Muskelschmerzen

Von , Medizinredakteurin und Biologin
und , Studentin der Humanmedizin
und , Medizinjournalistin
Dr. Andrea Bannert

Dr. Andrea Bannert ist seit 2013 bei NetDoktor. Die promovierte Biologin und Medizinredakteurin forschte zunächst in der Mikrobiologie und ist im Team die Expertin für das Klitzekleine: Bakterien, Viren, Moleküle und Gene. Sie arbeitet freiberuflich zudem für den Bayerischen Rundfunk und verschiedene Wissenschaftsmagazine und schreibt Fantasy-Romane und Kindergeschichten.

Julia Kerkhoff

Julia Kerkhoff studiert Humanmedizin am Medizincampus Oberfranken in Bayreuth. Sie interessiert sich vor allem für das Fachgebiet der Kinderheilkunde, beschäftigt sich aber auch eingehend mit der allgemeinen Krankheitslehre und Krankheitsprävention. Seit 2023 schreibt sie für NetDoktor und möchte mit ihrer Leidenschaft für das Wunderwerk Mensch Leserinnen und Leser für Gesundheitsthemen begeistern.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Muskelschmerzen (Myalgie) können plötzlich auftreten oder chronisch verlaufen. Meistens stecken harmlose Verspannungen, Zerrungen oder Verletzungen dahinter, die von selbst ausheilen. Ursachen für chronische Muskelschmerzen sind oftmals Fehlhaltungen oder Überbeanspruchung. Manchmal sind Myalgien aber auch ein Begleitsymptom schwerer Erkrankungen der Muskulatur selbst, des Nervensystems, des Skeletts oder anderer Organe. Lesen Sie hier alles Wichtige über Ursachen und Behandlung von Muskelschmerzen.

Muskelschmerzen

Kurzbeschreibung:

  • Beschreibung: Schmerzen im Bereich der Muskulatur, können in jedem Muskel des Körpers auftreten, akuter oder chronischer Verlauf
  • Symptome: Stechende, krampfartige, ziehende, brennende oder drückende Schmerzen in den Muskeln. Betroffen ist meist der Rücken, die Schulter oder der Nacken
  • Behandlung: Bei akuten Muskelschmerzen betroffene Muskeln schonen, kühlen. Bei chronischen Muskelschmerzen Wärme, sanfte Bewegung, Stressabbau, Massagen, Physiotherapie, Elektrotherapie, Akupunktur, Akupressur, Neuraltherapie oder Psychotherapie. Bei Muskelfaser- oder Muskelriss abschwellender, schützender Verband, ggf. Operation
  • Ursachen: Fehlbelastung, Verletzungen, Überanstrengung, Infektionskrankheiten, Erkrankungen der Muskulatur, des Skeletts, des Immunsystems, des Nervensystems oder anderer Organe, Medikamente, Drogen, Alkohol
  • Wann zum Arzt? Bei unerklärlichen,langanhaltenden Muskelschmerzen (länger als zwei Wochen) sowie bei Verdacht auf einen Muskelfaser- oder Muskelriss
  • Diagnose: Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), körperliche Untersuchung, Blutuntersuchungen, Elektromyografie, Ultraschall, Computertomografie (CT), Magnetresonanz- oder Kernspintomografie (MRT), Muskelbiopsie
  • Vorbeugung: Gesunde Ernährung mit ausreichend Magnesium (Vorbeugung von Muskelkrämpfen), viel Bewegung, Aufwärmen und Dehnen vor dem Sport, regelmässige Entspannung, ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz

Was sind Muskelschmerzen?

Muskelschmerzen sind akut oder chronisch auftretende Schmerzen im Bereich der Muskulatur. Ärzte sprechen bei schmerzenden Muskeln auch von einer Myalgie.

Die Schmerzen fühlen sich abhängig von der Ursache unterschiedlich an. Sie können sich auf eine Stelle begrenzt bleiben oder sich ausbreiten, plötzlich und heftig (akut) auftreten und wieder verschwinden oder chronisch werden.

Akute Muskelschmerzen treten häufig bei harmlosen Verspannungen, Zerrungen oder Verletzungen auf. Ursachen für chronische Schmerzen in der Muskulatur sind oftmals Fehlhaltungen oder Überbeanspruchung.

Seltener stecken hinter chronischen Muskelschmerzen ernsthafte Erkrankungen.

Rückenmuskeln

Wie äussern sich Muskelschmerzen?

Muskelschmerzen (Myalgien) können sich stechend, krampfartig oder ziehend, manchmal auch brennend oder drückend anfühlen.

Am häufigsten schmerzen die Muskeln im Nacken, in den Schultern oder im Rücken. Oftmals treten Muskelschmerzen auch am Oberschenkel, in den Beinen, an den Oberarmen oder auch am ganzen Körper (systemische Muskelschmerzen) auf. Grundsätzlich kann jeder der 650 Muskeln im Körper betroffen sein.

Muskelschmerzen: Behandlung

Die Therapie bei Muskelschmerzen hängt von deren Ursachen ab. Ist etwa eine Krankheit für die Muskelschmerzen verantwortlich, wird der Arzt diese behandeln. Treten die Schmerzen in der Muskulatur als Nebenwirkung bestimmter Medikamente wie beispielsweise Statine oder Penicillin auf, müssen diese eventuell abgesetzt werden (in Absprache mit dem Arzt!).

Neben dieser ursächlichen Behandlung verschreibt der Arzt gegebenenfalls ein Schmerzmittel, das die Muskelschmerzen lindert. Das kann etwa ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac in Tablettenform oder als Salbe sein.

Darüber hinaus orientiert sich die Behandlung danach, ob die Muskelschmerzen akut oder chronisch sind.

Was hilft bei akuten Muskelschmerzen?

Bei akuten Muskelschmerzen helfen Erste-Hilfe-Massnahmen, Ruhe, Verbände und in schweren Fällen eine Operation.

Sofortmassnahmen bei einer Muskelverletzung

Wenn Sie sich beim Sport oder einer anderen körperlichen Aktivität verletzen, sollten Sie sofort folgende Massnahmen einhalten:

  • Stopp: Wenn Sie sich eine Verletzung des Muskels zuziehen, sollten Sie die Aktivität sofort unterbrechen!
  • Schonung: Verletzte Muskeln brauchen Zeit, um zu heilen. Deshalb sollten Sie sie eine Zeit lang schonen. Andernfalls kann das Muskelgewebe vernarben. Manchmal kann es sogar zu einem dauerhaften Bindegewebsumbau im Muskelgewebe kommen, wodurch der Muskel langfristig weniger beweglich wird.
  • Kälte: Kühlen Sie den betroffenen Muskel zum Beispiel mit einem Eisbeutel oder wickeln Sie zerkleinerte Eiswürfel in ein Handtuch und legen Sie diese Eispackung für rund 15 Minuten auf die betroffene Stelle.
  • Hochlagern: Bei Verdacht auf einen Muskelfaser- oder Muskelriss sollten Sie die betroffene Stelle nicht nur sofort kühlen, sondern auch hoch lagern. Das wirkt einer Schwellung des verletzten Gewebes entgegen.

Behandlung akuter Muskelschmerzen

Bei akuten Muskelschmerzen gibt es folgende Möglichkeiten der Behandlung:

  • Ruhe: Muskelschmerzen werden meist durch harmlose Muskelverletzungen verursacht. Bei ausreichender Ruhe und Schonung kann die betroffene Muskulatur ausheilen.
  • Verband: Bei einem Muskelfaser- oder Muskelriss kann der Arzt einen abschwellenden und schützenden Verband anlegen.
  • Operation: Bei grösseren Muskelrissen muss der Arzt den Riss eventuell nähen.

Was hilft gegen chronische Muskelschmerzen?

Bei chronischen Muskelschmerzen stehen ebenfalls verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Welche Therapie bei ständigen Schmerzen in Frage kommt, richtet sich immer nach der Ursache der Beschwerden.

  • Massagen
  • Physiotherapie (z.B. bei schmerzhaftem Schulter-Nacken-Syndrom vor allem Rückentraining oder Training der Halsmuskulatur)
  • Elektrotherapie
  • Akupunktur
  • Akupressur
  • Neuraltherapie
  • Psychotherapie bei seelischen Ursachen der Muskelschmerzen

Was Sie selbst gegen chronische Muskelschmerzen tun können

  • Regelmässig sanfte Bewegung: zum Beispiel Walking oder Schwimmen
  • Entspannungstraining: Versuchen Sie es zum Beispiel mit Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung.
  • Stress meiden: Regelmässige Pausen im Arbeitsalltag und ein Entspannungstraining (wie oben erwähnt) helfen, Stress zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.
  • Selbstmassagen: Schmerzhaft verspannte Muskeln können Sie oft auch selbst sanft massieren (etwa im Nackenbereich).
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf einen ergonomischen Arbeitsplatz, um Fehlhaltungen und Verspannungen zu vermeiden.
  • Keine Zugluft: Vermeiden Sie bei Muskelschmerzen Zugluft, besonders auf nackter Haut.

Hausmittel gegen Muskelschmerzen

Es gibt mehrere schonende Mittel gegen Muskelschmerzen, die Sie in Eigenregie zu Hause versuchen können.

Wärme

Wärme kann oft eine schmerzhafte Muskelverspannung lösen. Das einfache Hausmittel lässt sich in verschiedener Weise anwenden:

Warmes Körnerkissen (Kirschkernkissen): Nach Anweisung des Herstellers erhitzen und auf die schmerzende Muskulatur legen. So lange einwirken lassen, wie die Wärme angenehm ist. Bei Bedarf mehrmals täglich wiederholen.

Wärmflasche: Eine Wärmflasche mit heissem Wasser füllen und auf den Muskel legen. So lange einwirken lassen, wie die Wärme angenehm ist.

Heisses Bad: Gerade wenn mehrere Muskelpartien schmerzen, kann ein warmes Bad die Verspannungen lösen. Lavendel- oder Melissenöl im Badewasser fördern die entspannende Wirkung. Für eine bessere Verteilung im Wasser das ätherische Öl mit einem Emulgator (z.B. Sahne, Milch, Honig, Salz) mischen, dann ins einlaufende Badewasser geben.

Die Badetemperatur sollte nicht über der gemessenen Körpertemperatur liegen. Zehn bis 20 Minuten baden, abtrocknen und im vorgewärmten Bett mindestens eine halbe Stunde nachruhen. Sie können einmal täglich baden.

Wickel und Kompressen

Gegen schmerzende Muskeln helfen auch warme Wickel und Kompressen.

Bienenwachskompresse: Eine mit Bienenwachs beschichtete Stoffkompresse kann Wärme lange speichern und abgeben. Das lindert Schmerzen und wirkt ausserdem schleimlösend. Sie bekommen die Kompressen in der Apotheke oder im Reformhaus.

Die Kompresse in der gewünschten Grösse in einen Plastikbeutel geben und mit einem Fön oder auf einer Wärmflasche erwärmen, bis das Wachs geschmeidig ist. Die Kompresse ohne Folie auf die entsprechende Hautpartie legen, mit einem Tuch abdecken und fixieren. 20 Minuten bis mehrere Stunden wirken lassen. Die Prozedur ein- bis zweimal täglich durchführen.

Bienenwachskompressen sind umweltschonend, denn sie sind wiederverwendbar.

Kartoffelwickel: Die Wärme eines Kartoffelwickels (oder Kartoffelauflage) wirkt entspannend, schmerzlindernd und fördert die Durchblutung.

Leinsamenkompresse: Eine warme Leinsamenkompresse löst ebenfalls Verspannungen und ist ein gutes Mittel gegen Muskelschmerzen. Dazu lassen Sie drei Esslöffel geschrotete Leinsamen in 300 bis 500 Milliliter Wasser in einem Topf bei niedriger Temperatur quellen, bis ein zäher Brei entsteht.

Den heissen Brei auf eine Mullkompresse geben, zu einem Päckchen falten und mit einem Geschirrtuch umwickeln. Die Kompresse auf die schmerzende Muskulatur legen, mit einem Tuch abdecken und fixieren. Mindestens eine halbe Stunde lang einwirken lassen und 30 bis 60 Minuten nachruhen. Einmal täglich anwenden.

Ingwerwickel: Ein Ingwerwickel entspannt strapazierte Muskeln und lindert Schmerzen. Rühren Sie dazu ein bis zwei Teelöffel frisch gemahlenes Ingwerpulver in wenig Wasser an. Lassen Sie das Gemisch kurz quellen und rühren Sie es in 500 bis 750 Milliliter heisses Wasser (etwa 75 Grad).

Rollen Sie ein Baumwolltuch von beiden Seiten zur Mitte auf. Legen Sie diese Rolle längs in ein Geschirrtuch und rollen das Tuch ebenfalls ein. Legen Sie den Wickel so in das Wasser, dass die Enden herausragen.

Den Wickel durchziehen lassen, auswringen und eng an den schmerzenden Muskel anlegen. Mit zwei Tüchern abdecken und fixieren. Nach 15 bis 30 Minuten abnehmen, nachruhen.

Mehr Informationen über die Wirkung von Ingwer lesen Sie im Heilpflanzentext.

Achtung: Nehmen Sie warme Wickel und Kompressen sofort ab, wenn die Wärme unangenehm ist. Menschen mit Herzerkrankungen und neurologischen Beschwerden sollten vor der Anwendung Rücksprache mit ihrem Arzt halten.

Weiterführende Informationen über Wickel, Umschläge und Auflagen und deren Anwendung finden Sie hier.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Homöopathie bei Muskelschmerzen

Manche Menschen empfinden homöopathische Mittel bei starken Muskelschmerzen als hilfreich.

Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Muskelschmerzen: Ursachen und Risikofaktoren

Muskelschmerzen entstehen häufig infolge einer Fehlbelastung oder Verletzung sowie bei Überanstrengung. Sie können aber auch mit Infektionskrankheiten wie einer Grippe zusammenhängen. Nur selten stecken andere Erkrankungen (etwa des Immunsystems, Skeletts oder Nervensystems) dahinter. Auch einige Medikamente können Muskelschmerzen auslösen.

Manchmal treten Muskelschmerzen nur bei Berührung auf. Ursache sind dann meist nicht die Muskeln selbst, sondern Nerven. Das ist beispielsweise bei Nervenschädigungen (Polyneuropathie) der Fall. Muskelschmerzen nach dem Aufstehen sind unter Umständen ein Hinweis auf Gelenkerkrankungen wie Arthrose. Dennoch ist eine gewisse Morgensteifigkeit auch bei Muskelschmerzen denkbar.

Muskelverletzungen

Auslöser der Schmerzen können neben dem klassischen Muskelkater auch andere, schwerwiegende Muskelverletzungen sein. Dazu gehören Muskelprellungen und -zerrungen sowie Muskelfaser- oder komplette Muskelrisse. Diese Verletzungen entstehen häufig beim Sport, wenn die Muskeln plötzlich stark angespannt werden, ohne dass man sie zuvor aufgewärmt hat. Besonders gefährlich sind Sportarten mit schnellen Start- und Stoppbewegungen wie Tennis, Fussball und Kraftsport. Aber auch Tritte oder Schläge können zu Muskelverletzungen führen.

Eine Muskelzerrung oder -prellung äussert sich durch Druck- und Bewegungsschmerzen. Ein Muskelfaser- oder Muskelriss geht mit stechenden Schmerzen und der Bildung eines Blutergusses an der betroffenen Stelle einher. Vollständige Muskelrisse lassen sich oft von aussen anhand der typischen Delle im Gewebe ertasten.

Muskelkrämpfe

Muskelkrämpfe können plötzlich auftreten und wieder verschwinden oder den Betroffenen dauerhaft quälen. Besonders oft treten Muskelkrämpfe in den Waden auf. Die Muskelschmerzen äussern sich dann mitunter auch nachts. Sie können in Muskelkater oder Wadenschmerzen übergehen.

Ursache der Muskelkrämpfe ist meist ein Magnesiummangel, der wiederum durch körperliche Belastung beim Sport entstehen kann. Denn durch starkes Schwitzen beim Sport verliert der Körper reichlich Magnesium. Die Ursache von Muskelkrämpfen können aber auch Erkrankungen sein, zum Beispiel der Leber.

Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme begünstigt zudem Muskelkrämpfe. Besonders bei körperlicher Tätigkeit werden die Muskeln beansprucht. Wer zu wenig trinkt, riskiert durch den Wassermangel Muskelschmerzen.

Muskelverspannungen

Bewegungsmangel und Fehlhaltungen sind weitere häufige Ursachen von Muskelschmerzen. Wer zum Beispiel immer wieder lange vor dem Computer oder im Auto sitzt, kann Muskelverspannungen entwickeln. Auch bestimmte Bewegungen, eine schwache Muskulatur und psychische Belastungen können zu Verspannungen führen.

Einfache Verspannungen beginnen mit ziehenden, meist lokal begrenzten Schmerzen, vorwiegend in den Schultern, im Nacken oder Rücken. Die betroffene Muskulatur ist hart und druckempfindlich. Beschwerden treten bei Bewegung und auch im Ruhezustand auf. Später können die Schmerzen über die Schultern bis in die Arme ausstrahlen.

Zudem lässt Stress die Anspannung der Muskeln steigen und führt mitunter zu Muskelschmerzen durch Verspannungen oder Verkrampfungen.

Muskelerkrankungen

Bei Muskelerkrankungen unterscheiden Ärzte zwischen entzündlichen (Myositis) und nicht-entzündlichen Formen.

Entzündliche Muskelerkrankungen

Mögliche Ursachen von entzündlichen Muskelerkrankungen sind:

  • Autoimmunerkrankungen wie Polymyositis (zählt zu den rheumatischen Erkrankungen)

Viele Muskelentzündungen werden von einer Muskelschwäche begleitet (Myasthenie). Die Muskulatur ermüdet dann sehr schnell und kann nicht mehr ihre volle Kraft entwickeln.

Nicht-entzündliche Muskelerkrankungen

Sie können zum Beispiel stoffwechsel- oder hormonbedingt sein. Ein möglicher Auslöser ist etwa Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Weitere wichtige, nicht-entzündliche Muskelerkrankungen sind die Fibromyalgie (Schmerzsyndrom, das die gesamte Muskulatur betrifft) und die Muskeldystrophie (Erbkrankheit, die zu Muskelschwäche und Muskelschwund führt).

Erkrankungen des Zentralen Nervensystems

Das Zentrale Nervensystem (ZNS) besteht aus Gehirn und Rückenmark. Manche Erkrankungen dieser Strukturen können ebenfalls mit Muskelschmerzen verbunden sein. Beispiele dafür sind:

Erkrankungen des Skeletts und anderer Organe

Rückenbeschwerden, Bandscheibenvorfall und Hexenschuss sowie Schäden an der Halswirbelsäule lösen manchmal Schmerzen aus, die der Betroffene als Muskelschmerzen fehldeutet. Gleiches gilt für Osteoporose (Knochenschwund), Arthrose (Gelenkverschleiss) und Morbus Bechterew. Bei Letzterem handelt es sich um eine entzündlich-rheumatische Erkrankung von Wirbelsäule und Gelenken.

Medikamente, Drogen, Alkohol

Medikamente und Schadstoffe können ebenfalls zu Muskelschmerzen führen. So rufen die häufig als Cholesterinsenker eingesetzten Statine bei vielen Patienten Muskelschmerzen hervor, die sich bei körperlicher Aktivität noch verstärken.

Schuld daran ist wahrscheinlich ein gestörter Energiestoffwechsel der Muskelzellen. Auch Antibiotika aus der Gruppe der Penicilline können Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe und Muskelschwäche auslösen.

Doch nicht nur Medikamente, sondern auch Drogen wirken sich oftmals nachteilig auf die Muskulatur aus. So kann beispielsweise Heroin das Muskelgewebe angreifen und so dauerhafte Muskelerkrankungen hervorrufen, die wiederum mit Muskelschmerzen verbunden sind.

Aus dem gleichen Grund löst Alkohol unter Umständen Muskelschmerzen aus.
Welche Krankheit verursacht Muskelschmerzen?

Muskelschmerzen: Wann zum Arzt?

In den meisten Fällen sind Muskelschmerzen (etwa Muskelkater, -zerrungen oder -krämpfe) harmlos und lassen sich selbst behandeln. Sie heilen in der Regel aus, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Auch Muskelfaserrisse heilen von selbst, wenn man die Muskulatur ausreichend schont. Tut man das nicht, drohen allerdings Vernarbungen und dauerhafte Funktionsseinschränkungen.

In folgenden Fällen von Muskelschmerzen ist aber ein Arztbesuch ratsam:

  • bei Muskelverspannungen (im Anfangsstadium noch leicht behandelbar, bei zu langem Abwarten aber können sie chronisch werden.
  • bei Muskelschmerzen unbekannter Ursache
  • bei Muskelschmerzen, die über einen längeren Zeitraum (mehrere Wochen) anhalten

Bei Verdacht auf einen Muskelfaser- oder Muskelriss sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen, um herauszufinden, wie weit der Muskel eingerissen ist und ob eventuell eine intensivere medizinische Behandlung nötig ist.

Muskelschmerzen: Untersuchungen und Diagnose

Der Arzt erhebt zunächst im Gespräch Ihre Krankengeschichte (Anamnese). Informationen daraus sowie die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen helfen, die Ursache der Muskelschmerzen herauszufinden. So kann der Arzt dann eine passende Behandlung vorschlagen.

Zunächst steht Ihre Krankheitsgeschichte im Fokus. Der Arzt wird Ihnen dazu verschiedene Fragen stellen, zum Beispiel:

  • Seit wann leiden Sie unter Muskelschmerzen?
  • Wo genau schmerzt es?
  • Wie fühlt sich der Schmerz an (z. B. krampfartig oder brennend)?
  • Wie stark sind die Muskelschmerzen?
  • Sind die Muskelschmerzen allmählich oder plötzlich aufgetreten?
  • Wann sind die Muskelschmerzen schlimmer, in Ruhe oder bei Belastung?
  • Treten die Schmerzen dauerhaft auf oder nur ab und zu?
  • Beobachten Sie begleitende Symptome wie Muskelschwäche oder Bewegungsstörungen?
  • Welche früheren oder aktuellen Erkrankungen liegen vor?
  • Nehmen Sie regelmässig Medikamente ein, konsumieren Sie regelmässig Alkohol oder Drogen?

Die Anamnese kann bereits wichtige Hinweise auf die Ursache der Muskelschmerzen liefern. Treten die Schmerzen beispielsweise akut auf, stecken meist Muskelverletzungen oder -krämpfe dahinter. Bewegungsstörungen können dagegen auf eine Erkrankung des Nervensystems hindeuten.

Untersuchungen bei Muskelschmerzen

  • Körperliche Untersuchung: Findet der Arzt zum Beispiel schmerzhafte Druckpunkte an der Muskulatur, deutet dies auf nicht-entzündliche Muskelerkrankungen hin. Eine lila-rötliche Gesichtshaut spricht für eine Muskelentzündung, bei der die Haut mitbeteiligt ist (Dermatomyositis). Die Funktion des Nervensystems prüft der Arzt, indem er Reflexe testet sowie die Bewegungsabläufe und das Gangbild des Patienten beurteilt.
  • Blutuntersuchungen: Bestimmte Veränderungen der Leberwerte deuten auf chronischen Alkoholmissbrauch hin. Differenzialblutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit und CRP-Wert können Hinweise auf Infekte oder Autoimmunprozesse als Ursache der Muskelschmerzen geben.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Mittels Elektromyografie (EMG) misst der Arzt die elektrische Muskelaktivität. Sie kann Hinweise auf entzündliche oder degenerative Muskelerkrankungen und auch auf Schädigungen der Nervenzellen geben.
  • Ultraschalluntersuchung: Mit der Ultraschalluntersuchung der Muskeln (Muskelsonografie) lässt sich der gesamte Muskel bildlich darstellen. Die Methode kann zum Beispiel bei Verdacht auf eine Muskelentzündung hilfreich sein.
  • Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT): Diese bildgebenden Verfahren sind bei grossen und tief liegenden Muskeln besser geeignet als Ultraschall.
  • Muskelbiopsie: Dabei wird eine Gewebeprobe aus dem Muskel entnommen, um sie im Labor genauer zu untersuchen. Einen solchen invasiven Eingriff macht man aber nur, wenn es unbedingt nötig ist, etwa bei Verdacht auf eine Muskelerkrankung.

Muskelschmerzen: Vorbeugung

Mit einem gesunden Lebensstil können Sie aktiv etwas dafür tun, dass Muskelschmerzen gar nicht erst entstehen. Wichtige Tipps zur Vorbeugung sind:

  • Bewegung
  • regelmässige Entspannung
  • Magnesium: Das Spurenelement beugt Muskelkrämpfen vor. Gute Magnesiumlieferanten sind Vollkornprodukte, Sojabohnen, Kartoffeln, Beerenobst, Orangen, Bananen, Geflügel und Fisch.
  • Aufwärmen und Dehnen vor dem Sport
  • Muskulatur nicht überfordern und sie langsam an neue Belastungen gewöhnen

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Andrea Bannert
Dr.  Andrea Bannert

Dr. Andrea Bannert ist seit 2013 bei NetDoktor. Die promovierte Biologin und Medizinredakteurin forschte zunächst in der Mikrobiologie und ist im Team die Expertin für das Klitzekleine: Bakterien, Viren, Moleküle und Gene. Sie arbeitet freiberuflich zudem für den Bayerischen Rundfunk und verschiedene Wissenschaftsmagazine und schreibt Fantasy-Romane und Kindergeschichten.

Julia Kerkhoff studiert Humanmedizin am Medizincampus Oberfranken in Bayreuth. Sie interessiert sich vor allem für das Fachgebiet der Kinderheilkunde, beschäftigt sich aber auch eingehend mit der allgemeinen Krankheitslehre und Krankheitsprävention. Seit 2023 schreibt sie für NetDoktor und möchte mit ihrer Leidenschaft für das Wunderwerk Mensch Leserinnen und Leser für Gesundheitsthemen begeistern.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Berghoff, C. et al.: Diagnostik bei Myalgien – Bundeseinheitliche Konsensuspapiere der Neuromuskulären Zentren im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. (DGM), in: Nervenheilkunde 2005; 24(08): 702-708; doi: 10.1055/s-0038-1630002 (Abrufdatum: 10.04.2023)
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2018
  • Bischoff, M.: Woher kommt der Muskelschmerz?, in MMW – Fortschritte der Medizin 2012; 154: 26-27; doi: 10.1007/s15006-012-1183-z (Abrufdatum: 10.04.2023)
  • Der Brockhaus Gesundheit: Schulmedizin und Naturheilkunde, Arzneimittel, Kinderheilkunde und Zahnmedizin, Wissensmedia Verlag, 7. Auflage, 2006
  • Hahn J.-M.: Checkliste Innere Medizin, Thieme Verlag, 9. Auflage, 2023
  • Harste, U. et al.: Der Schmerzpatient – Therapie und Forschung in der Schmerzphysiotherapie, Thieme Verlag, 1. Auflage, 2018
  • Hoffmann, S. et Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2016
  • Hucke, M. et al.: Arthrose, in: Wiener klinische Wochenschrift Education 2016; 11: 11-22; doi: 10.1007/s11812-016-0077-x (Abrufdatum: 10.04.2023)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Diagnostik und Differentialdiagnose bei Myalgien, Stand: Februar 2020, unter: www.register.awmf.org (Abrufdatum: 10.04.2023)
  • Müller, T.: Was tun, wenn Schmerzen den Schlaf stören?, in CME 2016; 12: 32; doi: 10.1007/s11298-016-5641-2 (Abrufdatum: 10.04.2023)
  • Psychrembel, W.: Psychrembel Klinisches Wörterbuch, De Gruyyter, 268. Auflage, 2020
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich