Konzentrationsschwäche

Von , Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Unter Konzentrationsschwäche leidet jeder Mensch ab und zu. Es gelingt einem dann nicht mehr, sich länger aufmerksam mit etwas zu befassen und sich darauf zu konzentrieren. Die Konzentrationsschwäche kann unterschiedlichste Ursachen haben. Lesen Sie hier, welche das sein können und was sich gegen Konzentrationsschwäche tun lässt.

Konzentrationsschwäche

Kurzübersicht

  • Ursachen: z.B. psychische Überlastung, Schlafstörungen, Nährstoffmangel, zu wenig Bewegung, Durchblutungsstörungen, Demenz, Nierenschwäche (Niereninsuffizienz), Magersucht, niedriger Blutdruck, Schilddrüsenunterfunktion
  • Konzentrationsschwäche bei Kindern: oft erkennbar an Flüchtigkeitsfehlern (etwa bei Rechenaufgaben) oder leichtem Abgelenktsein. Häufige Ursachen sind z.B. Überforderung, Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ADHS oder mangelnde Muskelspannung
  • Was hilft bei Konzentrationsschwäche? Je nach Ursache z.B. regelmässige Ruhepausen, regelmässiger Schlafrhythmus, mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, Entspannungstechniken, Behandlung einer Grunderkrankung (z.B. Einnahme von Schilddrüsenhormonen bei Unterfunktion)

Konzentrationsschwäche: Ursachen und mögliche Erkrankungen

Die Begriffe Konzentrationsschwäche oder Konzentrationsstörung beschreiben die verringerte Fähigkeit eines Menschen, sich über einen längeren Zeitraum mit einer bestimmten Aufgabe zu befassen. Wer sich nicht richtig konzentrieren kann, lässt sich leicht durch äussere Reize ablenken, und seine Gedanken schweifen schnell ab.

Eine Konzentrationsschwäche kann vorübergehend und harmlos sein oder aber auf eine ernste Erkrankungen hinweisen. Mögliche Ursachen von Konzentrationsschwäche sind zum Beispiel:

  • psychische Überlastung: Berufliche und/oder private Überforderung, starker Stress und Zeitdruck bis hin zum Burnout sind mögliche Ursachen für Konzentrationsstörungen. Kurzfristig kann Anspannung zwar leistungsfähiger machen; auf Dauer erschöpft sie aber die körpereigenen (Konzentrations-)Reserven.
  • Schlafmangel bzw. Schlafstörung: Wer – aus welchem Grund auch immer – zu wenig schläft, hat tagsüber mit Konzentrationsschwäche zu kämpfen. Denn Schlafmangel reduziert unter anderem die Aktivität bestimmter Hirnregionen, die die Aufmerksamkeit steuern.
  • falsche bzw. mangelnde Ernährung: Das Gehirn braucht ausreichend Kohlenhydrate, Eiweiss, Fett, Vitamine, Mineralstoffe und Wasser, um optimal arbeiten zu können. Eine unregelmässige oder unzureichende Zufuhr an Kohlenhydraten etwa (z.B. bei Magersucht) bewirkt Blutzuckerschwankungen. Diese können Leistungsabfall und Konzentrationsschwäche nach sich ziehen. Auch ein Mangel an anderen Nährstoffen wie B-Vitaminen, Eisen oder Magnesium kann Konzentrationsstörungen verursachen.
  • Bewegungsmangel: Mangelnde körperliche Aktivität kann eine Konzentrationsschwäche auslösen. Denn wer sich nicht bewegt, beraubt den Körper einer wichtigen Möglichkeit zur besseren Durchblutung – und damit auch das Gehirn einer besseren Versorgung mit Sauerstoff.
  • Alkoholentzugssyndrom: Konzentrationsstörungen sowie motorische und innere Unruhe sind häufige Symptome bei einem Entzug der Droge Alkohol.
  • gestörte Hirndurchblutung: Eine Konzentrationsschwäche kann auch durch einen Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst werden. Ein häufiger Grund für eine solche Mangeldurchblutung des Gehirns ist die "Verkalkung" (Arteriosklerose) von Hirngefässen.
  • Demenz: Demenzerkrankungen wie Alzheimer gehen unter anderem mit Gedächtnis-, Orientierungs- und Konzentrationsstörungen einher, zum Beispiel, weil das Gehirn nicht mehr richtig durchblutet wird, Gehirnzellen absterben oder sich Eiweiss im Gehirn ablagert.
  • Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne (ADS) oder mit Hyperaktivität (ADHS): Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene können an ADS beziehungsweise ADHS leiden. Die Erkrankung ist unter anderem mit Konzentrationsstörungen verbunden, da im Gehirn bestimmte Regelkreise gestört sind, die unter anderem die Aufmerksamkeit steuern.
  • Niedriger Blutdruck (Hypotonie): Konzentrationsstörungen sind typische Symptome einer Hypotonie, da die Durchblutung des Gehirns gedrosselt ist. Ebenso können Leistungsmangel, Müdigkeit, Herzklopfen sowie kalte Hände und Füsse auf niedrigen Blutdruck hinweisen.
  • andere Erkrankungen und Gesundheitsstörungen: Konzentrationsschwäche kann als Begleitsymptom verschiedener Erkrankungen und gesundheitlicher Störungen auftreten, so etwa bei Schilddrüsenunterfunktion, Nierenschwäche, Depression und Überzuckerung (Hyperglykämie)
  • Krebsmedikamente: Das Zellwachstum hemmende Medikamente, wie sie bei einer Chemotherapie verabreicht werden, können als Nebenwirkung Denk- und Konzentrationsstörungen auslösen. Mediziner sprechen vom "Chemobrain". Der Grund für diese Nebenwirkung ist noch unklar. Möglicherweise schädigen manche Medikamente bestimmte Hirnzellen, beeinträchtigen bestimmte Gehirnareale und -aktivitäten oder behindern die Produktion bestimmter Hormone.

Konzentrationsschwäche: Was hilft?

In vielen Fällen können Sie selber etwas gegen Konzentrationsschwäche tun. Folgende allgemeine Tipps können sowohl Kindern als auch Erwachsenen helfen:

  • richtige Ernährung: Ernähren Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich, um Ihr Gehirn mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Das verhindert eine Konzentrationsschwäche aufgrund von Mangelernährung.
  • ausreichend trinken: Trinken Sie etwa zwei Liter Flüssigkeit am Tag. Am besten sind Wasser, Mineralwasser und (ungesüsster) Tee. Ein "durstiges" Gehirn kann nicht optimal arbeiten, was eine Konzentrationsschwäche begünstigt.
  • Gemussmittel meiden: Konsumieren Sie nicht zu viel Koffein, Nikotin und Alkohol.
  • keine Beruhigungs- und Aufputschmittel: Verzichten Sie nach Möglichkeit auf solche Medikamente.
  • regelmässige Ruhepausen: Sorgen Sie dafür, dass sich Ihr Körper und Geist von Zeit zu Zeit erholen können – besonders, wenn Stress und Überlastung als Ursache für Konzentrationsschwäche infrage kommen. Empfehlenswert sind zum Beispiel Spaziergänge an der frischen Luft.
  • gesunder Schlaf: Sorgen Sie für ausreichend Schlaf, um Konzentrationsstörungen zu beseitigen beziehungsweise gar nicht erst aufkommen zu lassen. Halten Sie sich möglichst an feste Schlafens- und Aufstehzeiten.
  • Entspannungstechniken: Bei viel Stress und Hektik im Alltag sowie bei nervös-bedingten Schlafproblemen können Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Yoga oder Progressive Muskelentspannung helfen.
  • Medienkonsum in Massen: Schränken Sie den Medienkonsum (Fernseher, Computer, Smartphone etc.) und übermässige Beschallung (Stereoanlage, Kopfhörer etc.) ein. Muss das Gehirn mit zu vielen äusseren Reizen zurechtkommen, fällt einem die Konzentration zunehmend schwer.
  • Ohrmassage: Sie können Ihre Konzentration auch mit einer Ohrmassage steigern. Dazu kneten Sie die Ohrmuscheln eine Minute lang kräftig mit den Fingerspitzen. Danach streichen Sie die Ohrmuscheln zu den Ohrläppchen hin aus.
  • Atemübungen: Folgende Übung zur Verbesserung der Konzentration und zum Stressabbau sollten Sie mehrmals am Tag durchführen: Gerade hinsetzen und die Füsse dabei nebeneinander auf den Boden stellen. Die Hände auf die Oberschenkel legen, die Augen schliessen und langsam mehrmals tief ein- und ausatmen.
  • Über-Kreuz-Bewegungen: Sie eignen sich ebenfalls bei Konzentrationsschwäche, weil sie die Zusammenarbeit der linken und rechten Hirnhälfte fördern. Beispielsweise im Wechsel den rechten Ellenbogen zum linken angehobenen Knie führen und den linken Ellenbogen zum rechten angehobenen Knie.
  • Heilpflanzen: Extrakte aus der Ginsengwurzel etwa kommen häufig bei Erschöpfungszuständen und leichten Konzentrationsstörungen im mittleren bis höheren Lebensalter zum Einsatz. Ginkgoextrakte sollen die Hirndurchblutung verbessern, weshalb sie etwa gegen Konzentrationsschwäche infolge von Alzheimer oder mangelnder Hirndurchblutung empfohlen werden.
  • ätherische Öle: Eine Duftlampe mit einigen Tropfen an ätherischen Ölen kann ebenfalls gegen Konzentrationsschwäche helfen. Geeignet sind zum Beispiel Lavendel-, Bergamotte- und Rosmarinöl. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Sie zu Allergien neigen!
  • homöopathische Mittel: Homöopathie kennt ebenfalls verschiedene Mittel gegen Konzentrationsstörungen, so zum Beispiel Avena sativa D3 (Leistungsschwäche und Erschöpfung), Kalium phosphoricum D6 (bei Vergesslichkeit) und Aethusa cynapium D6 (bei Konzentrationsschwäche).

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen. Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind ausserdem in der Wissenschaft umstritten und durch Studien nicht eindeutig belegt.

Konzentrationsschwäche bei Kindern

Die möglichen Ursachen für Konzentrationsstörungen bei Kindern sind im Prinzip die gleichen wie bei Erwachsenen. Am häufigsten hat die mangelnde Konzentration bei Sprösslingen folgende Gründe:

  • Überlastung und Stress: Oft ist eine Überlastung in der Schule und Familie oder eine zu straffe, übervolle Freizeitplanung ohne ausreichende Ruhepausen schuld an der Konzentrationsschwäche.
  • psychische Belastungen: Schlafmangel, Stress und emotionale Unausgeglichenheit sind ebenfalls mögliche Ursachen für die Konzentrationsschwäche bei Kindern. Belastende Erlebnisse, die ein Kind nicht so einfach wegstecken kann, wirken sich negativ auf die Konzentration aus.
  • ADHS: Wird die Konzentrationsschwäche von Impulsivität und Hyperaktivität begleitet, kann ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) dahinterstecken. Seltener tritt eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität (ADS) auf, aber auch sie kann Konzentrationsschwäche verursachen.
  • körperliche Ursachen: Auch körperliche Ursachen können hinter Konzentrationsstörungen bei Kindern stecken, zum Beispiel Ungleichgewichte im Hormon- oder Mineralstoffhaushalt, Bewegungsmangel, Grippe, Lungenentzündung, Gehirnprellung, Unverträglichkeiten (etwa gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln oder Chemikalien) sowie Umweltgifte.
  • mangelnde Muskelspannung: Sogar eine unzureichende Muskelspannung kann eine Konzentrationsstörung verursachen. Muss sich ein Kind beispielsweise in der Schule ständig aktiv bemühen, aufrecht zu sitzen, bleibt nicht mehr genug Energie, um sich auf den Unterricht zu konzentrieren.

Eine Konzentrationsschwäche bei Kindern erkennen

Erkennen lässt sich eine Konzentrationsstörung bei Kindern, wenn der Nachwuchs viele Dinge vergisst, sich leicht ablenken lässt oder bei Schularbeiten häufig Flüchtligkeitsfehler macht. Kinderärzte empfehlen manchmal folgenden Test: Sprechen Sie mit Ihrem Kind, während es malt oder schreibt. Hört es dann mit dieser Tätigkeit auf, kann dies ein Hinweis auf eine Konzentrationsschwäche sein. Ein voll konzentriertes Kind würde sich nicht durch das Gespräch von seinem Tun ablenken lassen.

Konzentrationsschwäche: Wann zum Arzt?

Wenn Sie die Konzentrationsschwäche als extrem unangenehm oder sogar bedrohlich empfinden, sollten Sie zum Arzt gehen. Das Gleiche gilt, wenn die Konzentrationsstörungen plötzlich auftreten, sich nicht erklären lassen (etwa durch ungewöhnlich viel Stress) oder sich verschlimmern.

Eine häufige und unerklärliche Konzentrationsschwäche bei Kindern sollte ebenfalls ärztlich abgeklärt werden.

Konzentrationsschwäche: Was macht der Arzt?

Der Arzt wird sich zunächst mit dem Patienten ausführlich über dessen Krankenvorgeschichte (Anamnese) unterhalten. Eine körperliche Untersuchung und eventuell weitere Untersuchungsmethoden können helfen, eine organische Ursache für die Konzentrationsschwäche abzuklären.

So kann der Arzt zum Beispiel Blutuntersuchungen (etwa bei Verdacht auf Eisenmangel, Nierenschwäche oder Schilddrüsenunterfunktion) oder Blutdruckmessungen (bei Verdacht auf niedrigen Blutdruck) durchführen oder bildgebende Verfahren (bei Verdacht auf Arteriosklerose oder Demenz) anwenden.

Steckt eine Grunderkrankung hinter der Konzentrationsschwäche, wird der Arzt diese behandeln. Damit verbessert sich meist auch die Konzentrationsfähigkeit.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Buchta, M. et al.: Das Zweite StEx: Basiswissen Klinische Medizin für Examen und Praxis, Springer Verlag, 2. Auflage, 2004
  • Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM): "Patientenratgeber Schlaf und Schlafstörungen bei Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen", unter: www.dgsm.de (Abrufdatum: 19.05.2023)
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  • Lentz, C.: Krankheiten selbst behandeln, Humboldt/Schluetersche, 2011
  • National Health Service (NHS) Glasgow and Clyde: Attention and Concentration, unter: www.nhsggc.org.uk (Abrufdatum: 19.05.2023)
  • Nguyen L.D. et Ehrlich B.E.: Cellular mechanisms and treatments for chemobrain: insight from aging and neurodegenerative diseases, in: EMBO Mol Med. 2020 Jun 8; 12(6):e12075; doi: 10.15252/emmm.202012075
  • Robert-Koch-Institut (RKI): Themenblatt: Stressbelastung bei Kindern und Jugendlichen, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 19.05.2023)
  • Santos R.M.S. et al. : The Association between Screen Time and Attention in Children: A Systematic Review, in: Dev Neuropsychol. 2022 Jul;47(4):175-192; doi: 10.1080/87565641.2022.2064863
  • Sarkady, C. et al.: Das große Buch der Homöopathie, Circon Verlag, 2016
  • Stute P.: „Brain fog“ in den Wechseljahren [Brain fog during menopause], in: Gynakol Endokrinol. 2023; 21(1):62-63. German; doi: 10.1007/s10304-022-00488-w
  • Volz, H.-P. & Kasper, S. (Hrsg.): Psychiatrie und Psychotherapie compact, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage 2014
  • Wehner, L. & Huto, B.: Methoden- und Praxisbuch der Sensorischen Aktivierung, Springer Verlag, 2011
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