ZVK

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

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Ein zentraler Venenkatheter (ZVK) ist ein dünner Kunststoffschlauch, der über eine grössere Vene in den Körper vorgeschoben wird. Er dient im Krankenhaus vor allem der Infusion von Lösungen und Medikamenten, aber auch Blutabnahmen. Lesen Sie alles über den ZVK, wie er funktioniert und welche Risiken er birgt.

ZVK

Was ist ein ZVK?

Ein ZVK – Zentralvenenkatheter oder zentralvenöser Katheter – wird meist über die innere Drosselvene (Vena jugularis interna) oder die Schlüsselbeinvene (V. subclavia) in die obere Hohlvene bis vor den rechten Vorhof des Herzens eingeführt. Gelingt die ZVK-Anlage dort nicht, dient vor allem die Femoralvene in der Leiste (V.femoralis) als Ersatz. Seltenere, alternative Venen sind beispielsweise die grossen Armvenen oder die äussere Drosselvene.

Über bis zu sechs aussen liegende Zugänge (Lumina) zum Hauptschlauch verabreichen Ärzte Medikamente und Infusionen. Liegt der ZVK herznah, nutzt er auch der Messung des zentralen Venendrucks. Neben den ZVKs, die nur begrenzte Zeit verwendet werden können und spätestens zur Entlassung aus dem Krankenhaus gezogen werden müssen, gibt es untertunnelte Katheter, wie den Broviac-Katheter, den Hickman-Katheter und den Portkatheter, die länger verbleiben können.

Weiterführende Informationen: Hickman-Katheter

Was ein Hickman-Katheter ist und wann man ihn einsetzt, lesen Sie im Beitrag Hickman-Katheter.

Weiterführende Informationen: Portkatheter

Was ein Portkatheter ist und wann man ihn einsetzt, lesen Sie im Beitrag Portkatheter.

Wann legt man einen ZVK?

Ein zentraler Venenkatheter hat viele Vorteile. Er liegt für gewöhnlich sicher in einem grossen Gefäss nahe des Herzens. Gelöste Medikamente und Infusionen erreichen so schnell das Herz und können von diesem zuverlässig in den Körperkreislauf gepumpt werden. Das ist in manchen Situationen besonders wichtig, beispielsweise bei...

  • ...Infusionen, die die dünnen, peripheren Venen stark reizen (z.B. hochprozentige Elektrolytlösungen, die meisten parenteralen Ernährungslösungen).
  • ...Infusionen mit Medikamenten, die auf Herz und Kreislauf wirken, wie Katecholamine, die möglichst kontinuierlich und sicher am Herzen ankommen müssen
  • ...Infusionen mit Gewebe-giftigen Substanzen wie manche Mittel gegen Krebs
  • ...Infusionen mit überlebenswichtigen Medikamenten bei schwer kranken Patienten (z.B. Antibiotika bei bakterieller Blutvergiftung)
  • ...Langzeitinfusionen

Ausserdem sind die Schläuche eines ZVKs dicker (grosslumiger) als die einer Kanüle, die an Hand oder Arm gelegt wird. Das dient vor allem...

  • ...der Infusionen von grossem Volumen
  • ...bei der Notwendigkeit vieler Transfusionen (Massentransfusion)

Ausserdem legen Ärzte einen ZVK, wenn sie keine Infusionsnadel legen können – beispielsweise bei Patienten unter Schock oder aufgrund schlechter, nicht tast- und sichtbarer äusserer Venen (schlechter peripherer Venenstatus). Überdies erleichtert ein ZVK die Blutabnahme - er funktioniert nämlich in beide Richtungen.

Zentraler Venendruck

Der zentrale Venendruck (ZVD) ist der Blutdruck in den Hohlvenen vor dem rechten Vorhof. Er gibt Auskunft über das Blutvolumen und die Herzleistung. Er beträgt normalerweise drei bis acht Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) und steigt, wenn das Herz nicht mehr richtig pumpt, der Blutfluss durch Hindernisse in den Gefässen blockiert wird oder zu viel Blutvolumen vorhanden ist. Der zentrale Venendruck sinkt dagegen, wenn zu wenig Blutvolumen vorhanden ist.

Heutzutage gilt die alleinige Messung des ZVDs auf Intensivstationen als zu veraltet und ungeeignet, um feine Schwankungen der Flüssigkeitsmenge im Kreislaufsystem zu bestimmen. Viele Studien haben gezeigt, dass der Zusammenhang nur gering ist. Nur in Extremfällen (massiver Volumenmangel oder totale Volumenüberladung) ist die ZVD-Messung über den ZVK zuverlässig. Hier kann auch ein Ultraschallgerät Aufschluss bringen (durch Betrachtung der Hohlvene).

Ärzte nutzen die ZVD-Messung aber teilweise noch bei grossen Operationen. Ein Abfall deutet dann darauf hin, dass der Patient zusehends Flüssigkeit verliert (etwa durch eine noch nicht bemerkte Blutung). Ein rascher Anstieg kann beispielsweise eine Lungenembolie oder Herzbeuteltamponade bedeuten. In der Leberchirurgie versuchen Ärzte überdies, den zentralen Venendruck niedrig zu halten. Dadurch verliert der Patient nicht so viel Blut.

Wie legt man einen ZVK?

Beim Anlegen eines ZVK handelt es sich um einen minimal-invasiven Eingriff, bei dem nur kleinste Verletzungen von Haut und Weichteilen entstehen. Wie vor jeder Operation werden vor dem Legen eines ZVK einige Standarduntersuchungen wie eine Blutabnahme durchgeführt (wichtig für Blutgerinnungswerte und Blutbild) bestimmt. Hinzu kommt eine eingehende persönliche Aufklärung durch den betreuenden Arzt.

Patienten sind bei einer ZVK-Anlage für gewöhnlich wach. Ein Monitor überwacht Blutdruck, Herzschlag und Sauerstoffsättigung. Anders als die Anlage einer Kanüle am Arm sind die Bedingungen beim ZVK steril. Zunächst wird die Punktionsstelle örtlich betäubt und gründlich desinfiziert. Dann sticht der Arzt mit einer speziellen Punktionsspritze in die Vene. Mit Hilfe eines Ultraschalls kann der Arzt mitverfolgen, wo die Nadel liegt. Lässt sich die Spritze sehr leicht mit venösem Blut aufziehen, liegt sie korrekt. Nach Entfernen der Spritze wird über die Nadel ein Führungsdraht vorgeschoben und die Nadel dann entfernt. Der eigentliche Zentralvenenkatheter gelangt schliesslich über den Draht an seine Zielposition geschoben (Seldinger-Technik).

Als nächstes entfernt der Mediziner den Draht und spült die ZVK-Schläuche durch (für gewöhnlich mit Kochsalzlösung), um Blutreste zu entfernen. Abschliessend fixiert er den ZVK mit Nadel und Faden. Ein steriles Pflaster schützt den Zugang vor Infektionen. Eine nachfolgende Röntgenaufnahme des Brustkorbs sichert die korrekte Lage und dient dazu, eine bei der Punktion versehentlich entstandene Lungenverletzung (Pneumothorax) auszuschliessen.

Welche Risiken birgt ein ZVK?

Die Risiken eines ZVK sind vielfältig, können aber durch einen fachgerechten Eingriff und konsequente Hygiene minimiert werden. Zu den möglichen Komplikationen zählen:

  • Infektionen
  • Verletzungen von Gefässen und Nerven (Folge: Blutungen und Sensibilitätsstörungen)
  • Herzrhythmusstörungen (meist ist der ZVK dann zu weit ins Herz geraten, ein Zurückziehen schafft in der Regel Abhilfe)
  • Pneumothorax – Luft gelangt in den Spalt zwischen Lunge und Brustfell
  • Luftembolie – Luft dringt in Gefässe ein und verhindert so den weiteren Blutfluss
  • Verletzung umliegender Organe und Strukturen
  • Blutgerinnsel (mit Thrombembolie)
  • Schmerzen

Was muss ich bei einem ZVK beachten?

Hohe Hygienestandards und eine sorgfältige Pflege des ZVK halten das Infektionsrisiko gering. Regelmässige Verbands- und Pflasterwechsel helfen, den Zugang keimarm zu halten. Auch die Infusionsschläuche werden regelmässig gewechselt und die Zugangsöffnungen desinfiziert. Solange ein ZVK genutzt wird und keine Hinweise auf eine Infektion oder andere Komplikationen bestehen, verbleibt er in der Vene. Ist der ZVK nicht mehr notwendig oder treten Infektionszeichen auf, wird er schnellstmöglich entfernt. 

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • Janssens, U. et al.: Empfehlungen zum hämodynamischen Monitoring in der internistischen Intensivmedizin, Der Kardiologe 3, 10 (Juni 2016): 149-69
  • Lang, H.: Zentralvenöse Zugänge – So bringen Sie den Katheter zum Herzen, Lege artis 2012, 2: 182-187
  • Sitzmann, F.: Saubere Sache. ZVK und Hygiene, Thieme-Verlag, 2013
  • Stein, J.; Jauch, K.-W.: Praxishandbuch klinische Ernährung und Infusionstherapie, Springer-Verlag, 1. Auflage, 2013
  • Wilhelm, W.: Praxis der Anästhesiologie, Springer Verlag, 1.Auflage, 2018
  • Wilhelm, W.: Praxis der Intensivmedizin: konkret, kompakt, interdisziplinär, Springer-Verlag, 2. Auflage, 2013
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