Filzläuse

Von , Arzt
und , Medizinredakteurin und Biologin
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

Martina Feichter

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

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Filzläuse sind blutsaugende Parasiten, die ausschliesslich den Menschen befallen. Besonders oft findet man sie im Schambereich, weshalb sie häufig beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Lesen Sie, woran Sie einen Befall mit Filzläusen erkennen und wie Sie die Parasiten schnell wieder loswerden!

Filzläuse verursachen Juckreiz

Kurzübersicht

  • Symptome: Juckreiz, insbesondere nachts, evtl. bläuliche Hautverfärbungen an Einstichstellen
  • Behandlung: Mittel mit antiparasitären Wirkstoffen, Auskämmen mit Läusekamm, evtl. Rasur, Sexualpartner muss mitbehandelt werden
  • Ursachen und Risikofaktoren: Übertragung bei engem Körperkontakt (etwa Geschlechtsverkehr), selten auf indirektem Weg über Matratzen oder Decken
  • Diagnostik: Untersuchung bei charakteristischen Merkmalen wie Bissstellen, optisches Auffinden der Läuse
  • Prognose und Krankheitsverlauf: Gut behandelbar; unbehandelt Risiko für Hautschädigung oder Entzündungen
  • Vorbeugen: Hautkontakt zu Infizierten vermeiden, Textilien nicht gemeinsam benutzen, Intimbereich rasieren

Was sind Filzläuse?

Filzläuse, manchmal auch "Schamläuse" genannt, haben eine ovale bis schildförmige Gestalt und werden etwa einen bis 1,6 Millimeter (maximal zwei Millimeter) lang. Sie sind damit etwas kleiner als Kopfläuse. Mit einer Lupe lässt sich erkennen, dass sich an den sechs Beinen kräftige Klauen befinden. Mit deren Hilfe krallen sich die Tiere in den Schamhaaren fest.

Wo am Körper findet man Filzläuse?

Filzläuse findet man meist in den Haaren der Genital- und Analregion eines Menschen. Denn sie mögen eine lockere, nicht zu dichte Behaarung und viele Schweissdrüsen. Manchmal tauchen die Parasiten auch an anderen behaarten Körperstellen auf, etwa im behaarten Brust- und Bauchbereich bei Männern sowie unter den Achseln bei beiden Geschlechtern. Sogar Wimpern, Augenbrauen und Bart sind gelegentlich von Filzläusen befallen.

Lebensweise und Fortpflanzung der Filzläuse

Filzläuse ernähren sich vom Blut ihres Wirts. Dafür stechen sie mit speziell ausgebildeten Mundwerkzeugen bis zu zehn Mal am Tag in die Haut und saugen sich mit Blut voll. Der Stich an sich wird von den Betroffenen meist gar nicht bemerkt, wohl aber seine Folgen. Denn wie andere Lausarten spritzen Filzläuse ihren Speichel in die Einstichstelle, um zu verhindern, dass das Blut gerinnt.

Das Immunsystem des Körpers stuft bestimmte Bestandteile des Läusespeichels als Fremdstoffe ein und versucht diese zu bekämpfen – es entwickelt sich eine lokale Immunreaktion mit Juckreiz und Rötung der betroffenen Hautstellen.

Die Filzlaus ist gut an ihren Wirt, den Menschen, angepasst und verlässt ihn nicht freiwillig. Einzige Ausnahme ist der Wechsel auf einen anderen Wirt. Die weibliche Filzlaus hat eine Lebensdauer von etwa einem Monat. Sie legt täglich bis zu fünf Eier (Nissen) ab, indem sie sie mit einem speziellen Sekret am Schaft der Haare festklebt.

Nach rund einer Woche schlüpfen daraus sogenannte Nymphen, die in ihrer äusserlichen Gestalt den erwachsenen Tieren stark ähneln. Nach rund drei Wochen sind die Tiere geschlechtsreif und beginnen ihrerseits, sich zu vermehren.

Welche Symptome treten auf?

Das Hauptsymptom eines Filzlausbefalls ist mässiger bis starker Juckreiz, den die Stiche der Filzläuse verursachen. Nachts nimmt er oft zu, vermutlich durch die Bettwärme. Die Haut an der Einstichstelle rötet sich manchmal. Ausserdem kommt es um die Einstichstellen herum gelegentlich zu bläulichen Einfärbungen, welche mitunter die Grösse eines Fingernagels erreichen. Diese Flecken werden "Maculae coeruleae" oder auch "taches bleues" genannt und entstehen wahrscheinlich durch kleine Einblutungen um die Einstichstelle herum, die der Läusespeichel verursacht.

Manche Menschen reagieren allergisch auf die Stiche der Läuse, wodurch sich die Symptome verstärken.

Was tun gegen Filzläuse?

Filzläuse werden auf ähnliche Weise behandelt wie Kopfläuse: Zum Einsatz kommen äusserlich aufgetragene Mittel mit antiparasitären Wirkstoffen wie Permethrin. Wie die Anwendung genau erfolgt und wann sie wiederholt werden muss, entnehmen Sie der Gebrauchsanweisung.

Zusätzlich ist es wichtig, die befallenen Stellen nach der Behandlung mit einem Läusekamm auszukämmen. So lassen sich die durch das Insektizid abgetöteten Filzläuse und ihre Eier aus den Haaren entfernen.

Bei einem Befall der Wimpern geht man anders vor, um eine eventuelle Schädigung des Auges durch die Medikamente zu verhindern. Hierfür zupfen Sie die Filzläuse und Nissen mit einer feinen Pinzette heraus. Alternativ wird empfohle,n drei- bis fünfmal täglich Vaseline ohne Zusätze dick auf die Wimpern auftragen für einen Zeitraum von etwa acht Tagen.

Weil die Filzläuse wahrscheinlich versuchen, auf andere behaarte Körperstellen in der Nähe auszuweichen, ist es ratsam, gleichzeitig Augenbrauen und Kopfhaare mit antiparasitären Mitteln behandeln.

Besonders wichtig bei einem Filzlaus-Befall ist die Mitbehandlung des Sexualpartners. Sonst entsteht ein Ping-Pong-Effekt: Die Partner stecken sich gegenseitig immer wieder an. Während des akuten Befalls verzichten die Betroffenen bestenfalls auf Geschlechtsverkehr.

Zur richtigen Behandlung, vor allem mit Medikamenten, gilt es, sich beim Arzt oder in einer Apotheke beraten lassen. Denn nur wer die Therapie richtig und konsequent durchführt, wird die Filzläuse schnell wieder los. 

Hausmittel gegen Filzläuse

Manche Menschen setzen Vaseline als Hausmittel gegen Filzläuse auch im Schambereich ein. Die fetthaltige Creme erstickt die Parasiten.

Manchmal wird empfohlen, die behaarte und von Filzläusen befallene Körperregion zu rasieren. Unbedingt nötig ist eine solche Rasur nicht, aber sie hilft bei der schnellen Beseitigung der Nissen.

Hausmittel haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen.

Wie bekommt man Filzläuse?

Filzläuse werden vor allem direkt von Mensch zu Mensch übertragen durch engen Körperkontakt wie beim Geschlechtsverkehr. Hierbei klettern die Läuse zum Beispiel von den Schamhaaren an der Scheide hin zum Intimbereich des Mannes – oder umgekehrt. Eine Ansteckung ist sowohl zwischen heterosexuellen als auch zwischen homosexuellen Partnern möglich. Besonders gefährdet für einen Filzlaus-Befall sind Menschen, die häufig ihre Sexualpartner wechseln.

Manche Menschen stecken sich auf indirektem Wege mit Filzläusen an, wenn sie zum Beispiel Matratze, Bettwäsche oder Decken mit einer infizierten Person teilen. Das passiert allerdings viel seltener, weil eine Filzlaus ohne Wirt nur 24 Stunden überlebt.

Wie werden Filzläuse festgestellt?

Sind die Symptome voll ausgeprägt, fällt der Verdacht schnell auf Filzläuse. Um ihn zu bestätigen, untersucht ein Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten den Bereich genau. Zwar sind die Läuse und deren Eier gross genug, um sie mit blossem Auge zu erkennen. Da sie sich aber kaum bewegen und farblich dem Hintergrund ähneln, sind sie nicht immer leicht zu entdecken.

Ein weiteres Indiz für den Lausbefall sind kleine, rostbraune Flecken in der Unterwäsche. Dabei handelt es sich um den Kot der Tiere.

Besteht der Verdacht auf Filzläuse, gilt es, die Wimpern, Augenbrauen sowie alle anderen behaarten Körperregionen auf die Parasiten abzusuchen.

Wie verläuft ein Filzlausbefall?

Filzläuse zählen zu den Geschlechtskrankheiten, die sich gut und zuverlässig behandeln lassen.

Unbehandelt führt der Juckreiz mitunter dazu, dass die Betroffenen Hautstellen aufkratzen oder durch die ständige Reizung zum Beispiel die Lymphknoten in der Leistengegend anschwellen. Ausserdem besteht das Risiko, dass durch die verletzte Haut Bakterien eindringen und zu sogenannten Sekundärinfektionen führen.

Bei Filzlausbefall in den Wimpernhaaren passiert es in einigen Fällen, dass die Lidränder anschwellen und sich entzünden. In der Folge entwickelt sich häufig eine Bindehautentzündung.

Wie lässt sich Filzläusen vorbeugen?

Um Filzläusen vorzubeugen, gilt es in erster Linie, engen Hautkontakt zu Personen mit Filzlausbefall zu vermeiden. Wer in einem Haushalt mit jemandem lebt, der Filzläuse hat, vermeidet es am besten, Kleidung, Handtücher und Bettwäsche gemeinsam zu nutzen. Es empfiehlt sich, diese Textilien heiss zu waschen, um Filzläusen den Garaus zu machen.

Das Risiko, Filzläuse zu bekommen, hängt stark vom eigenen Sexualverhalten ab. Wer viele wechselnde Sexualpartner hat, erhöht die Ansteckungsgefahr.

Die Schamhaare zu rasieren, erschwert es Filzläusen, sich einzunisten. Allerdings bringt ein glatt rasierter Intimbereich noch lange keinen zuverlässigen Schutz.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Marian Grosser
Marian Grosser

Marian Grosser studierte in München Humanmedizin. Daneben hat der vielfach interessierte Arzt einige spannende Abstecher gewagt: ein Philosophie- und Kunstgeschichtestudium, Tätigkeiten beim Radio und schließlich auch für Netdoktor.

Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).

ICD-Codes:
B85
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Bork, K. & Bräuniger, W.: Hautkrankheiten in der Praxis. Schattauer Verlag, 3. Auflage, 2005
  • Informationsportal des Berufsverbands der Frauenärzte e.V.: www.frauenaerzte-im-netz.de (Abruf: 28.12.2017)
  • Kayser, F.H. et al:. Taschenlehrbuch Medizinische Mikrobiologie. Georg Thieme Verlag, 12. Auflage 2010
  • Mylonas, I.: Sexuell übertragbare Erkrankungen. Springer-Verlag, 2016
  • Plettenberg, A. et al.: Infektionskrankheiten der Haut. Georg Thieme Verlag, 3. Auflage 2010
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie. Springer-Verlag, 3. Auflage 2014
  • Weyerstahl, T. & Stauber, M.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 4. Auflage 2013
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