Zahlreiche Wirkstoffe lindern Schmerzen – sei es akute als auch chronische. Manche dieser sogenannten Analgetika (Fachbegriff für Schmerzmittel) können zudem Fieber senken und/oder entzündungshemmend wirken. Hier finden Sie alles Wichtige zum Thema Schmerzmittel: eine Liste mit den wichtigsten Analgetika, wie diese wirken und angewendet werden, welche Risiken sie bergen und was es bei der Anwendung von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft, Stillzeit und bei Kindern zu beachten gilt!
Es gibt verschiedene Schmerzmittel, die man unter anderem nach ihrer Wirkung einteilen kann. Außerdem lassen sich rezeptfreie Analgetika von solchen unterscheiden, die man nur mit einer ärztlichen Verschreibung erhält.
Welche Schmerzmittel im Einzelfall am besten geeignet sind, unterscheidet sich je nach Ursache und Ausmaß der Schmerzen. Auch der allgemeine Gesundheitszustand und das Alter des Patienten spielen eine Rolle.
Die wichtigsten Schmerzmittel auf NetDoktor finden Sie in der folgenden A-bis-Z-Liste. Dort können Sie auf die einzelnen Wirkstoffe klicken und sich tiefergehend zum jeweiligen Wirkstoff informieren.
Viele Schmerzmittel kann man rezeptfrei in der Apotheke kaufen – oft allerdings nur bis zu einer bestimmten Wirkstoffmenge und in einer bestimmten Darreichungsform (z.B. Salbe). Das gilt für:
Einige natürliche Schmerzmittel sind zudem freiverkäuflich, das heißt: Man bekommt sie nicht nur in Apotheken, sondern zum Beispiel auch in Drogerien. Die Wirkstoffe sind in der Regel unbedenklich, können aber doch vereinzelt Nebenwirkungen auslösen.
Nehmen Sie ohne Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin keine Schmerzmittel über längere Zeit ein!
Einige Schmerzmittel sind verschreibungspflichtig. Patienten erhalten sie nur mit einem Rezept vom Arzt. Dazu gehören zum einen starke Schmerzmittel und zum anderen Schmerzmittel in höherer Dosierung:
Frauen sollten die Einnahme von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft immer zuerst mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Viele Analgetika dürfen Schwangere nämlich aus Sicherheitsgründen nicht einnehmen. Einige Wirkstoffe sind aber erlaubt, darunter Paracetamol. Es gilt als Mittel der Wahl während der gesamten Schwangerschaft. Dennoch sollte die Einnahme möglichst kurz und möglichst niedrig dosiert erfolgen.
Auch in der Stillzeit zählt Paracetamol zur Gruppe der erlaubten Schmerzmittel, ebenso wie beispielsweise Ibuprofen. Von vielen anderen Analgetika raten Experten dagegen ab – entweder weil die Wirkstoffe wenig auf ihre Eignung in der Stillzeit untersucht sind oder in größerer Menge in die Muttermilch übergehen und in der Folge womöglich Nebenwirkungen beim Baby auslösen.
Opioid-Wirkstoffe zählen zu den stärksten Schmerzmitteln, die man kennt. Mediziner setzen sie beispielsweise gegen heftige akute oder chronische Schmerzen sowie bei Operationen im Rahmen der Anästhesie ein.
Wegen der möglichen Nebenwirkungen muss die Anwendung von Opioid-Schmerzmitteln aber mit großer Vorsicht erfolgen. Die Wirkstoffe können unter anderem eine Atemlähmung verursachen und bei längerer Anwendung abhängig machen.
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sind Schmerzmittel, die sehr häufig eingesetzt werden. Bekannte Vertreter sind zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac. NASR wirken nicht nur schmerzstillend (analgetisch). Sie haben auch einen fiebersenkenden (antipyretischen) und entzündungshemmenden (antiphlogistischen) Effekt.
NSAR sind nichtopioide Analgetika – also Schmerzmittel, die nicht zur Gruppe der Opioide gehören. Ebenfalls dazu zählen Nicht-saure Analgetika und Analgetika ohne fieber- oder entzündungshemmende Wirkung:
In diese Gruppe fallen zum Beispiel die Wirkstoffe Paracetamol, Phenazon und Propyphenazon. Sie wirken schmerzlindernd und fiebersenkend. Aufgrund ihrer chemischen Struktur sind die Wirkstoffe nicht sauer und gelangen daher nur schwer in entzündetes Gewebe im Körper. Folglich wirken sie kaum entzündungshemmend (antiphlogistisch).
Ein weiterer Vertreter dieser Gruppe ist Metamizol. Der Wirkstoff ist das stärkste Schmerzmittel der Nichtopioid-Analgetika. In seltenen Fällen löst er aber schwerwiegende Nebenwirkungen aus. Deshalb verordnen Mediziner Metamizol nur dann, wenn andere Schmerzmittel nicht geeignet sind oder nicht ausreichend helfen.
Eine weitere Gruppe der Nichtopioid-Analgetika wirkt „nur“ schmerzstillend, aber weder fiebersenkend noch entzündungshemmend. Zu diesen Schmerzmitteln gehören Ziconotid und Capsaicin (etwa aus Cayennepfeffer). Auch der häufig in der Notfallmedizin eingesetzte Wirkstoff Ketamin fällt in diese Analgetika-Gruppe.
Verschiedene Pflanzen enthalten Wirkstoffe, die als pflanzliche Analgetika zu Heilzwecken eingesetzt werden. Das trifft zum Beispiel auf Beinwell, Weidenrinde, Teufelskralle und Cayennepfeffer zu.
Bei lang anhaltenden Nervenschmerzen (neuropathischen Schmerzen) verordnen Mediziner zudem manchmal medizinisches Cannabis außerhalb seiner Zulassung (Off-label). Zugelassen sind Cannabinoide bei starken neuropathischen Schmerzen für Patienten mit Multipler Sklerose, wenn andere Schmerzmittel nicht ausreichend helfen.
Neben Analgetika gibt es noch weitere Medikamente, die Schmerzen lindern können - allerdings auf andere Weise. Dazu zählen Triptane und Lokalanästhetika:
Triptane sind Wirkstoffe, die bei Migräne- und Cluster-Kopfschmerzen helfen können. Sie sorgen dafür, dass weniger entzündungsfördernde Botenstoffe im Gehirn ausgeschüttet werden und sich die Blutgefäße im Kopf verengen. Das kann die akuten Schmerzen lindern. Bekannte Vertreter dieser Wirkstoffgruppe sind Sumatriptan und Zolmitriptan.
Lokalanästhetika wirken lokal betäubend: Am Anwendungsort hemmen sie die Weiterleitung von Nervenreizen, wodurch die Stelle vorübergehend gefühllos wird. So helfen Lokalanästhetika beispielsweise in Form von Lutschtabletten gegen Halsschmerzen. Beispiele für diese Wirkstoffe sind Lidocain, Benzocain und Procain.
Es gibt noch andere Arzneistoffe, welche die Behandlung mit Schmerzmitteln unterstützen können, auch wenn sie selbst keine oder kaum eine schmerzstillende Wirkung haben. Zu diesen sogenannten Co-Analgetika zählen zum Beispiel einige krampflösende Mittel (wie Gabapentin) und Antidepressiva (wie Amitriptylin).
Von den verschiedenen Schmerzmitteln eignen sich für Kinder vor allem Ibuprofen und Paracetamol. Die beiden Wirkstoffe sind zur Behandlung von Schmerzen und Fieber bereits ab der Geburt gut untersucht.
Wichtig ist aber, dass man die ärztlich verordneten Dosierungen und Einnahmeabstände bei den kleinen Patienten sorgfältig einhält. Bei starken, lang anhaltenden Schmerzen, Schmerzen unklarer Ursache oder sehr hohem Fieber sollten die Beschwerden immer von einem Arzt untersucht werden.
Schmerzmittel und Alkohol können sich gegenseitig in ihren Wirkungen und Nebenwirkungen beeinflussen:
Einige Analgetika steigern die Wirkung von Alkohol. Umgekehrt verstärkt Alkohol die dämpfenden Effekte der Schmerzmittel. Insbesondere bei Opioid-Schmerzmitteln drohen dann lebensbedrohliche Nebenwirkungen wie eine abgeflachte, herabgesetzte Atmung (Atemdepression).
Ebenfalls nicht ratsam ist die Kombination aus Alkohol und Paracetamol: Der Körper baut das Schmerzmittel über die Leber ab. Das Organ wird zusätzlich belastet, wenn man regelmäßig Alkohol trinkt – dieser schädigt das Organ. In Kombination mit Alkohol sind Leberschäden bereits bei normalen Dosierungen von Paracetamol möglich.
Daher gilt: Während der Anwendung von Schmerzmitteln sollten Sie vollständig auf Alkohol verzichten!
Meist baut der Körper Schmerzmittel innerhalb von sechs bis acht Stunden ab. Bei Medikamenten mit verzögerter Wirkstoff-Freisetzung (Retard-Präparaten), hohen Dosierungen oder Organstörungen dauert der Abbau aber womöglich länger.
Idealerweise warten Sie, bis der Körper das eingenommene Schmerzmittel vollständig abgebaut hat, bevor Sie Alkohol trinken. Falls Sie sich unsicher sind, wann das der Fall ist, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Schmerzmittel sind in zahlreichen Darreichungsformen erhältlich. Welche im Einzelfall am besten geeignet ist, hängt vom Patient und seiner Erkrankung ab. Gängige Darreichungsformen von Analgetika sind etwa:
Manchmal verabreichen Mediziner Schmerzmittel aber auch als Spritze oder Infusion, oftmals in eine Vene (intravenös): So gelangt es direkt ins Blut und kann rasch wirken. Es gibt aber auch Analgetika, die man intrathekal verabreicht. Das heißt, man leitet sie in das mit Nervenwasser gefüllte Hohlraumsystem des zentralen Nervensystems ein. Das ist etwa beim Wirkstoff Ziconotid die einzige Möglichkeit der Verabreichung.
Die Nebenwirkungen von Schmerzmitteln unterscheiden sich je nach Wirkstoff. Zudem variieren sie abhängig von der Darreichungsform, Dosierung, Anwendungsdauer sowie vom Gesundheitszustand des Patienten.
So können beispielsweise Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAR (z.B. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, COX-2-Hemmer) unter anderem Übelkeit und eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) auslösen.
Auch Opioid-Analgetika können Übelkeit als Nebenwirkung haben, ebenso wie etwa Mundtrockenheit, Verstopfung und – besonders in hoher Dosierung – eine abgeflachte, verminderte Atmung (Atemdepression).
Wer über längere Zeit zu häufig Schmerzmittel einnimmt, kann davon paradoxerweise Kopfschmerzen bekommen. Der Übergebrauch der Schmerzmittel selbst ist hier die Ursache der Schmerzen. Mediziner sprechen dann von Analgetika-induzierten Kopfschmerz (medikamenteninduzierten Kopfschmerz).
Weitere Informationen zu Nebenwirkungen finden Sie in unseren Wirkstoff- und Medikamententexten sowie in der Packungsbeilage Ihres Analgetikums. Auch Ihr Arzt oder Apotheker kann Sie hierzu informieren.
Manche Schmerzmittel machen bei lang andauernder Einnahme abhängig. Patienten gewöhnen sich an die Wirkung der Medikamente und entwickeln ohne die Wirkstoffe Entzugssymptome.
Ein großes Suchtpotenzial besteht bei Opioid-Analgetika: Sie machen teilweise bereits in geringen Dosierungen körperlich und psychisch abhängig. Aus diesem Grund wenden Mediziner diese Schmerzmittel so kurz und niedrig dosiert wie möglich an.
Wie sich eine Überdosierung von Schmerzmitteln auswirkt, unterscheidet sich je nach Wirkstoff. Beispielsweise verursacht eine zu hohe Dosis an Paracetamol schwere Leberschäden. Bei einem Übergebrauch an Schmerzmitteln steigt zudem das Risiko für einen lebensbedrohlichen Atemstillstand. Diese Gefahr besteht vor allem bei Opioid-Analgetika.
Kinder und ältere Menschen reagieren womöglich empfindlicher auf einen Wirkstoff. Infolgedessen reichen bei ihnen bereits kleinere Dosierungen aus, um gefährliche Nebenwirkungen oder Überdosierungen auszulösen.
Schmerzmittel bekämpfen den Schmerz auf unterschiedliche Weise. So können Analgetika…
Wenn Schmerzmittel nicht ausreichend wirken, gibt es dafür verschiedene Ursachen. Manchmal liegt es daran, dass Schmerzmittel je nach Art der Schmerzen unterschiedlich gut wirken. So helfen zum Beispiel bei Gelenk- oder Rückenschmerzen NSAR (wie Ibuprofen) in der Regel besser als Paracetamol. Auch eine falsche Anwendung der Medikamente kann der Grund sein, wenn Schmerzmittel nicht wie gewünscht wirken.
Nimmt man Schmerzmittel schon seit längerer Zeit ein, ist es zudem möglich, dass sich der Körper an den Wirkstoff gewöhnt hat und das Medikament deshalb nicht mehr ausreichend hilft. Dann sollte man aber nicht einfach die Dosis erhöhen, sondern ärztlichen Rat einholen.
Grundsätzlich gilt: Halten die Schmerzen über lange Zeit an, verbessern sich nicht oder werden sogar stärker, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Gleiches gilt, wenn gleichzeitig weitere Beschwerden wie Sehstörungen, Krämpfe, Übelkeit oder Blut im Urin oder Stuhl auftreten. Der Arzt verordnet geeignete Medikamente, um die Ursache zu behandeln und die Schmerzen zu lindern.
Wie man die verschiedenen Schmerzmittel richtig anwendet, richtet sich nach dem Wirkstoff und der Darreichungsform (z.B. Tabletten, Tropfen, Schmerzpflaster) ab. Auch die Dosierung hängt von mehreren Faktoren ab – etwa von der Darreichungsform, der Ursache und Stärke der Schmerzen sowie dem Alter des Patienten.
Hier einige allgemeine Tipps zur Anwendung von Analgetika:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Anne Strehlau studierte Pharmazie an der LMU München und war anschließend als Apothekerin in einer niedergelassenen Apotheke und am Uniklinikum der LMU tätig. Dabei merkte sie schnell, wie sehr sie die Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften und Medizin interessiert, weshalb sie nun ergänzend das Studium der Humanmedizin absolviert. Seit Juni 2022 schreibt sie zudem für NetDoktor.
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).