Natürliche Schmerzmittel

Von , Redakteurin
Miriam Steinbach

Miriam Steinbach studierte Soziologie und Psychologie in Heidelberg. Anschließend absolvierte sie ein journalistisches Volontariat in Karlsruhe und schrieb Texte für ein Gesundheits- und Lifestyle-Magazin. Ihr großes Interesse an digitaler Gesundheit führte sie 2019 zur NetDoktor/mylife-Gruppe. Bei NetDoktor bringt sie seitdem ihre medizinredaktionelle Expertise vor allem im Bereich Alternativmedizin ein.

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Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme oder Entzündungen der Mundschleimhaut: Wenn es im Körper unangenehm zieht und zwickt, helfen in manchen Fällen pflanzliche Schmerzmittel. Lesen Sie hier, welche Heilpflanzen bestimmte Beschwerden lindern und wo die Grenzen der natürlichen Schmerzstiller sind.

natürliche Schmerzmittel

Welche pflanzlichen Schmerzmittel gibt es?

Natürliche Schmerzmittel sind seit Jahrhunderten beliebt. Aber: Ihre Wirksamkeit ist in vielen Fällen nicht wissenschaftlich belegt. Die nachgesagten Effekte basieren vielmehr auf den positiven Erfahrungsberichten von Betroffenen.

Manche Heilpflanzen wie die Teufelskralle sind jedoch von den Behörden als „traditionelles pflanzliches Arzneimittel“ zugelassen. Diese Pflanzen zeigen laut langjähriger Erfahrung eine Wirkung bei bestimmten Beschwerden. Ihre Anwendung gilt ausserdem als gesundheitlich unbedenklich.

Inhaltsstoffe bestimmter Heilpflanzen dienen vielfach auch der Entwicklung pflanzlicher Arzneimittel (Phytopräparate). Ein Beispiel dafür sind ätherische Öle, die beispielsweise aus der Pfefferminze oder der Gewürznelke gewonnen werden.

Lesen Sie hier mehr zu den verschiedenen Heilpflanzen, denen eine schmerzstillende Wirkung nachgesagt wird. Gehen Sie bei Beschwerden aber immer zu einem Arzt.

Brennnessel

Die Brennnessel ist eine Heilpflanze, die wissenschaftlich belegt einen entzündungshemmenden und antibakteriellen Effekt hat. Das ist hilfreich bei Rheuma oder Gicht. Jedoch gibt es keine Erkenntnisse, dass die Krankheiten dadurch geheilt werden.

Therapeutisch genutzt werden die Grosse Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens). Für Fertigarzneipräparate und Nahrungsergänzungsmittel kommen Blätter, Stängel und Wurzeln der Brennnessel zum Einsatz.

Als Dragees, Tabletten, Kapseln, als Frischpflanzenpresssaft sowie als Teemischung: Das getrocknete Kraut beziehungsweise die Blätter der Brennnessel sind in verschiedenen Zubereitungsformen erhältlich.

Brennnessel-Blätter und -Kraut besitzen eine harntreibende Wirkung. Deshalb ist Brennnessel-Tee bei Blasenentzündungen hilfreich, um die Bakterien auszuspülen. Auch wird dem Tee einen krampflösenden Effekt nachgesagt. Das hilft unter Umständen bei Magenbeschwerden.

In der Erfahrungsmedizin werden Brennnessel-Blätter und -Kraut auch äusserlich bei seborrhoischer Haut angewendet.

Hier erfahren Sie mehr zur Brennnessel.

Bei der Einnahme oder dem Auftragen von Brennnessel-Präparaten reagiert der Körper in seltenen Fällen mit leichten Magen-Darm-Beschwerden oder allergischen Hautreaktionen.

Weidenrinde

Hilfreich gegen Schmerzen und Fieber: Weidenrinde enthält einen hohen Anteil an sogenannten Salicylaten. Sie werden im Körper in Salicylsäuren umgewandelt und haben dadurch einen Wirkstoff, der dem Schmerz- und Fiebermittel Acetylsalicylsäure (ASS) in abgeschwächter Form ähnlich ist.

Präparate aus Weidenrinde helfen nachgewiesen bei

Sie sind aber nicht in der Lage, Krankheiten zu heilen, sondern werden ergänzend zur Standardtherapie eingesetzt. In der Volksheilkunde kommt Weidenrinde ausserdem bei Zahnschmerzen und grippalen Erkrankungen sowie äusserlich bei Fussschweiss und schlecht heilenden Wunden zum Einsatz.

Trockenextrakte der Rinde werden zu Tabletten und Kapseln verarbeitet. Zudem ist eine Weidenrinden-Tinktur in Form von Tropfen erhältlich. Aus der getrockneten Weidenrinde lässt sich ausserdem ein Tee zubereiten.

Hier erfahren Sie mehr zu Weidenrinde.

Wenn Sie an spastischer Bronchitis oder Asthma bronchiale leiden, wenden Sie die Heilpflanze besser nicht an. Sie verstärkt eventuell die Beschwerden. Bei Magen-Darm-Geschwüren oder eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion sprechen Sie mit ihrem Arzt, bevor Sie Präparate verwenden.

Gewürznelke

Keimhemmend (antiseptisch), lokal betäubend und krampflösend: Gewürznelken helfen unter Umständen bei Zahnschmerzen sowie bei Entzündungen in Mund und Rachen. Das liegt vor allem am Nelkenöl, das reich an dem ätherischen Öl Eugenol ist.

Bei Zahnschmerzen ist es möglich, eine ganze Gewürznelke in den Mund zu nehmen und sie in der Nähe des betroffenen Zahns festzuhalten oder leicht darauf herumzukauen. Dadurch wird das ätherische Öl freigesetzt.

Ausserdem können Sie unverdünntes Nelkenöl mit einem Wattebausch oder einem Wattestäbchen auf die schmerzende Zahnregion auftragen.

Äusserlich angewendet hilft es eventuell auch bei Akne, anderen Hauterkrankungen und Insektenstichen.

Hier erfahren Sie mehr über Gewürznelken als pflanzliches Schmerzmittel.

Unverdünntes Nelkenöl reizt eventuell das Gewebe und ruft allergische Haut- oder Schleimhautreaktionen hervor. Das Nelkenöl darf ausserdem keinesfalls bei kleinen Kindern angewendet werden!

Weihrauch

Der Indische Weihrauch (Olibanum indicum) ist im Europäischen Arzneibuch für die Behandlung von Rheuma sowie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa anerkannt. Die Heilpflanze enthält als wichtigste Substanzen Boswelliasäuren und ätherisches Öl. Ihnen werden folgende Wirkungen nachgesagt:

  • entzündungshemmend
  • schmerzlindernd
  • abschwellend
  • antibiotisch

Die entzündungshemmende Wirkung von Weihrauchextrakten wurde ausserdem hauptsächlich in Tierversuchen getestet, es gibt nur wenige Untersuchungen am Menschen.

Wenn Sie Medikamente nehmen, beachten Sie ausserdem, dass es zu Wechselwirkungen mit Weihrauch-Präparaten kommen kann.

Hier erfahren Sie mehr über Weihrauch.

Menschen mit Beschwerden sollten Weihrauchpräparate nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt einnehmen. Für Kinder sind die Produkte ungeeignet.

Pfefferminze

Pfefferminzblätter sind als traditionell pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Dank des ätherischen Öls wirken sie vor allem krampflösend und gallenflussfördernd. Ausserdem soll die Heilpflanze antivirale Wirkungen haben. Die Pfefferminze verschafft deshalb möglicherweise bei folgenden Beschwerden Linderung:

Die Heilpflanze lässt sich innerlich und äusserlich anwenden: Die frischen oder getrockneten Blätter der Pfefferminze eignen sich zur Tee-Zubereitung. Bei Spannungskopfschmerzen hilft eventuell Pfefferminzöl, das einen kühlenden Effekt hat. Tragen Sie es auf ein Tuch auf und tupfen Sie es auf die betroffenen Stellen oder verdünnt direkt auf die Haut.

Zum Inhalieren bei Schnupfen geben Sie einen Tropfen Pfefferminzöl in eine Schüssel heisses Wasser.

In der Apotheke sind ausserdem Fertigpräparate auf Basis von Pfefferminzblättern oder Pfefferminzöl erhältlich. Durch sie gelangen die Wirkstoffe in hoher Konzentration direkt an den Zielort - wie den Darm.

Hier erfahren Sie mehr über die Pfefferminze.

Pfefferminz-Öl darf nicht im Gesicht und auf der Brust von Säuglingen oder kleinen Kindern aufgetragen werden, weil es sonst zu einem lebensgefährlichen Stimmritzenkrampf (Glottiskrampf) mit Atemnot kommen kann. Babys und Kleinkinder dürfen das Öl auch nicht einnehmen.

Cayennepfeffer und Chili

Ganz schön scharf: Cayennepfeffer und Chili enthalten den Wirkstoff Capsaicin. Es ist ein Alkaloid, das in Salben, Cremes und Pflaster zum Einsatz kommt und besonders bei Muskelverspannungen, Nervenschmerzen sowie Juckreiz Linderung verschafft.

Die äusserliche Anwendung von Cayennepfeffer zur Linderung von Muskelschmerzen im unteren Rücken ist als „medizinisch anerkannt“ akzeptiert. Der Dachverband nationaler europäischer Gesellschaften für Phytotherapie empfiehlt ausserdem die Behandlung von Schmerzen bei degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose) und rheumatoider Arthritis sowie Nervenschmerzen.

Der Effekt von Cayennepfeffer und Chili entsteht folgendermassen: Sie verursachen einen leichten Schmerz- und Wärmereiz auf der Haut. Das lenkt von den eigentlichen Schmerzen oder dem Juckreiz ab.

Innerlich als Gewürz eingenommen helfen Cayennepfeffer und Chili eventuell auch bei Verdauungsstörungen wie Blähungen.

Hier erfahren Sie mehr über Cayennepfeffer.

Cayennepfeffer und Chili reizen bereits in kleinsten Mengen die Schleimhäute sehr stark und lösen ein schmerzhaftes Brennen aus. Das betrifft vor allem die Augen. Vermeiden Sie daher unbedingt den Kontakt mit Schleimhäuten.

Teufelskrallenwurzel

Die knolligen, getrockneten Speicherwurzeln der Afrikanischen Teufelskralle enthalten Bitterstoffe, Phenylethanol-Derivate und sekundäre Pflanzenstoffe (Flavonoide). Gemeinsam wirken diese Inhaltsstoffe entzündungshemmend, schwach schmerzlindernd, appetitanregend und den Gallenfluss fördernd.

Als traditionelles pflanzliches Arzneimittel kann die Heilpflanze angewendet werden bei:

Medizinisch anerkannt aufgrund langjähriger Erfahrung ist auch die Anwendung bei Arthrose und Rückenschmerzen.

Ausserdem kommt die Teufelskralle in Europa volkstümlich noch bei weiteren Beschwerden und Erkrankungen zum Einsatz – beispielsweise bei Stoffwechselerkrankungen, Allergien sowie Gallen-, Leber-, Blasen und Nierenleiden. Jedoch ist hier die Wirksamkeit nicht durch Studien belegt. Auch ob Sie gegen Arthrose hilft, ist wissenschaftlich nicht eindeutig gesichert.

Aus der getrockneten, geschnittenen oder pulverisierten Teufelskrallenwurzel werden Tees sowie Kapseln, Dragees und Tropfen zur äusserlichen Anwendung hergestellt. Salbe, Balsam und Gel eignen sich zum Auftragen bei Gelenkschmerzen.

Prinzipiell werden Teufelskralle-Produkte gut vertragen. Mögliche Nebenwirkungen sind selten Magen-Darm-Beschwerden (bei höherer Dosierung), Kopfschmerzen, Benommenheit und allergische Hautreaktionen. Hier erfahren Sie mehr über die Teufelskralle.

Hausmittel auf der Basis von Heilpflanzen haben ihre Grenzen. Wenn Ihre Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, trotz Behandlung nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.

Gibt es ein starkes pflanzliches Schmerzmittel?

Auch wenn es für manche natürlichen Schmerzmittel wissenschaftliche Nachweise gibt, dass Sie Beschwerden lindern, ist es wichtig, bei starken und anhaltenden Schmerzen unbedingt zum Arzt zu gehen und mit ihm die weitere Therapie zu besprechen. Erhöhen Sie auf keinen Fall selbst die Dosierung von pflanzlichen Präparaten.

Natürliche Schmerzmittel: Das sollten Sie beachten!

  • Auch pflanzliche Schmerzmittel können Nebenwirkungen haben. Sprechen Sie deshalb mit Ihrem Arzt oder Apotheker darüber und lesen Sie genau die Packungsbeilage.
  • Bei natürlichen Schmerzmitteln sind unter Umständen Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich.
  • Nicht alle Präparate sind gleichermassen hochwertig und gut auf ihre Wirksamkeit und Verträglichkeit untersucht. Seien Sie deshalb vorsichtig bei Präparaten aus dem Internet – vor allem bei welchen, die im Ausland hergestellt wurden. Apotheken prüfen Ihre Lieferanten dagegen genau.
  • Gehen Sie bei Beschwerden immer zuerst zum Arzt und klären Sie die Ursachen ab.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Miriam Steinbach studierte Soziologie und Psychologie in Heidelberg. Anschließend absolvierte sie ein journalistisches Volontariat in Karlsruhe und schrieb Texte für ein Gesundheits- und Lifestyle-Magazin. Ihr großes Interesse an digitaler Gesundheit führte sie 2019 zur NetDoktor/mylife-Gruppe. Bei NetDoktor bringt sie seitdem ihre medizinredaktionelle Expertise vor allem im Bereich Alternativmedizin ein.

Quellen:
  • Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka GbR: "Cayenenpfeffer", www.arzneipflanzenlexikon.info (Abruf: 27.12.2021)
  • Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka GbR: "Pfefferminze", www.arzneipflanzenlexikon.info (Abruf: 27.12.2021)
  • Hofmann, D. et al.: „Gewürznelken und Nelkenöl“, Zeitschrift für Phytotherapie 2011; 32(6): 295-298 DOI: 10.1055/s-0031-1286035
  • Knuth, S.: „Pharmakologische und pharmakokinetische Untersuchungen zu Salicylalkoholderivaten aus Salicis cortex“, www. epub.uni-regensburg.de (Abruf: 27.12.2021)
  • Schilcher, H. et al.: „Leitfaden Phytotherapie“, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2010
  • Schöpke, T., Institut für Pharmazie, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald: Botanik für Pharmazeuten: "Teufelskrallenwurzel - Harpagophyti radix", www.pharmakobotanik.de (Abruf: 27.12.2021)
  • Van Wyk, B.-E. et al.: „Handbuch der Arzneipflanzen: Ein illustrierter Leitfaden“, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2004
  • Verbraucherzentrale: „Mit Weihrauch wieder gehen können“, www.verbraucherzentrale.de (Abruf: 27.12.2021)
  • Volger, E. & Brinkhaus, B.: „Kursbuch Naturheilverfahren“, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 2017
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