Filariose

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Dr. med. Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

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Die Filariose ist eine tropische Erkrankung, die gelegentlich auch Reisende betrifft. Ausgelöst wird sie durch eine Infektion mit verschiedenen Arten von Fadenwürmern (Filarien), die durch den Stich von Mücken oder Bremsen auf den Menschen übertragen werden. Je nach Wurmart unterscheidet man verschiedene Gruppen von Filariosen, die sich hinsichtlich der Symptome unterscheiden. Hier lesen Sie alles Wichtige zu den verschiedenen Filariose-Formen.

Filariose

Filariose: Beschreibung

Mit dem Begriff Filariose bezeichnet man eine Gruppe von Erkrankungen durch kleine, parasitäre Fadenwürmer (Filarien), die durch den Stich von infizierten Mücken oder Bremsen auf den Menschen übertragen werden. Vom Blut wandern die Würmer je nach Wurmart in verschiedene Zielgewebe, wo sie sich vermehren. Man teilt die Filariosen in drei Gruppen ein:

  • Lymphatische Filariose: Die Würmer leben besonders in den Lymphgefässen.
  • Subkutane Filariose: Die Würmer leben direkt unter der Haut.
  • Seröse Filariose: Die Würmer besiedeln den Bauchraum oder den Brustkorb.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Filariosen zu den sogenannten vernachlässigten tropischen Erkrankungen ("neglected tropical diseases"). Damit bezeichnet sie Erkrankungen, die bislang nicht ausreichend wissenschaftliche und medizinische Beachtung erhalten - oftmals auch wegen fehlender finanzieller Förderung. "Neglected" bedeutet jedoch nicht, dass es sich um seltene oder harmlose Erkrankungen handelt.

Filariosen treten vorwiegend in tropischen Ländern auf - hauptsächlich im tropischen Afrika, Südostasien, Südamerika, Mittelamerika und in der Karibik. In anderen Ländern wie in der Schweiz können die Infektionen von Reisenden eingeschleppt werden. Schätzungsweise sind weltweit etwa 200 Millionen Menschen mit Filarien infiziert.

Lebenszyklus der Filarien

Die Filarien sind Würmer aus dem Stamm der Fadenwürmer (Nematoden). Von den vielen hundert Filarien-Arten befallen lediglich acht den Menschen. Im menschlichen Körper entwickeln sich aus der von den Insekten übertragenen Larven die erwachsenen, fadendünnen Würmer (Makrofilarien). Nach der Paarung bringen die Weibchen sogenannte Mikrofilarien hervor, die nur einige Hundert Mikrometer lang sind. Sie können sich über die Blutbahn im ganzen Körper ausbreiten.

Wird ein infizierter Mensch von einem blutsaugenden Insekt gestochen, kann dieses Mikrofilarien beim Trinken in sich aufnehmen. Im Insekt entwickeln sich die Mikrofilarien zu infektiösen Larven, die dann bei der nächsten Blutmahlzeit wieder in einen menschlichen Körper gelangen können.

Da die Vermehrung der Parasiten im Menschen stattfindet, ist dieser der Hauptwirt. Mücken und Bremsen sind dagegen Nebenwirte, weil sie nur für die Übertragung der Parasiten auf den Menschen nötig sind.

Lymphatische Filariose

Die lymphatische Filariose ist mit etwa 120 Millionen infizierten Menschen weltweit die häufigste Form einer Filariose. Sie kann durch drei verschiedene Filarienarten verursacht werden:

  • Wuchereria bancrofti (für etwa 90 Prozent der Erkrankungen verantwortlich, Vorkommen in Afrika und Asien)
  • Brugia malayi (vor allem in Süd- und Südostasien)
  • Brugia timori (vor allem im Südosten Indonesiens)

Verschiedene Mücken (wie Anopheles-Mücken) übertragen die Larven der Würmer beim Blutsaugen auf den Menschen. Im menschlichen Körper entwickeln sich daraus die adulten Würmer, die sich in den Lymphgefässen ansiedeln. Meist sind die Lymphgefässe der Beine befallen, manchmal auch welche in der Brust, den Armen oder in den Genitalien.

Die Würmer verstopfen die Gefässe und lösen ständig neue lokale Entzündungsreaktionen aus. Das stört den Lymphabfluss, wodurch sich mit der Zeit eine zunehmende Schwellung des betroffenen Körperteils entwickelt.

Nach Jahren geht die Schwellung überhaupt nicht mehr zurück - man spricht man von einer "Elephantiasis". Der Name beschreibt bildlich den enorm vergrösserten Beinumfang des Betroffenen. Der chronische Lymphstau schädigt das Gewebe erheblich: Die Haut wird runzelig und hart, die Gewebestruktur ist stark verändert, und narbiges Bindegewebe durchsetzt die Unterhaut.

Es dauert ein bis zwei Jahre, bis nach einer Infektion die Würmer ausgewachsen und geschlechtsreif sind und Mikrofilarien produzieren. Daher wird die Infektion oft erst sehr spät oder überhaupt nicht entdeckt. Als Elephantiasis wird die Erkrankung erst nach Monaten bis Jahren ohne adäquate medizinische Behandlung sichtbar.

Subkutane Filariose

Bei der subkutanen Filariose unterscheidet man zwei grosse Krankheitsbilder:

  • Loa-Loa-Filariose
  • Onchozerkose (Flussblindheit)

Loa-Loa-Filariose

Loa Loa ist eine Filarienerkrankung, die besonders in Zentral- und Westafrika vorkommt. Sie wird in manchen Gegenden auch Kamerun-Beule oder Calabar-Schwellung genannt und betrifft weltweit derzeit circa zwölf Millionen Menschen.

Die Krankheit wird durch Bremsen der Gattung Chrysops übertragen. Diese leben besonders in bewaldeten Gebieten (bevorzugt auf Gummibaumplantagen), sind tagaktiv und werden durch menschliche Bewegungen und Holzfeuer angelockt. Besonders während der Regenzeit sollte man sich vor dieser Bremsenart schützen.

Infizierte Bremsen übertragen beim Stich Loa-Loa-Larven in das Gewebe unter der Haut. Wie bei allen Filarienerkrankungen entwickeln sich aus den Larven ausgewachsene Würmer, die sich dann paaren und Mikrofilarien ausscheiden. Durchschnittlich dauert es ein Jahr, bis sich aus einer Larve der erwachsene Wurm ausgebildet hat.

Die Parasiten leben und bewegen sich unter der Haut (mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Zentimeter pro Minute). Manchmmal kann man die Würmer durch die dünne Haut an den Fingern oder Brüsten sogar sehen. Oder sie wandern in die Bindehaut der Augen, wo sie dann ebenfalls gut sichtbar sind. Umgangssprachlich nennt man sie daher auch „afrikanischer Augenwurm“.

Onchozerkose (Flussblindheit)

Der Auslöser der Onchozerkose ist die Filarie Onchocerca volvulus. Auf den Menschen übertragen wird der Parasit von Kriebelmücken ("black flies"), die hauptsächlich an Flussufern leben.

Nach dem Stich einer infizierten Kriebelmücke gelangen die Larven des Onchozerkose-Erregers in das Unterhautgewebe. Dort entwickeln sie sich zu den ausgewachsenen Würmern, die sich paaren und Mikrofilarien hervorbringen. Diese bleiben wie bei Loa Loa im Gewebe unter der Haut, wo sie Entzündungsreaktionen hervorrufen. Ebenfalls möglich ist ein Befall der Hornhaut in den Augen, was unbehandelt zur Erblindung führt.

Die Onchozerkose ist besonders in Zentralafrika heimisch, kommt aber auch in einigen Gebieten Südamerikas vor. Weltweit sind nach aktuellen Schätzungen ungefähr 120 Millionen Menschen mit dem Erreger der Erkrankung infiziert.

Seröse Filariose

Der wichtigste Erreger der serösen Filariose ist der Wurm Mansonella perstans. Er kommt in Zentralafrika und Südamerika vor. Da die von ihm verursachten Beschwerden nicht eindeutig sind, ist die Infektion schwer zu erkennen und nicht sehr bekannt. Auch gibt es kein organisiertes Programm, um die Übertragung der Parasiten einzudämmen. Dabei gibt es weltweit mehrere hundert Millionen Infizierte. In manchen Gebieten liegt die Wahrscheinlichkeit, sich zu irgendeinem Zeitpunkt während des Lebens mit Mansonella perstans zu infizieren, bei fast 100 Prozent.

Der Parasit kann durch verschiedene Stechmückenarten übertragen werden. Die schlüpfenden Würmer siedeln sich im Pleuraspalt (zwischen Lungen- und Rippenfell), im Herzbeutel oder in der Bauchhöhle an. Dort paaren sie sich und produzieren Mikrofilarien, die bei einem erneuten Mückenstich aus dem Blut des Erkrankten in das Insekt aufgenommen werden.

Filariose: Symptome

Die Symptome der Filariosen können sehr unterschiedlich sein, da sich die Parasiten in ihren Lebenszyklen unterscheiden. Oft dauert es Monate bis Jahre, bis Symptome auftreten und eine Infektion überhaupt bemerkt wird. In manchen Fällen treten keine oder nur milde Beschwerden auf, sodass manche Infizierte eine Leben lang mit dem Parasiten in sich leben. Einige Menschen infizieren sich auch immer wieder neu mit Filarien.

Europäer sind in der Regel nur auf längeren Tropenreisen von einer Infektion bedroht. Treten entsprechende Beschwerden auf, sollte man als Patient den Arzt immer auch über vergangene Reiseaktivitäten informieren.

Lymphatische Filariose: Symptome

Bei der lymphatischen Filariose treten die Beschwerden frühestens drei Monaten nach der Ansteckung auf. Einige Menschen zeigen zu Beginn kaum Symptome, andere klagen über akute Beschwerden. Mögliche Frühzeichen der lymphatischen Filariose sind:

  • Fieberschübe ("Filarienfieber")
  • Entzündung und Schwellung der Lymphknoten
  • erhöhte Anzahl bestimmter Abwehrzellen im Blut (eosinophile Granulozyten)

Die erwachsenen Würmer verlegen die Lymphwege und lösen immer wiederkehrende Entzündungen der Lymphgefässe und -knoten (Lymphangitis, Lymphadenitis) aus. Der resultierende Lymphstau ruft Schwellungen hervor. Nach langjährigem Verlauf kann es zur Elephantiasis kommen:

Es bilden sich massive Schwellungen an den Beinen, den Genitalien oder anderen Körperpartien. Die Haut wird rau und derb. Ist die Krankheit erst einmal so weit fortgeschritten, ist sie nur noch sehr begrenzt behandelbar.

Neben den Veränderungen der Extremitäten wird bei der Elephantiasis auch die Lunge geschädigt. Ist diese in ihrer Funktion beeinträchtigt, entstehen auch in vielen anderen Organen langfristige Schäden. Die chronische Lungenerkrankung zeigt sich besonders in Form nächtlicher Asthmaanfälle, wiederkehrender Fieberschübe und einer Druckerhöhung in den Lungenarterien (Lungen hochdruck = pulmonale Hypertonie).

Da die Lymphgefässe wichtig für das Immunsystem sind, stören die Würmer auch die normale Funktion des Immunsystems. Das erleichtert es anderen Krankheitserregern wie Bakterien und Pilze, eine zusätzliche Infektion (Sekundärinfektion) auszulösen.

Eine Vollausbildung der Elephantiasis ist in Europa selten und wird in aller Regel nur in Schwellen- und Entwicklungsländern beobachtet. Weltweit ist die lymphatische Filariose laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) die zweithäufigste Ursache für Langzeitbehinderungen.

Subkutane Filariose: Symptome

Bei der subkutanen Filariose besiedeln die Würmer die Haut und das darunter liegende Gewebe. Juckreiz ist oft das Hauptsymptom, Schwellungen und Beulen sind häufige Begleiterscheinungen.

Symptome von Loa Loa

Oft haben die Infizierten bei dieser Filariose-Form bis auf gelegentlichen Juckreiz keine Beschwerden. An verschiedenen Stellen des Körpers kann sich die typische "Calabar Beule" ausbilden - als Reaktion des Immunsystems auf den Wurm und dessen Ausscheidungen.

Es handelt sich dabei um eine lokale, plötzlich auftretende Schwellung, die für ein bis drei Tage bestehen bleibt. Sie ist in der Regel nicht besonders schmerzhaft, juckt aber stark. Ausserdem kann die Stelle leicht gerötet sein.

Bevorzugt bildet sich die Beule am Unterarm, Handrücken und im Gesicht; sie kann aber auch an anderen Körperstellen entstehen. Nicht immer heilt sich vollständig ab - manchmal bleibt eine kleine Hauterhebung bestehen.

Symptome der Onchozerkose (Flussblindheit)

Die erwachsenen (adulten) Würmer bilden Knäuel unter der Haut, die von aussen als schmerzlose Knoten tastbar sind. Ein solcher wurmgefüllter Hautknoten wird als Onchozerkom bezeichnet.

Die Würmer produzieren in den Hautknoten während ihres maximal vierzehn Jahre andauernden Lebens beständig Mikrofilarien. Diese wandern aus dem Hautknoten in benachbarte Hautabschnitte und in prinzipiell fast jeden Bereich des Körpers (Mikrofilarienwanderung). Wenn sie dort nicht von einem Insekt durch einen Stich aufgenommen werden, gehen sie nach etwa sechs bis 30 Monaten zugrunde. Die abgestorbenen Mikrofilarien lösen eine Reaktion des Immunsystems und damit Beschwerden aus:

Die Patienten beklagen einen starken Juckreiz, die Haut entzündet sich und kann sich lederartig verdicken (Lichenifikation). Die Hautfarbe (Pigmentation) kann an manchen Stellen verschwinden, sodass eine Art "Leopardenfellmuster" entsteht. Langfristig verändert sich die gesamte Haut des Körpers - man spricht von sogenannter "Papier- oder Greisenhaut".

Kommt es im Zuge der Mikrofilarienwanderung zu einer Entzündung der Hornhaut im Auge, trübt diese ein. Zuerst entstehen schneeflockenartige Sehstörungen. Bei kompletter Trübung der Hornhaut können Betroffene höchstens noch Hell und Dunkel wahrnehmen. Typischerweise ist aber vor allem die Bindehaut des Auges betroffen, in der ein Wurm teilweise jahrelang leben kann. Auch der Augennerv kann betroffen sein.

Neuere Studien deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Wurminfektion und einer Erkrankung hin, die erst seit einigen Jahren näher erforscht wird - das sogenannte "head nodding syndrome". Es handelt sich dabei um eine besondere Form der Epilepsie, die bei einigen Kindern in Uganda und im Süd-Sudan beobachtet wird. Bei den Betroffenen kann Essen oder Kälte einen epileptischen Anfall auslösen. Genaue Hintergründe zur Entstehung der Krankheit sind derzeit noch nicht bekannt.

Seröse Filariosen: Symptome

Die meisten Menschen mit einer serösen Filariose haben keine Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, sind sie in der Regel nicht gefährlich sind und haben keine Behinderung zur Folge. Deshalb wurden seröse Filariosen bislang weniger intensiv erforscht als die anderen Filariosen.

Symptome einer serösen Filariose durch Mansonella perstans entstehen meist im Zusammenhang mit der Wanderung der Würmer durch den Körper. Dabei können vorübergehend Hautbeulen entstehen, die an die Calabar-Schwellung der Loa Loa-Erkrankung erinnern. In manchen Fällen löst der Parasitenbefall auch Entzündungen verschiedener Organe aus wie etwa eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis). Auch Augensymptome wie Schmerzen oder Sehstörungen sind möglich. Da der Wurm oft in Ostafrika gefunden wird, spricht man auch vom "Uganda eye worm".

Filariose: Ursachen und Risikofaktoren

Die verschiedenen Filariosen werden durch verschiedene Mücken oder Bremsen übertragen. Diese Insekten werden daher auch als Krankheitsüberträger (Vektor) bezeichnet. Grundsätzlich sollten sich Reisende in tropische Länder bereits vor der Reise mit den typischen Erkrankungen und Infektionen im jeweiligen Reiseland vertraut machen.

Es ist nützlich, den jeweiligen Vektor zu kennen, da die Insekten zu unterschiedlichen Tageszeiten aktiv sind. Auch die Kenntnis der unterschiedlichen Aktivitätszeiten der Insekten hilft, Stichen vorzubeugen.

Krankheitsüberträger (Vektor)

Lymphatische Filariosen

Mücken der Arten Aedes (teilweise tagaktiv), Anopheles, Culex, Mansonia (allesamt vorwiegend nachtaktiv)

Subkutane Filariosen

Bremsen der Gattung Chrysops, Kriebelmücken (ausschliesslich tagaktiv)

Seröse Filariosen

Culicoides-Mücken (vor allem in Morgen- und Abendstunden aktiv)

Filariose: Untersuchungen und Diagnose

Der Arzt wird zuerst im Gespräch mit dem Patienten die Krankengeschichte (Anamnese) erheben. Dazu erkundigt er sich unter anderem genau nach den bestehenden Symptomen. Wenn ein Patient erst vor kurzem von einer Reise in tropisch-subtropische Länder zurückgekehrt ist, sollte er den Arzt unbedingt darüber informieren. Das hilft dem Arzt, bei der Abklärung der Symptome auch mögliche tropisch-subtropische Erkrankungen wie Filariosen als Ursache in Betracht zu ziehen.

Blutuntersuchungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Diagnostik von Filariosen: In der frühen Phase einer Filariose steigt typischerweise die Anzahl einer bestimmten Art von weissen Blutkörperchen (eosinophile Granulozyten) im Blut an. Als Immunzellen sind diese an Abwehrreaktionen beteiligt. Allerdings ist eine erhöhte Anzahl von eosinophilen Granulozyten nicht spezifisch für eine Filariose, sondern lässt sich auch bei anderen parasitären Erkrankungen oder allergischen Beschwerden im Blut beobachten.

Der mikroskopischen Nachweis von Mikrofilarien im Blut des Patienten sichert die Diagnose einer Filariose. Je nachdem, welche Mücken vermutlich den Erreger übertragen haben, sollte die Blutabnahme zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen: Die Mikrofilarien haben sich nämlich an die Stechgewohnheiten der Überträgerinsekten angepasst:

Viele der Insekten stechen vorwiegend nachts, weshalb die Mikrofilarien sich fast ausschliesslich in diesen Stunden im Blut aufhalten - etwa bei lymphatischer Filariose. Bei Loa Loa dagegen sind die Mikrofilarien mittags am häufigsten im Blut anzutreffen.

Bei der Onchozerkose gelangen die Mikrofilarien überhaupt nicht ins Blut - die Parasiten können nur direkt unter der Haut nachgewiesen werden.

Bleibt die Suche nach Mikrofilarien erfolglos, kann man mithilfe bestimmter Tests nach spezifischen Antikörpern im Blut fahnden.

Sind bereits innere Organe befallen, kann man mit bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomografie, Kernspintomografie) den bereits entstandenen Schaden genauer ermitteln.

Filariose: Behandlung

Bei der Behandlung der verschiedenen Filariosen werden unterschiedliche Antihelminthika eingesetzt - also Medikamente, die gegen Wurminfektionen wirksam sind. Folgende Wirkstoffe zählen dazu:

  • Diethylcarbamazin (DEC)
  • Ivermectin
  • Suramin
  • Mebendazol

Grundsätzlich werden die Filarien durch diese Medikamente sehr wirksam abgetötet. Problematischer ist es, die Erkrankung überhaupt zu erkennen, damit die entsprechenden Behandlungsmassnamen eingeleitet werden können.

Neuerdings wird auch das Antibiotikum Doxycyclin bei der lymphatischen Filariose und der Onchozerkose eingesetzt. Es tötet Bakterien, welche die Filarien zu ihrer Fortpflanzung benötigen. Das bedeutet: Sind diese symbiotischen Bakterien eliminiert, können sich die Würmer nicht mehr fortpflanzen.

Bei manchen Filariosen löst das Absterben der Würmer eine starke Immunreaktion im Körper aus, sodass zusätzlich Glukokortikoide ("Kortison") gegeben werden müssen. Sie wirken entzündungshemmend und däpfend auf das Immunsystem (immunsuppressiv), was eine mögliche überschiessende Immunreaktion verhindern kann.

Eine spezielle Behandlungsmassnahme wird bei der Elephantiasis angewendet: Da die Würmer bei den lymphatischen Filariosen in den Lymphgefässen leben und diese zerstören, ergibt sich ein Stau der Lymphflüssigkeit im Gewebe. Therapeutisch kann man versuchen, diesen Lymphstau mit regelmässiger manueller Lymphdrainage und dem dauerhaften Tragen von Kompressionsstrümpfen zu beseitigen.

Filariose: Operation

In bestimmten Fällen von Filariose ist eine Operation angezeigt. So kann es bei einer Elephantiasis (Folge einer chronischen lymphatische Filariose) notwendig sein, die enormen Flüssigkeitsansammlungen in Hoden, Brüsten oder Beinen mittels eines chirurgischen Eingriffs einigermassen zu reduzieren. Bei diesen plastischen Operationen wird überschüssiges Gewebe entfernt. Eine vollständige Rekonstruktion des zerstörten Gewebes ist jedoch nicht möglich, sodass nicht von einer Heilung im engeren Sinn gesprochen werden kann.

Bei der Onchozerkose können mithilfe einer Operation die Würmer unter der Haut entfernt werden. Bei der Loa-Loa-Erkrankung können Würmer aus der Bindehaut des Auges geschnitten werden, wenn man sie dort entdeckt.

Filariose: Krankheitsverlauf und Prognose

Die Prognose der Filariose hängt davon ab, wie gross die Zahl der aufgenommenen Erreger ist - und wie lange sich der Betroffene in den Tropengebieten aufhält. Die Filariose schwächt nämlich das Immunsystem, sodass es leicht zu zusätzlichen Infektionen kommen kann, was gerade in den Tropen oft mit gefährlichen Komplikationen verbunden ist.

Die erwachsenen (adulten) Würmer können im Wirt einige Jahre überleben. Es kann mehrere Monate bis Jahre dauern, bis Mikrofilarien im Blut erscheinen, sodass eine Infektion erst spät oder gar nicht bemerkt wird. Je früher aber richtig behandelt wird, desto besser ist die Prognose.

Bei der lymphatischen Filariose kann die Entstehung der entstellenden Lymphödeme (Elephantiasis) durch eine konsequente Therapie vermieden werden.

Bei Loa Loa ist die Prognose generell gut. Die Krankheit wird aufgrund der typischen "Calabar Beule" meist frühzeitig erkannt. Bei einem Befall des Kehlkopfes können jedoch die Atemwege eingeengt werden. Eine solche Schwellung kann lebensbedrohlich sein. Ausserdem kann in seltenen Fällen durch Loa Loa eine Entzündung des Gehirns entstehen (Enzephalitis), die tödlich enden oder zumindest schwere neurologische Folgeschäden hinterlassen kann. Da der Wurm anderthalb Jahrzehnte unter der menschlichen Haut überleben und Mikrofiliarien produzieren kann, ist eine konsequente Therapie möglichst aller betroffenen Menschen unabdingbar, um die Erkrankung einzudämmen.

Die Onchozerkose ist wegen der oft schweren Schäden an Augen und Haut die bedrohlichste Filariose für die einheimische Bevölkerung. Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose jedoch erheblich besser.

Die serösen Filariosen sind hinsichtlich der Erkrankungsschwere und der möglichen Komplikationen als vergleichsweise harmlos einzustufen.

Filariose: Vorbeugung

Will man Filariosen vorbeugen, sollte man in erster Linie Stiche durch die übertragenden Insekten verhindern. Hier die wichtigsten Tipps, um Insektenstiche und andere Infektionen in tropisch-subtropischen Regionen zu vermeiden:

  • Tragen Sie lange, helle Kleidung.
  • Benutzen Sie Moskitorepellents (als Spray, Gel, Lotion etc.). Achten Sie darauf, dass die Produkte tropenerprobt sind und von Organisationen wie der WHO empfohlen wurden.
  • Beachten Sie, dass Repellents immer nur lokal an der Hautstelle wirken, auf der sie aufgetragen werden.
  • Nutzen Sie ein Moskitonetz zum Schlafen. Empfehlenswert sind mit Repellents imprägnierte Moskitonetze.
  • Meiden Sie Flussbetten und Feuchtgebiete, da hier besonders mit Insekten zu rechnen ist.
  • Besonders bei längeren Aufenthalten: Dichten Sie Fenster mit Mückengittern ab.
  • Informieren Sie sich bereits einige Wochen vor der Abreise bei einem Tropenmediziner/Reisemediziner über mögliche Medikamente zum Schutz vor Infektionen und über notwendige Reiseimpfungen.
  • Wenn Sie während der Reise eine Malariaprophylaxe mit Doxycyclin durchführen, ist diese sehr wahrscheinlich auch gegen die lymphatische Filariose und die Onchozerkose wirksam.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Andreas Ploch
Autor:
Dr. med. Fabian Dupont
Dr. med.  Fabian Dupont

Fabian Dupont ist freier Autor in der NetDoktor-Medizinredaktion. Der Humanmediziner ist bereits für wissenschaftliche Arbeiten unter anderem Belgien, Spanien, Ruanda, die USA, Großbritannien, Südafrika, Neuseeland und die Schweiz. Schwerpunkt seiner Doktorarbeit war die Tropen-Neurologie, sein besonderes Interesse gilt aber der internationalen Gesundheitswissenschaft (Public Health) und der verständlichen Vermittlung medizinischer Sachverhalte.

ICD-Codes:
B74
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Arastéh, K. et al.: Duale Reihe Innere Medizin: Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2018
  • Centers for Disease Control and Prevention (CDC): "Parasites - Lymphatic Filariasis" (Stand: 22.10.2018), unter: www.cdc.gov
  • Dowell, S. F. et al.: "Nodding Syndrome", in: Emerg Infect Dis. 2013; 19(9):1374-84
  • Greten, H. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 13. Auflage, 2010
  • Hof, H. & Schlüter, D.: Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie, Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2022
  • Löscher, T. & Burchard, G.-D.: Tropenmedizin in Klinik und Praxis: mit Reise- und Migrationsmedizin, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2010
  • Meyer, C.G.: Tropenmedizin - Infektionskrankheiten, ecomed MEDIZIN, 3. Auflage, 2019
  • Privates Tropeninstitut Dr. Gontard GbR: "Filariosen (Wurmerkrankungen)", unter: https://tropeninstitut.de (Abruf: 21.02.2022)
  • Sitzmann, F. C. & Bartmann, P.: Duale Reihe Pädiatrie, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2018
  • Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Lymphatic Filariasis" (Stand: 16.03.2022), unter: www.who.int
  • Weltgesundheitsorganisation (WHO): "Onchocerciasis" (Stand: 11.01.2022), unter: www.who.int
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