Corona-Impfungen für Kinder und Jugendliche

Von , Medizinredakteurin
und , Arzt
Christiane Fux

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) empfiehlt eine Corona-Impfung derzeit nur Kindern ab fünf Jahren, wenn sie chronisch krank sind. Informieren Sie sich hier, ob sich Kinder und Jugendliche gegen Covid-19 impfen lassen sollten, wie die Impfung abläuft und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Mädchen erhält eine Impfung

Coronavirus-Impfung für Kinder zwischen sechs Monaten und vier Jahren

Die Impfbehörde empfiehlt Kleinkindern bis zur Vollendung des 5. Lebensjahres generell keine Impfung gegen das Coronavirus beziehungsweise Covid-19.

Coronavirus-Impfung für Kinder zwischen fünf und elf Jahren

Mit Herbst 2022 empfiehlt die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) in erster Linie chronisch kranken Kindern ab fünf Jahren eine Covid-Impfung. Die Kinder erhalten hierzu eine einzelne Impfstoffdosis, wenn sie bislang ungeimpft sind. Auf Wunsch können sie auch zweimal geimpft werden. Zwischen erster und zweiter Impfung sollten dann mindestens vier Wochen liegen.

Kinder, deren Immunsystem stark geschwächt ist, sollten immer zweimal mit Comirnaty geimpft werden (Abstand: ein Monat). Vier Wochen später prüft der Arzt, ob sich Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Blut befinden. Sind ausreichend viele Antikörper vorhanden, ist keine weitere Impfung nötig. Falls nicht, impft der Arzt nach weiteren vier Wochen ein drittes Mal.

In Summe weicht die Schweiz deutlich von den Empfehlungen anderer Länder ab. Der Grund: Studiendaten zeigen, dass fast alle Schweizerinnern und Schweizer ab dem Alter von fünf Jahren Antikörper gegen SARS-CoV-2 haben. Das Risiko für schwere Covid-19-Verläufe schätzen die Experten daher generell als gering ein.

Womöglich sind manche Kinder zwischen fünf und elf Jahren bislang weder geimpft noch haben sie eine Infektion überstanden. Wünschen die Kinder und ihre Erziehungsberechtigten dann eine Impfung, empfehlen die Impfexperten zwei Comirnaty-Impfdosen im Abstand von mindestens vier Wochen.

Coronavirus-Impfung für Kinder ab 12 Jahren

Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren raten die Impfexperten ebenfalls nur dann zu einer Impfung gegen Covid-19, wenn sie gesundheitlich belastet sind. Sie sollen bevorzugt eine Dosis des Comirnaty-Impfstoffs erhalten.

Auf Wunsch sind auch zwei Impfungen mit einem Abstand von einem Monat möglich. Hierfür stehen die Impfstoffe Comirnaty und Nuvaxovid zur Verfügung.

Gesonderte Empfehlungen gibt es für stark abwehrgeschwächte Jugendliche (mindestens zwölf Jahre alt). Sie sollten dreimal mit dem Comirnaty-Impfstoff geimpft werden. Der Abstand zwischen den Impfungen beträgt jeweils vier Wochen.

Der Spikevax-Impfstoff wäre für Kinder ab 12 Jahren ebenfalls verfügbar (Impfabstand vier Wochen). Aufgrund möglicher, wenn auch seltener Nebenwirkungen (insb. Herzmuskelentzündung) und einer eingeschränkten Datenlage geben die Impfexperten den anderen Impfstoffen den Vorzug.

Für 16-Jährige und Ältere gelten die Erwachsenen-Empfehlungen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Wann ist die Impfung für Kinder und Jugendliche besonders wichtig?

Manche Kinder und Jugendliche sind chronisch krank und daher gefährdet, schwer an Covid-19 zu erkranken. Zu den relevanten Vorerkrankungen gehören:

  • starkes Übergewicht (Adipositas)
  • Frühgeborene, die jünger als zwei Jahre alt sind
  • schwere Herzerkrankungen und Herzfehler
  • schwere  Erkrankungen des Nervensystems
  • chronische Lungenerkrankungen mit eingeschränkter Lungenfunktion; darunter schweres oder nicht ausreichend behandeltes Asthma
  • schwerer Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie)
  • chronische Nierenschwäche
  • schlecht eingestellter Diabetes
  • Trisomie 21 und andere seltene Erkrankungen
  • Krebserkrankungen

Stark abwehrgeschwächte Kinder und Jugendliche sind besonders von einem schweren Covid-19-Verlauf bedroht. Für sie gibt es daher gesonderte Impfempfehlungen, die von denen für andere vorerkrankte Kinder abweichen.

Brauchen Kinder und Jugendliche eine Auffrischimpfung?

Geimpften Kindern und Jugendlichen empfiehlt die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) derzeit keine Auffrischimpfung. Das gilt auch für die meisten chronisch kranken Kinder. Eine Ausnahme bilden Kinder ab zwölf Jahren, die eine starke Immunschwäche haben:

Sie sollten frühestens vier Monate nach der letzten Impfung (oder der letzten nachgewiesenen Sars-CoV-2-Infektion) ihren Immunschutz auffrischen lassen.

Welchen Coronavirus-Impfstoff erhalten Kinder und Jugendliche?

Je nach Altersgruppe sind derzeit folgende Impfstoffe für Kinder und Jugendliche verfügbar und empfohlen, um einen Immunschutz aufzubauen (Grundimmunisierung):

  • Kinder ab fünf bis elf Jahren: Comirnaty von BioNTech/Pfizer
  • Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren: Comirnaty von BioNTech/Pfizer und Nuvaxovid von Novavax. Unter Beachtung von Nebenwirkungen und Datenlage ist auch Spikevax möglich.

Die Auffrischung erfolgt vorzugsweise mit einem Comirnaty-Impfstoff.

Auf die vorherrschende Omikron-Variante angepasste Impfstoffe sind aktuell nur für Erwachsene zugelassen. Sollte die ursprünglichen Impfstoffe nicht verfügbar sein, können Ärzte sie „off-label“ auch Jüngeren geben.

Welche Impfstoff-Dosierung erhalten Kinder?

Jüngere Kinder zwischen fünf und elf Jahren erhalten nicht die gleiche Menge an Impfstoff wie Jugendliche und Erwachsene. Sie bekommen ein Drittel davon, was zehn Mikrogramm entspricht. Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren impft man hingegen die gleiche Impfdosis wie Erwachsenen.

Wie wird die Impfung Kindern und Jugendlichen verabreicht?

Ärzte spritzen die Covid-19-Impfung wie die meisten anderen Impfungen in einen Muskel (intramuskulär). Babys bekommen die Impfung für gewöhnlich in einen Oberschenkelmuskel (Musculus vastus lateralis). Ältere Kinder und Jugendliche werden bevorzugt am Delta-Muskel des Oberarms geimpft.

Kinder mit einer gestörten Blutgerinnung drücken am besten einige Minuten auf die Einstichstelle. Informieren Sie den Impfarzt bereits im Vorfeld, falls bei Ihrem Kind eine Blutungsneigung vorliegt.

Nach der Impfung ist es zudem sinnvoll, noch etwa eine Viertelstunde im Impfzentrum oder der Arztpraxis zu bleiben. So können medizinische Fachkräfte rasch eingreifen, sollte es dem Kind nicht gut gehen. Ist das Kind vorerkrankt, ist gegebenenfalls eine längere Beobachtung sinnvoll.

Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen gibt es bei Kindern und Jugendlichen?

Eine Impfung setzt gewollt das Immunsystem in Gang. In vielen Fällen spüren das die geimpften Kinder und Jugendlichen in den Tagen nach der Impfung. Experten sprechen von sogenannten Impfreaktionen. Sie betreffen vor allem die Einstichstelle und äussern sich durch:

  • Schmerzen, vor allem, wenn man auf die Einstichstelle drückt
  • Rötungen
  • Schwellungen

Das arbeitende Immunsystem spüren Kinder und Jugendliche oftmals auch in anderen Körperregionen oder generell körperlich, etwa in Form von

In der Regel klingen solche Impfreaktionen nach wenigen Tagen ab. Sollten die Beschwerden länger bestehen oder Sie sich unsicher sein, sprechen Sie am besten mit dem Kinderarzt.

Nebenwirkungen und Risiken

Nebenwirkungen zeigen sich eher etwas später als Impfreaktionen, die bereits kurz nach einer Impfung einsetzen. Bei jüngeren Geimpften, insbesondere männlichen Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren, traten in seltenen Fällen Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen auf. Das Risiko einer solchen Myokarditis oder Perikarditis ist nach der zweiten Impfung höher als nach der ersten. Das gilt womöglich auch für Auffrischimpfungen.

Geimpfte sollten sich in den Tagen nach der Impfung schonen und körperliche Anstrengungen vermeiden. Treten Beschwerden wie Herzstolpern, Schmerzen in der Brust und/oder Atemnot auf, ziehen Sie umgehend medizinische Hilfe hinzu.

Grundsätzlich verlaufen die meisten beobachteten Myokard-Entzündungen allerdings leicht und heilen folgenlos ab. Kinder unter 12 Jahren scheinen nach derzeitigem Stand generell nicht besonders gefährdet zu sein. Für Kinder bis 4 Jahren gibt es noch keine ausreichenden Daten.

Kinder und Jugendliche können auch allergisch auf die Impfung reagieren. Die Reaktion erfolgt meist unmittelbar nach der Impfung. In sehr seltenen Fällen nimmt die allergische Reaktion lebensbedrohliche Ausmasse an (anaphylaktischer Schock). Bekannte Allergiker (auf andere Stoffe) sollten daher mindestens eine halbe Stunde nach der Impfung beobachtet werden, um bei Bedarf schnell handeln zu können.

Keine 100-prozentige Sicherheit

Auch wenn es keine Hinweise auf bislang noch unbekannte, sehr seltene, aber schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfungen speziell für Kinder gibt - 100-prozentig ausschliessen kann man sie nicht. Dazu reicht die Zahl der Studienteilnehmer nicht aus.

Zulassungs- und Impfbehörden erfassen und prüfen daher fortlaufend gemeldete Nebenwirkungen und passen ihre Empfehlungen gegebenenfalls an.

Entscheidung zwischen Impfung und Infektion

Angesichts der hohen Ansteckungsgefahr durch immer neue Virusvarianten, wird sich fast jedes ungeimpfte Kind früher oder später infizieren. Die Entscheidung gegen die Impfung ist daher die für eine Infektion, die auch bei Kindern schwer verlaufen kann oder in manchen Fällen Long Covid nach sich zieht. Umgekehrt kann aber auch für die Impfung nicht jedes Risiko ausgeschlossen werden.

Daher sollten Jugendliche und ihre Eltern in Absprache mit ihrem Arzt eigenverantwortlich wählen. Abgeben kann man die Entscheidung nicht. Dabei sollte auch der Wunsch der jungen Impflinge eine entscheidende Rolle spielen.

Konsequenzen sind in seltenen Fällen bei beiden Entscheidungen möglich: Dass das Kind oder der Jugendliche schwer an Covid-19 erkrankt oder gravierende Long-Covid-Folgen davontragen, weil sie nicht geimpft wurden. Oder dass die Impfung beispielsweise eine Myokarditis verursacht.

Allem Ermessen nach ist aber nicht nur eine Sars-CoV-2-Infektion, sondern auch die Impfung selbst mit einem sehr niedrigen Risiko für Kinder und Jugendliche verbunden.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

Quellen:
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG): Coronavirus - Covid-19-Impfung, Stand: 10.11.2022, unter: www.bag.ch (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • Bundesamt für Gesundheit (BAG), Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF): Impfempfehlung für die Covid-19-Impfung im Herbst 2022, Stand: 19.10.2022, unter: www.bag.ch (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Corona-Schutzimpfung, Stand: 17.11.2022, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: COVID-19-Impfungen: Ergänzendes Kapitel zum Impfplan Österreich 2022, Stand: 28.10.2022, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • COSMO-Studie (COVID-19 Snapshot Monitoring), Universität Erfurt, unter: projekte.uni-erfurt.de (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • Fachinformationen zu Covid-19-Impfstoffen, unter: www.ema.europa.eu (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • Paul-Ehrlich-Institut (PEI): Si­cher­heit von CO­VID-19-Impf­stof­fen - Sicherheitsbericht 27.12.2020 bis 30.06.2022, Stand: 7. September 2022, unter: www.pei.de (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • Robert Koch-Institut (RKI): COVID-19 und Impfen - Antworten auf häufig gestellte Fragen (FAQ), Stand: 17. November 2022, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 23.11.2022)
  • Robert W. Frenck et al.: Safety, Immunogenicity, and Efficacy of the BNT162b2 Covid-19 Vaccine in Adolescents, in: N Engl J Med 2021; 385: 239-250; doi: 10.1056/NEJMoa2107456
  • Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI): 23. Aktualisierungder COVID-19-Impfempfehlung, in: Epidemiologisches Bulletin 46/2022, veröffentlicht am: 17. November 2022, unter: www.rki.de (Abrufdatum: 23.11.2022)
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