Borreliose - Therapie

Von 
und , Medizinredakteurin und Biologin
Dr. med. Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Die Borreliose-Therapie umfasst die Gabe von Antibiotika über mehrere Wochen. Bei der Auswahl der Wirkstoffe und der Dosierung berücksichtigt der Arzt unter anderem das Krankheitsstadium und das Alter des Patienten. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Borreliose-Behandlung!

borreliose

Borreliose-Therapie: Je früher, desto besser!

Die Borreliose-Therapie besteht aus der Gabe von Antibiotika. Dabei gilt: Je früher eine Behandlung eingeleitet wird, desto schneller bilden sich die Borreliose-Symptome zurück. Gleichzeitig sinkt die Komplikationsrate bei frühzeitiger und richtiger Behandlung. Borreliose ist nämlich eine ernstzunehmende Erkrankung, die unbehandelt Komplikationen und Folgeschäden verursachen kann.

Welche Antibiotika der Arzt wie lange im Einzelfall verordnet, hängt unter anderem von den Borreliose-Symptomen (Früh- oder Spätmanifestationen), dem Alter des Patienten und einer eventuellen Schwangerschaft oder Stillzeit ab.

Borreliose-Behandlung bei Frühmanifestation

Bei Frühmanifestationen wie der typischen "Wanderröte" verwenden Ärzte für die Borreliose-Behandlung meist Doxycyclin oder Amoxicillin. Diese Antibiotika werden etwa in Form von Tabletten oder als Saft (oft mehrmals) täglich eingenommen. Der Arzt verschreibt die Medikamente in der Regel für 10 bis 21 Tage (die genaue Therapiedauer richtet sich nach Dauer und Schwere der Symptome sowie nach dem Antibiotikum).

Doxycyclin ist gut wirksam und meist auch gut verträglich. Schwangere dürfen dieses Antibiotikum allerdings nicht einnehmen. Sie erhalten stattdessen Amoxicillin. Auch bei stillenden Müttern wird für die frühe Borreliose-Behandlung Amoxicillin gegenüber Doxycyclin bevorzugt.

Kinder ab dem 9. Lebensjahr können wie Erwachsene mit Doxycyclin behandelt werden. Jüngere Kinder dagegen erhalten meist Amoxicillin (manchmal auch andere Antibiotika). Der Grund: Doxycyclin kann unter anderem Zahnverfärbungen und Zahnschmelzschäden verursachen. Deshalb darf es erst nach Abschluss der Zahnschmelzbildung gegeben werden.

Mögliche Alternativen zu Doxycyclin und Amoxicillin (etwa bei Allergie) sind die Antibiotika Cefuroxim und Azithromycin.

Behandlung der frühen Neuroborreliose

Für die Behandlung der frühen Neuroborreliose verschreiben Ärzte oft die Einnahme von Doxycyclin, und zwar über 14 Tage.

Als Alternative stehen die Antibiotika Ceftriaxon und Penicillin G zur Verfügung. Ihre Verabreichung erfolgt als Infusion direkt in eine Vene (intravenös). So lässt sich ein möglichst hoher Wirkstoffspiegel im Blut garantieren. Wie bei Doxycyclin empfehlen die Fachgesellschaften eine Therapiedauer von 14 Tagen.

Borreliose-Behandlung bei Spätmanifestation

Spätmanifestationen der Borreliose betreffen meist die Gelenke (Lyme-Arthritis). Die Borreliose-Behandlung besteht dann meist in der Einnahme von Doxycyclin oder – wenn Doxycyclin nicht gegeben werden darf (z.B. bei Schwangeren oder Kinder unter acht Jahren) – in der Einnahme von Amoxicillin, und zwar über 30 Tage.

Ähnliches gilt für die Borreliose-Behandlung bei chronischer Hautentzündung (Acrodermatitis chronica atrophicans): Wenn das Nervensystem nicht mitbeteiligt ist, verordnet der Arzt Doxycyclin oder Amoxicillin über 30 Tage.

Begleiten neurologische Symptome die chronische Hautentzündung, erhalten Patienten in der Regel Infusionen mit Penicillin G oder Ceftriaxon. Die Dauer dieser intravenösen Borreliose-Therapie beträgt 14 bis 21 Tage, also zwei bis drei Wochen.

Behandlung der späten Neuroborreliose

Auch ohne gleichzeitige Hautentzündung behandeln Ärzte neurologische Spätmanifestationen der Borreliose (späte Neuroborreliose) wahlweise mit Doxycyclin-Tabletten oder aber Infusionen mit Penicillin G oder Ceftriaxon. Die Anwendung erfolgt hier ebenfalls über 14 bis 21 Tage.

Antibiotika-Therapie verlängern oder wiederholen?

Manche Borreliose-Aktivisten (darunter auch einzelne Ärzte) raten bei (anhaltenden) Borreliose-Beschwerden (wie chronischer Hautentzündung oder Neuroborreliose) zu einer längeren Antibiotika-Anwendung, als es die Leitlinien auf Grundlage diverser Studien empfehlen. So nehmen manche Neuroborreliose-Patienten die Antibiotika über Monate oder sogar Jahre ein.

Eine solche langfristige Borreliose-Behandlung mit Antibiotika kann aber schwere Nebenwirkungen haben. Zudem gibt es keine Hinweise, dass sie wirksamer ist als die empfohlene Antibiotika-Therapie über zwei Wochen (frühe Neuroborreliose) bzw. zwei bis drei Wochen (späte Neuroborreliose).

Zeigen sich Borreliose-Symptome hartnäckig im Bereich der Haut und weisen Ärzte dort Borrelien nach, verordnen sie erneut Antibiotika.

Wenn dagegen bei Neuroborreliose sechs Monate nach der empfohlenen Antibiotikabehandlung immer noch beeinträchtigende Beschwerden (wie Taubheitsgefühle oder Lähmungen) bestehen, wiederholen Ärzte die antibiotische Borreliose-Therapie – unter der Voraussetzung, dass bei einer erneuten Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) noch immer eine erhöhte Anzahl an weissen Blutkörperchen festgestellt wird.

Monatelange Antibiotika-Therapien, mehrfache Wiederholungen oder Kombinationen aus mehreren Wirkstoffen empfehlen die medizinischen Fachgesellschaften nicht!

Weitere Massnahmen der Borreliose-Therapie

Die antibiotische Borreliose-Behandlung bei chronischer Gelenkentzündung (Lyme-Arthritis) ergänzen Ärzte bei Bedarf um die Gabe von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern. Zum Einsatz kommen dabei sogenannte NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) wie Diclofenac oder Ibuprofen.

Auch bei Neuroborreliose kann der Arzt den Patienten gegebenenfalls Schmerzmittel verschreiben. Zusätzlich können hier je nach Art und Schweregrad der neurologischen Symptome weitere Therapiemassnahmen sinnvoll sein. Dazu zählen beispielsweise Physiotherapie, physikalische Therapie, Ergotherapie, Logotherapie sowie psychosoziale Massnahmen.

Jarisch-Herxheimer-Reaktion

Ärzte klären vor einer antibiotischen Therapie über die sogenannte Jarisch-Herxheimer-Reaktion oder ähnliche Nebenwirkungen auf. Diese Reaktion spielt sich selten bei Behandlung einer disseminierten Borreliose-Infektion ab. Dabei werden kurz (meist ein paar Stunden) nach Beginn der Borreliose-Therapie viele Bakteriengifte (Endotoxine) freigesetzt, dadurch dass die Erreger zerfallen.

Betroffene leiden unter einem starken Krankheitsgefühl etwa mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Herzrasen und Übelkeit. Auch typische Hautausschläge können wieder zunehmen. Dieser Zustand vergeht meist nach ein paar Stunden wieder. Unterstützend verordnen Ärzte oft NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika wie Diclofenac oder Ibuprofen), vereinzelt auch Kortison.

Das Absetzen des Antibiotikums ist dabei in der Regel nicht notwendig!

Homöopathie in der Borreliose-Therapie

Manche Menschen setzen auch auf eine homöopathische Behandlung, um die Beschwerden einer Borreliose zu lindern. Die Homöopathie eignet sich aber nicht als Alternative zur antibiotischen Therapie der Borreliose, sondern kann lediglich ergänzend eingesetzt werden.

Das Konzept der Homöopathie und ihre spezifische Wirksamkeit sind bislang wissenschaftlich nicht belegt.

Stichwort: Borreliose-Impfung

Der beste Schutz vor der Borreliose wäre sicherlich eine Impfung. Allerdings gibt es unter anderem mehrere Unterformen des Krankheitserregers. Das erschwert die Entwicklung eines Impfstoffes. Es ist daher bis heute in Europa nicht gelungen, eine sichere und wirksame Impfung gegen Borreliose zu entwickeln, gleichwohl weiterhin daran geforscht wird.

In den USA gab es dagegen schon einmal einen Impfstoff gegen die Borreliose. Aus kommerziellen Gründen nahm der Hersteller das Präparat aber nach wenigen Jahren wieder vom Markt.

Solange keine wirksame Impfung gegen Borreliose verfügbar ist, bleibt neben schützenden Massnahmen (etwa lange Kleidung, fachgerechte Zecken-Entfernung) die Borreliose-Therapie die wirksamste Massnahme gegen eine Lyme-Borreliose und ihre zum Teil ernsten Spätfolgen.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Katharina Larisch
Autoren:
Dr. med. Fabian Dupont
Dr. med.  Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
M01G01A68
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • AMBOSS - Fachwissen für Mediziner: "Lyme-Borreliose", unter: www.amboss.com (Abruf: 18.02.2020)
  • Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin, Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 7. Auflage, 2014
  • Informationsportal des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V.: "Was ist eine Borreliose?", unter: www.internisten-im-netz.de (Abruf: 18.02.2020)
  • Pschyrembel Online, Klinisches Wörterbuch: www.pschyrembel.de (Abruf: 18.02.2020)
  • Robert Koch-Institut (RKI): RKI-Ratgeber Lyme-Borreliose (Stand: 2019), unter: www.rki.de
  • S2k-Leitlinie "Kutane Lyme Borreliose" der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (Stand: 2016)
  • S3-Leitlinie "Neuroborreliose" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (Stand: 2018)
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