Kolpitis

Von , Studentin der Humanmedizin
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

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Kolpitis (Vaginitis) ist eine Entzündung der Scheide, die Bakterien, Pilze oder andere Krankheitserreger hervorrufen. Ein verstärkter Ausfluss sowie Schmerzen und Brennen sind Anzeichen für eine Kolpitis. Teilweise zeigen sich auch keine Symptome. Welche Behandlung und ob Hausmittel bei der Kolpitis Anwendung finden sowie alles Weitere lesen Sie hier.

Kolpitis schmerzhafte Scheidenentzündung

Kurzübersicht

  • Symptome: Ausfluss, teilweise mit unangenehm fischartigem Geruch, Schmerzen, Brennen, Jucken, häufiges Wasserlassen
  • Behandlung: Je nach Ursache, meist Antibiotika oder andere Medikamente in Form von Salben, Zäpfchen oder Tabletten
  • Ursachen und Risikofaktoren: Infektion, meist durch Bakterien, Pilze, Viren oder Einzeller, teilweise durch Chemikalien oder Fremdkörper; Wechseljahre
  • Diagnose: Gespräch und körperliche Untersuchung beim Frauenarzt, Abstriche und mikroskopische Untersuchung
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Bei frühzeitiger Behandlung gute und komplikationslose Heilungschancen, ohne Behandlung Gefahr der aufsteigenden Infektion mit möglicher Unfruchtbarkeit
  • Vorbeugen: Auf gesunde Vaginalflora achten

Was ist eine Kolpitis?

Kolpitis (oder Vaginitis) ist der medizinische Fachbegriff für eine akute oder chronische Scheidenentzündung. Die Kolpitis gehört zu den häufigsten Infektionen im weiblichen Genitalbereich und betrifft Frauen jeden Alters. Sie entsteht durch verschiedene Arten von Krankheitserregern, meist Bakterien, sowie durch mechanische oder chemische Reizung. In vielen Fällen ist zugleich auch die Vulva entzündet, also der äussere weibliche Genitalbereich (vom Schamhügel bis zum Scheidenvorhof). Mediziner sprechen dann von einer Vulvovaginitis.

Normalerweise überleben Krankheitserreger in der Scheide nicht, weil das dort herrschende Milieu zu sauer dafür ist. Für den Säuregrad verantwortlich ist die gesunde Scheidenflora, die hauptsächlich aus Milchsäurebakterien (Laktobazillen) besteht. Indem diese Zucker aus den Scheidenzellen zu Milchsäure abbauen, sorgen sie für einen niedrigen pH-Wert in der Vagina – als Schutz vor Infektionen wie einer Kolpitis.

Einen entscheidenden Einfluss auf die Schleimhaut und das saure Milieu der Scheide hat das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Es unterstützt das Wachstum und die regelmässige Erneuerung der Scheidenschleimhaut. Ausserdem lässt Östrogen den Zuckergehalt in der Scheide ansteigen, wodurch sich die gesunden Milchsäurebakterien vermehren.

Zwei Formen von Kolpitis

Mediziner unterscheiden zwei Formen der Kolpitis:

  • Primäre Kolpitis: Eine grössere Zahl Krankheitserreger gelangt in die Scheide und bringt die natürliche Scheidenflora so durcheinander, dass es zu einer Entzündung kommt.
  • Sekundäre Kolpitis: Das Milieu der Scheide ist derart gestört, dass sich vereinzelt vorhandene krankmachende Bakterien vermehren und eine Entzündung auslösen.

Welche Symptome treten bei einer Kolpitis auf?

Das wichtigste Anzeichen einer Scheidenentzündung ist ein vermehrter Ausfluss. Mediziner sprechen hierbei von Fluor vaginalis. Die Konsistenz des Ausflusses hängt von den verursachenden Keimen ab.

  • Bakterien: Ein farbloser bis grauer, dünnflüssiger Ausfluss deutet auf eine bakterielle Vaginose hin, eine häufige Form der bakteriellen Kolpitis, verursacht durch anaerobe Bakterien wie Gardnerella. Typisch ist hier ein unangenehmer, fischartiger Geruch. Daneben gibt es weitere bakterielle Auslöser wie Chlamydia trachomatis, aerobe Bakterien oder Mykoplasmen.
  • Pilze: Infektionen mit Candida-Pilzen lösen einen weiss-gelblichen, cremig bis bröckeligen, geruchlosen Ausfluss und starken Juckreiz aus.
  • Einzeller (Protozoen): Verursachen Trichomonaden (einzellige Parasiten) die Kolpitis (Trichomonaden-Kolpitis), ist der Ausfluss gelb-grün, schaumig, übelriechend und von Juckreiz begleitet.

Weitere häufige Symptome einer Kolpitis sind Schmerzen und Brennen im Bereich der Scheide. Die Schmerzen treten beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) oder auch unabhängig von mechanischer Reizung auf. Auch Schmerzen beim Wasserlassen zeigen sich manchmal bei einer Vaginitis.

Je nach Ursache zeigen sich zudem in der Scheide unterschiedliche Schleimhautveränderungen wie fleckförmige oder diffuse Rötungen, Papeln oder flache und leicht blutende Geschwüre (Ulzera).

In vielen Fällen breitet sich die Scheidenentzündung auf die Vulva aus, vor allem bei der Pilzinfektion der Scheide. Diese Vulvovaginitis äussert sich durch Rötungen, Jucken oder Schmerzen im Bereich der Schamlippen.

In manchen Fällen bleibt eine Kolpitis aber auch asymptomatisch, verläuft also ohne Beschwerden.

Wie wird eine Kolpitis behandelt?

Die Behandlung der infektionsbedingten Kolpitis richtet sich nach dem Erreger beziehungsweise den Erregern. So setzen Ärzte zum Beispiel gegen Bakterien Antibiotika (wie Metronidazol) ein und gegen Pilze sogenannte Antimykotika (wie Clotrimazol). Manchmal verschreiben sie auch antiseptische Mittel (Betaisodona). Sie wirken gegen Bakterien, Pilze, Viren und Einzeller.

Die Wirkstoffe wirken je nach Darreichungsform örtlich (etwa in Form von Zäpfchen oder Cremes) oder systemisch, also über die Aufnahme in den Blutkreislauf (meist als Tabletten). Bei sexuell übertragbaren Erregern der Scheidenentzündung, wie die Chlamydien oder Trichomonaden, ist es erforderlich, auch den Partner mitzubehandeln.

Wenn sich keine Krankheitserreger als Ursache der Kolpitis finden lassen, aber eine Fehlbesiedelung der Scheide (Dysbiose) vorliegt, kommen Medikamente zum Einsatz (etwa mit Probiotika), welche die Scheidenflora wieder ins Gleichgewicht bringen.

Die atrophische Kolpitis lässt sich mit Hormonpräparaten behandeln – mittels Östrogenpräparaten, zur lokal Anwendung als Salbe oder in Tablettenform. Besteht ein Eisenmangel, verordnet der Arzt auch dafür entsprechende Medikamente, um diese Ursache zu beheben. Bei ständig wiederkehrenden Scheideninfektionen besteht die Möglichkeit einer Impfung. Diese gibt es erst seit ein paar Jahren. Die Kosten hat die Betroffene meist selbst zu tragen.

Welche Hausmittel können zur Behandlung verwendet werden?

Einige Frauen verwenden verschiedene Naturprodukte gegen die Beschwerden einer Scheidenentzündung. Besondere Vorsicht ist allerdings bei Anwendungen von mit Naturjoghurt oder Milch getränkten Tampons, die in die Scheide eingeführt werden, geboten sowie bei Sitzbädern mit beispielsweise Apfelessig. Auf diese Weise besteht das Risiko, weitere Keime in die Vagina einzubringen sowie das Scheidenmilieu durch scharfe Substanzen wie Essig zu stören und die Schleimhäute zusätzlich zu reizen.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Wie kommt es zu einer Kolpitis?

Am häufigsten verursachen Bakterien eine Kolpitis, zum Beispiel durch Staphylokokken, Streptokokken oder Escherichia coli. Bei der Besiedlung mit anaeroben Bakterien (also solchen, die ohne Sauerstoff auskommen) wie Gardnerella vaginalis, bezeichnen Ärzte die Scheidenentzündung auch als bakterielle Vaginose. Ein weiterer bakterieller Erreger einer Scheidenentzündung sind Gonokokken – die Erreger der sexuell übertragbaren Erkrankung Gonorrhoe (Tripper).

Abgesehen von Bakterien rufen weitere Krankheitserreger wie Pilze (Candida-Pilze), Viren (wie HPV-Viren oder Herpes-Viren) oder einzellige Parasiten (wie Trichomonaden) eine Kolpitis hervor.

Neben dieser infektionsbedingten Vaginitis gibt es Formen von Scheidenentzündung, die etwa durch Chemikalien oder andere Reizstoffe hervorgerufen werden. Die Ursache einer traumatischen Kolpitis ist meist ein Fremdkörper in der Scheide, beispielsweise ein vergessenes Tampon oder ein Pessar.

Auch die atrophische Kolpitis, mitunter als Kolpitis senilis bezeichnet, zählt zu den nicht infektionsbedingten Scheidenentzündungen. Sie tritt bei Frauen in oder nach den Wechseljahren auf, weil sich bei ihnen durch den zunehmenden Östrogenmangel die Scheidenschleimhaut nicht mehr vollständig aufbaut. Dadurch ist die lokale Abwehr von Krankheitserregern vermindert. Im weiteren Verlauf der zunächst nicht infektiösen Scheidenentzündung siedeln sich daher Keime wie Bakterien oder Pilze leicht an und vermehren sich. 

Risikofaktoren einer Kolpitis

An der Entstehung einer Scheidenentzündung sind oft verschiedene Risikofaktoren beteiligt. Eine Rolle spielen zum Beispiel mangelhafte oder übertriebene Hygiene, häufiger Partnerwechsel und Fremdkörper in der Scheide. Auch Stoffwechselkrankheiten begünstigen eine Kolpitis. Dazu zählen beispielsweise:

Auch Eisenmangel, Tumoren, Operationen und eine genetische Veranlagung tragen zur Entstehung einer Kolpitis bei. Das Gleiche gilt für bestimmte Medikamente wie Antibiotika, Kortikosteroide ("Kortison") und Krebsmedikamente.

All diese Faktoren beeinflussen die Scheidenflora negativ und bereiten auf diese Weise einer Vaginitis den Weg. Grundsätzlich besteht aber auch bei einer gesunden Scheidenflora die Möglichkeit, eine Kolpitis zu entwickeln.

Wie wird eine Kolpitis festgestellt?

Bei dem Verdacht auf eine Kolpitis ist der Frauenarzt (Gynäkologe) der richtige Ansprechpartner. Im Rahmen eines ersten Gesprächs erhebt dieser die Krankengeschichte (Anamnese). Dabei haben Sie die Möglichkeit, Ihre Symptome und Beschwerden genau zu schildern. Der Arzt stellt Ihnen gezielte Fragen, zum Beispiel, ob Sie solche Beschwerden in der Vergangenheit schon einmal hatten oder ob Sie Medikamente einnehmen.

Nach der Anamnese findet eine gynäkologische Untersuchung statt. Dabei schaut sich der Arzt die Scheidenschleimhaut genau an. Eine entzündete Schleimhaut erkennt der Arzt zum Beispiel an Rötungen und Schwellungen. Gelegentlich sind kleine Bläschen oder Geschwüre auf der Scheidenschleimhaut zu erkennen. Auch der vermehrte Ausfluss, der unter Umständen in der Scheide sichtbar ist, ist ein Hinweis auf eine Kolpitis.

Um eventuelle Erreger der Kolpitis zu identifizieren, nimmt der Arzt Abstriche von der Scheidenschleimhaut. Unter dem Mikroskop lässt sich in den Abstrichen erkennen, ob sich zum Beispiel Pilze, Bakterien oder Würmer in der Vagina ausgebreitet haben. Zum genaueren Nachweis lassen Ärzte manchmal im Labor eine Kultur des Erregers anlegen.

Bei älteren Frauen liegt oft eine atrophische Kolpitis vor. Dabei lassen sich meist keine Krankheitserreger nachweisen.

Wichtig bei Verdacht auf eine Kolpitis ist der Ausschluss anderer Ursachen für die Beschwerden. So ist zum Beispiel bei älteren Frauen mit Kolpitis immer ein eventueller Krebstumor diagnostisch abzuklären.

Zusätzlich ermittelt der Arzt mögliche Risikofaktoren der Kolpitis, wie zum Beispiel bestimmte Stoffwechselerkrankungen oder eine falsche Hygienetechnik. Es ist ratsam, solche Faktoren nach Möglichkeit zu beseitigen oder zumindest zu verringern, um das Risiko einer erneuten Scheidenentzündung zu senken.

Wie verläuft eine Kolpitis?

Mit einer rechtzeitigen und konsequent durchgeführten Therapie ist eine Scheidenentzündung gut zu behandeln. In der Regel heilt sie ohne Komplikationen ab. Manchmal weitet sich die Entzündung allerdings durch das Aufsteigen der Keime aus. In manchen Fällen kommt es dann etwa zu einer Entzündung des Gebärmutterhalses (Zervizitis), der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) oder der Eileiter (Adnexitis). Kommt es zur Entzündung der Eileiter und Eierstöcke, führt dies unbehandelt in manchen Fällen zu Unfruchtbarkeit.

Um nach einer ausgeheilten Kolpitis das Risiko einer erneuten Entzündung zu senken, ist es ratsam, bestehende Risikofaktoren zu beseitigen oder zu verringern. Zu vermeiden ist zum Beispiel eine übertriebene Intimhygiene, da sie die Scheidenflora stört. Es ist daher empfehlenswert, auf Vaginalspülungen und Intimkosmetika (wie Intimdeos) zu verzichten, die nicht auf das saure Scheidenmilieu abgestimmt sind.

Allerdings begünstigt auch eine mangelnde Intimhygiene eine Kolpitis.

Kolpitis in der Schwangerschaft

Es ist möglich, dass eine Scheidenentzündung in der Schwangerschaft vorzeitige Wehen oder einen verfrühten Blasensprung und damit eine Fehlgeburt auslöst. Eine Kolpitis ist bei Schwangeren daher unbedingt zu behandeln.

Weil die Möglichkeit besteht, dass die Erreger einer Scheidenentzündung (wie Herpes-Viren, Gonokokken oder Chlamydien) während der natürlichen Geburt das Neugeborene infizieren, führen Ärzte bei Hochschwangeren mit akuter Kolpitis meist einen Kaiserschnitt durch. 

Lässt sich einer Kolpitis vorbeugen?

Es gibt einige Aspekte, die eine gesunde Scheidenflora unterstützen und damit das Risiko für eine Kolpitis senken. Unter anderem sind dies Folgende:

  • Vermeiden Sie zu häufiges Waschen und zu seltenes Waschen des Intimbereichs.
  • Verwenden Sie keine Vaginalspülungen oder Intimdeos, da diese meist die gesunde Scheidenflora zerstören.
  • Tragen Sie Unterwäsche aus Materialien, die luftdurchlässig sind wie Baumwolle und die bei 60 Grad waschbar ist.
  • Vermeiden Sie Slipeinlagen mit Plastikfolie, da die Luftzirkulation dadurch eingeschränkt ist.
  • Unterstützen Sie Ihr Immunsystem und damit eine gesunde Vaginalflora durch regelmässigen Sport und Entspannung sowie eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sophie Matzik

Sophie Matzik ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion.

ICD-Codes:
N76
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
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