Augenschmerzen

Von , Medizinredakteurin
Lisa Vogel

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

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Augenschmerzen sind ein häufiges Symptom und können vielfältige Gründe haben wie etwa ein Fremdkörper im Auge, eine Bindehautentzündung oder eine Allergie. Auch Erkrankungen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs, der Zähne oder Kopfschmerzen können mit Augenschmerzen einhergehen. Wie äussern sich schmerzende Augen? Welche Ursachen können sie haben? Und was hilft gegen Augenschmerzen? Die Antworten darauf lesen Sie hier!

Erschöpfte Frau mit Augenschmerzen

Kurzübersicht

  • Ursachen: z.B. Überanstrengung oder Reizung der Augen (etwa durch zu viel Computerarbeit oder durch Zugluft), Fremdkörper im Auge, Hornhautverletzung, Bindehautentzündung, Allergie, Hagelkorn, Gerstenkorn, Entzündung der Augenlider, Nasennebenhöhlenentzündung, Kopfschmerzen
  • Wann zum Arzt? Wenn sich die Augenschmerzen nicht bessern oder Begleitsymptome auftreten (z.B. Fieber, Muskelschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, verminderte Sehschärfe, Hervorwölbung des Auges aus der Augenhöhle, starke Rötung).
  • Behandlung: Je nach Ursache z.B. mit Antibiotika, Virustatika, Allergiemedikamenten (Antihistaminika), abschwellenden Nasenspray, Anpassung der Sehhilfe, operativer Eingriff. Zudem symptomatische Behandlung mit Schmerzmitteln.
  • Das können Sie selbst tun: z.B. Fremdkörper entfernen, (vorübergehender) Verzicht auf Kontaktlinsen, Entspannungsübungen für die Augen, kalte Kompressen

So äussern sich Augenschmerzen

Mediziner unterscheiden drei verschiedene Arten von Augenschmerzen:

  • Schmerzen im Auge bzw. im Augapfel
  • Schmerzen am Auge bzw. an Augenhöhle, Stirn oder Lidern
  • Schmerzen bei der Augenbewegung

Der Ort der Augenschmerzen kann ebenso variieren wie ihre Art: Manche Betroffene berichten über unangenehme Schmerzen im Augenwinkel oder von einem stechenden Schmerz im Auge ("Pieksen" im Auge). Andere beklagen pochende Schmerzen im Auge oder Schmerzen über dem Auge.

Augenschmerzen: Begleitsymptome

Augenschmerzen treten oft nicht alleine auf. Beispielsweise können ein Stechen im Auge und Kopfschmerzen zusammen einhergehen. Zu den häufigen Begleitsymptomen gehören unter anderem:

Augenschmerzen: Ursachen

Wenn das Auge sticht oder anderweitig schmerzt, ist es wichtig, die Ursache dafür zu finden. Die häufigste Ursache für Augenschmerzen sind:

Doch auch verschiedene Erkrankungen können Schmerzen im Auge führen (einseitig oder beidseitig), so zum Beispiel:

  • Allergie (z.B. Heuschnupfen)
  • Gerstenkorn
  • Hagelkorn
  • Entzündung der Augenlider (Blepharitis)
  • Lidabszess
  • Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
  • Hornhautentzündung (Keratitis), Hornhautgeschwür (Hornhautulkus)
  • Entzündung der mittleren Augenhaut (Uveitis), die in verschiedenen Formen auftritt (z.B. als Regenbogenhautentzündung)
  • Entzündung der Lederhaut (Skleritis)
  • Entzündung des Tränenkanals (Canaliculitis) oder des Tränensäckchens (Dacryocystitis acuta)
  • Sehnerventzündung (Optikusneuritis)
  • Grünser Star (Glaukom), z.B. akutes Winkelblockglaukom
  • Augeninfektion (z.B. Augenherpes)
  • Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
  • unspezifische Entzündung in der Augenhöhle (orbitaler Pseudotumor)
  • Infektion, die das Gewebe in und um die Augenhöhle sowie hinter dem Auge angreift (orbitale Zellulitis)
  • infektiöse Entzündung des Augeninneren (Endophthalmitis)
  • Tumorerkrankungen

Auch Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen oder Erkrankungen der Zähne und des Kiefers können durch die anatomische Nähe Schmerzen in den Augen verursachen. Verschiedene Kopfschmerzformen können ebenso mit Augenschmerzen einhergehen (Spannungskopfschmerz, Migräne, Cluster-Kopfschmerz).

Nicht selten beruhen die Augenschmerzen auf einer Überanstrengung bzw. Reizung der Augen aus folgenden Gründen:

  • falsch eingestellte Sehhilfe
  • Tragen von Kontaktlinsen
  • Zugluft
  • UV-Strahlung
  • lange Arbeit am Bildschirm

Augenschmerzen: Wann zum Arzt?

Bestehen die Augenschmerzen über einen längeren Zeitraum, ohne dass eine Besserung erkennbar ist, sollten Sie zum Augenarzt gehen. Das Gleiche gilt, wenn Sie besonders starke Augenschmerzen haben, ein plötzliches Stechen im Auge verspüren oder ein Fremdkörper im Auge die Schmerzen verursacht. Abgesehen davon sollten Sie einen Arzt aufsuchen, wenn zusätzlich zu den Augenschmerzen eines oder mehrere der folgenden Begleitsymptome auftreten:

  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Muskelschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • verminderte Sehschärfe
  • Sehen von Lichthöfen um Lichtquellen
  • Hervorwölbung des Augapfels aus der Augenhöhle (Exophthalmus, "Glubschauge")
  • starke Rötung der Augen
  • Ermüdung

Auch die Unfähigkeit, das Auge in alle Richtungen zu bewegen (wie etwa nach rechts, links, oben und unten) ist ein Warnsignal. Sie sollten umgehend einen Arzt aufsuchen!

Augenschmerzen: Untersuchung und Diagnose

Wenn Sie wegen schmerzender Augen oder einem Pieksen im Auge zum Arzt gehen, wird dieser zuerst in einem ausführlichen Gespräch Ihre Krankengeschichte erheben (Anamnese). Daran schliessen sich verschiedene Untersuchungen an.

Anamnese

Bei der Anamnese befragt Sie der Arzt zu Ihren Beschwerden und eventuellen Vorerkrankungen. Mögliche Fragen sind zum Beispiel:

  • Seit wann haben Sie die Augenschmerzen?
  • Sind beide Augen betroffen?
  • Wie würden Sie den Schmerz beschreiben (zum Beispiel: Stiche im Auge, pochende Schmerzen, Pieksen)?
  • Wo genau sitzt der Schmerz?
  • Schmerzt das Auge, wenn Sie den Augapfel bewegen?
  • Sind Sie lichtempfindlich?
  • Haben Sie zusätzliche Symptome wie zum Beispiel Fieber?
  • Hatten Sie diese Beschwerden früher schon einmal?
  • Könnte ein Fremdkörper die Schmerzen verursachen?
  • Hat sich Ihre Sehkraft verändert?
  • Leiden Sie an anderen Erkrankungen?

Untersuchungen

Es folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei achtet der Arzt unter anderem auf Veränderungen am Auge, der Augenlider und der Augenhöhle. Er schaut zum Beispiel, ob die Augen rot und geschwollen sind. Ausserdem prüft er mit einer kleinen Lampe die Reaktion der Pupillen.

Weitere Untersuchungsmethoden, die bei der Abklärung schmerzender Augen helfen können, sind:

  • Sehtest
  • Gesichtsfelduntersuchung
  • Spaltlampen-Untersuchung (zur Beurteilung tieferer Augenabschnitte)
  • Allergietest (bei entsprechendem Verdacht)
  • Abstrich aus dem Auge (bei Verdacht auf eine infektiöse Ursache der Augenschmerzen)

Gegebenenfalls sind auch bildgebende Verfahren hilfreich, um Augenschmerzen auf den Grund zu gehen:

Augenschmerzen: Behandlung

rein symptomatische Behandlung - Linderung der Augenschmerzen - ist mit Schmerzmitteln (Analgetika) möglich. Geeignet sind etwa sogenannte NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), die neben schmerzstillenden auch entzündungshemmende Eigenschaften besitzen (z.B. Ibuprofen). Sie kommen oft in Form von Augentropfen zum Einsatz und sind teilweise rezeptfrei erhältlich. Bei starken Augenschmerzen kann die Anwendung eines opiumhaltigen Schmerzmittels nötig sein (verschreibungspflichtig!).

Manchmal verordnet der Arzt bei schmerzenden Augen auch pupillenerweiternde Augentropfen, etwa mit dem Wirkstoff Cyclopentolat. Angezeigt sind sie beispielsweise bei verschiedenen Augenentzündungen wie etwa einer Hornhautentzündung oder Regenbogenhautentzündung (eine Form von vorderer Uveitis). Die Augentropfen verhindern hier, dass beteiligte Gewebeschichten miteinander verkleben.

Darüber hinaus werden Augenschmerzen nach Möglichkeit ursächlich behandelt. So erhalten Patienten mit einer bakteriellen Infektion im Augenbereich (wie bakterielle Bindehautentzündung) antibiotikahaltige Augentropfen oder -salben.

Haben die Augenschmerzen eine virale Infektion als Ursache (z.B. Herpes-Infektion der Augen), können virushemmende Mittel (Virostatika) wie Aciclovir die Heilung beschleunigen. Sie werden meist als Augentropfen oder -salbe appliziert.

Verursacht eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) Augenschmerzen, verschreibt der behandelnde Arzt ein abschwellendes Nasenspray und Schleimlöser.

Sind schmerzende Augen die Folge einer Allergie, sollten Sie zunächst nach Möglichkeit den Allergieauslöser (Allergen) meiden. Bei Bedarf verschreibt Ihnen der Arzt sogenannte Antihistaminika, und zwar in Form von Tabletten oder Augentropfen. Das sind rein symptomatische Massnahmen. Eine ursächliche Behandlung ist mittels spezifischer Immuntherapie (Hyposensibilisierung) möglich, allerdings nur in bestimmten Fällen.

Manche Augenschmerzen-Ursachen erfordern einen operativen Eingriff. Das kann zum Beispiel bei einem Grünen Star (Glaukom) der Fall sein, wenn die medikamentöse Behandlung nicht ausreichend wirkt.

Ist eine Brille mit der falschen Sehstärke die Ursache für Augenschmerzen, müssen Sie die Sehhilfe neu anpassen lassen. Wenn das Tragen von Kontaktlinsen die Augenschmerzen hervorruft, sollten Sie auf die Linsen für einige Tage verzichten und die Augen schonen.

Augenschmerzen: Das können Sie selbst tun

Auch Sie selbst können in manchen Fällen von Augenschmerzen was tun. Ist zum Beispiel ein oberflächlicher Fremdkörper im Auge die Ursache für die Schmerzen im Auge, können Sie ihn vorsichtig mit einem sauberen Tuch aus dem Auge wischen. Verursachen Giftstoffe oder Chemikalien die Schmerzen, spülen Sie das Auge mit klarem Wasser aus (ausser es handelt sich um ätzenden Kalk!). Mehr über die Erste Hilfe Massnahmen erfahren Sie im Artikel Fremdkörper im Auge.

Sitzt der Fremdkörper tief im Auge oder haben Sie starke Augenschmerzen, sollten Sie die Behandlung dem Arzt überlassen.

Unabhängig von der Ursache der Schmerzen sollten Sie Ihren Augen Ruhe und Entspannung gönnen. Strengen Sie die schmerzenden Augen nicht zusätzlich an, indem Sie fernsehen, lesen oder am Computer arbeiten. Stattdessen können Sie Entspannungsübungen für die Augen machen:

  • Sehen Sie sich bewusst Dinge in unterschiedlicher Entfernung genau an (Augen jeweils scharf stellen!).
  • Decken Sie hin und wieder Ihre Augen mit den Händen ab und lassen Sie sie so einige Minuten ausruhen.
  • Legen Sie die Daumen auf die Schläfen und massieren Sie mit den Zeigefingern den oberen Rand der Augenhöhle (von der Nasenwurzel nach aussen).
  • Während der Bildschirmarbeit sollten Sie öfters für einige Sekunden die Augen schliessen. Sie können auch mal versuchen, einige Sätze "blind" zu tippen.

Augenschmerzen: Hausmittel

Schmerzende, rote Augen lassen sich oftmals mit kühlen Kompressen beruhigen. Dazu tauchen Sie saubere Baumwolltücher in kaltes Wasser, wringen sie aus und legen sie auf das schmerzende Auge / die schmerzenden Augen. Statt Wasser können Sie auch abgekühlten Tee aus Kamille, Ringelblume oder Salbei verwenden. Die kühle Kompresse so lange auf den Augen belassen, wie es Ihnen angenehm ist.

Anstelle von feuchten Baumwolltüchern können Sie auch ein Körnerkissen (z.B. Kirschkernkissen), das Sie zuvor im Gefrierfach gekühlt haben, auf die Augen legen. Oder Sie verwenden Kühlpacks. Diese aber nicht direkt auf die geröteten, schmerzenden Augen legen, sondern zuerst in ein Baumwolltuch wickeln.

Der Wirkmechansimus ist in allen Fällen der gleiche: Die Kühle kann die Augenschmerzen dämpfen. Nehmen Sie die Kompresse, das Körnerkissen oder Kühlpack aber sofort ab, wenn die Kühle unangenehm wird.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Lisa Vogel hat Ressortjournalismus mit dem Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach studiert und ihre journalistischen Kenntnisse im Masterstudiengang Multimediale Information und Kommunikation vertieft. Es folgte ein Volontariat in der NetDoktor-Redaktion. Seit September 2020 schreibt sie als freie Journalistin für NetDoktor.

Quellen:
  • Constantinidis, J., Zenk, J., Steinhart, H. et al. Diagnostik und Therapie von Pseudotumoren der Orbita, in: HNO 48: 665–670 (2000)
  • Dahlmann, C.: Augenheilkunde, Urban & Fischer Verlag, 5. Auflage, 2020
  • MSD Manual - Ausgabe für Patienten: Augenschmerzen; unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 22.12.2020)
  • Pschyrembel online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 22.12.2020)
  • Röper, K. et al.: Massive Augenschmerzen beidseits – Kurioser Fall in Zeiten der Corona-Pandemie; in: Ophthalmologe. 2020; 117(10): 1041–1044
  • Welkoborsky, H.J. et al.: Orbita, Georg Thieme Verlag, 2016
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