Hohlvene

Von , Biologin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

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Die obere und untere Hohlvene (Vena cava superior, Vena cava inferior) sind die zwei grössten Venen im menschlichen Körper. Sie sammeln sauerstoffarmes Blut aus der Körperperipherie und leiten es zurück zum Herzen, genauer gesagt in den rechten Herzvorhof. Hier erfahren Sie alles Wichtige über die paarige Hohlvene!

Was ist die Hohlvene?

Die obere und die untere Hohlvene zählen mit einem Durchmesser von etwa zwei Zentimetern zu den dicksten Venen des Körpers. Sie besitzen – anders als die Venen der Extremitäten – keine Venenklappen, die einen Rückfluss des Blutes verhindern.

Die obere Hohlvene (Vena cava superior) leitet das venöse Blut aus der oberen Körperpartie zum Herzen. Die untere Hohlvene (Vena cava inferior) übernimmt den Rückfluss des Blutes aus der unteren Körperhälfte.

Die beiden Venen transportieren sauerstoffarmes, kohlenstoffdioxidreiches Blut aus der Körperperipherie zurück zum rechten Herzen. Von dort aus wird weiter in die Lungen gepumpt. Dort findet der Gasaustausch statt: Die roten Blutkörperchen geben Kohlendioxid ab und nehmen frischen Sauerstoff auf.

Woher stammt der Name "Hohlvene"?

Der Ursprung des Names "Hohlvene" ist etwas gruselig: Er rührt daher, dass die zentralen Venen bei einer Leiche kein Blut enthalten, innen also hohl (lat.: cava) sind.

Obere Hohlvene

Die obere Hohlvene (Vena cava superior) sammelt venöses, sauerstoffarmes Blut aus den Venen des Kopf-Hals-Bereichs und der oberen Extremitäten und bringt es zurück zum Herzen. Sie ist etwa fünf bis sechs Zentimeter lang und läuft etwa am rechen Rand des Brustbeins entlang.

Untere Hohlvene

Die untere Hohlvene (Vena cava inferior) bringt venöses Blut aus dem Bauchraum, dem Becken und den Beinen zum Herz. Sie verläuft rechts neben der Hauptschlagader (Aorta) und durchläuft das Zwerchfell. Sie beginnt am Zusammenfluss der rechten und linken Beckenvene (die das venöse Blut aus den Beinen bringen) und besitzt im weiteren Verlauf Zuflüsse der Becken- und Bauchorgane: Das venöse Blut aus den unpaaren Bauchorganen (wie Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse) wird über die Pfortader zuerst zur Leber transportiert, bevor es in die untere Hohlvene eingespeist wird. Das venöse Blut der anderen Organe im Bauch- und Beckenraum (wie der Nieren, Hoden und Eierstöcke) mündet direkt in die Vena cava inferior.

Zentraler Venenkatheter (ZVK)

Aufgrund ihrer Dicke und der Tatsache, dass beide Hohlvenen ins rechte Herz münden, kann ein Herzkatheter (zentraler Venenkatheter, ZVK) über eine Hohlvene bis in den rechten Herzvorhof geschoben werden. Auf diese Weise lässt sich der venöse Blutdruck innerhalb der Vene messen, den Ärzte als zentralen Venendruck bezeichnen. Er liegt normal bei maximal 15 mmHg, unterliegt atmungs- und pulsbedingt aber grossen Schwankungen und kann beispielsweise bei einer Lungenembolie stark ansteigen.

Ein Zentraler Venenkatheter dient aber nicht der der Venendruck-Messung – über den dünnen Kunststoffschlauch lassen sich auch Medikamente oder Infusionen verabreichen.

Krankheiten rund um die Hohlvene

Bei schwangeren Frauen kann (besonders in Rückenlage) die schwere Gebärmutter auf die untere Hohlvene drücken und so den Blutrückfluss zum Herzen einschränken. Dieses Vena-cava-Kompressionssyndrom (Vena-cava-Syndrom) löst Herzrasen, Blutdruckabfall, Übelkeit und Schweissausbruch aus und kann unter Umständen auch die Sauerstoffversorgung des Ungeborenen gefährden.

Ausserdem können Verengungen (Stenosen), Fehlbildungen, Verletzungen sowie gut- und bösartige Neubildungen der Hohlvene gesundheitliche Probleme bereiten.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Quellen:
  • Aumüller, G. et al.: Duale Reihe Anatomie, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2020
  • Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de (Abrufdatum: 28.01.2022)
  • Breckwoldt, M. et al.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2011
  • Lippert, H.: Lehrbuch Anatomie, Urban & Fischer, 8. überarbeitete Auflage, 2017
  • Platzer, W. et Shiozawa-Bayer, T.: Taschenatlas der Anatomie, Band 1: Bewegungsapparat, Georg Thieme Verlag, 12. Auflage, 2018
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