Kurzsichtigkeit

Von , Ärztin
Dr. med. R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

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Kurzsichtigkeit (Myopie) ist eine häufige Form der Fehlsichtigkeit und hat oft gar keinen Krankheitswert. Sie kann schon in der Kindheit auftreten und lässt sich mittels Brille, Kontaktlinsen oder eine Operation gut behandeln. Im Laufe des Lebens kann sich eine Kurzsichtigkeit von selbst bessern oder verschlechtern. Nur selten treten gefährliche Folgeerkrankungen auf. Lesen Sie hier alles Wichtige über Kurzsichtigkeit.

Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit: Beschreibung

Die Kurzsichtigkeit ist eine angeborene oder erworbene Fehlsichtigkeit des Auges. Wer kurzsichtig ist, kann meistens in der Nähe noch gut sehen, während Gegenstände in der Ferne verschwommen erscheinen (bei Weitsichtigen ist es genau umgekehrt). Ein kurzsichtiger Mensch sieht also nicht generell schlechter. Im Nahbereich kann er einem Normalsichtigen sogar überlegen sein.

Wie ausgeprägt die Fehlsichtigkeit ist, misst man in Dioptrie (dpt). Kurzsichtig ist jemand mit einem negativen Messwert, und zwar umso mehr, je höher die Ziffer nach dem Minus ist. Ein Messwert von -12 dpt beispielsweise beschreibt eine hochgradige Myopie, also eine starke Kurzsichtigkeit.

Genau genommen handelt es sich bei der Kurzsichtigkeit meistens gar nicht um eine Krankheit. Bis zu einer Fehlsichtigkeit von minus sechs Dioptrien gilt sie nur als eine Anomalie, also eine Abweichung vom Durchschnittswert. Erst bei stärkerer Fehlsichtigkeit liegt eine pathologische (krankhafte) Myopie vor.

Wie verbreitet ist Kurzsichtigkeit?

In Europa sind über 30 Prozent der Bevölkerung von Kurzsichtigkeit betroffen. Der Anteil kurzsichtiger Menschen in verschiedenen Altersgruppen variiert. Untersuchungen zufolge sind vor allem Kinder und Erwachsene im Alter zwischen 10 und 39 Jahren kurzsichtig. Kurzsichtigkeit tritt demnach doppelt so häufig bei jüngeren Menschen (25 bis 29 Jahre) auf als in der älteren Bevölkerung (55 bis 59 Jahre). Männer sind etwas seltener fehlsichtig als Frauen.

Myopia simplex und Myopia maligna

Experten unterscheiden eine Myopia simplex (einfache Kurzsichtigkeit) von einer Myopia maligna (bösartige Kurzsichtigkeit):

Die Myopia simplex wird auch als Schul-Myopie bezeichnet. Sie beginnt in der Schulzeit, meistens um das zehnte bis zwölfte Lebensjahr herum. In den Folgejahren kann sie sich verschlechtern, um dann ab dem 20. bis 25. Lebensjahr meist stabil zu bleiben. Die meisten Betroffenen erreichen mit dieser Form der Kurzsichtigkeit Dioptrien von allenfalls -6 dpt. Bei einem kleinen Teil verschlechtert sich die Kurzsichtigkeit bis -12 dpt und stabilisiert sich erst bis zum 30. Lebensjahr.

Die Myopia maligna hingegen schreitet auch im weiteren Erwachsenenalter voran. Sie hat daher echten Krankheitswert. Es können dabei auch Folgeschäden auftreten wie Gewebeschäden mit Bildung kleiner Narben oder Löcher in der Netzhaut, die auch zu einer Netzhautablösung führen können. Auch ein Glaukom (Grüner Star) kann auftreten - ebenso wie ein Staphylom (Ausbuchtung der Lederhaut).

Kurzsichtigkeit bei Kindern

Kinder von kurzsichtigen Eltern leiden häufiger Kurzsichtigkeit als Sprösslinge von normalsichtigen Eltern. Dies legt nahe, dass Kurzsichtigkeit auch eine erbliche Komponente hat.

Kurzsichtige Eltern sollten daher ihre Kinder möglichst früh von einem Augenarzt untersuchen lassen. Dieser kann schon bei Kindern im ersten Lebensjahr eine vorhandene Myopie diagnostizieren. Spätestens im Vorschulalter sollte eine Augenuntersuchung stattfinden. Ein gutes Sehvermögen ist nämlich wichtig für die gesunde Entwicklung des Kindes. Ausserdem können das Spielen im Freien sowie die Teilnahme am Strassenverkehr mit unbehandelter Kurzsichtigkeit gefährlich sein.

Ob eine Brille oder Kontaktlinsen als Sehhilfe für Ihr Kind geeignet sind, kann der Augenarzt mit Ihnen besprechen. Eine richtig eingestellte Brille verschlechtert die Augen nicht.

Um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit im Kindesalter zu verzögern, gibt es spezielle Brillen. Sie können die Fehlsichtigkeit nicht mehr rückgängig machen, verlangsamen aber Studien zufolge die Zunahme der Kurzsichtigkeit um etwa 60 Prozent.

Kurzsichtigkeit: Symptome

Kurzsichtige Augen sind auf die Nahsicht eingestellt und sehen in diesem Bereich manchmal sogar schärfer als Menschen mit Normalsichtigkeit. Auf einen Gegenstand in der Ferne können Kurzsichtige ihre Augen aber nicht scharf einstellen. Er erscheint daher verschwommen. Auf welche Entfernung ein Kurzsichtiger gut sehen kann, hängt von seiner Sehstärke ab: Betroffene mit einer Dioptrienzahl von -1 dpt können bis zu einem Meter entfernte Gegenstände scharf erkennen, Menschen mit -12 dpt nur noch Gegenstände in ungefähr acht Zentimetern Entfernung.

Kurzsichtigkeit kann neben der beeinträchtigten Fernsicht weitere Symptome verursachen: Im Laufe des Lebens verflüssigt sich der Glaskörper im Auge. Bei Kurzsichtigkeit geschieht dies oft schneller als bei Normalsichtigen. Schwimmen Schlieren im Glaskörper herum, können Betroffene Schatten im Blickfeld sehen.

Ausserdem kann eine starke Kurzsichtigkeit weitere Krankheiten begünstigen. Beispielsweise kann bei den Betroffenen das Kammerwasser schlechter abfliessen. Erhöht sich dadurch der Augeninnendruck, kann ein Offenwinkelglaukom entstehen (eine Form von Grünem Star), bei dem der Sehnerv geschädigt wird. Bei der malignen Myopie kann die Netzhaut so stark gedehnt werden, dass sie sich leichter löst (Netzhautablösung). Dadurch kann sich das Sehen plötzlich verschlechtern.

Kurzsichtigkeit: Ursachen und Risikofaktoren

Bei fehlsichtigen Menschen passt die Brechkraft des Auges nicht zum Abstand der Netzhaut.

Wie ein gesundes Auge funktioniert

Zum besseren Verständnis kann man das Auge mit einer Kamera vergleichen: Dabei entspricht das Objektiv der Hornhaut und der Linse. Die Netzhaut lässt sich mit dem Film vergleichen. Einfallende Lichtstrahlen werden von Hornhaut und Linse gebrochen und in einem Punkt gebündelt. In diesem Punkt entsteht ein scharfes Bild. Damit wir es wahrnehmen können, muss dieser Punkt auf der Netzhautebene liegen.

Um sowohl nahe als auch weit entfernte Gegenstände klar sehen zu können, müssen die Augen ihre Brechkraft verändern (akkommodieren). Dazu wird die Form der Augenlinse, die für die Brechung der Lichtstrahlen zuständig ist, mittels Muskelkraft verändert: Wird die Augenlinse in die Länge gezogen, wird sie flacher – ihre Brechkraft sinkt. Dann kann sie ferne Gegenstände klar abbilden. Eine weniger straff gespannte, also kugelförmigere Linse besitzt dagegen eine grössere Brechkraft – nahe Gegenstände können nun scharf abgebildet werden.

Was bei Kurzsichtigkeit schief läuft

Bei Kurzsichtigkeit besteht ein Missverhältnis zwischen der Brechkraft des Auges und der Länge des Augapfels: Beim Blick in die Ferne treffen sich die Lichtstrahlen selbst bei entspannter Linse nicht auf der Netzhaut, sondern schon ein Stück davor, sodass sie nur ein unscharfes Bild erzeugen.

Für das Missverhältnis zwischen Brechkraft und Achsenlänge bei Kurzsichtigkeit kann es unterschiedliche Ursachen geben:

  • Meistens liegt eine Achsen-Myopie vor. Dabei ist der Augapfel länger als bei Normalsichtigen und die Netzhaut dadurch weiter von Hornhaut und Linse entfernt. Ein nur ein Millimeter längerer Augapfel kann eine Kurzsichtigkeit von -3 dpt. hervorrufen.
  • Bei der seltenen Brechungs-Myopie ist der Augapfel normal lang, aber die Brechkraft von Hornhaut und Linse zu stark (etwa weil der Radius der Hornhaut ungewöhnlich klein ist oder die Linsenbrechkraft aufgrund von Diabetes oder einem Katarakt verändert ist).

Risikofaktoren für Kurzsichtigkeit

Es gibt einige Krankheiten, bei denen es häufiger zu Kurzsichtigkeit kommt. Das ist etwa bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) der Fall, wenn die Blutzuckerwerte schlecht eingestellt sind. Bei Normalisierung des Blutzuckers kann die Myopie wieder verschwinden.

Auch eine Form von Grauem Star (der sogenannte Kernstar) kann eine Kurzsichtigkeit begünstigen. Er tritt gehäuft bei älteren Menschen auf: Schon bevor sie die Linsentrübung bemerken, können sie manchmal plötzlich wieder ohne Lesebrille lesen. Der Graue Star kann vorübergehend die Nahsicht durch die ebenfalls auftretende Kurzsichtigkeit verbessern, die Fernsicht verschlechtert sich allerdings.

Bei einigen Krankheitssyndromen tritt häufig eine (starke) Kurzsichtigkeit auf. Die Krankheiten sind teilweise genetisch bedingt und können vererbt werden. Dazu zählen beispielsweise das Marfan-Syndrom und das Down-Syndrom. Hier treten neben der Kurzsichtigkeit Symptome auch in anderen Organen auf.

Zu früh geborene Kinder sind ebenfalls anfälliger für Kurzsichtigkeit.

In manchen Fällen ist die Myopie die Folge eines Unfalls, bei dem die Linsenfasern sich gelockert haben oder gerissen sind.

Kurzsichtigkeit: Untersuchungen und Diagnose

Wenn Sie das Gefühl haben, kurzsichtig zu sein, sollten Sie einen Termin beim Augenarzt (Ophthalmologen) vereinbaren.

Anamnese

Zuerst wird der Arzt im Gespräch mit Ihnen Ihre Krankengeschichte erheben (Anamnese). Dabei kann er unter anderem folgende Fragen stellen:

  • Wann haben Sie eine Sehverschlechterung bemerkt?
  • Ist diese plötzlich oder schleichend eingetreten?
  • Wann beeinträchtigt Sie die Sehverschlechterung am meisten?
  • Wie äussert sich die Sehverschlechterung (z.B. als Verschwommensehen oder Farbsehstörung)?
  • Wann wurden Ihre Augen das letzte Mal untersucht?
  • Leiden Sie an weiteren Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes?
  • Sind in Ihrer Familie weitere Personen kurzsichtig?
  • Gibt es Erbkrankheiten in Ihrer Familie?

Augenärztliche Untersuchungen

Der Arzt schaut mit einem hellen Licht und einer Lupe in Ihre Augen. Ausserdem misst er mithilfe eines Gerätes die Brechkraft jedes Auges. Dazu bittet er Sie, in dem Gerät auf einen weit entfernten Gegenstand (oft handelt es sich um ein farbiges Kreuz) zu schauen.

In einer weiteren Untersuchung wird Ihr Augenarzt Sie auffordern, eine Reihe von unterschiedlich grossen Zahlen oder Buchstaben an der Wand vorzulesen, wobei Sie abwechselnd das linke und das rechte Auge geschlossen halten. Teilweise hält der Arzt dabei verschiedene Brillengläser vor das gerade zu untersuchende Auge, um zu sehen, um dies die Sicht verschärft.

Manchmal ist es notwendig, die Augen mit speziellen Augentropfen vor der Untersuchung weit zu stellen. Hinterher sehen Sie eine Zeit lang noch sehr verschwommen und dürfen daher für einige Stunden nicht am Strassenverkehr teilnehmen.

Eine umfassende Augenuntersuchung beinhaltet noch weitere Methoden. Um etwa das räumliche Sehen zu überprüfen, zeigt der Augenarzt Ihnen Karten, bei denen ein Gegenstand aus der Karte herauszukommen scheint. Ausserdem müssen Sie angeben, ob Sie ein Kästchenmuster als gerade oder gebogen wahrnehmen. Um eine Farbsehschwäche auszuschliessen, müssen Sie Zahlen oder Muster von verschiedenfarbigen Punkten erkennen.

Da Kurzsichtigkeit manchmal zu einem erhöhten Augeninnendruck führt, rät der Arzt zu einer entsprechenden Messung.

Da eine Kurzsichtigkeit weitere Augenveränderungen hervorrufen kann, sollten Betroffene sich etwa einmal jährlich von Ihrem Augenarzt untersuchen lassen.

Kurzsichtigkeit: Behandlung

Mit verschiedenen Methoden kann man die Kurzsichtigkeit verbessern. Brillengläser oder Kontaktlinsen gleichen die Fehlsichtigkeit aus. Mit einer Operation kann man in bestimmten Fällen sogar Kurzsichtigkeit heilen. Kombiniert man mehrere Methoden, kann sogar eine hochgradige Myopie oft gut behandelt werden.

Brille bei Kurzsichtigkeit

Mit „Minusgläsern“ einer Brille kann man eine Kurzsichtigkeit verbessern: Die ins Auge einfallenden Lichtstrahlen, die sich bei einer Myopie schon vor der Netzhaut treffen, werden durch das Brillenglas so gestreut, dass sie erst direkt auf der Netzhaut zusammentreffen. Dazu ist das Brillenglas am Rand etwas dicker als in der Mitte. Dank moderner Technik können Brillengläser heute insgesamt sehr dünn geschliffen werden.

Bis zu einer Sehstärke von -8 dpt ist die Brille die häufigste Sehhilfe. Sie bietet einige Vorteile:

  • Verändert sich die Kurzsichtigkeit, kann eine Brille jederzeit neu angepasst werden. Diese Behandlung eignet sich daher besonders bei Kindern, deren Augäpfel sich im Wachstum verändern.
  • Ausserdem eignet sich eine Brille für Menschen, die zum Lesen eine andere Einstellung benötigen als für die Ferne. Mit einer Gleitsichtbrille können beide Bedürfnisse in einem Brillenglas verwirklicht werden.
  • Eine Brille ist sehr schonend für das Auge.

Kontaktlinsen bei Kurzsichtigkeit

Kontaktlinsen stellen für viele Kurzsichtige eine Alternative zur Brille dar. Es handelt sich um kleine durchsichtige Linsen aus weichem oder hartem Kunststoff. Welche Art von Kontaktlinse für Sie persönlich geeignet ist, kann ein Augenarzt feststellen.

ie Vorteile der Kontaktlinsen sind:

  • Kontaktlinsen sind unsichtbar.
  • Sie können im Gegensatz zu einer Brille nicht beschlagen.
  • Da sie direkt auf das Auge gesetzt werden, korrigieren sie die Sehschärfe im gesamten Sichtfeld - ein Grund, warum vor allem Sportler lieber Kontaktlinsen tragen als eine Brille.
  • Bei ausgeprägter Kurzsichtigkeit verkleinern die Kontaktlinsen nicht das Bild - im Unterschied zu den starken Minusgläsern einer Brille. Dieser Effekt ist ab einer Sehstärke von -3 dpt relevant.

Wie eine Brille können auch Kontaktlinsen leicht auf eine neue Sehstärke angepasst werden. Für kurzsichtige Menschen mit beginnender Altersweitsichtigkeit gibt es Kontaktlinsen mit verschiedenen Sehstärken (ähnlich wie eine Gleitsichtbrille). Diese eignen sich allerdings nicht bei jeder Form von Kurzsichtigkeit.

Kontaktlinsen erfordern eine gute Hygiene. Um Augeninfektionen vorzubeugen, müssen sie regelmässig gereinigt werden. Ausserdem dürfen Kontaktlinsen nicht unbegrenzt lange getragen werden. Unter einer Kontaktlinse wird das Auge nämlich schlechter mit Sauerstoff versorgt. Bei einigen Menschen reagieren die Augen gereizt (etwa nach zu langer Tragedauer, bei Staub in der Luft oder trockener Heizungsluft) - sie röten sich und schmerzen.

Kontaktlinsen für die Nacht (Orthokeratologie)

Bei bestimmten Formen von Kurzsichtigkeit können nachts spezielle formstabile (harte) Kontaktlinsen getragen werden. Sie üben eine gewisse Kraft auf die Hornhaut aus, sodass sich nach einiger Zeit die Hornhaut abflacht. Das gleicht die Kurzsichtigkeit aus, und zwar auch tagsüber. Allerdings lässt die Wirkung im Tagesverlauf nach, sodass man dann unter Umständen später tagsüber Linsen einsetzen oder eine Brille aufsetzen muss.

Diese speziellen Linsen für die Nacht können eine Alternative sein für Kurzsichtige, die beispielsweise aufgrund von Staub oder Reizstoffen tagsüber keine Kontaktlinsen vertragen.

Operative Korrektion der Kurzsichtigkeit

Es gibt auch operative Therapieverfahren bei Kurzsichtigkeit:

Man kann zum Beispiel die Augen bei Kurzsichtigkeit lasern. Dabei wird die Hornhaut mit einem Laser dauerhaft abgeflacht. Je nach genauer Methodik unterscheidet man verschiedene Verfahren. Sie heissen Photorefraktäre Keratektomie (PRK), LASIK oder LASEK. Das Augenlasern eignet sich aber nicht für jeden Betroffenen. Es kann etwa nur bis zu einer Kurzsichtigkeit von -6 dpt angewendet werden. Im besten Fall aber kann der Arzt dadurch Kurzsichtigkeit heilen.

In das Auge eingepflanzte Korrektionslinsen können die Kurzsichtigkeit ausgleichen. Dieses Verfahren kommt meistens nur bei starker Kurzsichtigkeit zum Einsatz, da es die Akkommodationsfähigkeit der Augen einschränken kann – also ihre Anpassungsfähigkeit von Nah- auf Fernsicht und umgekehrt.

In einigen Fällen von Kurzsichtigkeit wird die eigene Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. Die Operation ähnelt dann einer Star-Operation.

Jede dieser Operationen birgt gewisse Risiken, die der Arzt mit dem Patienten im Vorfeld genau besprechen sollte. Kortisontropfen nach der Operation sollen verhindern, dass sich Narben bilden, die das Sehvermögen einschränken. Werden freiliegende Nervenenden bei der Operation geschädigt, sind Schmerzen möglich.

Erfolgschancen einer Operation

Ob Kurzsichtigkeit durch eine Operation wirklich geheilt werden kann, ist individuell unterschiedlich. Es lässt sich vor dem Eingriff auch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit vorhersagen, wie das Ergebnis ausfallen wird. Eventuell ist der Betroffene auch nach dem Eingriff weiter auf eine Sehhilfe angewiesen. Verschlechtert sich die Sehkraft nach der Operation oder tritt eine Altersweitsichtigkeit ein, ist ebenfalls eine Sehhilfe notwendig.

Kurzsichtigkeit: Augentraining hilfreich?

Es gibt keine Blege dafür, dass Kurzsichtigkeit durch Augentraining verhindert oder verbessert werden kann. Dieser irrtümliche Glaube geht davon aus, dass die Augen bewusst trainiert und entspannt werden müssen, um sich von ihrer Fehlsichtigkeit zu erholen. In Wahrheit sind unsere Augenmuskeln jedoch auch ohne spezielle Übung in bestem Trainingszustand. Da die verschiedenen Muskeln die Augen teilweise entgegengesetzt bewegen, sind immer einige Muskeln entspannt. Keinesfalls lässt sich also durch Augentraining Kurzsichtigkeit positiv beeinflussen.

Kurzsichtigkeit: Verlauf und Prognose

Kurzsichtigkeit entsteht oft schon im Kindesalter. Im Zuge des Wachstums kann sie sich sowohl verbessern als auch verschlechtern. Meistens verändert sich die Kurzsichtigkeit nach dem 20. Lebensjahr aber kaum noch.

Mit steigendem Alter können die Augen generell schlechter akkommodieren. Die Fähigkeit der Linsen, sich optimal auf Fern- und Nahsicht einzustellen, lässt schon etwa ab dem Alter von 25 Jahren nach. Ab dem 40. Lebensjahr werden viele Menschen schliesslich altersweitsichtig und benötigen eine Lesebrille.

Da Kurzsichtigkeit andere Augenerkrankungen begünstigen kann, sollten die Augen regelmässig vom Augenarzt untersucht werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med. R. Schwarz
Dr. med.  R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

ICD-Codes:
H52
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Gesundheitsberichtserstattung des Bundes: "Lebenszeitprävalenzen von Krankheiten der Augen", Telefonischer, Gesundheitssurvey 2002/2003; unter: www.gbe-bund.de
  • Grehn, F.: Augenheilkunde, Springer, 32. Auflage, 2019
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2019
  • Németh et al.: Update and guidance on management of myopia. European Society of Ophthalmology in cooperation with International Myopia Institute. March 5, 2021. In: European Journal of Ophthalmology, unter: https://journals.sagepub.com/ (Abrufdatum: 07.12.2022)
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