Thermotherapie

Von , Medizinjournalistin
und , Medizinredakteurin und Biologin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Thermotherapie ist der Überbegriff für Wärme- und Kältetherapie. Eine Wärmebehandlung (etwa mit Ultraschall oder Infrarotlicht) wirkt muskelentspannend, durchblutungssteigernd und schmerzdämpfend. Die Kältetherapie (Kryotherapie) wird beispielweise angewendet, um die Durchblutung kurzzeitig zu reduzieren und so Schwellungen entgegenzuwirken. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Thermotherapie – wann sie angezeigt ist, wie sie wirkt und was gegen eine Behandlung mit Wärme oder Kälte spricht.

Frau; Thermotherapie

Was ist Thermotherapie?

Die Thermotherapie ist ein Teilgebiet der Physikalischen Therapie und somit der Physiotherapie. Sie umfasst alle physikalischen Behandlungsformen, bei denen gezielt Wärme (Wärmetherapie) oder Kälte (Kältetherapie) eingesetzt wird, um körperliche und teils auch psychische Beschwerden zu lindern.

Sowohl Wärme- als auch Kälteanwendungen beeinflussen Muskelspannung und Durchblutung und lindern Schmerzen. Sie werden fast immer begleitend verordnet, um die Wirkung anderer physiotherapeutischer Therapieformen wie Massagen und Krankengymnastik zu unterstützen.

Thermotherapie mit Wärme: Wärmetherapie

Wärme stellt die Gefässe weit, so dass das Blut besser hindurchfliessen kann – die Durchblutung wird gefördert, Stoffwechselabbauprodukte werden schneller abtransportiert und Botenstoffe des Immunsystems vermehrt in Umlauf gebracht. Auch Schmerzen können abnehmen, da die Nervenbahnen entlastet werden. Ausserdem entspannt Wärme die Muskeln, macht das Bindegewebe flexibler und erhöht die Fliessfähigkeit (Viskosität) der Gelenkflüssigkeit.

Wann setzt man Wärmetherapie ein?

Anwendungsgebiete der Wärmetherapie sind:

  • allgemeine Muskelverspannungen
  • unvollständige Lähmungen mit krampfhaft erhöhter Muskelspannung (spastische Paresen), etwa infolge eines Schlaganfalls
  • verschleissbedingte (degenerative) Erkrankungen wie Arthrose, Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose
  • chronische Gelenkentzündungen (wie bei Rheuma), aber nicht im akuten Stadium!
  • funktionelle Organbeschwerden wie Bauchschmerzen bei Reizdarm

Bei einigen Erkrankungen ist die Wärmetherapie nur in bestimmten Situationen ratsam:

Beispielsweise kann Wärme bei einem Bandscheibenvorfall die umgebende Muskulatur entspannen beziehungsweise entkrampfen und so den Schmerz ein wenig dämpfen (z.B. Wärmflasche, Wärmepflaster, Saunagang, Infrarotbestrahlung). Bei Nervenreizungen infolge des Vorfalls empfinden die meisten Patienten dagegen Kälteanwendungen als angenehmer (z.B. kalte Umschläge).

Eine Behandlung mit Wärme bei Gicht kann dann wohltuend sein, wenn nicht gerade ein Gelenk akut entzündet und geschwollen ist. In diesem Akutstadium sind nämlich Kälteanwendungen sinnvoller - sie wirken Entzündungsprozessen und Schwellung entgegen. Das Gleiche gilt für die Anwendung von Wärme bei Arthrose: bei akut entzündeten Gelenken Kälte, ansonsten Wärme.

Wie wird Wärmetherapie angewendet?

Die Wärmetherapie nutzt verschiedene "Medien", um die Wärmereize zu applizieren. Beispiele:

  • Infrarot: Das Infrarotlicht erzeugt Wärme auf der damit behandelten Körperstelle.
  • Ultraschall: Die Schallwellen lösen Vibrations- und Wärmeeffekte in der behandelten Körperpartie aus. Dies fördert die Durchblutung, regt den Stoffwechsel an und erwärmt auch tiefer gelegene Gewebeschichten.
  • Heissluft: Die Behandlung mit heisser Luft entspannt die Muskulatur und lindert Schmerzen.
  • Heisse Rolle: Wärme- und Massagebehandlung mit einer Rolle aus trichterförmig aufgerollten Handtüchern, die mit sehr heissem Wasser durchtränkt wurden.

Wärmebehandlung als Hausmittel

Verschiedene Wärmeanwendungen lassen sich als Hausmittel in Eigenregie durchführen. Am bekanntesten ist wohl die Wärmflasche: Die trockene Wärme kann bei verschiedensten Beschwerden Linderung verschaffen - angefangen von kalten Füsse über Bauchschmerzen bis hin zu verspannten Muskeln.

In gleicher Weise wie die Wärmflasche können Sie auch ein Kirschkern- oder Dinkelkissen verwenden. Zuvor wird es etwa in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmt (beachten Sie dazu die Herstellerangaben!). Mehr über Wirkung und Anwendung solcher mit diversen "Körnern" befüllten Stoffsäckchen erfahren Sie im Beitrag Körnerkissen.

Bei Ohrenschmerzen kann ein warmer Zwiebelumschlag helfen: Eine klein geschnittene Küchenzwiebel in ein dünnes Stofftuch einschlagen, erwärmen, auf das schmerzende Ohr auflegen und mit Stirnband oder Mütze fixieren. Genauere Angaben zur Herstellung und Anwendung dieses altbewährten Hausmittels finden Sie im Beitrag Zwiebelsäckchen.

Ein warmer Wickel oder Umschlag am Hals ist ratsam, wenn Sie beispielsweise von Halsschmerzen oder Heiserkeit geplagt werden. Es gibt hier verschiedene Varianten der Zubereitung, etwa mit heissem Wasser, Zitronen oder ätherischen Ölen. Mehr darüber lesen Sie im Beitrag Halswickel. Falls Sie Ihre Halsschmerzen mit einem warmen Kartoffelumschlag lindern möchten, erfahren Sie im Beitrag Kartoffelwickel, wie das geht.

Auch an anderen Körperstellen kann ein warmer Wickel gut tun. Bei hartnäckigem, krampfartigem Husten empfiehlt sich ein heisser Brustumschlag oder -wickel. Dafür sollten Sie aber fieberfrei sein. Mehr über die Anwendung und wichtige Warnhinweise lesen Sie im Beitrag Brustwickel.

Ebenfalls bei Husten kann ein leicht angewärmter Quarkumschlag oder -wickel an der Brust helfen. Wie Sie ihn herstellen und richtig anwenden, erfahren Sie im Beitrag Quarkwickel (Quarkumschläge).

Die Behandlung von Atemwegserkrankungen wie Bronchitis oder Lungenentzündung lässt sich auch mit einer Senfmehlkompresse unterstützen. Das hautreizende ätherische Öl von Senf wirkt stark durchblutungsfördernd. Näheres zu Wirkung, Herstellung und Anwendung einer Senfkompresse finden Sie im Beitrag Senf.

Wärme bzw. heisse Güsse und Bäder fallen in den Bereich Hydrotherapie. Mehr dazu lesen Sie hier.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn Ihre Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Wann ist die Wärmetherapie nicht geeignet?

Manchmal ist eine Wärmeanwendung nicht angeraten oder sollte zuerst mit einem Arzt besprochen werden. Das gilt etwa in folgenden Fällen:

  • akute Entzündungen wie grippale Infekte oder akute Gelenkentzündungen
  • (hohes) Fieber
  • offene Hautverletzungen oder Hautirritationen im zu behandelnden Körperareal
  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Krebserkrankungen (besonders im fortgeschrittenen Stadium)
  • Blutungsneigung
  • Durchblutungsstörungen wie bei Raucherbein, Thrombosen, Krampfadern
  • Sensibilitätsstörungen (verminderte Wahrnehmung sensibler Reize wie Wärme und Kälte)
  • bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Wärme
  • hohes Alter

Der Arzt kann Ihnen sagen, ob eine Wärmetherapie in Ihrem Fall und für Ihre Beschwerden hilfreich ist und wenn ja, in welcher Form. Es kann zum Beispiel sein, dass er Ihnen die Anwendung leichter Wärme erlaubt (z.B. Körnerkissen) und nur von intensiver Wärme (z.B. feucht-heissem Wickel) abrät.

Weitere Warnhinweise zu speziellen Wärmeanwendungen wie Zwiebelsäckchen, Kartoffel- oder Brustwickel entnehmen Sie bitte den jeweiligen Beiträgen.

Thermotherapie mit Kälte: Kältetherapie

Kälte verengt die Gefässe, mindert die Durchblutung und verlangsamt Stoffwechselprozesse. Das kann Schwellungen entgegenwirken. Darüber hinaus bewirkt Kälte bei kurzer Anwendungsdauer eine erhöhte Muskelspannung, sorgt bei längerem Reiz jedoch für eine Entspannung der Muskulatur. Schmerzlindernd wirkt sich aus, dass Kälte Nerven und Schmerzrezeptoren vorübergehend blockiert. Auch gegen Entzündungen lässt sich mithilfe einer Kältebehandlung vorgehen.

Mehr über Wirkung und Anwendung der Kältetherapie sowie Kälteanwendungen als Hausmittel lesen Sie im Beitrag Kryotherapie.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • DAN Netzwerk Deutscher Apotheker GmbH: "Hyperurikämie und Gicht", unter: www.apotheken.de (Abruf: 28.11.2019)
  • Gemeinsamer Bundesausschuss: Richtlinie über die Verordnung von Heilmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Stand: 21. September 2017)
  • Infoportal des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG): "Bandscheibenvorfall - Nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten", unter: www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 28.11.2019)
  • Ranker, A. et al.: ELSEVIER ESSENTIALS - Heilmittel und Heilmittelverordnungen, Elsevier/Urabn & Fischer Verlag, 2019
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