Borreliose - Symptome
Borreliose-Symptome können je nach Ausprägung und Krankheitsstadium sehr unterschiedlich ausfallen. Gerade zu Beginn der Infektion ist es wichtig, die Anzeichen sicher zu erkennen und zu behandeln. So lassen sich Komplikationen vermeiden. In einer späten Phase sind die Symptome bei Borreliose sehr vielfältig und daher schwerer zu interpretieren. Lesen Sie hier, woran Sie Borreliose erkennen.
Borreliose: Stadien bzw. Manifestationen
Viele Infizierte entwickeln keinerlei Borreliose-Symptome. Bei den übrigen ist das Beschwerdebild vielgestaltig. Bei vielen, aber nicht allen Infizierten vermehren sich die Borrelien-Bakterien lokal im Bereich der Eintrittsstelle (Zechenstich) und rufen dadurch eine wandernde Hautrötung ("Wanderröte") hervor. Mediziner sprechen von Erythema migrans.
Im weiteren Verlauf - egal, ob mit oder ohne Auftreten der "Wanderröte" - können sich die Borreliose-Erreger über die Blutbahn allmählich im ganzen Körper ausbreiten ("disseminieren"). Das bedeutet: Im Verlauf der Infektion können sich die Borrelien-Symptome verändern und verschlimmern.
Früher unterschieden Mediziner je nach auftretenden Beschwerden drei aufeinanderfolgende Borreliose-Stadien. In vielen Fällen hält sich die Erkrankung aber nicht an die Reihenfolge dieser Stadien. Stattdessen können die verschiedenen Borreliose-Symptome und -Krankheitsformen sowohl einzeln als auch in unterschiedlichen Kombinationen auftreten.
Deshalb unterscheidet man mittlerweile beim Borreliose-Verlauf zwischen:
- Frühmanifestationen: Borreliose-Symptome, die Tage bis Wochen (manchmal auch wenige Monate) nach der Ansteckung auftreten (wie "Wanderröte", akute/frühe Neuroborreliose)
- Spätmanifestationen: Borreliose-Symptome, die Monate bis Jahre nach der Ansteckung auftauchen (z.B. Lyme-Arthritis, chronische/späte Neuroborreliose)
Borreliose: Frühmanifestationen
Bei den Borreliose-Frühmanifestationen unterscheiden Mediziner ein früh lokalisiertes Stadium (früh auftretendes Borreliose-Stadium im Bereich der Eintrittsstelle) und ein früh disseminiertes Stadium (Borreliose-Symptome einer frühen Ausbreitung im Körper).
Früh lokalisiertes Stadium
Das häufigste Borreliose-Symptom dieser Krankheitsphase ist eine typische Hautrötung, die sogenannte Borreliose-Wanderröte (Erythema migrans). Sie taucht etwa sieben bis zehn Tage (3-30 Tage) nach der Infektion auf und breitet sich ausgehend von der Zeckenstichstelle kreisförmig aus. Im Verlauf wird sie in der Mitte oft blasser, sodass sie dann ringförmig aussieht. Ihr Durchmesser beträgt mindestens fünf Zentimeter.
Bleibt die Wanderröte mehrere Wochen oder Monate bestehen, sprechen Mediziner vom Erythema chronicum migrans.
Die Hautrötung bei Borreliose kann auch untypisch ausfallen. Sie kann zum Beispiel nicht wandern, nicht randbetont sein, unregelmässig fleckig aussehen oder sich nur auf erwärmter Haut zeigen. Mediziner sprechen hier von einem atypischen Erythema migrans.
Seltener als die "Wanderröte" tritt im früh lokalisierten Borreliose-Stadium das Borreliose-Lymphozytom auf. Dabei handelt es sich um ein kleines, bläulich-rotes Hautknötchen. Es entsteht durch die Vergrösserung bzw. Vermehrung (Hyperplasie) bestimmter Abwehrzellen des Immunsystems. Es bildet sich bevorzugt im Bereich der Brustwarzen, im Genitalbereich, an den Ohrläppchen oder Nasenflügeln. Betroffen sind vor allem Kinder.
Früh disseminiertes Stadium
Borreliose-Symptome, die auf einer frühen Ausbreitung der Erreger im Körper beruhen, können diverse Organe betreffen.
Im Bereich der Haut entwickeln manche Betroffene die oben erwähnte Wanderröte an mehreren Körperstellen (multiple Erythemata migrantia) und/oder multiple Hautknötchen (multiple Borrelien-Lymphozytome).
Ebenfalls möglich sind unspezifische Borreliose-Anzeichen. Das sind allgemeine Beschwerden, wie sie auch bei vielen anderen Erkrankungen auftreten. Dazu zählen beispielsweise Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schweissausbrüche, Magen-Darm-Beschwerden und geschwollene Lymphknoten.
Frühe Neuroborreliose-Symptome
Bei einigen Patienten kommt es zu einem frühen Befall des Nervensystems. Diese "frühe Neuroborreliose" zeigt sich typischerweise in einer Entzündung der Nervenwurzeln des Rückenmarks (Radikulitis). Charakteristische Symptome dieser Entzündung sind quälende Nervenschmerzen, die Betroffene als brennend, bohrend, reissend oder beissend beschreiben.
Die Schmerzen treten vor allem nachts auf und betreffen zuerst meist den Körperteil des Zeckenstichs. Zusätzlich entwickelt sich häufig eine ein- oder beidseitige Gesichtslähmung (Fazialisparese), indem die Infektion auf den 7. Hirnnerv übergreift. Auch Missempfindungen können auftreten.
Bei Kindern äussert sich die frühe Neuroborreliose oft in einer alleinigen Gesichtslähmung oder in einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Letztere ist etwa an Nackensteife, Kopfschmerzen, Lichtscheu, Übelkeit und Erbrechen erkennbar.
Borreliose-Symptome anderer Organe
Im früh disseminierten Borreliose-Stadium kann sich auch eine frühe (flüchtige) Gelenkentzündung entwickeln (Lyme-Arthritis) mit schmerzhafter Gelenkschwellung. Häufiger taucht die Lyme-Arthritis aber als Spätmanifestation einer Borreliose auf (siehe unten).
Eher selten beobachtet man bei Borreliose im früh disseminierten Stadium einen Befall des Herzens. Mediziner sprechen dann von einer Lyme-Karditis. Borreliose-Symptome bei einer solchen Entzündung des Herzens sind oft Herzrhythmusstörungen. Unter Umständen kommen Atembeschwerden und Brustschmerzen hinzu.
Ganz selten ist eine Augenbeteiligung bei Borreliose. Dabei können sich verschiedene Augenteile entzünden, beispielsweise die Bindehaut, die Hornhaut oder der Sehnerv.
Borreliose: Spätmanifestationen
Borreliose-Symptome, die Monate bis Jahre nach der Infektion auftauchen, sind selten. Sie betreffen meist die Gelenke - in Form einer chronischen Lyme-Arthritis. Betroffene Patienten entwickeln eine schubweise oder chronisch verlaufende Entzündung von einem oder mehreren Gelenken.
Meist sind die Kniegelenke betroffen, seltener andere grosse Gelenke wie Sprung- oder Ellenbogengelenk. Die Patienten klagen über Schmerzen und Schwellungen im Gelenksbereich. Die Beschwerden können abwechselnd abklingen und wieder aufflammen. Zudem springen sie oft von Gelenk zu Gelenk.
Entzündungen der kleinen Gelenke oder der Kreuz-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke) sowie Gelenkentzündungen im Bereich des Achsenskeletts sind keine Anzeichen für Borreliose.
Späte Haut-Borreliose-Symptome
Seltener betreffen späte Borreliose-Symptome die Haut in Form einer chronischen Hautentzündung (Acrodermatitis chronica atrophicans). Am häufigsten sind ältere Frauen davon betroffen. Die chronisch entzündeten Hautstellen finden sich vor allem an den Streckseiten der Arme und Beine sowie an den Fingern und Zehen.
Dabei ist die Haut zuerst gerötet und geschwollen (infiltratives Stadium). Später wird sie papierdünn, haarlos, manchmal glänzend und faltenreich mit blaugrauer oder bläulich-violetter Verfärbung und deutlich erkennbaren Venen (atrophes Stadium). Gelegentlich bilden sich stellenweise auch bläulich-rote Bindegewebsknoten, meist nahe einem Gelenk.
Späte Neuroborreliose-Symptome
Ganz selten entwickelt sich eine späte (chronische) Neuroborreliose mit einer chronisch fortschreitenden Entzündung des Gehirns und Rückenmarks (Enzephalomyelitis). Mögliche Borreliose-Symptome sind dann zum Beispiel Gang- und Koordinationsschwierigkeiten, Blasenstörungen, Lähmungen der Arme und/oder Beine, Sprach- und Sprechstörungen sowie Hörprobleme.
Selten tritt im Rahmen einer späten Neuroborreliose eine Epilepsie, eine Gefässentzündung im Gehirn oder ein organisches Psychosyndrom auf. Letzteres geht mit Konzentrationsschwäche, Bewusstseinsstörungen und Halluzinationen einher.
Nicht jede Infektion führt zur Erkrankung
Manche Menschen zeigen keinerlei Beschwerden, obwohl sie sich nachweislich mit Borrelien infiziert haben. Viele über-70-Jährige haben im Blut Antikörper gegen Borrelien - nur die wenigsten hatten tatsächlich eine Erkrankung. Das heisst: Nicht jede Ansteckung löst auch Borreliose-Symptome aus.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage, 2014
- Informationsportal des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V.: "Was ist eine Borreliose?", unter: www.internisten-im-netz.de (Abruf: 18.02.2020)
- Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 18.02.2020)
- Robert Koch-Institut (RKI): RKI-Ratgeber Lyme-Borreliose (Stand: 2019), unter: www.rki.de
- S2k-Leitlinie "Kutane Lyme Borreliose" der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (Stand: 2016)
- S3-Leitlinie "Neuroborreliose" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Stand: 2018)