Sehstörungen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Sehstörungen sind krankhafte Veränderungen der optischen Wahrnehmung. Dazu zählen verminderte Sehschärfe, Gesichtsfeldeinschränkungen, Augenflimmern und Doppelbilder. Die vielfältigen Auslöser von Sehstörungen reichen von Augenerkrankungen über neurologische Störungen bis hin zu Tumoren. Lesen Sie hier alles Wichtige über mögliche Ursachen von Sehstörungen, wie sie der Arzt diagnostiziert und behandelt und was Sie selbst tun können.

Sehstörungen

Kurzübersicht

  • Ursachen von Sehstörungen: z. B. Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Migräne, Augenerkrankungen (wie Altersbedingte Makualdegeneration), Sehnerventzündung, Tumoren, Stress
  • Wie äussern sich Sehstörungen? je nach Ursache u. a. in Flimmern, Blitzen, Sichtfeldeinschränkungen, "Mücken", "Russregen" oder (vorübergehender) Erblindung
  • Diagnose von Sehstörungen: Erhebung der Krankengeschichte im Gespräch, augenärztliche Untersuchung, je nach (vermuteter) Ursache evtl. weitere Untersuchungen wie Blutuntersuchung, neurologische Untersuchung, Ultraschall, Computertomografie, Kernspintomografie etc.
  • Behandlung von Sehstörungen: je nach Ursache, z. B. mittels Sichtkorrektur (Brille, Kontaktlinsen), Medikamenten, ggf. Operation

Sehstörungen: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Es gibt viele verschiedene Ursachen von Sehstörungen. Vergleichsweise harmlose Ursachen sind unter anderem:

  • Migräne mit Aura (z.B. Lichtblitze oder Flimmern vor den Augen, Sprachschwierigkeiten, Missempfindungen)
  • akute Unterzuckerung (z.B. Flirren, "schwarz vor Augen werden")
  • Übermüdung (z.B. Sehen von Doppelbildern)
  • trockene Augen/Überlastung/Stress (z.B. Zucken des Lids)
  • Alter (z.B. Sehen von einzelnen "tanzenden" Punkten)
  • Fehlsichtigkeit (verschwommene Sicht auf die Nähe oder Ferne)

Es gibt aber auch ernstere Ursachen für Sehstörungen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Augenerkrankungen: Häufig sind Erkrankungen im Bereich des Auges (ophthalmologische Ursachen) wie Grüner Star, Grauer Star oder eine Netzhautablösung an den Sehstörungen schuld.
  • Sehnerventzündung: Eine infektiöse Sehnerventzündung wird durch Bakterien, Viren oder andere Erreger verursacht und kann z.B. bei Scharlach, Masern, Grippe, Herpes, Candida-Pilzinfektionen, Malaria oder der Wurminfektion Trichinose auftreten. Eine nicht-infektiöse Sehnerventzündung entwickelt sich im Rahmen anderer Erkrankungen (wie Multiple Sklerose, systemischer Lupus erythematodes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Rheumatoide Arthritis).
  • Gefässbedingte Ursachen: Diese umfassen beispielsweise Mangeldurchblutungen im Gehirn (wie bei Migräne oder einer TIA – einem häufigen Vorboten von Schlaganfall), Gefässverschlüsse in der Netzhaut sowie Gefässkrämpfe bei einer Schwangerschaftsvergiftung (Präklampsie).
  • Raumfordernde Prozesse im Kopf: Sie können ebenfalls mit Sehstörungen einhergehen, so zum Beispiel Augen- und Hirntumoren, Hirnblutung, Abszesse, Gefässfehlbildungen (Angiome) und Gefässausbuchtungen (Aneurysmen).
  • Stoffwechselbedingte Ursachen: Sehstörungen aufgrund einer stoffwechselbedingten Sehnervschädigung (metabolische Optikopathie) sind z.B. bei Schilddrüsenüberfunktion, Mangel an bestimmten Vitaminen (wie Vitamin A und B12), der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus und Leberversagen möglich. Eine vergiftungsbedingte Sehnervschädigung (toxisch bedingte Optikopathie) mit anschliessenden Sehstörungen kann etwa durch Alkohol, Tabak, bestimmte Medikamente, Kohlenmonoxid und Blei entstehen.
  • Stress: Auch Sehstörungen durch Stress sind möglich, etwa wenn eine anhaltende körperliche und/oder psychische Belastung die Konzentration von Stresshormonen erhöht und die Blutgefässe im Auge schädigt.
  • Äussere Gewalteinwirkung: Sehnervschäden durch äussere Gewalteinwirkung wie einem Unfall (traumatisch bedingte Optikopathien) sind ebenfalls mögliche Ursachen von Sehstörungen.
  • Therapiefolgen: Sehstörungen können auch bleibende Restschäden (Residualzustände) einer Strahlen- oder Chemotherapie sowie einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sein.
  • Genetische Ursachen: Schliesslich gibt es auch noch angeborene und genetisch bedingte Ursachen von Sehstörungen wie bestimmte Fettstoffwechselstörungen (Lipidosen) und ein Schwund der Sehnerven (Optikusatrophie).

Wichtige Ursachen von Sehstörungen im Detail

Zu den wichtigsten Auslösern von Sehstörungen zählen:

Kurzsichtigkeit (Myopie): Kurzsichtige Menschen nehmen nur nahe Objekte scharf wahr, während sie in die Ferne unscharf sehen, weil ihr Augapfel zu lang ist. Einfallende Lichtstrahlen vereinen sich deshalb schon vor der Netzhaut. Starke Kurzsichtigkeit begünstigt zudem eine hintere Glaskörperabhebung (siehe unten), was weitere Sehstörungen mit sich bringt.

Weitsichtigkeit (Hyperopie, Hypermetropie): Das weitsichtige Auge ist kürzer als normal, sodass sich einfallende Lichtstrahlen erst hinter der Netzhaut vereinen. Nahe Objekte nimmt der Betroffene dadurch unscharf, ferne weiterhin scharf wahr. Bei jüngeren Menschen kann das Auge eine Weitsichtigkeit durch Veränderung der Brechkraft bis zu einem gewissen Grad kompensieren. Das ist aber sehr anstrengend und kann Beschwerden wie Kopf- und Augenschmerzen, Augenbrennen, verschwommenes Sehen oder eine Bindehautentzündung verursachen. Zudem kann Weitsichtigkeit zum Schielen führen.

Altersweitsichtigkeit (Presbyopie): Im Alter entwickelt sich Weitsichtigkeit, wenn die Augenlinse weniger elastisch wird. Auch hierbei ist die Sehschärfe für nahe Objekte verringert.

Schielen (Strabismus): Wenn das Auge von der geforderten Blickrichtung abweicht, beruht das entweder auf Lähmungen der Augenmuskulatur oder hat keine erkennbare Ursache. Die wichtigste Sehstörung beim Schielen ist, Doppelbilder zu sehen (Diplopie).

Stabsichtigkeit(Astigmatismus): Sie wird auch Hornhautverkrümmung genannt, weil hier die Hornhaut stärker halbkugelförmig gekrümmt ist als normalerweise, wodurch sie einfallende Lichtstrahlen verstärkt bricht. Typische Sehstörungen sind hier verzerrtes, verschwommenes und unscharfes Sehen.

Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): Sehstörungen aufgrund der AMD sind weit verbreitet. Es häufen sich hier Stoffwechselprodukte im Auge an, wodurch allmählich das Zentrum der Netzhaut zerstört wird. Bei der sogenannten "trockenen AMD" verschlechtert sich dadurch das Sehen, bei der "feuchten AMD" sieht der Betroffene zusätzlich verzerrt. Unbehandelt erblinden die Betroffenen.

Grüner Star (Glaukom): Unter diesen Begriff fallen mehrere Krankheitsbilder (wie Glaukomanfall, Offenwinkelglaukome), die alle zu einem fortschreitenden Untergang des Sehnervs führen. Typische Symptome sind Sehstörungen wie Nebelsehen, das Sehen von Farbringen um Lichtquellen, Gesichtsfeldausfälle und Sehverschlechterung.

Bei Verdacht auf einen Glaukomanfall (rasche, einseitige Sehverschlechterung bis Erblindung mit Kopf- oder Augenschmerzen) sofort den Augenarzt aufsuchen!

Grauer Star (Katarakt): Katarakte sind optische Ungleichmässigkeiten (Inhomogenitäten) der im Normalfall klaren, durchsichtigen Augenlinse – also Linsentrübungen sowie Brechungsunregelmässigkeiten der Linse. Alle Kataraktformen lösen – in unterschiedlichem Masse – Sehstörungen wie unscharfes Sehen, verzerrtes Sehen, gelegentlich Doppeltsehen oder Mehrfachsehen, Nebelsehen und vermindertes Farbempfinden aus. Die häufigste und wichtigste Kataraktform ist der Altersstar – er ist weltweit die häufigste Ursache für Erblindung.

Glaskörpertrübungen: Im Alter sowie bei Kurzsichtigkeit kann sich eine Glaskörpertrübung entwickeln, die Betroffene meist als "Mouches volantes" ("fliegende Mücken") wahrnehmen – das sind graue, schwimmende Pünktchen und Fädchen. Bei Blickbewegungen schweben die Trübungen mit, langfristig jedoch sinken sie ab. "Mouches volantes" sind lästig, aber meist harmlos. Sie können aber auch bei entzündlichen Augenerkrankungen auftreten.

Glaskörperabhebung: Im Alter (bei starker Kurzsichtigkeit schon früher) kann sich der Glaskörper von der Netzhaut spontan abheben (hintere Glaskörperabhebung). Die Folge sind meist Sehstörungen in Form von "Mouches volantes" oder ring- beziehungsweise schlangenförmigen Linien im zentralen Gesichtsfeld. Daneben gibt es noch die traumatische Glaskörperabhebung: Starke Schleuderbewegungen des Glaskörpers durch äussere Einwirkung (etwa bei Augapfelprellung) können die Anheftungsstellen des Glaskörpers an der Netzhaut unter gefährlichen Zug setzen – die Betroffenen nehmen plötzlich Blitze an der Peripherie des Gesichtsfeldes wahr.

Glaskörperblutung: Blutungen in den Glaskörper können beispielsweise die Folge einer hinteren Glaskörperabhebung oder einer diabetesbedingten Augenerkrankung (diabetische Retinopathie) sein. Sie lösen Sehstörungen wie plötzlich auftretende dunkle Trübungen aus, die Betroffene oft als "schwarze Flocken" oder "Russregen" beschreiben. Bei starken Blutungen ist auch eine Sehverschlechterung bis hin zu plötzlicher Erblindung möglich.

Gehen Sie bei Anzeichen einer Glaskörpertrübung sofort zum Augenarzt!

Netzhautriss und Netzhautablösung: Eine hintere Glaskörperabhebung kann durch starken Zug der Anheftungsstellen Einrisse in der Netzhaut verursachen. Diese Einrisse können zu einem Loch in der Netzhaut (Netzhautforamen) und einer Netzhautablösung führen. Letztere kann aber auch andere Ursachen haben, zum Beispiel eine diabetesbedingte Augenerkrankung (diabetische Retinopathie). Typische Sehstörungen bei Netzhautablösung sind etwa das plötzliche Auftreten von Lichtblitzen, schwarzen Punkten, Schatten oder eines fallenden Vorhangs vor dem betroffenen Auge. Wenn der Punkt des schärfsten Sehens auf der Netzhaut (Makula) von der Ablösung mit betroffen ist, verschlechtert sich das Sehen.

Bei Verdacht auf eine Netzhautablösung sofort den Augenarzt aufsuchen!

Gefässhautentzündung (Uveitis): Der Begriff umfasst verschiedene Entzündungen im Augeninneren, die von der Gefässhaut (Uvea) ausgehen. Beispiele sind Entzündungen der Regenbogenhaut (Iritis), des Strahlenkörpers (Zyklitis) und der Netzhaut (Retinitis). Oft sind eng beieinanderliegende Schichten gleichzeitig entzündet wie etwa bei der Iridozyklitis (Entzündung von Regenbogenhaut und Ziliarkörper, einem ringförmigen Teil der mittleren Augenhaut). Die einzelnen Uveitisformen können verschiedene Sehstörungen hervorrufen, etwa Sehverminderung, das Sehen von Flocken, Schatten, Blitzen, Schlieren, Nebel, Punkten oder Verzerrtsehen.

Sehnerventzündung (Optikusneuritis, Neuritis nervi optici): Der Sehnerv leitet die Signale der Netzhaut weiter ans Sehzentrum im Gehirn. Er kann innerhalb des Augapfels oder dahinter entzündet sein, was zu Sehstörungen wie verringerter Sehschärfe und Farbensättigung führt. Hier wird beispielsweise die Farbe Rot mit dem betroffenen Auge blasser wahrgenommen als mit dem gesunden. Ausserdem schmerzt der Augapfel bei Druck oder Bewegungen. Eine Sehnerventzündung entsteht entweder durch eine Infektion (Masern, Mumps, Grippe, Herpes etc.) oder eine andere Erkrankung (wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Multiple Sklerose).

Managerkrankheit des Auges: Hier sind die Sehstörungen durch Stress bedingt – betroffen sind Menschen, die beruflich und/oder privat über längere Zeit hinweg unter Stress stehen. Typische Symptome sind Veränderungen im Farbsehen, Doppelbilder, graue Flecke im Sichtfeld, unscharfes oder verzerrtes sehen, oftmals auch trocken Augen, Lidzucken oder der Zwang zu blinzeln. Ursache ist vermutlich die erhöhte Konzentration des Stresshormons Cortisol im Blut, was die Blutgefässe im Auge schädigen kann – bis hin zur Netzhautablösung – aber auch eine genetisch bedingte Anfälligkeit.

Multiple Sklerose (MS): Sehstörungen sind bei dieser chronisch entzündlichen Erkrankung des Nervensystems sehr häufig und oftmals sogar das erste Krankheitszeichen. Die Sehstörungen bei MS umfassen zum Beispiel verschwommenes Sehen, Doppelbilder sehen, verringerte Sehschärfe sowie (vorübergehende) Blindheit. Noch am gleichen Tag den Augenarzt aufsuchen!

Morbus Basedow: Diese Autoimmunerkrankung ist eine häufige Form von Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Bei vielen Patienten führt sie zu einer charakteristischen Augenerkrankung, der sogenannten endokrinen Orbitopathie. Symptome sind unter anderem das Hervortreten der Augen aus der Augenhöhle, ein Fremdkörpergefühl im Auge, Lichtscheu, Doppelbilder und Sehverschlechterung, aber auch Trockenheit, Rötungen oder Lidschwellungen können bei Morbus Basedow auftreten.

Migräne: Bei der Migräne mit Aura (Migraine accompagnée) gehen der Kopfschmerzphase neurologische Funktionsstörungen voraus, und zwar meist Sehstörungen wie Augenflimmern, Lichtblitze, Zackenlinien und Gesichtsfeldausfälle. Manchmal bleibt der Kopfschmerz auch aus, was Mediziner als "Migraine accompagnée sans Migraine" bezeichnen. Die seltene retinale Migräne äussert sich in einer plötzlichen, Sekunden bis Minuten anhaltenden Erblindung meist nur eines Auges mit anschliessenden Kopfschmerzen.

Arterienentzündung (Arteriitis temporalis): Bei dieser Erkrankung kommt es zu abschnittsweise auftretenden Entzündungen der Arterienwände, insbesondere der Schläfenarterie und der Hirnarterien. Sie tritt vor allem nach dem 50. Lebensjahr auf. Die chronische Entzündung führt meist zu einem zunächst einseitigen Sehverlust. Innerhalb von Wochen erkrankt dann oft auch das zweite Auge.

Gefässverschluss in der Netzhaut: Er wird meist durch einen Blutpfropf ausgelöst und geht mit verschiedenen Sehstörungen einher: Ein Verschluss der Zentralarterie resultiert zum Beispiel in einer plötzlichen, einseitigen Erblindung. Bei Verschluss eines Arterienastes ist eine plötzliche Verschlechterung des Sehvermögens oder ein Gesichtsfeldausfall die Folge. Schmerzen treten nicht auf.

Bei Anzeichen eines Gefässverschlusses in der Netzhaut sofort den Notarzt rufen oder eine Klinik aufsuchen!

TIA (transitorische ischämische Attacke): Als TIA bezeichnen Mediziner eine leichte, vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns, verursacht meist durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Sie wird umgangssprachlich auch "Mini-Schlaganfall" genannt. Zu den möglichen Symptomen zählen flüchtige Sehstörungen im Sinne einer "Amaurosis fugans" – einer vorübergehenden, wenige Sekunden oder Minuten andauernden vollständigen Erblindung eines Auges, verschwommenes Sehen oder Gesichtsfeldausfälle. Ausserdem sind eine einseitige Armlähmung, Sprechstörungen und eine kurze Bewusstlosigkeit möglich.

Die TIA ist oft der Vorbote eines Schlaganfalls. Sofort den Notarzt rufen!

Ausweitung einer Hirnarterie (Hirnaneurysma): Ständige oder wechselnde Doppelbilder ohne Auffälligkeiten am Auge gehen manchmal auf ein Hirnaneurysma, also eine Aussackung der Hirnarterie, zurück. Reisst sie, droht eine lebensgefährliche Hirnblutung.

Blutungen im Bereich des Gehirns: Wenn ein Hirnaneurysma aufreisst und zu bluten anfängt, kann es zu plötzlichen Doppelbildern (ohne Auffälligkeiten am Auge), heftigsten Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung und oft auch Lähmungen kommen. Die gleichen Symptome können bei einer Subarachnoidalblutung auftreten – einer Blutung zwischen der innersten und der mittleren Hirnhaut.

Bei Verdacht auf Hirnblutungen sofort den Notarzt rufen!

Hirntumor: Sowohl gutartige als auch bösartige Hirntumoren können je nach Grösse und Lage im Gehirn Sehstörungen verursachen. Es treten dann zum Beispiel verschwommenes Sehen, Gesichtsfeldausfälle, fortschreitende Sehverschlechterung und Doppelbilder auf.

Augentumor: Die häufigsten Tumoren innerhalb des Auges sind Uveamelanome – bösartige Wucherungen im Bereich der mittleren Augenhaut (Uvea). Alle drei Schichten der mittleren Augenhaut können vom Tumor betroffen sein, wobei das Aderhautmelanom am häufigsten auftritt. Je zentraler der Tumor auf der Aderhaut sitzt, desto eher treten Sehstörungen wie etwa eine verringerte Sehschärfe oder Schatten im Gesichtsfeld auf.

Krankhafte Muskelschwäche (Myasthenia gravis): Diese schwere Form von Muskelschwäche zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Häufige Erstsymptome sind Sehstörungen in Form von Doppelbildern sowie das Herabhängen des Oberlids bei geöffnetem Auge.

Alkohol, Tabak, illegale Drogen: Im Alkohol- oder Drogenrausch nehmen viele Menschen ihre Umgebung in Gelb, Rot oder Blau wahr. Solche Sehstörungen können auch als Entzugssymptome bei Alkohol- oder Drogensucht auftreten. Ausserdem kann der gleichzeitige Konsum von Alkohol und Tabak in Verbindung mit Mangelernährung (vor allem Vitamin-B12-Mangel) Sehstörungen auslösen. Diese sogenannte Tabak-Alkohol-Amblyopie entsteht, wenn der Sehnerv geschädigt ist, und geht mit einer beidseitigen Sehverschlechterung mit Gesichtsfeldausfällen (Skotomen) einher.

Nebenwirkung von Medikamenten: Seltene Nebenwirkungen von Digitalis (Herzmittel), Sulfonamiden (Antibiotika) und Diuretika (Entwässerungsmittel) sind Sehstörungen im Bereich des Farbempfindens (Gelb-, Rot- oder Blausehen).

Bei Übelkeit, Verwirrtheit oder Auftreten der Sehstörungen nach Behandlung mit Digitalis sofort eine Klinik aufsuchen!

Sehstörungen: Symptome

Es gibt verschiedene Arten von Sehstörungen:

  • Doppelbilder (Diplopie) können etwa durch Alkohol, Störungen bestimmter Hirnnerven oder Multiple Sklerose entstehen.
  • Blitze-/Vorhangsehen tritt etwa bei einer Netzhautablösung auf.
  • Schleiersehen/unscharfes Sehen kann beispielsweise die Folge von Grünem Star (Glaukom), Sehschwäche, Überforderung der Augen oder einer Netzhautablösung sein.
  • Störelemente (Russregen, "fliegende Mücken" = Mouches volantes) können zum Beispiel auf eine Netzhautablösung oder Glaskörperabhebung hinweisen.
  • Gesichtsfeldausfälle (Tunnelblick) werden beispielsweise durch ein Glaukom oder Tumoren verursacht.
  • Störungen des Farbensehens sind entweder angeboren (wie bei Rot-Grün-Schwäche) oder erworben (zum Beispiel durch einen Glaukomanfall oder eine Vergiftung mit Digitalis).

Sehstörungen: Diagnose

Der Arzt (Augenarzt) wird Sie zunächst ausführlich zu Ihrer Krankengeschichte befragen (Anamnese). Wichtig ist zum Beispiel, seit wann Sie die Sehstörungen haben, wie diese sich äussern (etwa als Augenflimmern oder Doppelbilder) und ob Sie noch andere Beschwerden haben (wie Augenschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit).

Verschiedene Untersuchungen können die Ursache von Sehstörungen aufdecken, darunter vor allem:

  • Augenärztliche Untersuchung: Bei Augenproblemen wie Sehstörungen gehört eine Untersuchung beim Augenarzt zur Routine. Er prüft unter anderem die Sehleistung und kann so beispielsweise eine Fehlsichtigkeit als Ursache der Sehstörungen erkennen. Weitere Untersuchungen sind etwa Spaltlampenuntersuchung, Augenspiegelung und Augeninnendruckmessung (siehe unten).
  • Spaltlampenuntersuchung: Mittels Spaltlampe kann der Arzt den vorderen Augenabschnitt untersuchen, um etwa Katarakte (Grauer Star) oder Entzündungen der mittleren Augenhaut (Uveitis) als Ursache von Sehstörungen zu entlarven.
  • Augenspiegelung (Ophthalmoskopie): Mithilfe der Augenspiegelung lässt sich der Augenhintergrund begutachten. Wichtig ist dies zum Beispiel, wenn der Arzt eine Netzhauterkrankung (wie Gefässverschluss) oder einen Augentumor als Grund für die Sehstörungen vermutet.
  • Augeninnendruckmessung (Tonometrie): Sie wird vor allem durchgeführt, wenn der Arzt ein Glaukom (Grüner Star) hinter den Sehstörungen vermutet.
  • Blutuntersuchungen: Die Suche nach der Ursache von Sehstörungen lässt sich oft durch Blutuntersuchungen unterstützen, so etwa bei Verdacht auf eine infektiöse Sehnerventzündung oder auf Morbus Basedow.
  • Neurologische Untersuchungen: Kommen bestimmte neurologische Störungen oder Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose, Sehnerventzündung) als Erklärung für die Sehstörungen in Frage, wird der Arzt den Zustand und die Funktion von Nervenbahnen prüfen.
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Ein Augenultraschall ist etwa zur Abklärung von Netzhautablösung, Augentumoren oder Sehnervveränderungen angezeigt. Bei Sehstörungen aufgrund von Morbus Basedow führt der Arzt auch einen Ultraschall der Schilddrüse durch.
  • Röntgenuntersuchung der Blutgefässe (Angiografie): Gefässe in der Netzhaut und teilweise der Aderhaut lassen sich durch das Injizieren von Farbstoffen auf Röntgenbildern sichtbar machen und begutachten (Fluoreszenz- und Indocyaningrün-Angiografie). Dieses Gefässröntgen ist vor allem wichtig, wenn eine altersbedingte Makuladegeneration die Sehstörungen auslösen könnte.
  • Magnetresonanztomografie (MRT) und Computertomografie (CT): Diese aufwendigen Verfahren der Bildgebung wendet der Arzt etwa bei Sehstörungen aufgrund von Tumoren, Hirnaneurysmen und Hirnblutungen (Schlaganfall) an.

Sehstörungen: Behandlung

Bei erfolgreicher Behandlung der zugrunde liegenden Ursache verschwinden meist auch die Sehstörungen. Einige Beispiele:

Sehstörungen aufgrund von Kurz- und Weitsichtigkeit lassen sich mithilfe von Brillen oder Kontaktlinsen, manchmal auch mittels operativer Verfahren korrigieren. Sind Entzündungen (wie etwa eine Uveitis) verantwortlich für die Sehstörungen, können vielfach Medikamente helfen.

Auch Glaukompatienten mit erhöhtem Augeninnendruck erhalten Medikamente, um eine weitere Schädigung des Sehnervs und damit eine Verschlimmerung der Sehstörungen zu verhindern oder zu verzögern. Manchmal ist auch ein chirurgischer Eingriff nötig. Bei Grauem Star (Katarakt) wird in der Regel ebenfalls operiert.

Sehstörungen: Tipps – das können Sie selbst tun

Manche Erkrankungen und Verletzungen, die Sehstörungen auslösen, lassen sich nicht verhindern. Dennoch können Sie viel für die Gesundheit Ihrer Augen tun:

  • Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund, damit die Augen mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden. Gut für die Augen sind zum Beispiel Paprika, Karotten, Rote Rüben, Brokkoli, Zitrusfrüchte und grünes Gemüse wie Feldsalat, Spinat, Erbsen und Grünkohl.
  • Wenn bei Ihnen erfahrungsgemäss bestimmte Lebensmittel (z.B. Alkohol, Kaffee, Schokoloade, Käse) eine Migräne-Attacke triggern können, sollte Sie die betreffenden Produkte meiden.
  • Verzichten Sie auf das Rauchen, weil es unter anderem die Durchblutung des Sehnervs verschlechtert.
  • Achten Sie auf ausreichende körperliche Bewegung, denn sie verbessert die Durchblutung – das kommt auch den Augen zugute.
  • Verwenden Sie eine Sonnenbrille mit ausreichendem UV-Schutz, denn UV-Strahlen hinterlassen bleibende Schäden an der Netzhaut und Augenlinse.
  • Die trockene Heizungsluft im Winter trocknet auch die Augen aus, was Entzündungen begünstigt. Mit regelmässigem Stosslüften können Sie die Feuchtigkeit der Raumluft erhöhen.
  • Setzen Sie Ihre Augen keiner Zugluft aus. Sie entzieht den Augen Feuchtigkeit und kann sie reizen.
  • Machen Sie öfters Übungen wie Augenkreisen oder Hin- und Hergucken. Das lockert die Augenmuskulatur.
  • Legen Sie zwischendurch (etwa im Büro) mal die Hände über die Augen – Dunkelheit entspannt.
  • Massieren Sie die Augenpartie, indem Sie sie mit zwei Fingern abklopfen. Das regt Durchblutung und Tränenfluss an.
  • Gehen Sie regelmässig zur Kontrolle beim Augenarzt, denn viele Augenerkrankungen verursachen erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome wie Sehstörungen. Eine frühzeitige Diagnose verbessert die Chancen, die Erkrankung erfolgreich zu behandeln und damit auch die Sehstörungen vollständig zu beseitigen.

Sehbeschwerden bei häufiger Computerarbeit können Sie mit folgenden Tipps vorbeugen:

  • Stellen Sie den Monitor (am besten Flachbildschirm) quer zur Fensterfläche und Deckenbeleuchtung auf, und zwar so, dass der Abstand zwischen Auge und Monitor 50 bis 80 Zentimeter beträgt.
  • Sorgen Sie für indirekte Beleuchtung, um augenbelastende Reflexionen oder Spiegelungen auf dem Monitor zu vermeiden.
  • Blicken Sie regelmässig vom Bildschirm hoch und in die Ferne. Das trainiert die Fähigkeit der Augen, von der Nah- zur Fernsicht umzustellen und umgekehrt.
  • Zwinkern Sie bewusst häufiger, um die Augenoberfläche feucht zu halten.
  • Machen Sie regelmässige Pausen bei der PC-Arbeit.

Sehstörungen: Wann müssen Sie zum Arzt?

In folgenden Fällen sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen:

  • neu auftretende Sehstörungen
  • plötzlich auftretende Sehstörungen wie akute Sehverschlechterung, plötzlicher Sehverlust oder plötzliches Sehen von Doppelbildern
  • Sehstörungen in Form von Lichtblitzen oder Farbringen um Lichtquellen oder in Form von "Russregen"
  • Sehstörungen, die sich nicht durch eine bekannte Fehlsichtigkeit (wie Kurz- oder Weitsichtigkeit) erklären lassen.
  • Sehstörungen, die von weiteren Beschwerden begleitet werden (wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, starken Augenschmerzen)

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Andreae, S. et al.: Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2008
  • Andreae, S.: Pflegeassistenz. Lehrbuch für die Gesundheits- und Krankenpflegehilfe und Altenpflegehilfe, Georg Thieme Verlag, 2016
  • Ärzteblatt online: „Stress kann Sehstörungen auslösen“; unter: www.aerzteblatt.de (Abruf: 24.02.2020)
  • Augustin, A. & Felzer, P.E.: Rund ums Auge, Georg Thieme Verlag, 2004
  • Bassetti, C. & Mumenthaler, M.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Georg Thieme Verlag, 2012
  • Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA): u. a. „Glaukom (Grüner Star)“; unter: www.augeninfo.de (Abruf: 24.02.2020)
  • Bewermeyer, H. et al.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
  • Deutsche Uveitis Arbeitsgemeinschaft e.V.: „Uveitis“; unter: www.duag.org (Abruf: 24.02.2020)
  • Fechner, P.U. & Teichmann, K.D.: Medikamentöse Augentherapie, Georg Thieme Verlag, 2000
  • Grehn, F.: Augenheilkunde, Springer Verlag, 32. Auflage, 2019
  • Hahn G.-A.: Kurzlehrbuch Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, 2012
  • Kuratorium Gutes Sehen e.V.: "Harmlose Sehstörung oder gefährliche Krankheit?"; unter: www.sehen.de (Abruf: 24.02.2020)
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  • Lang, G. K.: Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2019
  • Mattle, H. & Mumenthaler, M.: Kurzlehrbuch Neurologie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2015
  • Nasemann, J. et al.: Duale Reihe Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2002
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  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 24.02.2020)
  • Reuter, H.: Differentialdiagnose für Heilpraktiker, Foitzick Verlag GmbH, 2010
  • Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): „Hirnaneurysma“; unter: www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 24.02.2020)
  • Vereine für unabhängige Gesundheitsberatung (UGB): "Migräne: Hilfe zur Selbsthilfe"; unter: www.ugb.de (Abruf: 24.02.2020)
  • Walter, C. et al.: Mündliche Protokolle aus Heilpraktikerprüfungen, Georg Thieme Verlag, 2013
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