Medikamente richtig einnehmen

Von Karoline Stürmer
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Die richtige Medikamenteneinnahme spielt eine grosse Rolle für den Erfolg der Behandlung. Vereinbaren Sie daher mit Ihrem Arzt ein möglichst leicht umsetzbares Einnahme-Schema, das sich etwa an Ihrem gewohnten Tagesablauf orientiert. Vielleicht kombinieren Sie die Einnahme der Medikamente mit den gewohnten Essenzeiten wie dem Frühstück. So stellen Sie die regelmässige Einnahme sicher.

Medikamente; Einnahme; Pillen; Wasser;

Manchmal muss man sich bei der Einnahme eines Medikaments nach dem Körper richten. Denn der menschliche Organismus funktioniert nach seiner eigenen inneren Uhr. Einige Krankheitssymptome treten bevorzugt zu bestimmten Tageszeiten auf. Ein Beispiel sind Asthma-Anfälle, die vor allem nachts vorkommen. Auch der Blutdruck und viele Stoffwechselvorgänge folgen einem Tagesrhythmus. Daher müssen manche Wirkstoffe zu ganz bestimmten Zeiten eingenommen werden (zum Beispiel morgens oder abends) - halten Sie sich unbedingt daran! Die Therapie wirkt dann besser und Nebenwirkungen werden seltener.

Weitere Angaben zur Medikamentenanwendung und was damit gemeint ist:

AnordnungDas ist gemeint
"auf nüchternen Magen"
30 - 60 Minuten vor der Mahlzeit oder frühstens 2 Stunden nach der Mahlzeit
"vor dem Essen"
ca. 30 - 60 Minuten vor der Mahlzeit
"nach dem Essen"ca. 30 - 60 Minuten nach der Mahlzeit
"mit dem Essen"während der Mahlzeit
"1 x tägl."z.B. morgens
"2 x tägl."z.B.morgens und abends
"3 x tägl."z.B.morgens, mittags und abends
"4 x tägl."z.B.morgens, mittags, abends und zur Nacht
"zur Nacht"vor dem Schlafengehen
Tipp: Wenn nicht anders vom Arzt oder Apotheker vorgegeben, bietet es sich an, Medikamente mit den gewohnten Essenzeiten zu kombinieren, um eine regelmässige Einnahme sicherzustellen.

Wenn Sie ein Medikament täglich einnehmen müssen, versuchen Sie, dies immer zur gleichen Uhrzeit zu tun. So wird ein gleichmässiger Wirkstoffspiegel im Blut erreicht. Wichtig ist das zum Beispiel bei Antibiotika, Hormonpräparaten und starken Schmerzmitteln. Verhütungsmittel wie die Pille verlieren ihre Wirkung sogar völlig, wenn die Einnahme stark verzögert wird.

Wenn Sie eine Einnahme vergessen haben, nehmen Sie auf keinen Fall die doppelte Dosis zum nächsten Einnahmetermin! Lesen Sie stattdessen im Beipackzettel nach, was Sie in einem solchen Fall tun sollen, oder fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt oder Apotheker.

Therapietreue ist wichtig

Grundsätzlich sollten Sie Medikamente genau so lange nehmen, wie Ihr Arzt es verordnet hat. Gerade bei Antibiotika ist die Versuchung gross, die Pillen abzusetzen, wenn sie nicht rasch den gewünschten Erfolg bringen oder die Beschwerden schon vor dem geplanten Therapieende nachlassen.

Wenn Sie die Therapie aber nicht zu Ende führen, kann die Infektion noch einmal verstärkt aufflackern, weil sich die Erreger wieder ausbreiten. Auch wenn die Symptome oft schon nach den ersten Behandlungstagen verschwinden, kämpft das Immunsystem noch immer mit den Krankheitserregern. Ausserdem können sich bei Therapieabbruch Antibiotika-Resistenzen ausbilden, sodass das Medikament bei der später notwendigen Behandlung gegebenenfalls gar nicht mehr hilft.

Generell gilt also: Halten Sie sich an den Therapieplan und die Zeitdauer der Medikamenteneinnahme, wie vom Arzt verordnet. Wenn Sie die Medikamente auf eigene Faust weglassen, unter- oder überdosieren, schaden Sie sich im Ernstfall nur selber - es kann beispielsweise zu Rückfällen und Komplikationen kommen.

Nahrungsmittel mit Einfluss

In der Regel gelangen die Wirkstoffe eines Medikamentes schneller in den Körper, wenn sie auf leeren (nüchternen) Magen eingenommen werden. So setzt auch die Wirkung schneller ein.

Bei manchen Nahrungsmitteln kann es zudem zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen. So können kalziumhaltige Lebensmittel (z.B. Milchprodukte) mit Antibiotika schwer lösliche Verbindungen eingehen. Dadurch werden die Wirkstoffe schwerer aus dem Magen-Darm-Trakt aufgenommen und verlieren so an Wirkung. Warten Sie deshalb einige Stunden nach der Einnahme solcher Präparate, bevor Sie Milchprodukte verzehren.

Wechselwirkungen von Medikamenten mit Lebensmitteln kommen auch bei oxalsäurereichen Lebensmitteln wie Rhabarber, Spinat, Mangold oder Rote Bete und eiweissreichen Lebensmitteln vor.

Andere Medikamente wiederum werden am besten zusammen mit einer Mahlzeit aufgenommen. Erkundigen Sie sich daher vor Beginn einer Medikamenteeinnahme immer bei Ihrem Arzt oder Apotheker oder lesen Sie im Beipackzettel nach, wie die Präparate am besten eingenommen werden und welche Nahrungsmittel Sie gegebenenfalls meiden sollten.

Richtige Flüssigkeit

Nehmen Sie die Medikamente nur mit der richtigen Flüssigkeit und stehend oder aufrecht sitzend ein: Generell sollte man Medikamente mit Leitungswasser oder stillem Wasser zu sich nehmen. Besonders mit Milch, Grapefruitsaft und anderen Obstsäften, Cola-Getränken, Alkohol, Kaffee, schwarzem, grünem und Mate-Tee kann es zu Wechselwirkungen kommen. Dies ist mit den Wechselwirkungen zweier verschiedener Wirkstoffe vergleichbar. Die Arznei kann also schwächer wirken oder die Nebenwirkungen können sich verstärken.

Grundsätzlich sollten Sie Tabletten mit genügend Flüssigkeit einnehmen, damit sie sich leichter schlucken lassen und nicht in der Speiseröhre haften bleiben. Als Richtwert gilt ein volles Glas Wasser.

Vorsicht Sonne

Manche Medikamente sensibilisieren die Haut empfindlicher Menschen für Sonneneinstrahlung. Schon nach kurzem Aufenthalt im Freien oder auch in der Nähe eines Fensters kann sich dann ein Sonnenbrand entwickeln. Ein bekanntes Beispiel für diese photosensibilisierende Wirkung sind Antibiotika. Falls in der Packungsbeilage auf einen solchen Effekt hingewiesen wird, sollten Sie vorsichtshalber auf Sonnenbäder verzichten.

Beipackzettel studieren!

Vor Beginn einer Medikamenteneinnahme sollten Sie immer die Packungsbeilage lesen. Dort finden Sie zahlreiche Informationen einschliesslich Warnhinweise und aller bekannten Nebenwirkungen. Lassen Sie sich davon aber nicht verunsichern! Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Ihnen etwas unklar ist.

Gesunde Lebensführung

Medikamente allein reichen oft nicht aus, um einen Kranken gesund zu machen. Entscheidend ist auch ein gesunder Lebensstil. Dazu gehören eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Dies kann die Wirkung der Medikamente unterstützen und helfen, die benötigte Menge an Medikamenten (wie Cholesterinsenkern oder Bluthochdruckmedikamenten) zu reduzieren.

Autoren- & Quelleninformationen

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Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Nina Buschek
Autor:
Quellen:
  • Berthold, H.: Klinikleitfaden Arzneimitteltherapie, Urban & Fischer Verlag, 2003
  • Haefeli, W.E. et al.: Arzneimittel richtig anwenden, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage 2013
  • Informationen der AOK Bayern: "So wirken Medikamente richtig" unter: www.aok.de (Abruf: 26.03.2021)
  • Presseinformation vom 01.02.2021 der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): "Arzneimittel richtig anwenden" unter: www.abda.de
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