Augenhöhle

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die Augenhöhle (Orbita) ist eine pyramidenförmige Höhle im Gesichtsschädel, die den Augapfel und seine zahlreichen Anhangsgebilde (Muskeln, Nerven, Gefässe, Tränenapparat) aufnimmt. Die Wand der Augenhöhle besteht aus sieben Schädelknochen, ist mit Knochenhaut (Periost) ausgekleidet und stellenweise sehr dünn. Lesen Sie alles Wichtige über die Augenhöhle: Aufbau, Funktion, Erkrankungen und Verletzungen!

Was ist die Augenhöhle?

Die knöcherne Augenhöhle hat die Form einer vierseitigen Pyramide, deren Grundfläche nach vorn zeigt und deren Spitze nach hinten zur Mitte hin gerichtet ist. Diese Grundfläche bildet den Augenhöhleneingang (Aditus orbitae), der nahezu rechteckig ist mit Wänden, die in der Mitte und am äusseren Rand nahezu senkrecht stehen. Der obere und untere Rand senken sich von der Gesichtsmitte nach aussen hin etwas ab. Die Achse des Orbita-Trichters ist leicht nach aussen und oben gerichtet. Die gesamte Augenhöhle ist etwa vier bis fünf Zentimeter tief.

Die knöcherne Begrenzung der Augenhöhle

Die knöchernen Grenzen der Orbita werden von sieben Schädelknochen gebildet: Stirnbein, Keilbein, Tränenbein, Siebbein, Oberkiefer, Jochbein und Gaumenbein.

Das Stirnbein (Os frontale) und die horizontalen Flügel des Keilbeins (Os sphenoidale) bilden das sogenannte Dach der Orbita. Dieses Dach fungiert im vorderen Bereich als Grenze zur Stirnhöhle, im hinteren Bereich als Grenze zur vorderen Schädelgrube und dem Stirnlappen des Gehirns. Vorne und seitlich befindet sich im Orbita-Dach eine tiefe Grube für den Tränensack.

Die mittlere Begrenzung der Augenhöhle wird vorn vom Tränenbein (Os lacrimale) sowie in der Mitte und hinten vom Siebbein (Os ethmoidale) gebildet. In die Wand des Tränenbeins ist eine Grube für den Tränensack eingelassen, die sich nach unten in den Tränen-Nasenkanal fortsetzt. Dieser mündet unter der unteren Nasenmuschel.

Die untere Wand der Orbita wird von Oberkiefer (Maxilla), Jochbein (Os zygomaticum) und einem kleinen Fortsatz des Gaumenbeins (Os palatinum) gebildet.  

Die seitliche Wand der Orbita verläuft schräg von vorn aussen nach hinten innen und ist damit länger als die mittlere Wand. Sie wird gebildet vom Jochbein (Os zygomaticum) und dem grösseren Keilbeinflügel.

Die sieben Schädelknochen, welche die Wand der Augenhöhle bilden, sind mit Knochenhaut (Periost) ausgekleidet und stellenweise sehr dünn: Nach unten zur Kieferhöhle hin ist der Knochen nur 0,5 Millimeter dick; zur hinteren Mitte hin trennt ein nur 0,3 Millimeter dünner Knochen oder gar nur die Knochenhaut die Augenhöhle von den Siebbeinzellen (Teil der Nasennebenhöhlen).

Welche Funktion hat die Augenhöhle?

Die Augenhöhle nimmt den Augapfel (Bulbus) und seine zahlreichen Anhangsgebilde auf: Muskeln, Nerven, Gefässe, Tränenapparat. Sie bietet einen knöchernen Schutz für Strukturen des Auges. Der grösste Teil der Augenhöhle wird von Fettgewebe mit Bindegewebe ausgefüllt, das als Polster für den Augapfel dient.

Wo befindet sich die Augenhöhle?

Die paarige Augenhöhle liegt im oberen Bereich des Gesichtsschädels. Hinten an die Orbita grenzen die Keilbeinhöhle mit der Hypophyse und die mittlere Schädelgrube mit dem Chiasma (Sehnervenkreuzung im Zentrum der mittleren Schädelgrube) an.

Oberhalb der Augenhöhle liegen die vordere Schädelgrube und die Stirnhöhle.

An der Orbitaspitze befindet sich der knöcherne Kanal für den Sehnerv (Nervus opticus) und die Augenarterie (Arteria ophtalmica). Daneben verläuft die Augenvene (Vena ophtalmica), die in den Sinus cavernosus (ein venöses Gefässgeflecht) mündet. Ebenso an dieser Stelle treten mehrere Hirnnerven durch den Knochen.

Welche Probleme kann die Augenhöhle verursachen?

Im Bereich der Augenhöhle kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen. Beispiele:

Entzündungen der Augenhöhle

Die Wand der Orbita zur Nase hin ist anfällig für Infektionen, vor allem bei älteren Menschen; durch Lücken im Gewebe können sich Erreger vom Nasenraum aus in die Orbita ausbreiten.

Auch Nasennebenhöhlen-Infekte können auf die Augenhöhle übergreifen, etwa eine Stirnhöhlenentzündung (die Stirnhöhle kann nämlich weit in das Orbita-Dach hineinreichen). Auch ausgehend von der Kieferhöhle - die in enger Beziehung zum Orbita-Boden steht - kann eine Entzündung auf die Augenhöhle übergreifen, etwa bei einer Zahnwurzelentzündung im Oberkiefer.

Zu den Nasennebenhöhlen zählen die Stirnhöhle, Kieferhöhle, Keilbeinhöhle sowie die Siebbeinzellen.

Entzündungen der Augenhöhle können an der Spitze der Orbita-Pyramide durch die Knochenöffnungen auf die Schädelhöhle und den Sinus cavernosus übergreifen. In letzterem Fall kann eine lebensgefährliche Gefässverstopfung durch ein Blutgerinnsel (Sinus-cavernosus-Thrombose) entstehen!

Verletzungen der Augenhöhle

Knochenbrüche im Bereich des Mittelgesichts betreffen oft auch die Orbita. Wenn jemand einen Schlag direkt auf das Auge bekommt, kann es zu einem Bruch des Orbita-Bodens mit Verlagerung des Orbita-Bodens und der Orbitawand nach aussen. Mediziner sprechen dann von einer Blow-out-Fraktur.

Seltener ist die Blow-in-Fraktur: Diese Form von Augenhöhlenbruch geht mit einer Verlagerung von Orbita-Boden und -wand nach innen einher. Meist ist damit auch ein Exophthalmus verbunden (siehe unten).

Exophthalmus

Als Exophthalmus ("Glubschaugen") bezeichnet man das Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle (entweder nur bei einem oder bei beiden Augen). Bei Erwachsenen ist die häufigste Ursache dafür eine endokrine Orbitopathie - eine immunologisch bedingte Entzündung des Orbita-Inhalts, wie sie sich hauptsächlich bei Morbus Basedow entwickelt.

Bei Kindern mit Glubschauge steckt oft ein Tumor oder eine eitrige Entzündung der Augenhöhle dahinter.

Ausserden kann - wie oben erwähnt - der Exophthalmus auch in Verbindung mit einer bestimmten Fraktur der Augenhöhle (Blow-in-Fraktur) stehen.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Faller, A. & Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Einführung in Bau und Funktion, Georg Thieme Verlag, 2008
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2010
  • Leydhecker, W. & Grehn, F.: Augenheilkunde, Springer Verlag, 25. Auflage, 1993
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 12.11.2020)
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 17. Auflage, 2002
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