Netzhaut

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die Netzhaut (Retina) ist die innere Schicht des Augapfels, eine sehr dünne und leicht zerreissbare Haut. Sie ist mit lichtempfindlichen Zellen (Fotorezeptoren) ausgestattet - Stbchen und Zäpfchen. In ihrem hinteren Bereich finden sich die Stelle des schärfsten Sehens (Fovea, gelber Fleck) und die Austrittsstelle des Sehnervs. Lesen Sie mehr über die Augennetzhaut: Funktion, Aufbau und mögliche gesundheitliche Probleme!

Was ist die Netzhaut des Auges?

Die Netzhaut (Retina) ist ein Nervengewebe und die innerste der drei Wandschichten des Augapfels. Sie reicht vom Rand der Pupille bis zur Austrittsstelle des Sehnervs. Ihre Aufgabe ist die Lichtwahrnehmung: Die Netzhaut registriert die optischen Lichtimpulse, die in das Auge einfallen und wandelt sie in elektrische Signale um, die dann über den Sehnerv ins Gehirn geleitet werden.

Der Aufbau der Netzhaut

Die Netzhaut unterteilt sich in zwei Abschnitte - einen vorderen und einen hinteren Abschnitt.

Vorderer Netzhautabschnitt

Der vordere Teil der Augennetzhaut (Pars caeca retinae) überzieht die Rückseite der Iris und den Strahlenkörper (Ziliarkörper). Er enthält keine Fotorezeptoren (Photorezeptoren) und ist daher lichtunempfindlich.

Die Grenze zwischen zum hinteren Netzhautabschnitt verläuft am hinteren Rand des Ziliarkörpers. Dieser Übergang hat die Form einer gezackten Linie und wird als Ora serrata bezeichnet.

Hinterer Netzhaut-Abschnitt

Der hintere Netzhaut-Abschnitt (Pars optica retinae) kleidet den gesamten Augenhintergrund, also die Innenseite des hinteren Augapfels aus. Er besitzt lichtempfindliche Fotorezeptoren:

Aufgebaut ist dieser Retina-Teil aus zwei Blättern: Das äussere Blatt (Richtung Aussenseite des Augapfels) besteht aus einem Pigmentepithel (Stratum pigmentosum). Das innere Blatt (Richtung Augapfelmitte) besteht aus der lichtempfindlichen Schicht mit den Fotorezeptoren (Stratum nervosum). Zwischen den beiden liegt ein kapillärer Spalt. Nur an zwei Stellen sind die beiden Blätter miteinander verwachsen - im Bereich der Ora serrata und im Bereich der Austrittsstelle des Sehnervs.

Pigmentepithel (Stratum pigmentosum)

Das einschichtige Pigmentepithel (Stratum pigmentosum) liegt der Innenseite der mittleren Augenhaut auf und grenzt damit an die Aderhaut. Es weist längliche braune Pigmentkörnchen auf und reicht bis an die Photorezeptoren in der Stratum nervosum. Die Aufgabe des Epithels liegt vor allem in der Versorgung der Fotorezeptoren mit Sauerstoff und Nährstoffen (über das Blut).

Lichtempfindliche Schicht (Stratum nervosum)

Das Stratum nervosum, das innere Blatt der Augennetzhaut, beherbergt die ersten drei hintereinander geschalteten Neuronentypen der Sehbahn. Von aussen nach innen sind das:

  • Photorezeptorzellen (Stäbchen und Zapfen)
  • bipolare Zellen
  • Ganglienzellen

Ausserdem finden sich im Stratum nervosum noch weitere Zelltypen (Horizontalzellen, Müller-Zellen etc.).

Die Zellkörper der drei Neuronentypen (Stäbchen- und Zapfenzellen, bipolare Zellen, Ganglienzellen) sind schichtweise angeordnet. Insgesamt ergeben sich dadurch zehn Schichten, welche das Stratum nervosum der Netzhaut aufbauen.

Stäbchen und Zapfen

Die Stäbchen und Zapfen teilen sich die Aufgaben der Lichtwahrnehmung:

  • Stäbchen: Die rund 120 Millionen Stäbchen im Auge sind für das Sehen in der Dämmerung und das Schwarz-Weiss-Sehen zuständig.
  • Zapfen: Die sechs bis sieben Millionen Zapfen sind weniger lichtempfindlich und ermöglichen das Sehen von Farben am Tag.

Die Sinneszellen grenzen direkt an das Pigmentepithel und werden von den anderen Nervenzellen der inneren Netzhautschicht (bipolare Zellen, Ganglienzellen) überlagert. Das einfallende Licht muss also zunächst diese inneren durchdringen, bevor es an die empfindlichen Fotorezeptoren gelangt.

Zapfen und Stäbchen stehen über Synapsen in direktem Kontakt zu neuronalen Schaltzellen, die an den Optikusganglienzellen enden. Mehrere Sinneszellen enden dabei an einer Ganglienzelle.

Gelber Fleck und Sehgrube

Der sogenannte „Gelbe Fleck“ (Macula lutea) ist eine rundliche Region in der Mitte der Netzhaut, in der die lichtempfindlichen Sinneszellen besonders dicht stehen. Im Zentrum des "gelben Flecks" befindet sich eine Einsenkung - Sehgrube oder zentrale Grube (Fovea centralis) genannt. Sie enthält als Photorezeptoren nur Zapfen. Die darüber liegenden Zellschichten (Ganglienzellen, bipolare Zellen) sind zur Seite hin verschoben, sodass einfallende Lichtstrahlen direkt auf die Zapfen fallen. Deshalb ist die Sehgrube die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut.

Mit zunehmender Entfernung von der Fovea nimmt der Anteil der Zapfen in der Netzhaut ab.

Blinder Fleck

Die Fortsätze der Ganglienzellen sammeln sich an einer Stelle im Bereich des hinteren Augenhintergrunds. Am sogenannte “Blinden Fleck” (Papilla nervi optici) verlassen die Nervenende die Netzhaut und treten gebündelt als Sehnerv aus dem Auge aus. Er leitet die Lichtsignale von der Netzhaut an das Sehzentrum im Gehirn weiter.

Da sich an dieser Stelle der Netzhaut keine Lichtsinneszellen befinden, ist in diesem Bereich kein Sehen möglich - daher der Name „Blinder Fleck“.

Die Funktion der Netzhaut

Die Netzhaut-Funktion besteht in der Aufnahme der ins Auge einfallenden Lichtreize: Die Stäbchen und Zapfen registrieren die einfallenden Lichtimpulse und wandeln sie in elektrische Impulse um. Diese werden dann über die anderen Nervenzellen der Netzhaut an den Sehnerv und weiter an das Sehzentrum im Gehirn geleitet. Das Sehzentrum verarbeitet die elektrischen Impulse anschliessend zu einem Bild.

Welche Probleme kann die Netzhaut verursachen?

Die Netzhaut des Auges kann durch diverse Erkrankungen und Verletzungen beeinträchtigt werden. Einige Beispiele:

  • Makuladegeneration: Die Netzhaut nimmt im Bereich der Makula (Gelber Fleck) Schaden. Am häufigsten betroffen sind ältere Menschen (Altersbedingte Makuladegeneration, AMD).
  • Netzhautablösung: Hierbei löst sich die Retina vom Augenhintergrund ab. Ohne Behandlung erblinden die Betroffenen.
  • Retinale Arterienverschlüsse: Selten gelangen Blutgerinnsel in die Netzhautarterie oder in einen ihrer Seitenäste und blockieren den Blutfluss. Das macht sich als plötzliche einseitige Erblindung oder Gesichtsfeldausfall (Skotom) bemerkbar.
  • Diabetische Retinopathie: Ein unbehandelter oder schlecht eingestellter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) schädigt die kleinsten Blutgefässe in der Netzhaut. Es kommt zu Sauerstoffmangel und zum Absterben von Sehzellen in der Retina. Sehbehinderung und Erblindung sind die möglichen Folgen.
  • Frühgeborenenretinopathie: Bei Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 2500 Gramm sind die Netzhautgefässe noch in der Entwicklung. Sauerstoff stört diesen Prozess, wodurch sich die unreifen Gefässe verschliessen und dann wuchern.
  • Retinitis pigmentosa: Der Begriff bezeichnet eine Gruppe genetisch bedingter Netzhauterkrankungen, bei denen die Lichtsinneszellen sukzessive absterben.
  • Tumoren: Wucherungen im Augenbereich (wie das Retinoblastom) können die Netzhaut in Mitleidenschaft ziehen.
  • Verletzungen: Beispielsweise kann eine Augenprellung zu einem Einriss der Ora serrata führen - der Grenze zwischen dem vorderen und hinteren Abschnitt der Netzhaut.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Endspurt Vorklinik: Histologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015
  • Faller, A. & Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Einführung in Bau und Funktion, Georg Thieme Verlag, 15. Auflage, 2008
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
  • Klinke, R. & Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2005
  • Lang, G.K.: Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2014
  • Leydhecker, W.: Augenheilkunde, Springer-Verlag, 25. Auflage, 1993
  • MSD Manual - Ausgabe für Patienten: "Netzhauterkrankungen - ein Überblick" (Stand: Mai 2019), unter: www.msdmanuals.com
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 18.11.2020)
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 17. Auflage, 2002
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