Angioplastie

Von Lena Machetanz, Ärztin
und , Medizinjournalistin
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Angioplastie ist ein medizinisches Verfahren, bei dem verengte oder verschlossene Blutgefässe (Stenosen) mithilfe eines Katheters aufgeweitet werden. Zu den gängigsten Methoden gehört die Ballonangioplastie. Dabei weitet der Arzt das betroffene Gefäss, indem er einen eingeführten Ballon aufpumpt. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Angioplastie - welche Verfahren es gibt, wie sie ablaufen und welche Risiken damit verbunden sein können.

Angioplastie Behandlung eines verstopften Gefäßes

Was ist eine Angioplastie?

Die Angioplastie ist ein Verfahren aus der Gefässmedizin zur Behandlung von Verengungen der Blutgefässe (Stenosen) durch das Einführen eines Katheters. Der Eingriff kann offen oder geschlossen durchgeführt werden:

Die geschlossene oder indirekte Methode wird auch perkutane transluminale Angioplastie, kurz PTA, genannt: "perkutan" bedeutet, dass der Zugang zum Gefäss durch die Haut hindurch führt; "transluminal" heisst, dass der Katheter innerhalb des Gefässhohlraums vorgeschoben wird.

Daneben gibt es die offene oder direkte Angio­plastie mit direktem Zugang zum chirurgisch geöffneten Ge­fäss. Sie ist weniger schonend als die geschlossene Methode. Ärzte wenden sie deshalb vor allem bei Patienten an, bei denen eine PTA nicht infrage kommt.

Die Angioplastie kommt vor allem in zwei Fällen zur Anwendung:

  • zur Weitung von Herzkranzgefässen im Rahmen der koronaren Herzkrankheit (KHK)
  • zur Behandlung von Arterienverengungen in den Beinen bei der "Schaufensterkrankheit" (periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz PAVK)

Die Angioplastie behandelt immer nur das Symptom Gefässverengung, nicht aber dessen Ursache. Um die Durchblutung dauerhaft zu verbessern, sind eine gesunde Lebensführung und die Behandlung möglicher Grunderkrankungen (wie Diabetes) nötig.

Man unterscheidet verschiedene Verfahren der PTA, zum Beispiel:

Ballonangioplastie (Ballondilatation)

Dies ist die am häufigsten angewendete Angioplastie-Methode. Dabei schiebt der Arzt einen biegsamen Führungsdraht (Katheter), an dessen Ende sich ein schlaffer Ballon befindet, durch das betroffene Gefäss bis zur Engstelle. Dort angelangt pumpt er den Ballon auf, sodass sich das Gefäss wieder weitet.

Die für die Verengung verantwortlichen Ablagerungen (Plaques) an den Gefässwänden werden bei der Ballondilatation nicht entfernt.

PTCA

Ein spezielle Form von Ballonangioplastie ist die Perkutane Transluminale Coronar-Angioplastie (PTCA). Mit ihrer Hilfe lassen sich verengte Herzkranzgefässe weiten. Mehr darüber erfahren Sie im Beitrag PTCA.

Ro­ta­blati­ons­angio­plastie

Diese Methode arbeitet mit einem Katheter, der mit einem diamantbesetzten Fräskopf ausgerüstet ist. Mithilfe dieses Instruments kann der Arzt die Plaques abtragen, die für die Gefässverengung verantwortlich sind.

Das Verfahren wird heute selten und nur bei sehr starken Plaqueablagerungen eingesetzt. Entwickelt wurde es speziell für die Aufweitung verengter Herzgefässe im Rahmen der koronaren Herzkrankheit (KHK).

Laserangioplastie

Hierbei behandelt der Arzt die gefässverengenden Ablagerungen mittels Lasertechnologie. Er führt einen Laserkatheter in das verengte Gefäss ein und verdampft damit das störende Gewebe an Ort und Stelle.

Wie wird eine Angioplastie/PTA durchgeführt?

Die PTA wird in der Regel im Krankenhaus durchgeführt. Der Patient erhält bei Bedarf ein Beruhigungsmittel sowie ein örtliches Betäubungsmittel an der Einstichstelle.

Ballonangioplastie

Bei der Ballonangioplastie führt der Arzt einen biegsamen, mit einem kleinen, schlaffen Ballon ausgestatteten Kunststoffschlauch - den Ballonkatheter - über eine Schlagader in das arterielle Gefässsystem ein. Meist wählt er dafür die grosse Leistenschlagader, manchmal aber auch eine Arterie in der Ellenbeuge oder am Handgelenk.

Nun schiebt der Arzt den Schlauch bis zum betroffenen verengten Gefässabschnitt vor. Das Ganze geschieht unter Röntgenkontrolle. Zuvor wird ein Kontrastmittel in die Gefässe gespritzt. So sieht der Arzt zu jedem Zeitpunkt der Behandlung, wo sich der Katheter befindet und wo genau die Verengung liegt.

Am Ziel angekommen bläst der Arzt den eingebrachten Ballon auf, um die Verengung aufzudehnen. Die Plaque als Ursache der Gefässverengung wird dabei nicht entfernt, sondern in die Gefässwand hineingedrückt.

Kann die Stenose durch die Ballondilatation allein nicht aufgeweitet werden, setzt der Arzt zusätzlich über den Führungsdraht bei der PTA einen Stent ein. Dabei handelt es sich um eine kleine, rohrförmige Gefässprothese aus Metall. Sie wird entweder über den Ballon aufgeblasen oder entfaltet sich selbst. Der Stent verbleibt auch nach der PTA im Gefäss und hält es offen, fungiert also als Gefässstütze.

Zum Abschluss zieht der Arzt den Katheter vorsichtig durch die Gefässe zurück und entfernt ihn. An der Einstichstelle wird ein Druckverband angelegt, sodass es nicht nachblutet. Die gesamte Behandlung dauert im Regelfall etwa 30 bis 45 Minuten.

Laser- und Rotablationsangioplastie

Laser- und Rotablationsangioplastie verlaufen im Prinzip genauso wie die Ballonangioplastie. Nach der Aufweitung entfernt der Arzt aber zusätzlich die gefässverengenden Ablagerungen per Laser oder Rotationskatheter.

Was muss ich nach einer Angioplastie/PTA beachten?

Im Anschluss an die Angioplastie über die Leiste müssen Sie in der Regel mehrere Stunden strikte Bettruhe einhalten. So helfen Sie, eine starke Nachblutung zu verhindern. Für 12 Stunden dürfen Sie ausserdem kein heisses Bad und keine Dusche nehmen. In den ersten 24 Stunden sollten Sie zudem nicht rauchen. Vermeiden Sie auch grössere körperliche Belastungen in den nächsten Tagen.

Falls ein Stent eingesetzt wurde, wird Ihnen Ihr Arzt gerinnungshemmende Medikamente verschreiben. Diese sollten Sie gewissenhaft entsprechend seiner Verordnung einnehmen.

Bei Ihnen hat der Arzt die Angioplastie bei einem Beingefäss durchgeführt? Falls Sie in den Tagen oder Wochen danach ein Taubheitsgefühl, Kältegefühl oder eine Veränderung der Hautfarbe am betreffenden Bein feststellen, sollten Sie sofort Ihren Arzt verständigen.

Informieren Sie Ihren Arzt auch, wenn Sie Schmerzen an der Stelle verspüren, an welcher der Ballonkatheter aufgepumpt wurde.

Welche Risiken birgt eine Angioplastie/PTA?

Die Angioplastie/PTA ist heutzutage ein Routineverfahren und ein sicherer Eingriff, sofern sie von einem qualifizierten und erfahrenen Arzt durchgeführt wird. Wie bei jeder medizinischen Intervention kann es jedoch zu Nebenwirkungen und Komplikationen kommen. Dazu zählen:

  • Spannungsgefühl, leichte Schmerzen nach Abklingen der Betäubung
  • Bluterguss (Hämatom) an der Einstichstelle
  • allergische Reaktionen auf das Kontrast-, Betäubungs- oder Schmerzmittel (wie Brechreiz, Juckreiz, Hautausschlag), extrem selten schwere allergische Reaktionen wie Herz-Kreislaufstörungen, Atemstörungen, Krämpfe
  • Bildung von Blutgerinnseln, evtl. mit Verschluss eines nachfolgenden Gefässabschnitts (Embolie)
  • sehr selten stärkere Blutungen oder Nachblutungen an der Einstichstelle
  • extrem selten Entzündung der Punktionsstelle
  • sehr selten Gefäss-, Nerven- oder Weichteilschäden

Bei Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann durch eine Angioplastie die Funktion der Schilddrüse gestört werden. Bei Diabetikern, die Metformin-haltige Medikamente einnehmen, kann sich eine Stoffwechselstörung entwickeln.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
A. Blättermann
Autoren:
Lena Machetanz
Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

Quellen:
  • Deutsche Gesellschaft für Angiologie & Gesellschaft für Gefäßmedizin: S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripher arteriellen Verschlusskrankheit (Stand: 2015, überarbeitet 05/20)
  • Marx, N. & Erdmann, E.: Klinische Kardiologie: Krankheiten des Herzens, des Kreislaufs und der herznahen Gefäße, Springer-Verlag, 8. Auflage, 2011
  • Rentsch, M. et al.: Komplikationsmanagement in der Chirurgie. Springer Verlag, 1. Auflage, 2015
  • Siewert, J.R. & Stein, H.J.: Chirurgie. Springer Verlag, 9. Auflage, 2012
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