Auskultation

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Unter der Auskultation versteht man das Abhören des Körpers. Es gehört neben der Inspektion (dem Betrachten), der Palpation (dem Abtasten) und der Perkussion (dem Abklopfen) zu den Basisverfahren einer körperlichen Untersuchung. Lesen Sie hier, wie der Arzt mittels Auskultation Herz-, Lungen- und Darmerkrankungen feststellen kann und wann die Untersuchung notwendig ist. 

Auskultation

Was ist eine Auskultation?

Die Auskultation ist eine nützliche und schnelle Untersuchung vor allem des Brust- und Bauchraums. Der Arzt kann dabei mit Hilfe eines Stethoskops die Geräusche der Organe besser hören und so Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand ziehen.

Das Stethoskop besteht aus zwei Ohrbügeln, einem Schlauch und einem Bruststück mit einer Membran, das auf die Haut aufgesetzt wird. Die Membran wird durch akustische Wellen (Geräusche aus dem Inneren des Körpers) in Schwingung versetzt und leitet die Geräusche über den Schlauch an die Ohrbügel in den Ohren des Untersuchers weiter. Gesunde und natürliche Geräusche werden als physiologisch, krankhafte als pathologisch bezeichnet.

Wann macht man eine Auskultation?

Lunge, Herz und Darm gehören zu den am häufigsten auskultierten Organen, da vor allem hier pathologische Geräusche dem Arzt schnell und einfach Hinweise auf mögliche Krankheiten geben:

Mit einer Herzauskultation lassen sich Schädigungen und Krankheiten der Herzklappen und des Herzens selbst diagnostizieren. Die Lungenauskultation kann etwa bei Verdacht auf Lungenentzündung, bei Erkrankungen wie Asthma und COPD oder Lungenkollaps und Pleuraerguss eingesetzt werden. Auch Darmgeräusche lassen sich gut auskultieren. Das hilft dem Arzt beispielsweise, zwischen einem mechanischen und einem paralytischen Darmverschluss zu unterscheiden.

Was macht man bei einer Auskultation?

In der Regel folgt die Auskultation beim Arztbesuch auf die Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte im Arzt-Patienten-Gespräch) und die Inspektion. Damit der Arzt Herz, Lunge und/oder Darm abhören kann, wird er Sie bitten, den Oberkörper frei zu machen.

Herzauskultation

Bei der Herzauskultation unterscheidet man physiologische Herztöne, die durch Öffnen und Schliessen der Herzklappen entstehen, von pathologischen Herzgeräuschen. Letztere geben Hinweise auf Klappenerkrankungen.

Für eine genauere Diagnose orientiert sich der Arzt an den sogenannten Auskultationspunkten am Herz. Einen ersten Überblick gibt hierbei der "Erb'sche Punkt", der zwischen der dritten und vierten Rippe unmittelbar links des Brustbeins liegt. Hört der Arzt ein Klappengeräusch, kann er durch das Abhorchen weiterer Punkte die betroffene Klappe differenzieren.

Lungenauskultation

Die Auskultation der Lunge nimmt der Arzt am Rücken vor, da der mittlere der drei Lappen, aus denen die rechte Lungenhälfte besteht, nur hier abgehorcht werden kann. Das Stethoskop wird von oben nach unten und abwechselnd links und rechts aufgesetzt. An jedem Punkt wird sowohl die Ein- als auch Ausatmung auskultiert. Physiologisch sind hier das Trachealatmen über der Luftröhre (lat. Trachea = Luftröhre), das Bronchialatmen über den Bronchien und das Vesikuläratmen in den Randbereichen der Lunge.

Vermutet der Arzt krankhaftes Lungengewebes (zum Beispiel eine Lungenentzündung), kann er eine Bronchophonie durchführen. Bei diesem Verfahren flüstert der Patient die Zahl "66", während der Arzt mit dem Stethoskop die Lunge abhört. An Stellen mit entzündlichen Infiltraten (Flüssigkeit im Lungengewebe) kann er die Zahl lauter und schärfer hören als über gesundem Lungengewebe. Die Zahl ist schwächer zu hören, wenn die Lunge beispielsweise überbläht (Lungenemphysem) oder zusammengefallen ist (Pneumothorax). Auch Wasser um die Lunge herum (Pleuraerguss) vermindert die Weiterleitung.

Eine ähnliche Methode ist der Stimmfremitus, bei dem der Arzt seine Handflächen rechts und links auf die Brustkorbwand des Patienten legt. Nun muss der Patient laut und mit tiefer Stimme die Zahl "99" sagen. Der Arzt spürt die tiefen Vibrationen im Brustkorb und kann Veränderungen im Seitenvergleich feststellen. Bei einer Lungenfibrose, einem Lungenödem oder einer Lungenentzündung, also verdichtetem Lungengewebe, ist die Schallleitung verbessert, sodass die Vibrationen an dieser Stelle besser spürbar sind. Umgekehrt vermindern ein erhöhter Luftgehalt der Lunge (Lungenemphysem), ein Pleuraerguss sowie ein Pneumothorax den Stimmfremitus.

Darmauskultation

Die Auskultation von Darmgeräuschen erfolgt im Liegen. Der Bauch wird in vier Quadranten eingeteilt (in Oberbauch und Unterbauch sowie jeweils in rechts und links), die der Arzt mehrere Minuten abhorcht:

Leichtes Glucksen und Gurgeln sind völlig normal. "Totenstille" gilt als Zeichen einer Darmlähmung. Abnorm hoch klingende Darmgeräusche sprechen für einen mechanischen Darmverschluss, etwa durch einen Tumor.

Sind überdies die Hauptschlagader oder Nierenarterien verengt, kann der Arzt an den jeweiligen Stellen ein Strömungsgeräusch auskultieren.

Interpretation der Ergebnisse

Bei der Interpretation der Ergebnisse des Auskultierens spielt die Erfahrung des Untersuchers eine wichtige Rolle: Physiologische Geräusche müssen von pathologischen unterschieden werden. Um Fehldiagnosen auszuschliessen, wird der Arzt sich meist nicht allein auf die Auskultation verlassen, sondern weitere Untersuchungen durchführen – etwa eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) als Ergänzung zur Herzauskultation oder eine Röntgenuntersuchung zusätzlich zur Lungenauskultation.

Welche Risiken birgt eine Auskultation?

Die Auskultation birgt als nicht-invasive Untersuchungsmethode keinerlei Risiken.

Was muss ich bei einer Auskultation beachten?

Vor der Auskultation sollten Sie Ihrem Arzt Ihre Beschwerden möglichst genau schildern. Nennen Sie ihm auch die Medikamente, die Sie einnehmen, da diese beispielsweise Einfluss auf die Herzfunktion haben können. Sollten Sie Fragen vor, während oder nach der Auskultation haben, scheuen Sie sich nicht, sie Ihrem Arzt zu stellen. 

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • Block, B.: Respiratorisches System, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage 2006
  • Furger, P.: Innere quick – Der Fakten-Turbo für Station und Praxis, Thieme-Verlag, 5. Auflage 2017
  • Gahl, K. et al.: Auskultation und Perkussion, Inspektion und Palpation, Thieme-Verlag, 16. Auflage 2014
  • Seiderer-Nack, J. & Sternfeld, A.: Anamnese und körperliche Untersuchung, Lehmanns Media Verlag, 4. Auflage, 2018
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich