Allergiemedikamente - Immunabwehr im Blick

Von Melanie Iris Zimmermann, Apothekerin
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Mit Allergiemedikamenten lässt sich die Überempfindlichkeit des Immunsystems gegen Pollen, Tierhaare & Co. zwar nicht beseitigen, aber die Symptome lindern. Das ermöglicht vielen Allergikern einen relativ beschwerdefreien Alltag. Lesen Sie hier mehr zum Thema Allergiemedikamente!

Allergiemedikamente

Wo Allergiemedikamente ansetzen

Ein Ansatzpunkt für viele Allergiemedikamente ist der Botenstoff Histamin, den so genannte Mastzellen im Zuge einer allergischen Reaktion ausschütten. Histamin spielt eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung allergischer Reaktionen. Es sorgt etwa dafür, dass sich die Blutgefässe erweitern, Schleimhäute anschwellen und vermehrt Schleim in den Atemwegen produziert wird. Spezielle Allergiemedikamente können beispielsweise die Ausschüttung von Histamin bremsen oder seine Wirkung blockieren.

Andere Wirkstoffe unterdrücken direkt die auftretenden Symptome, zum Beispiel eine laufende Nase. Bei stärkeren Beschwerden versucht man, die Abwehrreaktionen des Immunsystems mit Kortison zu unterdrücken.

Allergische Reaktion und ihre Hemmung
Allergische Reaktion und ihre Hemmung

Vorbeugen

Bei Asthma oder allergischem Schnupfen, ausgelöst zum Beispiel durch eine Pollenallergie, ist es möglich, dem Ausbruch der Allergie vorzubeugen. Hierfür eignen sich Mastzellstabilisatoren (zum Beispiel Cromoglicinsäure, Nedocromil).

Mastzellstabilisatoren

Diese Wirkstoffe sorgen dafür, dass die Mastzellen stabilisiert werden und keine Entzündungsstoffe (Histamin) freisetzen können. Ist die allergische Reaktion jedoch bereits in Gang, können diese Wirkstoffe nicht mehr helfen.

Deshalb ist es sinnvoll, mit der Anwendung von Mastzellstabilisatoren etwa zwei Wochen vor dem zu erwartenden Allergenkontakt (Pollenflug!) zu beginnen. Bei regelmässiger Anwendung (viermal täglich) lassen sich so leichte Beschwerden wie Juckreiz bei Heuschnupfen oder Lebensmittelallergien bereits im Vorfeld verhindern.

Mastzellstabilisatoren gibt es in Form von Augentropfen, Inhalationssprays und Nasensprays (die aber eine schwächere Wirkung auf die nasalen Symptome haben als Antihistaminika und topische Glukokortikosteroide). Wegen ihrer guten Verträglichkeit sind sie auch für Kinder, Schwangere und Stillende geeignet.

Blockieren

H1-Antihistaminika (Antihistaminika) blockieren Histaminrezeptoren in Zellen der Haut und der Schleimhäute und hemmen so die Wirkung von bereits freigesetztem Histamin. So kann das aus den Mastzellen freigesetzte Histamin nicht mehr an die Rezeptoren binden - die allergischen Symptome bleiben aus.

Antihistaminika eignen sich für die Behandlung von allergischem Schnupfen, Bindehautentzündung und Hautreaktionen wie zum Beispiel Juckreiz oder Nesselsucht (Urtikaria). Sie kommen etwa bei Heuschnupfen, Insektengiftallergie und Arzneimittelallergien zum Einsatz. Erhältlich sind die Wirkstoffe zum einen als Tabletten und Tropfen zum Einnehmen, zum anderen als lokal anzuwendende Allergiemedikamente in Form von Augentropfen, Nasensprays und Salben.

Die H1-Antihistaminika zum Einnehmen der ersten Generation (wie Clemastin, Dimetinden) können die Blut-Hirn-Schranke überwinden und so im zentralen Nervensystem unter anderem sedierend wirken - die Medikamente machen müde, verringern die Leistungsfähigkeit und die motorischen Fähigkeiten. Deshalb werden einige dieser Präparate auch als Schlafmittel eingesetzt. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Mundtrockenheit treten gehäuft auf.

Neuere H1-Antihistaminika der zweiten Generation (wie Loratidin, Cetirizin, Azelastin, Fexofenadin) können nur schlecht die Blut-Hirn-Schranke passieren und haben dadurch auch nur geringe oder sogar gar keine sedierenden Eigenschaften - eine verringerte Reaktionsfähigkeit ist jedoch immer möglich. Antihistaminika der zweiten Generation werden als Allergiemedikamente heute bevorzugt eingesetzt.

Schleimhäute abschwellen

Abschwellende Präparate in Form von Augentropfen und Nasensprays wirken nur gegen die Symptome, nicht gegen die Allergie selbst. Bei starken Beschwerden sollten sie ergänzend und nicht länger als eine Woche angewendet werden. Sonst trocknen die Schleimhäute aus, was auf Dauer schädlich ist und allergische Beschwerden sogar verstärken kann.

Immunreaktion ausbremsen

Stärkere asthmatische Beschwerden und Heuschnupfen lassen sich gut mit Kortison-Präparaten behandeln. Relativ nebenwirkungsarm sind lokale Arzneiformen wie Augentropfen, Nasensprays, Salben oder Inhalationssprays. Kortison-Tabletten werden von Allergologen über einen längeren Zeitraum nur dann gegeben, wenn lokale Kortisonpräparate nicht ausreichend helfen. Denn auf Dauer hemmt Kortison neben Entzündungsreaktionen auch die Immunabwehr, was Infektionen und Wundheilungsstörungen fördern kann.

Schock bezwingen

Steigert sich die allergische Reaktion bis zum Kreislaufversagen und Atemstillstand (anaphylaktischer Schock), hilft nur noch die ärztliche Notfallbehandlung, unter anderem mit Adrenalin, das intravenös verabereicht wird. Das Hormon bewirkt, dass sich die krampfartig verengten Bronchien weiten, der abgesackte Blutdruck wieder steigt und das Herz gestärkt wird.

Beraten lassen

Viele Allergie-Medikamente sind nicht verschreibungspflichtig und somit in Apotheken frei verkäuflich. Dennoch sollte jeder Allergiker seinen Arzt oder Apotheker um Rat fragen, welche Sprays, Tropfen oder Tabletten in seinem konkreten Fall sinnvoll sind.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Melanie Iris Zimmermann
Quellen:
  • Informationen des Deutschen Allergie- und Asthmabunds: "Allergietherapie" unter: www.daab.de (Abruf: 28.01.2021)
  • Stiftung Warentest: "Allergie allgemein" (Stand: 15.01.2021) unter: www.test.de
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