Aneurysma

Von , Medizinredakteurin
und , Medizinredakteurin
Pascale Huber

Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.

Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

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Ein Aneurysma ist eine ballonartige Aussackung der Wand von Blutgefässen, meist Arterien. Aneurysmen entstehen an Schwachstellen in der Gefässwand, sind entweder angeboren oder entstehen erst im Laufe des Lebens. Meist spürt man sie nicht. Gefährlich wird es, wenn das Aneurysma reisst. Dann treten mitunter lebensbedrohliche Blutungen auf. Lesen Sie hier, welche Symptome auftreten, wer besonders gefährdet ist und was man dann tun muss.

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Kurzübersicht

  • Symptome: Häufig symptomfrei, je nach Lage aber auch Schmerzen, Verdauungsbeschwerden, Husten, Atemnot, Kopfschmerzen, Sehstörungen oder Gesichtslähmungen. Beim Reissen extreme Schmerzen, Kreislaufkollaps, Koma
  • Untersuchung und Diagnostik: Meist Zufallsbefund bei Bauchultraschall, Hirnscan oder Röntgenbildern der Brust
  • Behandlung: Verschluss des Aneurysmas, meist minimalinvasiv, durch Gefässprothese, Stent, Bypass, Coiling, Clipping, Wrapping oder Trapping. Kleinere Aneurysmen werden oft nur beobachtet.
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Rechtzeitig erkannt, ist die Prognose gut. Reisst ein Aneurysma, versterben mehr als 50 Prozent der Patienten.
  • Vorbeugen: Keine generelle Vorbeugung vor angeborenen Aneurysmen; alle Massnahmen, die den Risikofaktor Bluthochdruck senken, gesunder Lebensstil
  • Ursachen und Risikofaktoren: Angeborene Fehlbildungen, familiäre Veranlagung, Arteriosklerose, Bluthochdruck, selten bakterielle Infektionen

Was ist ein Aneurysma?

Ein Aneurysma ist laut Definition eine krankhafte Aufweitung eines Blutgefässes. Die Gefässwand ist meist sackförmig, beeren- oder spindelartig erweitert. In den meisten Fällen bilden sich Aneurysmen in Arterien. In ihnen herrscht ein höherer Blutdruck als in den Venen.

Aneurysma im Bauch am häufigsten

Etwa 90 Prozent der ballonförmigen Gefässaussackungen treten im Verlauf der Hauptschlagader (Aorta) im Bauchraum auf. Aber auch Aortenaneurysmen im Brustbereich (thorakales Aortenaneurysma) sind verbreitet. Ausserdem sind Aneurysmen im Gehirn, im Bereich der Kniekehle und am Herzen möglich. Sehr selten tritt ein Aneurysma an der Halsschlagader auf.

Mehr Informationen zu der Gefässaussackung im Kopf erfahren Sie im Text Aneurysma im Gehirn.

Häufigkeit

Schätzungsweise drei bis neun Prozent der Männer ab 65 Jahren weisen ein Aneurysma der Bauchschlagader auf. Männer sind rund sechsmal häufiger betroffen als Frauen. Manchmal kommen Aneurysmen innerhalb einer Familie gehäuft vor.

Oft lange beschwerdefrei

Aneurysmen verursachen oft keinerlei Beschwerden. Ärzte entdecken sie darum häufig zufällig bei einer Untersuchung per Ultraschall oder Hirnscan – oder im ungünstigsten Fall erst, wenn sie reissen. Dann besteht akute Lebensgefahr, infolge des Blutverlusts. Reisst ein Aneurysma im Kopf, übt das Blut zudem Druck auf das Gehirn aus. Auch dies ist potenziell lebensbedrohlich.

Viele Menschen leben aber Jahrzehnte mit einer solchen Gefässveränderung, ohne jemals davon zu erfahren.

Welche Formen von Aneurysmen gibt es?

Je nach Art der Gefässwandveränderung unterscheiden Ärzte folgende Formen von Aneurysmen:

  • „Echtes“ Aneurysma (Aneurysma verum): Bei dem sogenannten „echten Aneurysma“ sind die verschiedenen Schichten in der Blutgefässwand alle durchgängig erhalten, jedoch ist die Gefässwand sackartig erweitert.
  • Gespaltenes Aneurysma (Aneurysma dissecans): Eine Schicht in der Wand des Blutgefässes ist eingerissen und Blut sammelt sich zwischen den Gefässwandschichten.
  • „Falsches“ Aneurysma (Aneurysma spurium): Hierbei handelt es sich nicht um ein Aneurysma im eigentlichen Sinn. Es befindet sich ein Leck in der Gefässwand, das von aussen (z.B. durch das umliegende Gewebe) abgedichtet wird. Dann bildet sich um das Blutgefäss herum ein Bluterguss (Hämatom), der sich langfristig zu Bindegewebe umwandelt.

Welche Symptome treten bei einem Aneurysma auf?

Ist ein Aneurysma noch nicht allzu gross, macht es sich meist nicht bemerkbar. Welche Symptome grössere Exemplare hervorrufen, hängt von ihrer Lage ab.

Aortenaneurysma im Bauch: Symptome

Wird ein Aortenaneurysma der Bauchschlagader so gross, dass es auf umgebende Strukturen drückt, treten mitunter folgende Beschwerden auf:

  • Schmerzen, vor allem im Unterbauch, meist stechend und anhaltend, unabhängig von der Körperposition
  • Rückenschmerzen, die in die Beine ausstrahlen
  • Seltener Verdauungsbeschwerden
  • Tastbare, pulsierende Struktur unter der Bauchdecke

Geplatztes Aortenaneurysma im Bauch

Je grösser das Aneurysma ist, desto grösser ist die Gefahr eines Risses (Ruptur). Das gilt vor allem für Aortenaneurysmen mit mehr als sechs Zentimetern Durchmesser.

Reisst ein solches Aortenaneurysma, treten plötzlich unerträgliche Bauchschmerzen auf, die in den Rücken ausstrahlen. Hinzu kommen Übelkeit und Brechreiz.

Durch den massiven Blutverlust fällt der Blutdruck schnell ab. Der Patient erleidet einen Kreislaufschock.

Eine solche Blutung ist ein absoluter Notfall! Etwa die Hälfte der Betroffenen überlebt ein geplatztes Aortenaneurysma nicht.

Aortenaneurysma im Brustbereich: Symptome

Befindet sich das Aneurysma an der Hauptschlagader auf Höhe des Brustkorbs (thorakales Aortenaneurysma), treten mitunter folgende Symptome auf:

Sind die Atemwege bei einem thorakalen Aortenaneurysma stark eingeengt, treten in vielen Fällen immer wieder Lungenentzündungen auf.

Geplatztes Aortenaneurysma in der Brust

Thorakale Aneurysmen über fünfeinhalb Zentimeter Durchmesser sind besonders gefährlich. Reissen sie, treten meist starke Brustschmerzen auf. Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarktes. Eine Ruptur verläuft in drei von vier Fällen tödlich.

Symptome eines Aneurysmas im Gehirn

Manche Aneurysmen im Gehirn (intrakranielles beziehungsweise zerebrales Aneurysma) drücken auf einzelne Gehirnnerven. Besonders häufig sind die Augen betroffen, auch Gesichtslähmungen treten auf. Von den Gefässaussackungen im Kopf ist das ACOM-Aneurysma das häufigste. Es betrifft die Arteria communicans anterior.

Geplatztes Hirnaneurysma

Reisst die Gefässwand bei einem Aneurysma im Gehirn, treten massive Symptome auf. Am häufigsten entwickeln sich eine sogenannte Subarachnoidalblutung, kurz SAB. Dabei blutet es in den Raum zwischen Gehirn und Hirnhaut, genauer der Spinnenhaut (Arachnoidea).

Aufgrund der festen Schädeldecke entweicht das Blut nicht und übt schnell vermehrt Druck auf das Gehirn aus. Die Symptome eines Aneurysmas im Gehirn treten aufgrund des erhöhten Hirndrucks auf:

  • Plötzlich einsetzende, stärkste Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Nackensteifigkeit
  • Benommenheit
  • Schläfrigkeit
  • Bewusstlosigkeit bzw. Koma

Überlebt der Patienten, sind schlaganfalltypische Folgeschäden wie eine Halbseitenlähmung möglich.

Aneurysma-Symptome in der Kniekehle

Auch ein Aneurysma im Bein, genauer in der Kniekehlen-Arterie (A. poplitea), bleibt meist unbemerkt. Hat das Poplitea-Aneurysma jedoch einen Durchmesser von mehr als drei Zentimetern, bildet sich möglicherweise ein Blutgerinnsel (Thrombose).

In der Folge wird der Unterschenkel nicht mehr ausreichend durchblutet. Besonders die Wade schmerzt, es tauchen Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Taubheits- und Kältegefühle auf.

Wird das Blutgerinnsel von dem Blutstrom mitgerissen, besteht die Gefahr, dass es ein Gefäss an einer engeren Stelle verschliesst, beispielsweise in der Lunge (Lungenembolie).

Wie erkennt man ein Aneurysma?

Ärzte entdecken ein Aneurysma oft zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung, beispielsweise bei einem Bauchultraschall, Röntgen der Lunge oder Hirnscan. Darauf lässt sich ein Aneurysma erkennen.

Auch beim Abhören mit einem Stethoskop stellt der Arzt mitunter verdächtige Strömungsgeräusche über der Gefässaussackung fest. Bei schlanken Menschen lässt sich ein Bauchaortenaneurysma mit einem Durchmesser von mehr als fünf Zentimetern meist als pulsierende Schwellung durch die Bauchdecke ertasten.

Bildgebende Verfahren

Details über die Grösse und Gefährlichkeit eines Aneurysmas liefern je nach Lage ein Herzultraschall, eine Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und eventuell eine Angiografie (Darstellung der Gefässe). Bei einem Aortenaneurysma im Brustabschnitt wird zudem ein spezielles Ultraschallverfahren angewendet. Dabei wird der Schallkopf über die Speiseröhre eingeführt (transösophageale Sonografie).

Wie lässt sich ein Aneurysma behandeln?

Nicht immer ist bei einem Aneurysma eine Behandlung notwendig. Ob eine Behandlung infrage kommt und welches Therapieverfahren geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Grösse des Aneurysmas
  • Lage
  • Wahrscheinlichkeit einer Ruptur
  • Operationsrisiko
  • Zustand des Patienten
  • Wunsch des Patienten

Aneurysma – operieren oder abwarten?

Kleinere, symptomlose Aneurysmen werden oft nicht sofort behandelt. Der Arzt kontrolliert sie stattdessen einmal pro Jahr, etwas grössere zweimal pro Jahr mittels Ultraschall. Wichtig ist, dass der Blutdruck im unteren normalen Bereich (120/80 mmHg) bleibt. Hierfür verschreibt der Arzt eventuell ein blutdrucksenkendes Medikament.

Erreicht ein Aortenaneurysma einen Durchmesser von sechs Zentimetern in der Bauchaorta beziehungsweise fünfeinhalb Zentimetern im Brustraum, steigt die Gefahr, dass die Gefässwand einreisst. In diesem Fall muss ein Aortenaneurysma behandelt werden. Allerdings besteht auch während des Eingriffs das Risiko, dass das Gefäss reisst.

Bei einem Aneurysma im Gehirn ist die Lage oft noch heikler. Je nach Lage und Zustand des Gefässes ist die Gefahr unterschiedlich gross, bei einem Eingriff eine Hirnverletzung zu verursachen, die potenziell zu gravierenden bleibenden Schäden führt. Operation oder nicht – diese Entscheidung müssen Arzt und Patient individuell abwägen.

Operative Behandlung beim Aortenaneurysma

Bei grösseren Aortenaneurysmen im Brust- oder Bauchraum stehen zwei operative Methoden zur Verfügung:

Stent (endovaskuläres Verfahren)

Ein Aortenaneurysma lässt sich oft mithilfe eines Stents stabilisieren. Über einen kleinen Schnitt in der Leistenarterie schiebt der Arzt eine kleine Röhre bis zur Wandaussackung vor. Der Stent überbrückt die Schwachstelle im Blutgefäss.

Gefässprothese

Bei der Operation eines Aortenaneurysmas entfernt der Chirurg über einen Schnitt den erweiterten Teil der Arterienwand und ersetzt ihn durch eine Röhrchen- oder Y-förmige Gefässprothese.

Liegt eine Erweiterung in der Nähe des Herzens vor, muss häufig zusätzlich die Aortenklappe ausgetauscht werden (Kunstklappe).

Behandlung Hirnaneurysma

Zur Behandlung eines Aneurysmas im Gehirn kommen vornehmlich zwei Verfahren infrage, die einander ergänzen: Clipping oder Coiling. Dabei hängt es insbesondere von der Form des Aneurysmas ab, welche Methode individuell vielversprechender ist.

Coiling

Beim Coiling stabilisiert der Arzt das Gefäss meist mithilfe eines Drahtgeflechts (Stents) und verschliesst das Aneurysma im Gehirn mit einer speziellen Platinspirale von innen. Dazu schiebt er zunächst einen Mikrokatheter über die Leiste bis zur betreffenden Hirnarterie.

Diese Mikrospiralen füllen das Gehirnaneurysma nur zu einem Teil aus. Es lagern sich aber Blutplättchen an, die verklumpen und das Aneurysma so verschliessen.

Vorteil der Methode ist der minimalinvasive, relativ schonende Zugang zum Aneurysma. Sie lässt sich allerdings bei Aneurysmen mit einer breiten Basis nicht anwenden. Ein weiterer Nachteil der Methode ist, dass sich die Aneurysmen so oft nicht vollständig verschliessen. Sie müssen regelmässig nachkontrolliert und gegebenenfalls ein weiteres Mal behandelt werden.

Clipping

Ist ein Coiling nicht möglich oder ist das Aneurysma bereits gerissen, wird der Arzt meist ein Clipping durchführen. Dabei verschliesst der Chirurg das Aneurysma im Gehirn mithilfe eines Miniclips. Dazu öffnet er zunächst den Schädel. Er schafft zwischen den natürlichen Windungen des Gehirns einen schonenden Zugang zur Gefässaussackung.

Der Verschluss des Aneurysmas erfolgt schliesslich unter Zuhilfenahme eines hochauflösenden Operationsmikroskops.

Mit dieser Methode lässt sich das Aneurysma in der Regel zuverlässig verschliessen. Nachuntersuchungen sind dann nicht mehr notwendig. Der Eingriff ist aber weniger schonend als ein Coiling.

Wrapping

Eine weitere neurochirurgische Möglichkeit ist das Wrapping. Es wird in komplizierten Fällen verwendet, wenn ein Clipping nicht möglich ist. Dabei stabilisiert der Chirurg die labile Gefässpartie von aussen, indem er das Gefäss umwickelt. Das erfolgt etwa mithilfe von körpereigenem Gewebe oder auch mit Gaze oder Kunststoff. Aussenrum bildet sich dann eine Bindegewebskapsel.

Trapping

Eine weitere Methode ist das sogenannte Trapping. Dabei wird das Aneurysma im Gehirn entlastet, indem davor und dahinter Clips oder Ballons platziert werden. Das Verfahren ist allerdings nur dann möglich, wenn die betroffene Hirnarterie nicht der einzige Versorgungsweg für bestimmte Hörbereiche ist.

Behandlung eines Aneurysmas der Kniearterie

Bei einem Aneurysma der Kniekehlenarterie erfolgt die Behandlung meist durch eine Bypassoperation. Der Chirurg transplantiert dabei ein Stück eines Blutgefässes, das er zuvor von einer anderen Stelle des Körpers entnommen hat, und umgeht dadurch das Aneurysma.

Leben nach einem Aneurysma

Die Prognose bei einem Aneurysma hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ob es sich um ein Aneurysma im Kopf in Bauch, Brust oder Herz handelt, Lebenserwartung und Prognose hängen entscheidend von Ort, Grösse und der Behandelbarkeit ab. Auch der Durchmesser der Gefässaussackung und die Geschwindigkeit, mit der es sich vergrössert, beeinflussen die Prognose.

Bei Riss hohes Todesrisiko

Die schwerste Komplikation ist der Riss des Aneurysmas (Ruptur) – die Blutungen sind potenziell lebensbedrohlich. Die Sterblichkeit hängt in einem solchen Fall davon ab, wo sich das Aneurysma befindet.

So beträgt die Mortalität bei einem gerissenen Bauchaortenaneurysma über 50 Prozent, reisst die Hauptschlagader im Brustkorb, beträgt sie sogar bis zu 75 Prozent. Reisst ein Aneurysma eines Blutgefässes im Kopf, verstirbt etwa die Hälfte der Patienten innerhalb der ersten 28 Tage. Überlebende tragen mitunter Schäden davon, wie sie manchmal nach einem Schlaganfall auftreten.

Wird ein Aneurysma rechtzeitig entdeckt und behandelt, sind die Heilungschancen – je nach Sitz und Grösse des Aneurysmas – mitunter gut. Gelingt die Aneurysma-OP, steigen die Überlebenschancen. Allerdings birgt eine Operation, insbesondere im Gehirn, eigene Risiken.

Neben der Stabilisierung des Gefässes ist es entscheidend, die Ursachen für das Aneurysma konsequent zu minimieren. Das gilt vor allem für Patienten, deren Aneurysma beobachtet, aber nicht operativ behandelt wird. Aber auch für das Leben nach einer Aneurysma-OP gilt es, Faktoren, die den Blutdruck steigern, zu vermeiden.

  • Wichtigste Massnahme: Blutdruck niedrig halten! Das erfolgt meist mithilfe von Beta-Blockern oder ACE-Hemmern
  • Ausgewogene Ernährung mit wenig tierischen Fetten, vielen Ballaststoffen und Gemüse
  • Sportliche Aktivität
  • Vermeidung bzw. Abbau von Übergewicht
  • Verzicht auf Nikotin
  • Wenig Alkohol

Lässt sich einem Aneurysma vorbeugen?

Leben mit Aneurysma – Blutdruckspitzen vermeiden!

Patienten mit unbehandeltem Aneurysma müssen plötzliche Blutdruckspitzen vermeiden, die möglicherweise ein Reissen provozieren.

  • Vermeiden Sie schweres Heben.
  • Lernen Sie, unter Belastung richtig zu atmen.
  • Lassen Sie Asthma oder chronische Bronchitis bestmöglich behandeln. Beim Husten steigt der Blutdruck!
  • Vermeiden Sie Verstopfungen und behandeln Sie solche gegebenenfalls. Auch beim Pressen auf der Toilette steigt der Blutdruck.
  • Übertreiben Sie es nicht beim Sport, insbesondere beim Krafttraining.
  • Streben Sie eine gelassene Lebenseinstellung an.

Was sind die Ursachen für ein Aneurysma?

Ob Aortenaneurysma oder Aneurysma im Gehirn – die Gefässaussackungen sind entweder angeboren oder entwickeln sich erst im Laufe des Lebens. Dabei spielt die genetische Veranlagung eine Rolle. Aber auch ein Lebensstil, der schädlich für die Gefässe ist, stellt einen Risikofaktor für ein Aneurysma dar.

Ist ein Aneurysma vererbbar?

Mitunter treten Aneurysmen gehäuft innerhalb einer Familie auf, beispielsweise aufgrund einer erblich bedingten Bindegewebsschwäche. So steigt das Risiko eines Aneurysmas von ein auf zwei Prozent, wenn bei einem Verwandten ersten Grades bereits ein Aneurysma entdeckt wurde, und auf vier Prozent, wenn zwei nahe Verwandte betroffen sind.

Auch genetische Erkrankungen wie das Marfan-Syndrom oder das Ehlers-Danlos-Syndrom kommen als Ursache eines Aneurysmas infrage.

Viele Aneurysmen treten aufgrund einer angeborenen Fehlbildung der Blutgefässe auf, ohne dass es eine familiäre Häufung gibt.

Höheres Lebensalter

Das Risiko für ein Aortenaneurysma steigt mit dem Lebensalter. Der Grund ist, dass sich der Aufbau der Gefässwand mit den Jahren verändert. Sie wird weniger elastisch und fängt den hohen Druck in der Hauptschlagader weniger gut ab. Es entwickeln sich Schwachstellen in der Gefässwand, die schliesslich nachgeben – ein Aneurysma entsteht.

Bluthochdruck

Ein weiterer wichtiger Risikofaktor für ein Aneurysma ist Bluthochdruck (Hypertonie). Mit jedem Herzschlag rollt eine Druckwelle über die Arterien des Körpers hinweg. Übt das Blut dabei von innen besonders hohen Druck aus, schädigt es die Gefässwände.

Arteriosklerose

In mehr als 50 Prozent der Fälle ist eine Gefässverkalkung (Arteriosklerose) die Ursache für ein Aneurysma. Kalk- und Fettablagerungen (Plaques) an den Gefässwänden sorgen dafür, dass sie an Elastizität verlieren. Die Gefässe federn den Druck mit zunehmendem Alter immer schlechter ab.

Bakterielle Infektionen

Selten sind bakterielle Infektionen an der Entstehung eines Aneurysmas beteiligt – beispielsweise bei Syphilis oder Tuberkulose. Im Verlauf der Infektion entzündet sich die Gefässwand. Schliesslich entsteht eine Gefässaussackung. Diese wird als mykotisches Aneurysma bezeichnet.

Mechanische Verletzungen der Gefässwände

Die häufigste Ursache für ein Aneurysma spurium – das sogenannte „falsche Aneurysma“ – sind Verletzungen der Gefässwand. So besteht das Risiko, dass im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung die Gefässwand beschädigt wird.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Pascale Huber
Pascale Huber

Pascale Huber hat Tiermedizin an der Freien Universität Berlin studiert. Sie arbeitete mehrere Jahre als praktizierende Tierärztin, bis sie im Jahr 2009 in den Medizinjournalismus wechselte. Aktuell ist sie Chefredakteurin von tiermedizinischen Fachkreise- und Laienportalen. Ihr Schwerpunkt ist die Erstellung von human- und tiermedizinischem Content für Fachkreise und Patienten.

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

ICD-Codes:
Q25I67I71I28I77Q28Q27I72
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Baenkler, H.-W. et al.: Duale Reihe Innere Medizin. Thieme Verlag, 4. Auflage 2018
  • Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie: www.neuroradiologie.de (Abrufdatum: 17.12.2021)
  • Herold, G. et al.: Innere Medizin. Selbstverlag, 2022
  • Leitlinien der Dt. Ges. f. Gefäßchirurgie (DGG): Thorakale und thorakoabdominelle Aortenaneurysmen (Stand: September 2010)
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer Verlag, 2. Auflage 2012
  • Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. De Gruyter Verlag, 268. Auflage 2020
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