Physikalische Therapie

Von , Medizinjournalistin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Das Wirkprinzip der physikalischen Therapie beruht darauf, mithilfe von äusseren Reizen wie Wärme, Kälte, Druck oder Zug natürliche Reaktionen des Körpers hervorzurufen. Zu den Behandlungsformen gehören zum Beispiel Massagen, Wärme- und Kältetherapien sowie die Anwendung von elektrischen Reizen. Lesen Sie hier alles über die physikalische Therapie, Methoden, Anwendungsgebiete,

Mann in Praxis

Was ist physikalische Therapie?

Die physikalische Therapie oder physikalische Medizin gehört zu den Heilmitteln und wird von ausgebildeten Physiotherapeuten angewendet. Die physikalische Therapie beinhaltet verschiedene Verfahren, die alle eines gemeinsam haben: sie nutzen äussere Reize, um eine natürliche körperliche Reaktion hervorzurufen. Wärme, Kälte, Druck oder Zug, elektrische Reize oder krankengymnastische Übungen aktivieren bestimmte Prozesse im Körper, die dabei helfen, Funktionsstörungen des Bewegungsapparates, Schmerzen, Durchblutungsstörungen oder Hauterkrankungen zu beseitigen.

Heilmittel: Therapeutische Massage

Was ist eine therapeutische Massage?

Hierbei bearbeitet der Therapeut die betroffene Körperpartie mit speziellen Massagegriffen. Bewährte Techniken sind beispielsweise Streichen, Klopfen, Kneten und Reiben. Auf diese Weise werden Haut, Unterhaut, Muskeln, Sehnen und Bindegewebe sowie die damit verbundenen Nerven, Blut- und Lymphgefässe stimuliert.

Wann setzt man eine therapeutische Massage ein?

Zu den wichtigsten Einsatzgebieten dieser Methode gehören muskuläre Verspannungen, chronische Schmerzen, Verklebungen und Narbenbildung im Gewebe sowie Verdauungsstörungen.

Wie wird eine therapeutische Massage angewendet?

Je nach Beschwerdebild, bieten sich verschiedene Massageverfahren an, von der klassischen Massagetherapie (KMT) über Bindegewebsmassage, Lymphdrainage und Colon (Darm)massage bis hin zur Periost- (Knochenhaut-) und Unterwassermassage.

Wann ist eine therapeutische Massage nicht geeignet?

Es gibt einige Kontraindikationen, bei denen eine therapeutische Massage nicht angewendet werden darf. Dazu gehören unter anderem akute Verletzungen des Bewegungsapparates, frische Muskelrisse, fieberhafte Erkrankungen sowie akute Thrombosen und fiebrige Infekte.

Weitere Informationen zur therapeutischen Massage finden Sie im Artikel Therapeutische Massage.

Heilmittel: Inhalationstherapie

Was ist eine Inhalationstherapie?

Die Inhalationstherapie ist ein weiteres Verfahren der physikalischen Therapie und wirkt über das Einatmen von vernebelten Salzlösungen oder Medikamenten, die über die Atemwege bis in die Lungenbläschen gelangen. Sie wird in physiotherapeutischen Praxen angeboten.

Wann setzt man eine Inhalationstherapie ein?

Erkrankungen der Atemwege sind die typischen Einsatzgebiete dieser Methode der physikalischen Therapie. Dazu gehören beispielsweise akute und chronische Bronchitis, Asthma bronchiale und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).

Wie wird eine Inhalationstherapie angewendet?

Der Betroffene inhaliert die vernebelten Wirkstoffe. Dafür stehen verschiedene Applikationssysteme zur Verfügung, zum Beispiel Inhalationsmasken, Dosieraerosole, Düsenvernebler oder Ultraschallvernebler.

Wann ist eine Inhalationstherapie nicht geeignet?

Allergische Reaktionen wie Husten sprechen gegen eine Inhalationstherapie.

Weitere Informationen zur Inhalationstherapie finden Sie im Artikel Inhalieren.

Heilmittel: Bewegungstherapie

Was ist Bewegungstherapie?

Alle Verfahren der physikalischen Therapie, die mit Bewegung arbeiten, gehören zur Bewegungstherapie. Ziel dieser Behandlungsmethoden ist es, die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit von Muskeln, Gelenken, Sehnen und Nerven zu erhalten bzw. wieder herzustellen.

Wann setzt man Bewegungstherapie ein?

Bewegungstherapeutische Massnahmen der physikalischen Therapie kommen zum Beispiel nach unfallbedingten Verletzungen, therapiebegleitend, etwa bei Krebs, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, sowie präventiv zum Einsatz. Sie können ausserdem bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen stimmungsaufhellend wirken.

Wie wird Bewegungstherapie angewendet?

Die wichtigsten Methoden der Bewegungstherapie sind die Krankengymnastik und die manuelle Therapie.

Wann ist Bewegungstherapie nicht geeignet?

Verfahren der Bewegungstherapie sind ungeeignet zum Beispiel bei akuten Verletzungen des Bewegungsapparates wie frischen Knochenbrüchen und bei fiebrigen Infekten.

Weitere Informationen zur Bewegungstherapie finden Sie im Artikel Bewegungstherapie.

Heilmittel: Elektrotherapie

Was ist Elektrotherapie?

Die Elektrotherapie ist ein Verfahren der physikalischen Therapie, das elektrische Reize nutzt, um bestimmte körperliche Beschwerden zu behandeln. Dazu wird über aufgeklebte Elektroden kurzzeitig Strom in den Körper des Patienten geleitet.

Wann setzt man Elektrotherapie ein?

Diese Behandlungsform der physikalischen Therapie wird meist begleitend eingesetzt, um den Heilungsprozess zu fördern, die Durchblutung anzuregen, Muskeln zu lockern oder Schmerzen zu lindern.

Wie wird Elektrotherapie angewendet?

Es gibt verschiedene Arten der Elektrotherapie, die unterschiedliche Beschwerdebilder mit gezielter physikalischer Therapie ansprechen:

  • Gleichstromtherapie: fördert die Durchblutung
  • Niederfrequenztherapie: wirkt zusätzlich entzündungshemmend und schmerzlindernd
  • Mittelfrequenztherapie: verbessert den Stoffwechsel der Muskulatur
  • Hochfrequenztherapie: lockert verspannte Muskeln und fördert den Heilungsprozess nach Verletzungen

Wann ist Elektrotherapie nicht geeignet?

Für Patienten mit Herzschrittmacher ist eine Elektrotherapie nur bedingt geeignet. Wer metallische Implantate trägt, muss von einer niederfrequenten Elektrotherapie gänzlich absehen. Ausserdem ist die Elektrotherapie in der Frühschwangerschaft kontraindiziert, um eine Schädigung des Ungeborenen zu vermeiden.

Was muss ich vor und nach einer Elektrotherapie beachten?

Nach der Behandlung sollte man die Hautstellen, auf denen die Elektroden angebracht wurden, reinigen und eincremen. Dient die Elektrotherapie der Schmerzbehandlung, sollte man nach circa 10 Sitzungen mindestens 14 Tage lang pausieren.

Weitere Informationen zur Elektrotherapie finden Sie im Artikel Elektrotherapie.

Heilmittel: Kohlensäurebäder

Was ist ein Kohlensäurebad?

Auch Kohlensäurebäder gehören zu den physikalischen Therapien. Bei einem Kohlensäurebad badet man in Wasser, das mit Kohlensäure versetzt ist. Dabei muss das Mischverhältnis mindestens ein Gramm Kohlenstoffdioxid pro Kilogramm Wasser betragen.

Wann setzt man Kohlensäurebäder ein?

Kohlensäurebäder werden in der physikalischen Therapie hauptsächlich angewendet, um leichte Durchblutungsstörungen und mässigen Bluthochdruck zu behandeln. Klassische Indikationen sind dementsprechend unter anderem folgende:

  • Leichte Formen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
  • Arterielle und venöse Durchblutungsstörungen
  • Mikrozirkulationsstörungen der Haut
  • Herz-/Kreislaufbeschwerden
  • Venöse Durchblutungsstörungen
  • Ulcera der Haut, venöse Ulcera
  • Chronisch-venöse Insuffizienz
  • Rheuma

Wie wird ein Kohlensäurebad angewendet?

Folgende Anwendungsformen unterscheidet man, je nach zugrundeliegender Kohlensäurequelle:

  • Natürliche Kohlensäurebäder: Natürliche Kohlensäurequellen gibt es in Deutschland zum Beispiel in Bad Salzuflen und Bad Ems
  • Künstliche Kohlensäurebäder: mechanisch oder chemisch zubereitet. Mechanisch durch Versetzen des Wassers mit gasförmiger Kohlensäure aus einer Stahlflasche. Chemisch durch Zugabe von Natriumhydrogencarbonat als Kohlensäureträger und beispielsweise Aluminiumsulfat als Kohlensäureentwickler.
  • Kohlensäuretrockenbäder/Gasbäder: werden in elektrisch beheizbaren Sitzwannen oder bei Teilbädern mithilfe eines beheizbaren Kastens mit einer Öffnung für Arm oder Bein durchgeführt. Für die Behandlung wird Kohlendioxid in die Vorrichtungen eingeleitet.

Wann ist ein Kohlensäurebad nicht geeignet?

Kontraindiziert sind Kohlensäurebäder vor allem bei:

Was muss ich bei einem Kohlensäurebad beachten?

Während des Bades solle man sich möglichst wenig bewegen, um die Kohlensäurekonzentration im Wasser nicht zu verringern. Ausserdem sollte man darauf achten, den Kopf deutlich oberhalb des Wannenrandes zu halten, um nicht zu viel des Gases einzuatmen. Nach einer Behandlung mit Kohlensäure sollte man mindestens 30 Minuten lang ruhen.

Heilmittel: Thermotherapie

Was ist Thermotherapie?

Als Verfahren der physikalischen Therapie umfasst die Thermotherapie Wärme- und Kältebehandlungen. Beide Verfahren wirken sich auf die Muskelspannung und die Durchblutung aus, zudem lindern sie Schmerzen.

Wann setzt man Thermotherapie ein?

Wärmebehandlungen der physikalischen Therapie kommen beispielweise bei Muskelverspannungen, Schmerzen im Bewegungsapparat sowie bei Verklebungen und Narben im Gewebe zum Einsatz. Kälteverfahren haben sich zum Beispiel bewährt, um Schwellungen bei Verstauchungen oder Prellungen entgegenzuwirken. Ausserdem wirken Kältereize entzündungshemmend.

Wie wird Thermotherapie angewendet?

Für Wärmebehandlungen stehen verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, darunter beispielsweise Ultraschall, Infrarot und Heissluft. Kältetherapeutische Anwendungen arbeiten zum Beispiel mit Eisbädern, Eiswickeln oder Kaltgas.

Wann ist Thermotherapie nicht geeignet?

Kontraindiziert ist die Wärmetherapie zum Beispiel bei:

  • Akuten Entzündungen wie grippalen Infekte oder akuten Gelenkentzündungen
  • Herzleistungsschwäche
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)
  • Krebserkrankungen im fortgeschrittenen Stadium
  • Kältetherapeutische Methoden sollten nicht angewendet werden bei:
  • Kryoglobulinämie (eine bestimmte Form der Gefässentzündung)
  • Kälteurtikaria (Quaddelbildung auf der Haut bei Kältereizen)
  • Durchblutungsstörungen wie dem Raynaud-Syndrom (anfallsartig auftretende Minderdurchblutung von Fingern und Zehen)

    Weitere Informationen zur Thermotherapie finden Sie im Artikel Thermotherapie.

Heilmittel: Manuelle Therapie

Bei der manuellen Therapie arbeitet der Physiotherapeut mit verschiedene Grifftechniken, die Gelenke und Muskeln mobilisieren sollen. Mitunter setzt er auch spezielle Geräte wie eine Schlingentisch oder einen Wirbelsäulenstrecker ein. Bei einer solchen Traktions- oder Extensionsbehandlung wird die Zugkraft (Traktion) genutzt, um schmerzende Gelenke oder auch die Wirbelsäule zu dehnen. Dadurch lockern sich Gelenke und Wirbel, Nervenbahnen werden entlastet, Muskeln gedehnt und Schmerzen reduziert.

Typische Einsatzgebiete für die manuelle Therapie sind Wirbelsäulenbeschwerden, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Rheumatische Erkrankungen.

Eine manuelle Therapie darf nur durchgeführt werden, wenn keine akuten Verletzungen der Wirbelsäule wie Brüche, Verbrennungen, Entzündungen oder Metastasen vorliegen.

Weitere Informationen zur Manuellen Therapie finden Sie im Artikel Manuelle Therapie.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • COPD Deutschland, www.copd-deutschland.de, Inhalationstherapie, Abruf vom 3.5.2019
  • Der Heilmittelkatalog, www.heilmittelkatalog.de, Abruf vom 24.4.2019
  • Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V, www.physio-deutschland.de, Abruf vom 5.5.2019
  • Deutsche Schmerzliga, www.schmerzliga.de, Physikalische Therapie, https://schmerzliga.de/physikalische_therapie.html, Abruf vom 3.5.2019
  • Deutsches Grünes Kreuz, Krankengymnastik und physikalische Therapie, www.dgk.de, Abruf vom 3.5.2019
  • Gemeinsamer Bundesausschuss: Richtlinie über die Verordnung von Heilmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung, Stand: 21. September 2017, veröffentlicht im Bundesanzeiger BAnz AT 23.11.2017 B1
  • GKV Spitzenverband: Anlage 1a zu den Rahmenempfehlungen nach § 125 Abs. 1 SGB V vom 1. August 2001 in der Fassung vom 1. Juni 2006: Leistungsbeschreibung Physiotherapie
  • Kneippbund, Kohlensäurebäder, www.kneippbund.at, Abruf vom 3.5.2019
  • Verzeichnis der beihilfefähigen Höchstbeträge für ärztlich verordnete Heilmittel und Voraussetzungen für bestimmte Heilmittel, Achte Verordnung zur Änderung der Bundesbeihilfeverordnung (BBhV), Anlage 9 zu § 23 Absatz1Stand: 26.07.2018
  • „Wärme- und Kältetherapie – Thermotherapie sinnvoll nutzen“, www.dp-verlag.de, Abruf vom 29.4.19
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