Lungenemphysem evtl. Sauerstoff-Langzeittherapie, Operation. In sehr schweren Fällen Lungentransplantation. Ratsam: Impfungen gegen Pneumokokken und Grippeviren, sofortige Behandlung akuter Atemwegsinfekte.
  • Prognose: Keine Heilung möglich. Konsequente Behandlung (v.a. Rauchstopp) kann aber das Fortschreiten des Lungenemphysems verlangsamen oder stoppen. Die Lebenserwartung hängt wesentlich vom Schweregrad der Erkrankung ab und wie konsequent die Blählunge behandelt wird.

Was ist ein Lungenemphysem?

Bei einem Lungenemphysem werden immer mehr Lungenbläschen (Alveolen) krankhaft überbläht und zerstört. Mediziner sprechen deshalb auch von einer Lungenüberblähung oder Blählunge.

Die Lungenbläschen sind die kleinsten Struktureinheiten der Lunge und von einem dichten Netz feinster Blutgefässe (Kapillaren) umgeben. Hier findet der Gasaustausch statt: Mit jedem Atemzug fliesst Luft durch die Luftröhre bis in die Lungenbläschen. Dort gelangt der Sauerstoff aus der Luft durch die dünnen Wände der Lungenbläschen ins Blut. Gleichzeitig wird Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem Blut an die Luft in den Lungenbläschen abgegeben. Diese verbrauchte Luft wird dann ausgeatmet.

Gestörter Gasaustausch

Bei einem Lungenemphysem funktioniert der Gasaustausch nicht mehr richtig: Bei den Betroffenen verlieren die Wände der Lungenbläschen an Elastizität. Durch die bei jedem Atemzug einströmende Luft werden die Alveolen überdehnt. Schliesslich können sie sogar platzen. Benachbarte zerstörte Alveolen vereinen sich dann zu grösseren Blasen, die beim Ausatmen zusammenfallen. Durch die Überblähung der Lungenbläschen werden die kleinsten Bronchien (Bronchiolen) eingeengt und fallen ebenfalls leicht zusammen.

Alles zusammen erschwert das Ausatmen: Die Patienten können die eingeatmete Luft nicht mehr vollständig ausatmen. Ein Teil davon bleibt also in den noch vorhandenen Bläschen und grösseren Blasen, so dass beim Einatmen weniger Platz für neue, sauerstoffreiche Luft ist. Als Resultat wird der Körper zunehmend schlechter mit Sauerstoff versorgt.

Das passiert beim Lungenemphysem
Lungenemphysem
Bei einem Lungenemphysem wird die Wandstruktur der Lungenbläschen unwiderruflich zerstört. Dies führt zu einer sackförmigen Erweiterung der Lufträume.

Formen von Lungenemphysem

Pathologisch-anatomisch lassen sich verschiedene Lungenemphysem-Arten unterscheiden. Die beiden wichtigsten sind:

  • Zentrilobuläres Lungenemphysem (auch "zentroazinäres Lungenemphysem"): Diese Krankheitsform ist am häufigsten und tritt hauptsächlich bei COPD-Patienten auf, besonders bei Rauchern. Betroffen sind hier vorwiegend die oberen Lappen der Lunge. Mediziner führen dies darauf zurück, dass Schadstoffe wie Zigarettenrauch zuerst das obere Lungengewebe erreichen und schädigen.
  • Panlobuläres Lungenemphysem (auch "panazinäres Lungenemphysem" genannt). Diese Art des Lungenemphysems ist seltener und betrifft vor allem die unteren Lungenlappen. Ursache ist meist ein bestimmter Gendefekt - der sogenannte Alpha-1-Antitrypsinmangel (siehe weiter unten: Lungenemphysem - Ursachen).

Neben diesen beiden Hauptformen gibt es noch einige weitere Formen, die weniger bedeutend sind, wie bullöses Lungenemphysem und paraseptales Lungenemphysem.

Lungenüberblähung ohne Zerstörung der Alveolen

Keine Lungenemphyseme im engeren Sinne sind das kompensatorische Lungenemphysem und das senile Emphysem:

Das kompensatorische Lungenemphysem kann zum Beispiel entstehen, wenn ein Teil der Lunge operativ entfernt werden muss - die Restlunge kann sich dann übermässig ausdehnen, ohne dass Lungenbläschen zerstört werden. Im Vergleich zu den oben genannten Lungenemphysem-Arten bereitet diese Lungenüberblähung meist weniger Beschwerden.

Das senile (atrophische) Lungenemphysem oder Altersemphysem ist gar keine Krankheit: Bei älteren Menschen schrumpft das Lungengewebe und die Alveolargänge erweitern sich (= Gänge, die aus den kleinsten Atemwegen, den Bronchiolen, hervorgehen und deren Wände komplett aus Lungenbläschen bestehen). Diese natürlichen Alterserscheinungen haben wenig Auswirkungen und beeinflussen die Lebensqualität der Betroffenen kaum.

Wie äussert sich ein Lungenemphysem?

Lungenemphysem-Symptome entwickeln sich langsam und schleichend. Art und Schweregrad der Beschwerden richten sich vor allem nach dem Krankheitsstadium.

Ein Lungenemphysem im Anfangsstadium macht sich bevorzugt durch Atemnot bei körperlicher Anstrengung (Anstrengungsdyspnoe) bemerkbar. Wenn die Betroffenen also beispielsweise schnell zur Bushaltestelle laufen oder körperlich anstrengende Arbeiten verrichten, kommen sie ungewöhnlich rasch ausser Puste. Im weiteren Krankheitsverlauf kann sich zunehmend auch in Ruhe Atemnot einstellen (Ruhedyspnoe).

Als weitere Symptome eines Lungenemphysems können sich chronischer Husten - oft mit Auswurf (Sputum) - und eineverminderte Leistungsfähigkeit entwickeln. Viele Betroffene werden schon bei leichter Anstrengung schnell müde.

Lungenemphysem-Patienten sind anfälliger für Atemwegsinfekte. Der Grund dafür ist die zunehmende Zerstörung des Flimmerepithels, das einen grossen Teil der Atemwege auskleidet. Die feinen "Härchen" auf der Oberfläche der Epithelzellen bewegen sich wellenförmig und transportieren so winzige Fremdstoffpartikel aus der Lunge heraus (mukoziliäre Clearance). Tabakrauch -die Hauptursache von Lungenemphysem - zerstört das Flimmerepithel jedoch langfristig, was den Reinigungsmechanismus stört. Das begünstigt Infektionen.

Durch die zunehmende Lungenüberblähung kann sich mit der Zeit die Form des Brustkorbs hin zu einem "Fassthorax" verändern: Bei einem Lungenemphysem wird die Brustmuskulatur beim Atmen stärker beansprucht und verbleibt auf Dauer in der Einatmungsstellung. Die Rippen verlaufen dann horizontal, statt schräg nach unten abzufallen, und der Brustkorb erscheint "fassförmig". Die beiden Hautgruben oberhalb der Schlüsselbeine verschwinden - sie wirken bei vielen Betroffenen ebenfalls überbläht.

Bei vielen Lungenemphysem-Patienten deuten blau verfärbte Lippen und Finger auf den Sauerstoffmangel im Blut (Zyanose) hin. Er entsteht infolge des gestörten Gasaustausches in der Lunge.

Ausserdem kann ein Lungenemphysem eine Rechtsherzinsuffizienz verursachen. Durch die überblähte Lunge steigt der Widerstand in den Lungengefässen. Das rechte Herz muss also mehr Kraft aufbringen, um das sauerstoffarme Blut dorthin zu befördern. Das überlastet die rechte Herzhälfte mit der Zeit: Sie erschöpft sich und kann das Blut nicht mehr so kräftig weiterpumpen. Folglich staut sich das Blut aus der rechten Herzhälfte in den Körperkreislauf zurück. Dieser Blutstau zeigt sich unter anderem an prall gefüllten Halsvenen. Weitere Anzeichen sind Wassereinlagerungen in den Beinen (Ödeme).

Ein Lungenemphysem in fortgeschrittenen Stadien kann zudem zu einer sogenannten Kachexie führen. Darunter versteht man eine massive Abmagerung mit Verlust von Muskelmasse und Speicherfett.

Lungenemphysem: Wie ist die Lebenserwartung?

Wie hoch bei einem Lungenemphysem die Lebenserwartung ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Entscheidend ist unter anderem, wie weit die Überblähung der Lunge bereits fortgeschritten ist und wie konsequent man sie behandelt! Haben sich zum Beispiel schon Komplikationen wie eine Rechtsherzschwäche entwickelt oder raucht ein Patient trotz der Lungenschädigung weiter, verschlechtert dies deutlich die Prognose.

Einen Einfluss hat auch die Ursache der Lungenüberblähung. Beispielsweise kann man mit einem senilen Lungenemphysem durchaus alt werden: Die "normale" altersbedingte Blählunge wirkt sich kaum auf die Lebenserwartung aus. Dagegen ist bei einem krankhaften Lungenemphysem etwa durch Rauchen oder einem Gendefekt (Alpha-1-Antitrypsin-Mangel) die Prognose oftmals schlechter.

Lungenemphysem: Komplikationen

Die konsequente Therapie ist auch wichtig angesichts der Komplikationen, die ein fortschreitendes Lungenemphysem mit sich bringen kann: Pneumothorax (als schwerwiegende, akute Komplikation) und Rechtsherzschwäche.

Pneumothorax: Normalerweise herrscht Unterdruck in dem Spalt zwischen Lunge und Rippenfell (Pleuraspalt). Platzt allerdings ein Emphysem-geschädigtes Lungenbläschen, kann Luft in den Spalt eindringen und den Unterdruck aufheben - mit gravierenden Folgen: Die Lunge kollabiert auf der betroffenen Seite. Dieser Teil wird dann nicht mehr belüftet und kann deshalb auch nicht mehr am Gasaustausch teilnehmen. Ein spontaner Pneumothorax macht sich meist durch einen plötzlichen, stechenden Schmerz und Atemnot bemerkbar.

Rechtsherzschwäche: Wie oben beschrieben, kann sich bei einem Lungenemphysem durch eine Überlastung der rechten Herzhälfte mit der Zeit eine Rechtsherzschwäche entwickeln - mit Folgen wie gestauten Halsvenen, Wasseransammlungen in den Beinen sowie Leberzirrhose.

Lungenemphysem: Was sind die möglichen Ursachen?

Bei einem Lungenemphysem werden nach und nach Wände zwischen den Lungenbläschen zerstört. Aus mehreren einzelnen Alveolen entstehen grössere Blasen. Meist spielen bestimmte Eiweissstoffe eine entscheidende Rolle:

Bei jedem Einatmen gelangen mit der Luft auch Krankheitserreger und andere schädliche Stoffe in die Lunge. Das Immunsystem ist normalerweise dagegen gewappnet: Abwehrzellen in den Lungenbläschen setzen regelmässig eiweissabbauende Proteine frei, sogenannte Proteasen. Sie können eingedrungene Keime und Fremdstoffe unschädlich machen.

Allerdings unterscheiden Proteasen nicht zwischen fremdem und eigenem Gewebe. Sie können deshalb auch das empfindliche Lungengewebe angreifen und abbauen (genauer: die elastischen Fasern in den Wänden der Lungenbläschen). Damit das nicht passiert, wird normalerweise auch eine angemessene Menge an schützenden Proteinen ausgeschüttet, die sogenannten Protease-Inhibitoren. Deren wichtigster Vertreter ist Alpha-1-Antitrypsin.

Das Gleichgewicht zwischen Proteasen und Protease-Inhibitoren kann beispielsweise durch Rauchen, andere eingeatmete Schadstoffe, Erkrankungen mit chronischen Entzündungsprozessen sowie einen Alpha-1-Antitrypsinmangel gestört werden. Die Folge: Das Lungengewebe wird abgebaut und ein Lungenemphysem entsteht. Auch Narbengewebe in der Lunge kann den Krankheitsprozess anstossen.

Rauchen

Rauchen ist die weitaus häufigste Ursache eines Lungenemphysems. Der eingeatmete Rauch löst chronische Entzündungsreaktionen in den Atemwegen aus. Zellen des Immunsystems werden angeregt, Proteasen auszuschütten. Gleichzeitig werden die schützenden Protease-Inhibitoren (wie Alpha-1-Antitrypsin) gehemmt. Diese können dann den Angriff der Proteasen auf die Lungenbläschen nicht verhindern - ein Lungenemphysem entsteht.

Andere eingeatmete Schadstoffe

Neben Zigarettenrauch lösen in seltenen Fällen auch andere Gase und Feinstaub über Entzündungsprozesse ein Lungenemphysem auslösen. Meist haben Betroffene die "inhalativen Noxen" berufsbedingt über einen längeren Zeitraum eingeatmet. Dazu gehören:

  • quarzhaltiger Staub
  • Baumwoll- und Getreidestaub
  • Schweissrauch
  • Gase wie Ozon oder Chlorgas

Auch die allgemeine Luftverschmutzung in Grossstädten kann ein Lungenemphysem begünstigen. Das gilt besonders für Menschen, die bereits unter einer anderen Lungenerkrankung leiden.

Erkrankungen mit chronischen Entzündungsprozessen

Das Lungenemphysem tritt typischerweise im Rahmen einer chronischen Bronchitis oder einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auf. Ein chronischer Reiz wie Rauchen entzündet hier die Schleimhaut der Atemwege fortlaufend. Die Folgen: Becherzellen produzieren mehr Schleim, Gewebe wird instabil und geht zugrunde.

Dadurch fällt Lungengewebe vor allem beim Ausatmen schneller zusammen. Zugleich verstopft der Schleim die Atemwegsäste. Betroffene können nur noch erschwert ausatmen. Die Luft bleibt zum Teil in der Lunge gefangen („air trapping“). In Summe werden die Lungenbläschen weiter und ein Emphysem entsteht.

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Eine seltene Lungenemphysem-Ursache ist der genetisch bedingte Mangel an Alpha-1-Antitrypsin, dem Hauptvertreter der Protease-Inhibitoren. Die Betroffenen sind dadurch anfälliger für ein Lungenemphysem als die Normalbevölkerung. Wie hoch das Erkrankungsrisiko im Einzelfall ist, hängt von der Ausprägung der Erbkrankheit ab - und davon, ob noch weitere Risikofaktoren vorliegen. Beispielsweise entwickelt sich ein Lungenemphysem besonders leicht bei jenen Menschen mit angeborenem Alpha-1-Antitrypsinmangel, die zusätzlich rauchen.

Ein angeborener Alpha-1-Antitrypsinmangel kann neben einem Lungenemphysem noch weitere Folgen haben. Dazu zählt eine zunehmende Zerstörung von Leberzellen (Leberzirrhose).

Narbengewebe

Nach einer überstandenen Lungenentzündung oder Tuberkulose sowie nach einer Lungenoperation (etwa Entfernung eines Lungenflügels) entsteht oft Narbengewebe in der Lunge. Dieses ist instabiler als normales Lungengewebe und wird deshalb leichter überbläht. So entsteht ein sogenanntes Narbenemphysem.

Lungenemphysem: Behandlung

Ein Lungenemphysem ist nicht heilbar. Das bedeutet, dass die krankhaften Veränderungen des Lungengewebes unumkehrbar (irreversibel) sind. Mit der richtigen Therapie aber schreitet die Erkrankung deutlich langsamer fort.

Nicht rauchen!

Die wichtigste Massnahme ist der Rauchstopp: Unabhängig von der Ursache und dem Stadium der Erkrankung sollten Betroffene sofort mit dem Qualmen aufhören. Manche schaffen diesen Rauchstopp ganz allein. Viele brauchen dabei aber Hilfe. Schliesslich gilt die Nikotinsucht als eine der stärksten Abhängigkeiten überhaupt.

Zögern Sie also nicht, sich Unterstützung beim Rauchstopp zu suchen. Das kann etwa eine Verhaltenstherapie oder eine Selbsthilfegruppe sein. Auch Nikotinersatzmittel wie Nikotinpflaster, -kaugummis oder -sprays sowie Akupunktur oder Hypnose können bei der Entwöhnung helfen. Nützliche Informationen erhalten Sie in unserem Beitrag „Rauchen aufhören: So werden Sie Nichtraucher!“.

Vermeiden Sie auch das Passivrauchen! Halten Sie sich also beispielsweise nicht in Räumen auf, in denen geraucht wird.

Andere eingeatmete Schadstoffe beseitigen

Neben Tabakrauch sollten Lungenemphysem-Patienten auch andere inhalative Noxen möglichst meiden, um die krankhaften Prozesse in der Lunge nicht noch anzutreiben.

Impfen lassen

Lungenemphysem-Patienten sind anfälliger für Infekte der Atemwege. Deshalb empfehlen Ärzte ihnen die Pneumokokken-Impfung und die Grippe-Impfung. Der Impfschutz der Pneumokokken-Impfung hält etwa fünf Jahr lang an und sollte dann erneuert werden. Gegen Grippe (Influenza) müssen Sie sich jedes Jahr neu impfen lassen: Grippeviren verändern sich permanent, sodass der Impfstoff jährlich angepasst werden muss.

Infekte frühzeitig behandeln

Bei Menschen mit einem Lungenemphysem sollten Atemwegsinfekte frühzeitig behandelt werden. Fieber und Husten mit gelb-grünlichem Auswurf weisen auf eine bakterielle Infektion hin. Dann ist unbedingt eine Behandlung mit Antibiotika ratsam - sie kann einen schweren Krankheitsverlauf verhindern. Selten ist eine antibiotische Langzeitbehandlung nötig, die der Hausarzt dann engmaschig überwachen muss.

Medikamente

Bei Bedarf erhalten Lungenemphysem-Patienten Medikamente, die die Symptome lindern:

  • Beta-2-Sympathomimetika: Sie wirken bronchienerweiternd und werden inhaliert; dabei gibt es kurzwirksame (wie zum Beispiel Salbutamol) und langwirksame Vertreter (wie etwa Salmeterol).
  • Anticholinergika: Auch diese Mittel wirken bronchienerweiternd und werden inhaliert. Ein bekannter Vertreter ist zum Beispiel Ipratropium.
  • ggf. Glukokortikoide ("Kortison"): Sie besitzen eine entzündungshemmende Wirkung und werden meist inhaliert; nur in schweren Fällen verschreiben Ärzte manchmal Kortison-Tabletten.

Wird das Lungenemphysem durch einen angeborenen Alpha-1-Antitrypsinmangel verursacht, kann man in manchen Fällen das fehlende Eiweiss medikamentös ersetzen. Solche Alpha-1-Antitrypsin-Substitute werden regelmässig als Infusion verabreicht.

Physiotherapie, körperliche Aktivität, Ernährung

Bei einer Atemtherapie erlernen die Patienten spezielle Techniken, die das Ausatmen erleichtern. Hilfreich für die richtige Atemtechnik sind ausserdem starke Bauchmuskeln. Deshalb beinhaltet die Therapie zusätzlich gezieltes Bauchmuskeltraining.

Ratsam ist auch ein individuell angepasstes Ausdauertraining, um Atemmuskulatur und Herz-Kreislauf-System fit zu halten beziehungsweise zu machen. Patienten können zum Beispiel regelmässig Spaziergänge machen, Rad fahren (in der Ebene) und gemeinsam mit einer Lungensportgruppe (Sportgruppe speziell für Lungenkranke) trainieren.

Inhalieren mit einer Kochsalzlösung erleichtert das Abhusten von Schleim in den Atemwegen. Unterstützend sollten Patienten viel trinken. Dann löst sich der Schleim in den Atemwegen leichter. Was "viel" bedeutet, sollten Patienten am besten mit ihrem Arzt besprechen. Er weiss, welche Trinkmenge im Einzelfall am ratsamsten ist - und ob diese vielleicht aus medizinischen Gründen (wie Nierenproblemen) eingeschränkt werden sollte.

Manchmal ist auch eine individuelle Anpassung der Ernährung sinnvoll - etwa um ein bestehendes Über- oder Untergewicht abzubauen.

Sauerstoff-Langzeittherapie

Patienten mit einem schweren Lungenemphysem erhalten oft eine Langzeitbehandlung mit Sauerstoff: Sie atmen täglich über eine gewisse Zeit reinen Sauerstoff über eine Maske oder einen Sauerstoffschlauch an der Nase. Das kann die Prognose verbessern und die Lebensqualität der Betroffenen steigern.

Doch ist bei einer Sauerstofftherapie manchmal besondere Vorsicht geboten: Hat sich der Körper bereits an einen erhöhten Kohlenstoffdioxid (C02)-Spiegel im Blut gewöhnt, entfällt der stärkste Atemantrieb - eben der steigende C02-Gehalt. Dann verbleibt der Sauerstoffmangel als einziger Atemantrieb.

Wird nun unkontrolliert Sauerstoff zugeführt, entfällt auch dieser letzte Atemantrieb. Die Patienten hören auf, ausreichend zu atmen. Sie können folglich die „verbrauchte Luft“, das Kohlenstoffdioxid (C02), nicht mehr richtig abatmen und trüben zunehmend ein (C02-Narkose). Deshalb entscheidet der Arzt sehr sorgfältig, ob und wie viel Sauerstoff im Einzelfall sinnvoll ist.

Während einer Sauerstofftherapie sollten Sie auf keinen Fall rauchen, denn Sauerstoff ist hochexplosiv. Schon ein wenig Glut oder ein kleiner Funke reicht aus, um das Gas zu entzünden!

Operation

Bei einem schweren Lungenemphysem kann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein. Im Rahmen einer Lungenvolumenreduktion (LVR) beseitigen Ärzte besonders geschädigtes Lungengewebe oder schalten es gezielt aus. In der Folge wird das verbleibende Lungengewebe wieder besser belüftet.

Es gibt verschiedene Verfahren zur Lungenvolumenreduktion. Manchmal wird der Eingriff nicht chirurgisch durchgeführt, sondern im Rahmen einer Bronchoskopie.

Bei Patienten mit einem Lungenemphysem im Endstadium bleibt als letzte Therapieoption oft nur noch eine Lungentransplantation.

Lungenemphysem: Untersuchungen und Diagnose

Der richtige Ansprechpartner bei Verdacht auf ein Lungenemphysem ist der Facharzt für Lungenheilkunde (Pneumologe). Er wird sich zuerst ausführlich mit Ihnen unterhalten, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Mögliche Fragen bei diesem Gespräch sind:

  • Leiden Sie unter Atemnot?
  • Husten Sie oft? Ist der Husten trocken oder mit Auswurf?
  • Haben Sie noch andere Beschwerden?
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viel und wie lange schon?
  • Wie viele Treppen können Sie steigen, ohne eine Pause einlegen zu müssen?
  • Ist bei Ihnen bereits eine Lungenerkrankung bekannt (Asthma, chronische Bronchitis etc.)?
  • Haben Sie Verwandte, die an einem Lungenemphysem, COPD oder Alpha-1-Antitrypsin-Mangel leiden?

Körperliche Untersuchung

An die Anamnese schliesst sich eine körperliche Untersuchung an. Der Arzt erkennt typische Veränderungen, die auf ein Lungenemphysem hinweisen. Dazu zählt etwa der sogenannte Fassthorax: Ein fassförmig veränderter Brustkorb spricht für eine dauerhafte Lungenüberblähung.

Viele Lungenemphysem-Patienten machen auch instinktiv eine Lippenbremse beim Ausatmen: Sie atmen durch die locker aufeinandergelegten Lippen aus. Diese Atemtechnik erleichtert das Ausatmen, denn sie erhöht den Luftdruck in den Atemwegen und hält die dadurch offen.

Bläulich verfärbte Lippen und Finger sind ebenfalls ernstzunehmende Anzeichen eines Lungenemphysems. Das Gleiche gilt für die sogenannten Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel. Dabei sind die Finger an den Endgliedern wie Trommelschlegel aufgetrieben, während die Fingernägel stark abgerundet sind.

Wichtige Anzeichen sind auch geschwollene Beine und prall gefüllte Halsvenen. Sie deuten darauf hin, dass die rechte Herzhälfte verstärkt belastet wird. Der Grund dafür kann unter anderem ein Lungenemphysem sein.

Beim Abhören der Lunge mit dem Stethoskop (Auskultation) sind bei einem Lungenemphysem oftmals trockene Rasselgeräusche (ein Brummen oder Pfeifen) zu hören. Beim Abklopfen des Brustkorbs (Perkussion) klingt es laut und hohl. Der Grund ist die erhöhte Luftmenge in der überblähten Lunge. Dagegen sind die Herztöne oft nur sehr leise mit dem Stethoskop hörbar.

Weitere Untersuchungen

Mittels Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) lässt sich beurteilen, wie weit fortgeschritten das Lungenemphysem ist. Auf dem Röntgenbild zeigt sich die überschüssige, in den Lungenbläschen "gefangene" Luft in Form dunkler Flecken. Zudem sind die normalerweise gut sichtbaren Gefässe oft nur schlecht zu erkennen (Gefässrarefizierung).

Noch detaillierter kann man ein Lungenemphysem mittels CT (Computertomografie) darstellen.

Wie es um die Lunge steht und wie der Gasaustausch funktioniert, kann der Arzt mithilfe eines Lungenfunktionstests und einer Blutgasanalyse erkennen. Diese Diagnoseverfahren zeigen, ob der Sauerstoffgehalt im Blut verringert ist und ob ausserdem der CO2-Spiegel erhöht ist.

Vermutet der Arzt einen Mangel an Alpha-1-Antitrypsin (AAT) hinter dem Lungenemphysem, wird der AAT-Spiegel im Blut gemessen. Erhärtet sich dadurch der Verdacht, kann eine Genanalyse Gewissheit bringen.

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Manfred Werner
Autoren:
Dr. med.  Julia Schwarz

Dr. med. Julia Schwarz ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

ICD-Codes:
J44J43
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Altenpflege Konkret Gesundheits- und Krankheitslehre, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2020
  • Baenkler, H.-W. et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2015
  • Bierbach, E.: Naturheilpraxis Heute Kompakt, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2020
  • Borgiel, U.M. (Hrsg.): Altenpflege Heute, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2021
  • Braun, R.N. et Mader, F.H.: Programmierte Diagnostik in der Allgemeinmedizin, Springer-Verlag, 4. Auflage, 2003
  • Claus, J. et al.: Kurs Allgemeine Pathologie, Springer Verlag, 2019
  • Herold, G. (Hrsg.): Innere Medizin, Eigenverlag/De Gruyter, 2022
  • Höfler, G. et al. (Hrsg.): Pathologie - Das Lehrbuch, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2019
  • Iberl, G. et Schellenberg, M. (Hrsg.): Pflegewissen Pneumologie, Springer-Verlag, 2017
  • Lungenliga Schweiz - Infoblatt: Ein Gendefekt, der die Lunge angreift: Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, Stand: Juni 2015, unter: www.lungenliga.ch (Abrufdatum: 18.11.2022)
  • Pschyrembel Online - Klinisches Wörterbuch: Lungenemphysem, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 18.11.2022)
  • Rassouli, F. et al.: Lungenemphysem, in: Swiss Medical Forum 2017; 17(43): 917-924; doi: 10.4414/smf.2017.03078
  • S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD) der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Stand: Januar 2018, letzte Überprüfung Juni 2022, unter: register.awmf.org (Abrufdatum: 18.11.2022)
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich