Blepharitis

Von , Ärztin
Dr. med. R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

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Bei einer Blepharitis handelt es sich um eine Entzündung der Augenlider. Ursächlich ist meist ein gestörter Talgabfluss aus den Talgdrüsen der Augenlider. Die Krankheit ist weit verbreitet und führt zu Augenbrennen, verkrusteten, geröteten Lidrändern und einem Fremdkörpergefühl. Die Behandlung umfasst oft antibiotische Augensalben und eine gründliche Augenlidhygiene. Hier lesen Sie alles Wichtige über die Blepharitis.

Blepharitis

Blepharitis: Beschreibung

Eine Entzündung der Augenlider (Blepharitis) entsteht, wenn die Ausführungsgänge der Talgdrüsen, die an den Lidrändern nach aussen münden, verstopfen. Häufig sind an einer solchen Augenlidentzündung auch Bakterien beteiligt.

Da sich bei dieser Erkrankung oft weissgraue, fettige Schuppen am Lidrand bilden, wird sie auch als Blepharitis squamosa bezeichnet. Bei schwerem Verlauf kann sie in eine Blepharitis ulcerosa mit tieferen Hautläsionen des Augenlids übergehen.

Andere Entzündungen der Augenlider

Von einer Blepharitis (Blepharitis squamosa) spricht man in erster Linie dann, wenn die Entzündung das gesamte Augenlid betrifft. Wenn dagegen verstopfte Talgdrüsen eine eng begrenzte, schmerzlose Schwellung des Augenlids hervorrufen, handelt es sich um ein Hagelkorn. Ein Gerstenkorn dagegen ist dagegen eine schmerzhafte, gerötete Schwellung am Augenlid, die durch eine meist bakterielle Entzündung einer Talgdrüse entsteht.

Blepharitis: Symptome

Häufige Blepharitis-Symptome sind:

  • stark verklebte Augenwimpern (vor allem nach dem Aufwachen)
  • trockenes, brennendes oder juckendes Augenlid
  • leicht gerötetes und schuppendes Augenlid
  • Fremdkörpergefühl im Auge
  • vermehrtes Ausfallen der Wimpern am entzündeten Lidrand (Madarosis)
  • manchmal Bildung feiner Schuppen auf dem Lidrand
  • manchmal leichte Lidschwellung

Blepharitis: Ursachen und Risikofaktoren

Ursächlich für eine Blepharitis ist eine Verstopfung der Talgdrüsen (Meibom-Drüsen) in den Augenlidern. Diese kann unterschiedliche Ursachen haben:

Besonders anfällig dafür sind Menschen, die eine übermässige Talgproduktion (Seborrhö) aufweisen und beispielsweise auch unter Akne, Neurodermitis oder Rosacea leiden. Bei übermässiger Talgproduktion verstopfen die Talgdrüsen besonders leicht, weshalb eine Blepharitis oft chronisch auftritt.

Darüber hinaus können auch äussere Reize wie Staub, Wind, Kälte, Hitze, Rauch, Chemikalien, Kosmetika oder Kontaktlinsen verstopfte Talgdrüsen und damit eine Lidrandentzündung verursachen. Auch Allgemeinerkrankungen wie Rheuma, Schilddrüsenerkrankung oder Zuckerkrankheit (Diabetes) sind mögliche Ursachen für eine Blepharitis.

Infektiöse Blepharitis

Eine infektiöse Blepharitis wird meistens durch Bakterien (Staphylokokken), Viren (Herpes simplex-Virus, das Windpockenvirus Varizella zoster) oder Filzläuse hervorgerufen:

  • Staphylokokken besiedeln auch bei gesunden Menschen die Haut und Schleimhaut. Bei einer kleinen Verletzung können sie in die Lidhaut eindringen und eine Entzündung hervorrufen.
  • Das Herpesvirus verursacht die bekannten und häufig wiederkehrenden schmerzhaften Bläschen am Mund. Nach einer Infektion kann es in den Nervenendigungen überleben und später erneut eine Infektion auslösen. Betrifft diese das Augenlid, kann eine Blepharitis entstehen. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag "Herpes am Auge".
  • Filzläuse können bei schlechten hygienischen Verhältnissen von Mensch zu Mensch übertragen werden. Meistens befallen sie Schamhaare, seltener Achsel- und Barthaare und sehr selten auch die Wimpern (Phtiriasis palpebrarum). Die Kopfhaare sind nicht betroffen. Im Rahmen einer Lidentzündung haften die Nissen der Läuse als kleine Körnchen an den Wimpern. Die Läuse selbst saugen an der Lidkante zwischen den Wimpern.

Nicht-infektiöse Blepharitis

Der Lidrand besteht aus einem äusseren und einem inneren Anteil. Am äusseren Lidrand befinden sich die Wimpern, innen liegen die Talgdrüsen, deren Sekret an der Lidkante abgegeben wird. Mit dem Tränenfilm wird es bei jedem Lidschlag auf der Augenoberfläche verteilt, damit das Augenlid reibungsfrei darübergleiten kann.

Übersteigt die Talgproduktion das normale Mass, verstopfen die Ausführungsgänge der Liddrüsen – eine schuppende Lidrandentzündung (Blepharitis squamosa) kann entstehen. Das überschüssige Sekret verklebt die Wimpern und bildet einen fettigen Belag, der die Drüsen zusätzlich verstopfen und bei bakterieller oder viraler Besiedelung eine Entzündung hervorrufen kann.

Blepharitis: Untersuchungen und Diagnose

Der richtige Ansprechpartner bei einer (vermuteten) Blepharitis ist der Augenarzt (Ophthalmologe). Meistens kann er die Lidrandentzündung schon auf den ersten Blick diagnostizieren. Für eine erfolgreiche Therapie ist es aber wichtig, herauszufinden, ob bestimmte Risikofaktoren diese Lidentzündung begünstigt haben. Daher wird der Arzt zuerst in einem Gespräch mehr über Ihre Beschwerden und Krankengeschichte herausfinden (Anamnese). Mögliche Fragen dabei sind:

  • Haben Sie eine leicht fettende (seborrhoeische) Haut? Litten Sie beispielsweise als Jugendliche(r) unter Akne?
  • Leiden Sie unter Kupferrose (Rosacea) oder Neurodermitis (atopische Dermatitis)?
  • Tragen Sie Kontaktlinsen?

Anschliessend untersucht der Augenarzt nach dem vorderen auch den hinteren Lidrand mit einer Lupe. Dafür klappt er das Lid vorsichtig um.

Bei einer schuppenden Lidrandentzündung (Blepharitis squamosa) kann der Augenarzt weissgraue fettige Schuppen am Lidrand erkennen. Tiefere Hautläsionen sprechen für eine fortgeschrittene Entzündung (Blepharitis ulcerosa). Mittels Spaltlampenuntersuchung kann der Augenarzt feststellen, ob durch die Entzündung auch die Hornhaut (Cornea) verletzt wurde. Ausserdem kann er mit einem kleinen Wattestäbchen am Augenlid entlangfahren, um einen Abstrich zu nehmen. Dieser wird im Labor genauer untersucht, um herauszufinden, ob das Lid mit Keimen besiedelt ist.

Blepharitis: Behandlung

Entscheidend zur Behandlung und Vorbeugung einer Blepharitis ist eine gründliche Lidhygiene. Sie umfasst Reinigungsmassnahmen, mit denen das aufgestaute Talgsekret aus den Ausführungsgängen der Talgdrüsen entfernt wird. Ausserdem werden dabei die Lidränder vorsichtig gereinigt. Bei infektiöser Blepharitis werden geeignete Mittel gegen die Auslöser der Infektion gegeben (z.B. Antibiotika gegen Bakterien). Darüber hinaus sollte eine bestehende ursächliche Hauterkrankung fachgerecht behandelt werden.

Lidhygiene

Das Ziel der Lidhygiene besteht darin, einen normalen Abfluss des Talgsekrets zu gewährleisten. Dies gelingt meist mit zwei Massnahmen, die täglich durchgeführt werden sollten:

  • Lidmassage: Zum Entleeren der Ausführungsgänge der Talgdrüsen werden die Augenlider zunächst erwärmt (z.B. mit warmen Kompressen, speziellen Wärmebrillen oder Infrarotlicht) und anschliessend mit sauberen Fingern oder Wattestäbchen massiert – bei geschlossenem Auge am Oberlid und Unterlid mehrmals sanft in Richtung Lidspalte streichen.
  • Reinigung der Lidränder (Lidkanten): Die Verklebungen und Verkrustungen am Lidrand, die oft eine Blepharitis begleiten, lassen sich mit einem feuchten Tuch, hypoallergischer Seife und Salicylöl aus der Apotheke lösen. Anschliessend werden die Lidränder mit einer speziellen Reinigungslösung oder mit speziell dafür hergestellten, fusselfreien Reinigungspads gereinigt. Diese speziellen Produkte für die Augenpflege bei Lidrandentzündung sind in der Apotheke erhältlich.

Behandlung einer infektiösen Blepharitis

Wird die Lidrandentzündung von Bakterien hervorgerufen, behandelt man sie mit einem lokalen Antibiotikapräparat (z.B. antibiotische Augensalbe). Nur in seltenen Fällen wird das Antibiotikum in Form von Tabletten verabreicht.

In bestimmten Fällen kann auch die lokale Anwendung von Glukokortikoiden ("Kortison"), etwa als Salbe, sinnvoll sein.

Bei einer virusbedingten Blepharitis wird der Arzt unter Umständen ein virenhemmendes Medikament (Virustatikum) zur Einnahme verschreiben.

Gegen Filzläuse kann Pilocarpin-Öl eingesetzt werden. Es hemmt die Atmung der Läuse, die daraufhin absterben. Sie werden zusammen mit ihren Nissen mit der Hand entfernt. Alternativ kann man bei dieser Form der Lidrandentzündung eine schwach quecksilberhaltige Salbe anwenden.

Behandlung von Hauterkrankungen

Liegt der Blepharitis eine allgemeine Hauterkrankung zugrunde, muss diese in Absprache mit dem behandelnden Augenarzt gleichzeitig mitbehandelt werden. Anderenfalls kann eine Blepharitis schnell wiederkehren.

Blepharitis: Krankheitsverlauf und Prognose

Normalerweise ist die Prognose der Lidrandentzündung gut. Allerdings kann sie sich auch als ausgesprochen hartnäckig erweisen. Ein dauerhaftes Verschwinden der Blepharitis ist bei Menschen mit übermässiger Talgproduktion meist nur durch konsequente Lidhygiene zu erreichen.

Bei einem schweren Verlauf der Erkrankung kann aus der harmlosen Lidrandentzündung eine bakterielle Blepharitis ulcerosa entstehen. Dabei sind die Augenlider oft geschwollen, gerötet und überwärmt. Eiterabsiedlungen (Abszesse) und tiefere Hautverletzungen (Ulcera) mit gelblichen Krusten gehören zu diesem Krankheitsbild. Unbehandelt kann diese Form der Erkrankung zu dauerhaften Lidfehlstellungen führen. Denn bei der Wundheilung entsteht gelegentlich Narbengewebe, das den Lidrand nach aussen (Ektropium) oder innen (Entropium) verzieht. Diese Komplikation der Blepharitis ist glücklicherweise sehr selten.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Markus Batscheider
Autor:
Dr. med. R. Schwarz
Dr. med.  R. Schwarz

Dr. Schwarz studierte Medizin in Würzburg, wo sie auch ihre Promotion abschloss. Nach sehr vielseitigen Aufgaben während der medizinischen praktischen Ausbildung (PJ) u.a. in der Inneren Medizin und Chirurgie ist sie nun als Fachärztin für Radiologie tätig.

ICD-Codes:
H01
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Broschüre des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands e. V. (BAD) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG): "Lidrandentzündung (Blepharitis): kleine Ursache, große Wirkung" (Stand: Novemeber 2013), unter: www.augeninfo.de
  • Dahlmann, C. & Patzelt, J.: Augenheilkunde, Urban & Fischer, 3. Auflage 2014
  • Fechner, P. U. & Teichmann, K. D.: Medikamentöse Augentherapie, Georg Thieme Verlag, 4. Auflage, 2000
  • MSD Manual - Ausgabe für medizinische Fachkreise: "Blepharitis", unter: www.msdmanuals.com (Abruf: 16.10.2020)
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