Timolol

Von , Apotheker und Pharmazie-Journalist
Mag. pharm. Christopher Waxenegger

Christopher Waxenegger studierte Pharmazie an der Universität Wien. Es folgten die erfolgreiche Fachprüfung für den Apothekerberuf sowie die freie Mitarbeit in einer Arztpraxis mit dem Schwerpunkt Medikationsanalyse. Seit 2020 widmet er sich dem Fachjournalismus und verfasst Sachtexte zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Im Urlaub erkundet Christopher gerne die schottischen Highlands und genießt die Ruhe der Natur.

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Timolol ist ein Arzneistoff, mit dem man verschiedene Arten von Glaukom und erhöhtem Augeninnendruck behandelt. Timolol reduziert die Kammerwasserproduktion des Auges. Man verwendet die Augentropfen meist zweimal täglich. Nebenwirkungen betreffen in erster Linie das Auge selbst und äussern sich als Brennen oder Stechen. Lesen Sie mehr zu Timolol, wie das Medikament wirkt, wie man es anwendet und welche Wechselwirkungen zu beachten sind!

Wirkung

Timolol ist ein Betablocker (Betarezeptor-Antagonist), den man in die Augen tropft. Das Medikament hemmt die übermässige Produktion von Kammerwasser in den Hohlräumen (Kammern) des Augapfels. Man senkt damit den Augeninnendruck.

Anwendung

Timolol liegt in Arzneimitteln als Timololmaleat vor. Man nutzt den Wirkstoff überwiegend in Form von Augentropfen. Verfügbar sind Lösungen mit einem Wirkstoffgehalt von 0,1 Prozent sowie 0,25 und 0,5 Prozent. Timolol-Tabletten sind nur in Deutschland erhältlich. Sie werden aber fast nicht mehr verordnet, weil andere Betablocker deutlich besser untersucht sind.

Erwachsene geben zweimal täglich einen Tropfen in den unteren Bindehautsack. Dafür zieht man das Unterlid leicht nach unten. Man beginnt mit einer niedrigen Dosierung, weil die Wirksamkeit mit der Zeit nachlässt und man die Dosis dann noch erhöhen kann. Der Tropfer soll das Auge oder die Haut nicht berühren, damit ihn keine Bakterien verunreinigen.

Timolol kann in den Körperkreislauf gelangen. Um diese systemische Aufnahme (Resorption) möglichst niedrig zu halten, drücken Sie nach dem Eintropfen für eine Minute sanft auf den Tränenkanal an der Seite des Auges, die zur Nase zeigt.

Timolol: Nebenwirkungen

Häufige Nebenwirkungen von Timolol sind Reizungen am Auge, beispielsweise vorübergehendes Brennen oder Stechen sowie Sehstörungen.

Begleiterscheinungen, die nicht die Behandlungsstelle am Auge betreffen, entsprechen den Nebenwirkungen, die typisch für Betablocker sind. Dazu gehören eine verlangsamte Herzfrequenz (Bradykardie), niedriger Blutdruck (Hypotonie) und Atembeschwerden. Manche Menschen leiden auch unter vermehrter Müdigkeit und Kopfschmerzen.

Seltenere Nebenwirkungen finden Sie in der Packungsbeilage Ihres Timolol-Medikaments. Wenden Sie sich an Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer Apotheke, wenn Sie unerwünschte Begleiterscheinungen vermuten.

Anwendungsgebiete

Augentropfen mit Timolol haben die folgenden Anwendungsgebiete:

  • Erhöhter Augeninnendruck (okuläre Hypertension)
  • Grüner Star (Weitwinkelglaukom)
  • Grüner Star nach Linsenentfernung (Aphakieglaukom)
  • Kindliches Glaukom, wenn andere Behandlungen nicht ausreichen

Gegenanzeigen

Timolol darf man nicht anwenden, wenn man überempfindlich oder allergisch auf den Wirkstoff oder einen anderen Bestandteil des Medikaments reagiert. Bei Asthma bronchiale, schweren obstruktiven Atemwegserkrankungen (wie COPD) und schwerer allergischer Rhinitis ist die Anwendung ebenfalls nicht möglich. Patientinnen und Patienten mit bestimmten Herzerkrankungen (wie Sinusbradykardie, AV-Block II. oder III. Grades, Sick-Sinus-Syndrom) darf Timolol nicht verordnet werden. Liegt eine dystrophische (durch Mangel oder Fehlernährung verursachte) Störung der Hornhaut vor, kann man die Augentropfen ebenfalls nicht nutzen.

Wechselwirkungen

Zu Wechselwirkungen kommt es vor allem dann, wenn man mehrere Medikamente in Form von Augentropfen verwendet. Nach dem Eintropfen von Timolol wartet man deshalb zehn Minuten, bis man weitere Augentropfen benutzt.

Kombiniert man Timolol mit Medikamenten, die den Blutdruck senken, können sich die Auswirkungen unter Umständen gegenseitig verstärken, sodass der Blutdruck zu stark abfällt.

Einige Medikamente verlangsamen den Abbau von Timolol. Dadurch wirkt es stärker. Beispiele für solche Medikamente sind Chinidin (Mittel gegen Herzrhythmusstörungen), Fluoxetin und Paroxetin (Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI) und Bupropion (Antidepressivum sowie Mittel zur Entwöhnung von Tabakrauch).

Kinder

In Ausnahmefällen, etwa beim angeborenen oder kongenitalen Glaukom und beim juvenilen Glaukom, kann man auch Kinder und Jugendliche mit Timolol behandeln. Das ist aber immer nur eine Übergangstherapie, bis man geeignete chirurgische Massnahmen ergreifen kann. Ist eine Operation bereits fehlgeschlagen, darf man Timolol so lange einsetzen, bis die weitere Therapie feststeht.

Sicherheitshalber beginnt man die Behandlung mit nur einem Tropfen in den unteren Bindehautsack pro Tag. Das ist wichtig, damit man die Behandlung – falls notwendig – schnell abbrechen kann. Sinkt der Augeninnendruck nicht ausreichend, kann man zweimal täglich je einen Tropfen in das betroffene Auge geben.

Schwangerschaft und Stillzeit

Timolol-Augentropfen dürfen in der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.

Denken Sie daran, unmittelbar nach dem Eintropfen eine Minute lang sanft auf den Tränenkanal zu drücken, um die Aufnahme von Timolol in den Körper zu verringern.

Abgabevorschriften

Timolol ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz rezeptpflichtig.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Christopher Waxenegger
Mag. pharm.  Christopher Waxenegger

Christopher Waxenegger studierte Pharmazie an der Universität Wien. Es folgten die erfolgreiche Fachprüfung für den Apothekerberuf sowie die freie Mitarbeit in einer Arztpraxis mit dem Schwerpunkt Medikationsanalyse. Seit 2020 widmet er sich dem Fachjournalismus und verfasst Sachtexte zu verschiedenen Gesundheitsthemen. Im Urlaub erkundet Christopher gerne die schottischen Highlands und genießt die Ruhe der Natur.

Quellen:
  • Fachinformation zu Timolol-Präparaten, unter: www.basg.gv.at (Abrufdatum: 20.03.2023)
  • Fachinformation zu Timolol-Präparaten, unter: www.portal.dimdi.de (Abrufdatum: 20.03.2023)
  • Fachinformation zu Timolol-Präparaten, unter: www.swissmedicinfo.ch (Abrufdatum: 20.03.2023)
  • Friese, K. et al.: Arzneimittel in der Schwangerschaft und Stillzeit, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 8. Auflage, 2016
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen – Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020
  • Karow, T. et Lang-Roth, R.: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow Verlag, 29. Auflage, 2021
  • Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin: Timolol, unter: www.embryotox.de (Abrufdatum: 20.03.2023)
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