Fuß

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Der menschliche Fuss ist ein komplexes Gebilde, das aus sieben Fusswurzelknochen, fünf Mittelfussknochen und 14 Zehenknochen besteht. Diese Knochen sind über 33 Gelenke miteinander verbunden, sie werden von 20 Muskeln und 114 Bändern stabilisiert und in Bewegung gehalten. Der Fuss ist tagtäglich einer hohen Belastung ausgesetzt – er ist der am meisten belastete Abschnitt des Bewegungsapparates, weil er den ganzen Menschen trägt. Bei Übergewicht ist die Belastung besonders gross. Erfahren Sie hier alles Wichtige über den Fuss!

Was ist der Fuss?

Der Fuss (lateinisch: Pes) ist ein komplexes Gebilde aus zahlreichen Knochen,  Muskeln und Bändern, der mit der Entwicklung des aufrechten Ganges zu einem bedeutenden Stützorgan geworden ist. Anatomisch betrachtet untergliedert man ihn in drei Bereiche: die Fusswurzel (Tarsus), den Mittelfuss (Metatarsus) und die Zehen (Digiti).

Fusswurzel

Die beiden grössten Fusswurzelknochen sind das Sprungbein (Talus) und das – noch grössere –Fersenbein (Calcaneus). Die weiteren Vertreter sind das Kahnbein (Os naviculare), die drei Keilbeine (Ossa cuneiformia) und das Würfelbein (Os cuboideum). Bei aufrechter Körperhaltung steht nur der hintere Teil des Fersenbeins – die knöcherne Grundlage der Ferse – auf dem Boden.

Mittelfuss

Den mittleren Bereich bilden die fünf Mittelfussknochen (Ossa metatarsalia), wobei der erste der kürzeste und zugleich der kräftigste ist, da das Abrollen vorwiegend über die grosse Zehe erfolgt. Der zweite Metatarsalknochen ist der längste; vom dritten bis fünften nimmt die Länge kontinuierlich ab.

Zehen

Die Zehenknochen entsprechen anatomisch gesehen den Fingerknochen, sie befinden sich jedoch hinsichtlich ihrer Funktion in einer Rückbildung. Der grosse Zeh setzt sich aus zwei Knöchelchen zusammen (wie der Daumen), die anderen vier Zehen aus jeweils drei Knöchelchen (wie die restlichen vier Finger). Bei manchen Menschen ist der kleine Zeh auch nur aus zwei Knochen aufgebaut.

Quer- und Längsgewölbe

Ein Quer- und ein Längsgewölbe dienen zur Stabilisierung des Fusses. Das Quergewölbe wird durch Bänder und Sehnen gebildet, das Längsgewölbe durch Bänder der Fusssohle und durch Muskeln, die sich bei Belastung zusammenziehen, wodurch der belastete Fuss immer etwas kürzer als der unbelastete ist.

Welche Funktion hat der Fuss?

Der Fuss ist das wichtigste Stützorgan des Menschen. Beim Gehen erfolgt eine Bewegung nur in den beiden Sprung- und in den Zehengelenken. Die anderen Gelenke (im Bereich von Fusswurzel und Mittelfuss) sind durch ihre Bandverbindungen so stark fixiert, dass ein federndes Gewölbe entsteht, das nur geringe Verschiebungen zulässt. Ab dem 12. bis 13. Lebensjahr hat der Fuss seine endgültige Form mit einem Quer- und einem Längsgewölbe entwickelt, wobei besonders das Längsgewölbe zum Auffangen von Last dient.

Der von oben wirkende Druck verteilt sich einerseits über Sprung- und Fersenbein und andererseits über den Mittelfuss. Hier nun wirkt das Gewölbe aktiv dagegen durch seine zahlreichen Muskeln und Sehnen. Bei langem Stehen wird durch den Druck auf die Sohle der Abstand zwischen dem Fersenbein und den Köpfchen der Mittelfussknochen durch eine dauerhafte Muskelanspannung verringert. Das erklärt, warum langes Stehen anstrengender ist als Laufen, denn beim Laufen werden die Muskeln in stetem Wechsel angespannt und wieder entspannt. Dadurch lässt sich auch erklären, warum bei Berufen, in denen langes Stehen oder das Verrichten schwerer Arbeit im Stehen erforderlich ist, häufiger Deformitäten im Fussbereich vorkommen.

Normalerweise lasten auf den Ballen 40 Prozent des Körpergewichts, auf den Fersen die restlichen 60 Prozent – wenn man keine oder nur flache Schuhe trägt. Wer hohe Absätze trägt, verlagert dagegen fast 80 Prozent des Körpergewichts auf die Ballen. Dadurch werden auf Dauer die Fettpolster an den Ballen zerstört. Es treten nicht nur Gelenkschmerzen, sondern auch strukturelle Veränderungen auf, die zu einem Ballengrosszeh führen.              

Wo befindet sich der Fuss?

Der Fuss ist über das Sprunggelenk mit den beiden Unterschenkelknochen, dem Schien- und Wadenbein, verbunden. Entstanden ist seine heutige Skelettform durch eine Umformung, bei der die Greiffunktion weitgehend verloren gegangen ist und fast nur noch die Stützfunktion eine Rolle spielt.                            

Welche Probleme kann der Fuss verursachen?

Häufige Probleme entstehen durch Fehlstellungen: Beim Platt- oder Senkfuss (Pes planus) ist das Längsgewölbe abgeflacht. Die Betroffenen haben oft zusätzlich einen Knickfuss (Pes valgus): Dabei ist das Fersenbein von hinten betrachtet nach innen geknickt.

Der Hallux valgus (Ballengrosszeh) ist eine Fehlstellung des grossen Zehs und die häufigste Deformität der unteren Extremität. Der grosse Zeh ist dabei dauerhaft zur Körperaussenseite (also in Richtung der anderen Zehen) geneigt. Betroffen sind vor allem Frauen: Hohe Absätze und zu enge Schuhe im vorderen Bereich begünstigen die schmerzhafte Zehenfehlstellung.

Ebenfalls Schmerzen treten bei Fersensporn und Hühneraugen auf. Als Fersensporn bezeichnet man einen knöchernen Auswuchs an der Ferse, entweder an der Fusssohle (plantarer Fersensporn) oder hinten am Ansatz der Achillessehne (dorsaler Fersensporn).  Ein Hühnerauge (Clavus) ist eine rundliche Hornhautschwiele, die an Druckstellen entstehen (etwa am Grosszeh oder an der Fusssohle) – als Schutzpolster gegen die Dauerbelastung, die sich zum Beispiel durch zu enge Schuhe und eine Fehlstellung ergibt.

Arthrose, Entzündungen durch Fehlbelastung oder Überlastung des Fusses, Knochenbrüche (Frakturen) sind weitere häufige Gesundheitsprobleme. Das Gleiche gilt für Gicht. Bei dieser Stoffwechselerkrankung ist der Harnsäurespiegel im Blut krankhaft erhöht. Der Überschuss an Harnsäure kristallisiert aus und lagert sich im Körper ab, besonders am Grosszehengrundgelenk, aber zum Beispiel auch im Knie. Die Folge sind anfallsartig auftretende starke Schmerzen in den betroffenen Gelenken (Gichtanfall), die Stunden bis Tage anhalten können.

Sehr unangenehm und hartnäckig kann eine Pilzinfektion am Fuss (Tinea pedis) sein. Sie beginnt meist zwischen den Zehen und kann sich auf die ganze Fusssohle ausbreiten.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Aumüller, G. et al.: Duale Reihe Anatomie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
  • Niethard, F.U. et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Georg Thieme Verlag, 7. Auflage, 2014
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter-Verlag, 17. Auflage, 2002
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