Dopamin

Von , Ärztin
und , Medizinredakteurin und Biologin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Alle NetDoktor.ch-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff des Nervensystems (Neurotransmitter). Es erregt nicht nur Nervenzellen, sondern spielt auch eine wichtige Rolle im Belohnungssystem des Gehirns. Deshalb wird es oft als „Glückshormon“ bezeichnet. Als Medikament entfaltet Dopamin seine Wirkung beispielsweise in der Alzheimertherapie und der Intensivmedizin. Erfahren Sie hier, warum Dopamin für den Körper so wichtig ist.

Was ist Dopamin?

Dopamin wird in den sogenannten dopaminergen Nervenzellen aus der Aminosäure Tyrosin hergestellt. In weiteren Schritten kann es zu Adrenalin und Noradrenalin weiterverarbeitet werden. Man bezeichnet diese drei Transmitter als Katecholamine. Sie entfalten ihre Wirkung, indem sie von einer Nervenzelle ausgeschüttet werden und an spezielle Rezeptoren (wie Dopamin-Rezeptoren) auf der Oberfläche einer benachbarten Nervenzelle binden. Auf dieser Weise werden bestimmte Signale von einer Zelle zur nächsten weitergegeben. Im Anschluss nimmt die ursprüngliche Nervenzelle den freigesetzten Botenstoff wieder auf, wodurch dessen Wirkung endet.

Im Mittelhirn wird besonders viel Dopamin hergestellt. Hier spielt es eine wichtige Rolle bei der Steuerung und Kontrolle von Bewegungen. Sterben die dopaminergen Neuronen ab, erlischt die Dopaminwirkung und es zeigen sich charakteristische Symptome wie Zittern (Tremor) und Muskelsteifheit (Rigor). Dieses Krankheitsbild wird auch Morbus Parkinson genannt.

Dopamin ist ein wichtiger Bestandteil des Belohnungssystems. Bewertet das Gehirn ein Erlebnis als besonders positiv oder überlebensdienlich, schüttet es vermehrt Dopamin aus, wodurch der Antrieb und die Motivation gesteigert werden. Das Erlebnis wird als angenehm abgespeichert. Suchterzeugende Mittel wie beispielsweise Kokain hemmen die Wiederaufnahme des Dopamins, sodass dieses länger wirksam ist. Das hat unter anderem Euphorie zur Folge. Allerdings stumpfen die Dopaminrezeptoren durch diese Überstimulierung auf Dauer ab, und es wird immer mehr Dopamin zu ihrer Erregung benötigt.

Ausserhalb des Gehirns weiten sich die Blutgefässe im Bauch und in den Nieren durch die Dopaminwirkung, und die Durchblutung wird gefördert. Zusätzlich regt Dopamin die Aktivität des Sympathikus an. Bei schwangeren Frauen reguliert es die Freisetzung von Prolaktin, einem Hormon, das für das Brustwachstum und die Milchproduktion verantwortlich ist.

Dopamin als Medikament

Als Arzneimittel in der Intensivmedizin wird Dopamin nur noch selten bei sehr niedrigem Blutdruck, Herzstillstand oder Nierenversagen eingesetzt. Es gibt mittlerweile geeignetere Medikamente mit weniger ausgeprägten Nebenwirkungen.

Wann bestimmt man Dopamin?

Vermutet der Arzt einen Tumor, der von sich aus unkontrolliert Katecholamine produziert, misst er die Konzentration von Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin im Urin. Ein solcher Tumor ist etwa das Phäochromozytom, ein seltener Tumor, der sich aus bestimmten Zellen in der Nebenniere entwickelt. Da der Dopaminwert im Blut von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, gehört die Messung nicht zur Standarduntersuchung. Lediglich ein erhöhter Wert weist wiederum auf einen Tumor hin.

Dopamin-Referenzwerte

Das Dopamin kann im Urin gemessen werden, wobei die Urinmenge über 24 Stunden gesammelt wird. Für ein aussagekräftiges Messergebnis müssen einige Bedingungen beachtet werden:

Falls der Patient bestimmte Medikamente anwendet, müssen diese nach Möglichkeit vor Untersuchungsbeginn abgesetzt werden. Das gilt etwa für Insulin, Clonidin, Barbiturate und Vitamin B12. Ausserdem sollte der Patient vor während der Urin-Sammelperiode auf bestimmte Lebens- und Genussmittel verzichten: Bananen, Kaffee, Käse, Mandeln, Nüsse, Tee und Vanille.

Für den 24-Stunden-Sammelurin gelten folgende Dopamin-Normwerte (in Mikrogramm pro Tag):

Lebensalter

Dopamin-Normwert

bis 1 Jahr

≤ 85,0 µg/d

1 bis 2 Jahre

≤ 140,0 µg/d

2 bis 4 Jahre

≤ 260,0 µg/d

4 bis 18 Jahre

≤ 450,0 µg/d

Erwachsene

< 620 µg/d

Das Dopamin kann auch im Blutplasma gemessen werden. Hier gelten Dopaminwerte von weniger als 50 Pikogramm pro Milliliter als normal. Für die Blutentnahme ist eine ruhige Umgebung wichtig; der Patient sollte mindestens 20 Minuten ruhig liegen, bevor ihm Blutabgenommen wird. Zudem sollte er in den 12 Stunden vor der Blutentnahme auf Alkohol, Kaffee, Tee und Nikotin verzichten.

Wann ist der Dopamin-Wert erniedrigt?

Sterben dopaminerge Neuronen ab oder wird zu wenig Dopamin produziert, kann das Gehirn Bewegungen und deren Ausmass nicht mehr regulieren. Das Vollbild der fehlenden Dopaminwirkung ist der sogenannte Morbus Parkinson.

Aufgrund der Bedeutung des Neurotransmitters im Belohnungssystem kann ein Dopaminmangel ausserdem zu Depressionen führen.

Dopaminmangel

Wenn Sie mehr über den Anzeichen und Ursachen für ein Dopamindefizit erfahren möchten, lesen Sie den Artikel Dopaminmangel.

Wann ist der Dopamin-Wert erhöht?

Phäochromozytome führen durch eine vermehrte Ausschüttung von Dopamin zu erhöhten Werten. Die Patienten klagen über Schweissausbrüche, Bluthochdruck und Kopfschmerzen mit Schwindel.

Offenbar stehen auch Psychosen und Schizophrenie mit einem Überschuss an Dopamin in Verbindung. So führen Medikamente, die bestimmte Dopaminrezeptoren blockieren, zu einer Besserung der Symptome.

Wird die Wiederaufnahme von Dopamin in die Zellen durch Drogen verhindert, steigt der Wert ebenfalls. Zu diesen Drogen gehören nicht nur illegale Suchtmittel wie Kokain oder Amphetamine, sondern auch Alkohol und Nikotin.

Wie kann man Dopamin erhöhen oder senken?

Ist der Dopamin-Spiegel des Körpers krankhaft erhöht oder erniedrigt, helfen Medikamente den Mangel beziehungsweise den Überschuss auszugleichen. Eines der bekanntesten Beispiele ist das sogenannte L-DOPA (Levodopa), das bei Morbus Parkinson im Gehirn der Patienten als Transmitter-Ersatz fungiert und so das bestehende Dopamindefizit ausgleicht. Auch Dopamin-Wiederaufnahmehemmer sind wichtige Medikamente, die den Betroffenen mehr Lebensqualität schenken.

Aktueller Gegenstand der Forschung ist, ob man durch eine erhöhte Tyrosinaufnahme über die Nahrung das körpereigene Dopamin erhöhen kann. Verschiedene Lebensmittel wie beispielsweise Rote Bete enthalten besonders viel von dieser Aminosäure und sollen einen positiven Effekt auf Erkrankungen wie Depressionen haben. Wie stark jedoch die Wechselwirkungen zwischen Dopamin, Ernährung und mentaler Gesundheit zu bewerten sind, bleibt noch unklar.

Wenn durch Stress, körperliche Belastung oder Schlafmangel der Dopaminhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann mit Hilfe von Meditation, Entspannungsübungen oder Yoga der körpereigene Dopamin-Spiegel wieder in Balance gebracht werden. 

Autoren- & Quelleninformationen

Jetzt einblenden
Datum :
Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Martina Feichter
Autoren:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

Quellen:
  • Berlit, P.: Therapielexikon Neurologie, Springer-Verlag, 1. Auflage, 2006
  • Bourre, J.: Effect of nutrients (in food) on the structure and function of the nervous system: Update on dietary requirements for brain, Part 1: Micronutrients. J Nutr Health Aging. 2006;10:377–85
  • Brötz, D.: Kognitive Neurologie: 44 Tabellen, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2006
  • Buist, R.: The therapeutic predictability of tryptophan and tyrosine in the treatment of depression. Int J Clin Nutr Rev. 1983;3:1–3.
  • Hacke, W.: Neurologie, Springer-Verlag, 14. Auflage, 2016
  • Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 10.12.2017)
Teilen Sie Ihre Meinung mit uns
Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie NetDoktor einem Freund oder Kollegen empfehlen?
Mit einem Klick beantworten
  • 0
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
0 - sehr unwahrscheinlich
10 - sehr wahrscheinlich