Welche Erreger verursachen eine Scheideninfektion?

Die Bandbreite von Erregern, die Scheideninfektionen verursachen können, ist groß: Sie reicht von Bakterien, Pilzen und Viren bis hin zu einzelligen Organismen. Doch nicht immer ist nur eine einzelne Erregerart für die Infektion verantwortlich: Häufig kommt es auch zu Mischinfektionen, bei denen zwei oder mehr Erreger – wie beispielsweise eine Kombination aus Bakterien und Pilzen – an der Infektion beteiligt sind.
Kurzfassung:
- Bakterien, Pilze, Viren und einzellige Organismen können Scheideninfektionen verursachen, häufig kommt es auch zu Mischinfektionen.
- Bakterien sind die häufigsten Erreger, sie verursachen eine Vaginose.
- Der Hefepilz Candida albicans verursacht eine vaginale Scheidenpilzinfektion.
- Trichomonaden werden hauptsächlich über Geschlechtsverkehr übertragen.
- Zu den von Viren verursachten Scheideninfektionen zählen HPV und Genitalherpes.
Bakterien
Die bakterielle Vaginose ist die mit Abstand am weitesten verbreitete Infektion der Scheide. Sie wird durch eine übermäßige vaginale Besiedelung mit einer Vielzahl von krankheitserregenden Erregern verursacht. Die Erkrankung ist aber nicht an einen speziellen Keim gebunden, sondern entsteht durch das Zusammenwirken verschiedener Erregergruppen, welche die normale Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen.
Typische Symptome einer bakteriellen Vaginose:
- Verstärkter vaginaler Ausfluss
- Grau-weißer und/oder dünner/klebriger vaginaler Ausfluss
- Der vaginale Ausfluss riecht säuerlich und hat einen leichten Fischgeruch.
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Gelegentlich Juckreiz
- Vaginale Rötungen
Typisch für Vaginalinfektionen ist, dass diese oft gleichzeitig durch Bakterien und Pilze verursacht werden. Bei diesen sogenannten Mischinfektionen ist eine wirkungsvolle Behandlung gegen alle Erreger essenziell für den Therapieerfolg.
+++ Mehr zum Thema: Bakterielle Vaginose +++
Pilze
Bei Frauen im gebärfähigen Alter treten Pilzinfektionen der Scheide relativ häufig auf. Frauen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder einer HIV-Infektion sind besonders empfänglich für Pilzinfektionen der Scheide. Hauptverantwortlich für die Entstehung solcher Infektionen ist der Hefepilz Candida albicans. Er kann auch in der Scheide vorkommen, ohne Beschwerden zu verursachen. Als Verursacher vaginaler Pilzinfektionen spielen aber auch Candida glabrata und weitere Pilzarten (sog. Non-Candida-Arten) eine Rolle, deren Therapie oft langwierig sein kann.
Typische Symptome einer vaginalen Pilzinfektion:
- Rötung und Schwellung der Scheidenhaut
- Starker Juckreiz
- Flockiger, dickflüssiger Ausfluss
- Schmerzen und Wundsein im Intimbereich
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Gerät das natürliche Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht, haben eventuell vorhandene Pilze die Chance, sich unkontrolliert zu vermehren und auszubreiten. Die häufigste Ursache vaginaler Pilzinfektionen ist die vorherige Einnahme oraler Antibiotika. Diese verdrängen die schützenden Laktobazillen und machen so Platz für die Überwucherung mit Pilzen. Neben Antibiotika können auch Chemotherapeutika, Kortison oder Immunsuppressiva eine Pilzinfektion begünstigen.
Nicht selten treten Pilzinfektionen der Scheide gleichzeitig mit bakteriellen Vaginalinfektionen auf. Das Erkennen solcher Mischinfektionen spielt für die weitere Therapie eine bedeutende Rolle.
Eine sexuelle Übertragung von Candida albicans ist grundsätzlich möglich.
+++ Mehr zum Thema: Scheidenpilz +++
Trichomonaden
Trichomonaden (Trichomonas vaginalis) sind Einzeller, die in erster Linie über Geschlechtsverkehr übertragen werden. In seltenen Fällen ist auch eine Infektion in Bädern möglich, beispielsweise beim Sitzen am Beckenrand. Trichomonaden sind sehr empfindlich gegen Austrocknung und brauchen daher ein stets feuchtes Milieu, um überleben zu können.
Ein Viertel der infizierten Frauen zeigt gar keine Symptome, bei Männern ist der Anteil noch wesentlich höher. Aus diesem Grund wird die Infektion häufig nicht erkannt und unwissentlich weitergegeben.
Treten doch Symptome auf, so handelt es sich meist um folgende Beschwerden:
- Schaumiger, gelblich-grüner Ausfluss
- Fischartiger Geruch
- Juckreiz
- Scheide und Schamlippen gerötet und geschwollen
Nach einer akuten, meist schmerzhaften Infektion der Scheide können Trichomonaden ohne Behandlung über lange Zeit in der Scheide verbleiben und so zu einer chronischen Infektion führen.
Die Diagnose der Trichomonaden-Infektion erfolgt mittels Scheidenabstrich, der unter dem Mikroskop untersucht wird (gut erkennbare birnenförmige, bewegliche Geißeltierchen). In unklaren Fällen kann auch das Anlegen einer Kultur bzw. eine Spezialfärbung notwendig werden.
+++ Mehr zum Thema: Trichomonaden-Infektion +++
Viren
Virale Scheideninfektionen werden in der Regel beim Geschlechtsverkehr, aber auch über kontaminierte Gegenstände, wie z.B. gemeinsam benützte Handtücher oder Sexspielzeug, übertragen. Zu den wichtigsten Verursachern viraler Scheideninfektionen zählen humane Papilloma-Viren (HPV) und Herpes-simplex-Viren (HSV).
- Humane Papillomaviren (HPV)
Die Infektion mit HP-Viren gehört zu den häufigsten sexuell übertragenen Viruserkrankungen. Es gibt sehr viele verschiedene Virusarten, etwa 40 davon können zu Veränderungen im Genitalbereich und am After führen. Sehr oft verlaufen HPV-Infektionen ohne Symptome und werden deshalb nicht erkannt.
Treten doch lokale Symptome auf, so handelt es sich meist um Feigwarzen: Stecknadelkopf- bis mehrere Zentimeter große, gutartige Wucherungen an der Genitalhaut. Chronische Infektionen mit sogenannten Hochrisiko-Virustypen können langfristig Gebärmutterhalskrebs auslösen.
- Herpes simplex (Genitalherpes)
Auslöser von Genitalherpes sind die Herpes-Viren vom Virustyp 1 und 2. In etwa 90% der Fälle wird er vom Virustyp 2 verursacht. Die restlichen 10% entfallen auf den Virustyp 1, der hauptsächlich Lippenherpes auslöst, aber auch für die Entstehung von Genitalherpes verantwortlich sein kann.
Typische Symptome einer Herpes-simplex-Infektion:
- Flüssigkeitsgefüllte Hautbläschen mit geröteter Hautumgebung und eitrigen, verkrusteten Belägen im Genitalbereich
- Juckreiz
- Allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber, geschwollene Lymphknoten
Nach der Erstinfektion verbleiben Herpes-Viren lebenslang in Nervenzellen. Durch äußere Reize wie Krankheit, hormonelle Umstellungen oder Stress können sie wieder aktiviert werden.
+++ Mehr zum Thema: Genitalherpes +++
Autoren:
Mag. Astrid Leitner
Medizinisches Review:
Prof. Dr. Gerd Neumann
Redaktionelle Bearbeitung:
Nicole Kolisch
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