Mastitis

Von , Arzt
Florian Tiefenböck

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

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Die Mastitis ist eine Entzündung der Brustdrüse. Sie tritt meist während der Stillzeit auf und wird überwiegend von Bakterien verursacht. Typische Symptome einer Mastitis sind gerötete, schmerzhafte Bereiche in der Brust und in manchen Fällen Fieber. Manchmal leiden Neugeborene, selten auch Männer an einer Mastitis. Erfahren Sie hier mehr zu Symptomen, Behandlung und dem Verlauf einer Brustdrüsenentzündung.

Mutterbrust beim Stillen

Kurzübersicht

  • Symptome: Rötung, Überwärmung, Schwellung bestimmter Bereiche der Brust, Schmerzen, ggf. Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, allgemeines Krankheitsgefühl
  • Ursachen und Risikofaktoren: Bakterielle Infektion durch eingedrungene Keime, Milchstau, falsche Stilltechnik, hormonelle Störungen bei Mastitis ohne Zusammenhang zum Stillen
  • Behandlung: Symptomatische Behandlung wie Kühlen, gutsitzende BHs, bei bakterieller Mastitis Antibiotika, Schmerzmittel, bei Abszessbildung ggf. chirurgischer Eingriff
  • Krankheitsverlauf und Prognose: Heilt in der Regel gut ab, seltener Komplikationen wie Abszessbildung, erneutes Auftreten möglich
  • Untersuchung und Diagnose: Vorgeschichte, Abtasten der Brust, Ultraschalluntersuchung, in seltenen Fällen Mammografie zum Ausschluss anderer Erkrankungen, ggf. Prolaktinbestimmung im Blut
  • Vorbeugen: Richtige Stilltechnik, Vermeiden wunder Brustwarzen, gute Stillhygiene wie häufiges Wechseln der Stilleinlagen

Was ist eine Mastitis?

Die Mastitis ist eine Brustdrüsenentzündung (Brustdrüse = Mamma). Sie wird vor allem durch Bakterien hervorgerufen. Allerdings kommt es auch durch andere Faktoren wie Milchstau in der Stillzeit, Stress oder hormonelle Schwankungen zu einer Brustentzündung. Eine Mastitis tritt fast immer einseitig auf.

Mediziner unterscheiden zwischen einer Mastitis puerperalis und einer Mastitis non-puerperalis:

Die Mastitis puerperalis ist eine Brustentzündung, die während des Wochenbetts und des Stillens auftritt.

Sie betrifft zwischen einem und etwa 25 Prozent aller Wöchnerinnen – je nachdem, welche Definition den entsprechenden Studien zugrunde liegen, ob zum Beispiel bereits ein Milchstau als Mastitis geführt wird.

Als Mastitis non-puerperalis bezeichnet man Entzündungen der Brustdrüse ausserhalb der Stillzeit.

Auftreten der Mastitis

Die Mastitis ist eine typische Erkrankung von Frauen in der fruchtbaren Lebensphase. Daher erkranken am häufigsten 20- bis 40-Jährige an einer Brustentzündung. In lediglich zehn Prozent aller Fälle tritt eine Brustdrüsenentzündung nach den Wechseljahren (Menopause) auf. Auch eine Mastitis in den Wechseljahren ist relativ selten.

Sehr selten entwickelt sich eine Mastitis beim Mann. Mitunter kommt es zum Beispiel durch eine Verletzung zu einer Brustdrüsenentzündung beim Mann. Eine Brustentzündung beim Mann ist in sehr seltenen Fällen ein Hinweis auf Brustkrebs.

Die Krankheit tritt zudem in wenigen Fällen bei Neugeborenen auf. In diesem Fall sprechen Ärzte von einer Mastitis neonatorum. Sie macht sich meist zwischen dem vierten und sechsten Tag nach der Geburt bemerkbar.

Was sind die Symptome bei einer Mastitis?

Es gibt eine Reihe typischer Mastitis-Symptome. Dabei unterscheiden sich die Anzeichen einer Mastitis puerperalis nur unwesentlich von einer Mastitis non-puerperalis:

Meist ist die Brust geschwollen und im entzündeten Bereich verhärtet. In diesem Bereich tritt oft eine deutliche Rötung auf. Die entzündete Brust fühlt sich erheblich wärmer an als die nicht erkrankte. Das Abtasten der entzündeten Stelle ist typischerweise schmerzhaft. Auch ein Schmerz im Bereich der Brustwarze gilt als mögliches Mastitis-Symptom.

Bei etwa der Hälfte der Betroffenen schwellen die Lymphknoten unterhalb der Achselhöhle an. In der Regel ist diese Vergrösserung schmerzhaft.

Bei einer Brustentzündung im Wochenbett leiden die Patientinnen oft zusätzlich an allgemeinen körperlichen Beschwerden. Dazu zählen Schüttelfrost, Unwohlsein und Fieber mit Temperaturen über 38,4 Grad Celsius. Betroffene fühlen sich müde, abgeschlagen und krank.

Die abgesonderte Milch ist verändert. Sie schmeckt salzig, daher verweigern viele Säuglinge das Trinken an der Brust.

Für gewöhnlich ist der obere Bereich an der Aussenseite der Brust entzündet. Wird eine Mastitis nicht rechtzeitig behandelt, besteht die Gefahr, dass sich die Entzündung auf die gesamte Brust ausbreitet.

In manchen Fällen kapselt sich die Entzündung ab. Es sammelt sich eine grosse Menge Eiter an (Abszess). Diesen Vorgang nennen Fachleute Abszedierung. Die Abszesse lassen sich als Knoten ertasten, der unter Druck nachgibt und sehr schmerzhaft ist.

Unter Umständen bilden sich Gänge vom Abszess zur Brustwarze oder an die Hautoberfläche. Ärzte bezeichnen diese röhrenartigen Verbindungen zur Körperoberfläche als Fisteln.

Neugeborenen-Mastitis: Symptome

Eine Brustentzündung bei Neugeborenen geht ebenfalls mit typischen Mastitis-Symptomen einher. Wie bei Erwachsenen ist meist nur eine Brust betroffen, entzündlich gerötet und heiss.

Erkrankte Babys weinen aufgrund der Schmerzen auffällig oft, insbesondere, wenn die entzündete Brust berührt wird. Der Mastitis neonatorum geht in der Regel ein Anschwellen der Brust voraus.

In vielen Fällen tritt aus der betroffenen Brust des Babys Milch aus, die Hexenmilch genannt wird.

Versuchen Sie nicht, eine Brustschwellung ihres Kindes durch Druck zu entleeren, da sonst das Risiko einer Infektion steigt.

Welche Formen der Mastitis gibt es?

Bakterielle Mastitis puerperalis

Der mit Abstand verbreitetste Erreger einer Wochenbett-Mastitis ist das Bakterium Staphylococcus aureus. Mit knapp 95 Prozent lässt er sich bei dieser Brustentzündung deutlich häufiger nachweisen als bei einer Mastitis non-puerperalis.

Seltener sind andere Keime wie Streptokokken, Proteus-Bakterien, Pneumokokken oder Klebsiellen zu finden.

Die Erreger gelangen von der Mutter oder anderen Personen im direkten Umfeld (Angehörige, Pflegekräfte) in Nase und Mund des Säuglings. Während des Stillens werden die Keime auf die mütterliche Brust übertragen.

Durch das Stillen entstehen kleine Hauteinrisse (Rhagaden) im Bereich der Brustwarze. Sie sind die Pforte, über die die Bakterien meist zunächst in die Lymphbahnen der Brustdrüse eindringen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer interstitiellen Mastitis, also von einer in den Zwischenräumen des Drüsengewebes liegenden Brustentzündung.

Unter Umständen gelangen die Bakterien auch direkt in die Milchgänge. Diese sogenannte parenchymatöse Mastitis wird vor allem durch einen Milchstau begünstigt. Die Milchgänge sind dann durch das angestaute Sekret deutlich geweitet und damit zugänglicher für Keime.

Bakterielle Mastitis non-puerperalis

Mit guten 40 Prozent ist der Keim Staphylococcus aureus der häufigste Erreger einer bakteriellen Brustentzündung ausserhalb der Stillzeit. Etwa genauso häufig verursacht das Kugelbakterium Staphylococcus epidermidis eine Entzündung der Brustdrüse.

Andere Bakterien, die als Verursacher einer Mastitis non-puerperalis infrage kommen, sind Escherichia coli, Proteus-Bakterien, Fusobakterien und Streptokokken.

Weitaus seltener sind andere infektiöse Erkrankung – wie beispielsweise Tuberkulose, Syphilis (Lues), Lepra, Strahlenpilzkrankheit oder Typhus – die Ursache einer Brustentzündung.

Über Verletzungen an der Brust und der Brustwarze oder über kleine Hauteinrisse gelangen die Keime in das Brustgewebe. Dort siedeln sie sich an und vermehren sich. Die körpereigene Abwehr geht gegen die Eindringlinge vor – die Brust entzündet sich.

Eine Ausbreitung der Bakterien über die Blutbahn ist sehr selten. Lediglich bei zusätzlichen eitrigen Erkrankungen wie beispielsweise einer Furunkulose ist das Risiko einer Keimabsiedlung erhöht. Furunkel sind schmerzhafte, eitrige Entzündungen an der Haarwurzel und treten gehäuft an der Brust, im Nacken und in der Leiste auf.

Nicht-bakterielle Mastitis non-puerperalis

In den meisten Fällen einer nicht-bakteriellen (abakteriellen) Brustentzündung ist ein Milchstau die direkte Ursache der Mastitis. Dabei produziert die Brustdrüse zu viel Milch, die nicht schnell genug abfliesst – beispielsweise, weil sich das Brustgewebe durch vorausgegangene Entzündungen oder Verletzungen narbig verändert hat.

Durch das angestaute Sekret weiten sich die Milchgänge (Ductus lactiferi), und die Milch dringt in das umliegende Gewebe zwischen die Brustdrüsenläppchen. Dort wird das Sekret wie ein Eindringling bekämpft – die Brust entzündet sich.

Im weiteren Verlauf siedeln sich in dem entzündeten Brustareal Keime an und vermehren sich. So wird aus einer abakteriellen eine bakterielle Mastitis.

Hohe Blutwerte des Botenstoffs Prolaktin lösen eine vermehrte Milchbildung aus. Dieses Hormon ist für das Brustwachstum und die Milchproduktion verantwortlich. Es wird in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet und normalerweise während einer Schwangerschaft und in der Stillzeit ausgeschüttet.

Ausserhalb dieser Zeit führen mitunter Stress, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Medikamente (wie Metoclopramid) oder Geschwulste der Hypophyse zu einer erhöhten Freisetzung von Prolaktin. In manchen Fällen reagieren die Zellen der Brustdrüse sehr empfindlich auf das Hormon.

Dann bewirken schon kleine Mengen an Prolaktin, dass die Brustdrüse vermehrt Milch absondert.

Weitere Risikofaktoren für Mastitis non-puerperalis

Es gibt zahlreiche Faktoren, die eine Mastitis non-puerperalis, das heisst eine Mastitis ohne Zusammenhang zum Stillen, begünstigen:

  • Frauen, die bereits ein Kind gestillt haben oder sich an der Brust beziehungsweise der Brustwarze verletzen, erkranken häufiger an einer Brustentzündung.
  • Empfängnisverhütende Pillen mit einem hohen Anteil des weiblichen Sexualhormons Östrogen, Beruhigungsmittel sowie Präparate gegen Beschwerden der Wechseljahre machen Frauen anfälliger für eine Mastitis.
  • Brusterkrankungen wie die fibrozystische Mastopathie begünstigen die Mastitis non-puerperalis. Im Brustgewebe bilden sich grosse mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume. Diese Zysten werden leichter von Bakterien besiedelt.
  • Auch zyklusabhängige Schmerzen in den Brüsten (Mastodynie) sowie besonders grosse Brüste (Makromastie) begünstigen eine Brustentzündung.
  • Als Risikofaktor gelten auch nach innen gestülpte Brustwarzen (Schlupf- beziehungsweise Hohlwarzen).
  • In Studien wurde zudem festgestellt, dass eine Mastitis non-puerperalis vor allem bei starken Raucherinnen vermehrt wiederkehrt.

Mastitis neonatorum

Im Körper mancher Neugeborener wirken noch die Hormone der Mutter – etwa das die Milchbildung anregende Prolaktin. In dem Fall schwellen die Brüste des Säuglings an und sondern eine milchige Flüssigkeit ab. Dieses Sekret wird auch Hexenmilch genannt.

Staut es sich an, entzündet sich die kindliche Brust – insbesondere, wenn versucht wird, die Milch hinauszupressen. Auch Hormone des Mutterkuchens (Plazenta) sowie eine direkte Infektionen mit Bakterien zählen zu den Ursachen einer Mastitis beim Neugeborenen.

Mastitis: Welche Behandlung ist geeignet?

Mastitis-Symptome sollte man frühzeitig von einem Arzt abklären lassen. So lässt sich eine sogenannte Einschmelzung der Entzündung vermeiden. Bei einer Einschmelzung stirbt das entzündete Gewebe ab und verflüssigt sich. Es bildet sich ein eitriger Abszess.

Manche fragen sich bei einer Mastitis: Wann ins Krankenhaus? In vielen Fällen lässt sich eine Mastitis zu Hause behandeln. Bei einem Abszess infolge einer Mastitis ist allerdings mitunter ein stationärer Aufenthalt notwendig.

Mastitis: Welche Hausmittel kommen infrage?

In der frühen Phase der Mastitis steht das Kühlen der entzündeten Brust im Vordergrund. Dazu eignen sich Eisbeutel oder – als Hausmittel – Quarkumschläge.

Als weitere Hausmittel, um eine Brustdrüsenentzündung zu behandeln, haben sich zudem Kohlblätter und Kühlkissen bewährt. Keine Empfehlung sprechen die Leitlinien für die Verwendung von Retterspitz, Akupunktur und besondere Massagen aus. Bislang gibt es diesbezüglich keine bewährten Studien, die deren Nutzen bestätigen.

Lediglich die sogenannte Tiefdruckmassage verringert die Beschwerden angeschwollener Brüste. Dabei wird die angestaute Flüssigkeit in Richtung der Lymphbahnen gedrückt, um so einen natürlichen Abfluss zu erreichen.

Achten Sie unbedingt auf eine korrekte Ausführung! Andernfalls erhöht sich das Risiko einer Brustentzündung durch kleinste Verletzungen.

Es gibt bei einer Brustentzündung noch mehr, was zu tun ist: Um die entzündete Brust ruhigzustellen, sollte der BH straff sitzen. Das Hochbinden der betroffenen Brust wirkt zusätzlich entlastend. Stillenden Müttern wird empfohlen, die Brust in regelmässigen Abständen zu entleeren, beispielsweise durch Ausstreichen oder mithilfe einer Milchpumpe. Das entlastet ebenfalls das Drüsengewebe.

Hausmittel und alternativmedizinische Behandlungen haben ihre Grenzen. Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen, nicht besser oder sogar schlimmer werden, suchen Sie bitte immer einen Arzt auf.

Antibiotika

Bei einer bakteriellen Mastitis non-puerperalis verordnet der Arzt umgehend Antibiotika.

Stillende Mütter mit Mastitis puerperalis hingegen versucht man zunächst ohne Antibiotika zu behandeln. Dazu wird die Brust gekühlt und entlastet.

Bessern sich die Mastitis-Symptome innerhalb eines Tages nicht, handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine bakterielle Form der Mastitis puerperalis. Als Therapie verschreibt der Arzt dann Antibiotika, die mit dem Stillen vereinbar und sicher für Mutter und Kind sind.

Brustentzündung – Stillen weiter möglich

Stillende Mütter mit einer Mastitis fragen sich mitunter: Was tun? In den meisten Fällen müssen sie jedoch keine Stillpause einlegen. Lediglich bei einer durch Streptokokken hervorgerufenen Brustentzündung ist es sinnvoll, das Stillen zu unterbrechen.

Auch bei einer Einnahme von Antibiotika dürfen Sie dem Kind weiterhin die Brust geben. Antibiotika lassen sich nur in geringen Mengen in der Muttermilch nachweisen. Nur sehr selten stören sie die Darmflora des Kindes, wodurch Durchfälle zu befürchten sind.

Eine Ausnahme sind Frühgeborene, die besonders empfindlich sind. Bei ihnen empfiehlt es sich, im Falle einer bakteriellen Brustdrüsenentzündung auf das Stillen des Babys zu verzichten.

Sprechen Sie auf jeden Fall mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Frauenarzt, wenn Sie eine Stillpause planen. Dort erhalten Sie eine Beratung über das weitere Vorgehen.

Weitere Medikamente

Bei einer Mastitis, die nicht durch Bakterien hervorgerufen wird (Mastitis non-puerperalis), ist meist eine zu hohe Blutkonzentration des Hormons Prolaktin die Ursache. Dann ist eine antibiotische Therapie nicht hilfreich. Vielmehr versuchen Ärzte, durch die Gabe von sogenannten Prolaktinhemmern die Milchproduktion zu bremsen.

Ärzte empfehlen stillenden Frauen mit einer Mastitis puerperalis heutzutage aber keine Prolaktinhemmer, damit für sie die Möglichkeit besteht, weiterhin zu stillen.

Gegen die Brustschmerzen einer Mastitis helfen Entzündungshemmer (nichtsteroidale Antiphlogistika) wie beispielsweise Ibuprofen.

Abszessbehandlung

Erkennt der Arzt im Ultraschall eine Eiteransammlung, wird diese operativ entfernt. Zunächst wird die entzündete Brust mit wärmendem Rotlicht bestrahlt. Das fördert die Verflüssigung und Abkapselung des entzündeten Brustgewebes. Anschliessend wird die Eiterflüssigkeit mit einer Spritze abgesaugt.

Bei grösseren Abszessen macht der Arzt einen kleinen Hautschnitt an der betroffenen Brust und spült mit einer Flüssigkeit den Eiter heraus.

In besonders schweren Fällen wird bei diesem operativen Eingriff zudem ein kleines Röhrchen gelegt. Über einen solchen Katheter fliesst nachfolgender Eiter ab. Zudem bietet der Katheter dem Arzt die Möglichkeit, die Wundhöhle gegebenenfalls erneut zu spülen.

Wie lässt sich eine Mastitis feststellen?

Eine Hebamme oder ein Arzt erkennen eine Mastitis meist rasch. Zunächst fragt sie oder er nach den auftretenden Beschwerden:

  • Was hat sich an Ihrer Brust verändert?
  • Schmerzt Ihre Brust?
  • Fühlen Sie sich krank und abgeschlagen?
  • Haben Sie Schüttelfrost oder Fieber?
  • Welche Medikamente nehmen Sie ein?
  • Haben Sie kürzlich entbunden?
  • Hatten Sie bereits eine Brustentzündung?
  • Stillen Sie zurzeit?

Die typischen Mastitis-Symptome Rötung, Überwärmung und Schwellung der Brust sind bei der anschliessenden körperlichen Untersuchung leicht festzustellen. Zudem wird der Arzt die Brust und die umliegenden Lymphknoten abtasten. Lässt sich eine Schwellung in der Brust leicht eindrücken, spricht dies für einen Abszess.

Bildgebung

In der Regel untersucht der Arzt die Brust ausserdem per Ultraschall. Damit lassen sich ein Milchstau oder ein Abszess in der Brust erkennen und das Ausmass der Mastitis besser beurteilen. Eiterherde erscheinen im Ultraschallbild als unregelmässige, dunkle Knoten.

Nach einer Behandlung mit Antibiotika veranlasst der Arzt in unklaren Fällen gegebenenfalls eine Röntgenuntersuchung der Brust (Mammografie). Dadurch lassen sich Hinweise auf eine bösartige Erkrankung der Brust als Ursache für die Mastitis ausschliessen. Insbesondere, wenn sich die Beschwerden unter einer antibiotischen Therapie nicht bessern, ist es sinnvoll, den Verdacht auf einen entzündlichen Brustkrebs (inflammatorisches Mammakarzinom) auszuschliessen.

Im Zweifelsfall wird der Gynäkologe im Rahmen einer Biopsie ein Stück Gewebe aus der Brust entnehmen und auf entartete Zellen untersuchen lassen.

Blutabnahme und Abstrich

Im Blut gibt es einige Werte, die allgemein bei einer Entzündung im Körper erhöht sind. Typischerweise sind das etwa die Anzahl der weissen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (kurz: Blutsenkung). Vor allem aber lässt sich mittels Blutanalyse eine erhöhte Konzentration des Hormons Prolaktin feststellen.

Sondert die Brustwarze Milch ab, entnimmt der Arzt gegebenenfalls einen Abstrich und untersucht diesen auf mögliche Krankheitserreger.

Wie lange dauert eine Mastitis?

Die Prognose einer Brustentzündung ist sehr gut. Viele fragen sich bei einer Mastitis, wann sich eine Besserung einstellt. Dies hängt vom Ausmass der Brustentzündung ab. In einigen Fällen bildet sie sich von selbst zurück oder klingt durch einfache Massnahmen schnell ab. Vor allem bei einer frühen und richtigen Behandlung mit passenden Antibiotika heilt eine bakterielle Mastitis rasch ab.

Bei manchen Brustentzündungen bildet sich ein eitriger Abszess. Dieser liegt meist entweder direkt unter der Haut (subkutaner Abszess) oder unter der Brustwarze (subareolärer Abszess). Tiefere Abszesse oder Fisteln innerhalb der Brustdrüse müssen in der Regel durch einen chirurgischen Eingriff entleert und behandelt werden.

Bei einer Mastitis ausserhalb der Stillzeit besteht das Risiko, dass sie unter Umständen immer wieder auftritt und in eine chronische Mastitis übergeht. Wenden Sie sich daher rasch an einen Arzt, sobald Sie erste Mastitis-Symptome bemerken. Der Entzündungsprozess lässt sich mit der entsprechenden Behandlung früh stoppen.

Falls Ihr Arzt ein Antibiotikum verschrieben hat: Nehmen Sie dieses ausreichend lange ein, um zu vermeiden, dass eine Mastitis non-puerperalis zurückkehrt.

Wie lässt sich einer Mastitis vorbeugen?

Einer Brustentzündung lässt sich nicht durch eine generelle Massnahme vorbeugen. Allerdings senkt etwa die richtige Stilltechnik das Risiko einer Mastitis puerperalis. Hebammen und Stillberaterinnen sind die richtigen Ansprechpartnerinnen rund um das Stillen.

Bei Beschwerden oder Krankheitssymptomen der Brust (vor allem, wenn diese ausserhalb der Stillzeit auftreten) ist zudem ein Besuch beim Frauenarzt wichtig.

Hebammenverbände bieten ebenfalls oft nützliche Informationen für Stillende. Etwa, wie Sie effektiv wunde Brustwarzen vermeiden, die eine ideale Eintrittspforte für Keime darstellen, oder wie Sie einem Milchstau vorbeugen, der das Mastitis-Risiko erhöht.

Hier die wichtigsten Tipps zum Stillen und zur Vorbeugung einer Brustentzündung:

Sorgen Sie für eine entspannte Stillposition!

Setzen oder legen Sie sich entspannt hin. Wenn Sie sich für das Stillen im Sitzen entschieden haben, stützen Sie Ihre Arme und Ihren Rücken gut ab. Das Baby liegt mit seinem Bauch an Ihrem, sein Kopf ist so positioniert, dass seine Nase frei bleibt.

Ihr Kind sollte während des Stillens möglichst nicht einschlafen, da so die Brustwarze leichter verletzt wird – das Mastitis-Risiko steigt dann.

Achten Sie darauf, dass das Kind die Brust richtig annimmt!

Damit dem Baby das richtige Saugen gelingt, muss es die Brustwarze mitsamt dem Warzenvorhof im Mund haben. Saugt Ihr Kind nur an einem Teil der Warze, ist das Risiko gross, dass diese schnell wund wird.

Die Zunge des Babys liegt beim Saugen über der unteren Zahnleiste und die Lippen sind nach aussen gestülpt. Wenn Sie die Position ändern wollen und Ihr Kind die Brustwarze nicht loslässt, schieben Sie vorsichtig einen Finger in den Mundwinkel, um den Unterdruck im Mund des Kindes zu lösen.

Berücksichtigen Sie körperliche Besonderheiten!

Es gibt eine Reihe von Faktoren, die eine richtige Stilltechnik mitunter erschweren. Dazu zählen flache oder nach innen gestülpte Brustwarzen der Mutter, aber auch eine falsche Lage der Zunge, ein kurzes Zungenbändchen oder Kiefer- und Gaumenfehlbildungen beim Kind. Achten Sie in diesen Fällen besonders auf das richtige Anlegen Ihres Kindes.

Reinigen Sie Ihre Brüste vor dem Stillen!

Eine gute Hygiene beugt der Entstehung einer Mastitis vor. Reinigen Sie vor allem Ihre Brustwarzen und die Warzenvorhöfe mit warmem Wasser. Wischen Sie vor dem Stillen auch über den Mund Ihres Kindes, um die Zahl möglicher Krankheitserreger zu verringern.

Vermeiden Sie wunde Brustwarzen!

Hauteinrisse im Bereich der Brustwarzen vereinfachen den Eintritt von Keimen. Verwenden Sie keine Paraffin-haltigen Salben, Cremes und alkoholische Flüssigkeiten im Brustbereich, da sie die Haut austrocknen und so Risse begünstigen.

Lassen Sie Ihre Brustwarzen nach dem Stillen wenn möglich an der Luft trocknen. Wechseln Sie Stilleinlagen regelmässig und achten Sie beim Kauf auf luftdurchlässige Materialien.

Haben Sie bereits wunde Brustwarzen, gibt es eine Reihe von Vorschlägen zur Behandlung. So haben ein paar Tropfen Muttermilch oder reines Lanolin (Wollwachs) aufgetragen auf die Brustwarzen einen nachgewiesen lindernden Effekt.

Manchmal werden auch Brustkompressen, aufgelegte Teebeutel oder eine Soft-Laser-Therapie als Massnahmen gegen wunde Brustwarzen genannt.

Die Wirksamkeit dieser Verfahren ist jedoch nicht ausreichend belegt, sodass sie in den Leitlinien zur Behandlung nicht empfohlen werden. Das gilt auch für die Verwendung von Brusthütchen beim Stillen.

Sind die Brustwarzen bereits stark gerötet und schmerzen, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Mastitis hoch. Holen Sie sich in diesem Fall Rat bei Ihrer Hebamme oder Ihrem Arzt.

Achten Sie nach der Geburt auf eine vermehrte Brustdrüsenschwellung!

Nach der Geburt erhöht sich der Blutfluss in den Brüsten. Zudem sammelt sich immer mehr Milch an. Dadurch werden Lymphwasser und venöses Blut schlechter abtransportiert. Flüssigkeit tritt aus der Blutbahn aus, sammelt sich im Gewebe und verursacht Ödeme.

Zudem gelangt der Botenstoff Oxytocin, der den Milchfluss steuert, schwerer an seinen Wirkungsort, nämlich die Muskelzellen der Milchdrüsen.

Auch Stress, Schlafmangel und Ängste schränken die Milchgabe ein. Einige Experten empfehlen, die angeschwollene Brust zu kühlen, wenn eine Frau gerade nicht stillt und so einer Mastitis vorzubeugen.

Sorgen Sie für eine regelmässige Milchentleerung!

Geben Sie Ihrem Kind in den ersten Tagen nach der Geburt acht bis zwölfmal die Brust, damit sich die angesammelte Milch entleert. Wenn Sie Ihr Kind nicht stillen, entleeren Sie ihre Brüste durch händisches Ausstreichen oder mithilfe einer Milchpumpe. Wärmen Sie dabei Ihre Brüste vor dem Stillen oder Abpumpen, um die Milchabgabe zu erleichtern.

Bei starken Brustschwellungen ist die sogenannte "Reverse Pressure Softening"-Technik hilfreich. Dabei entstehen durch sanften Druck leichte Vertiefungen um die Brustwarze herum, sodass Ihrem Kind das Saugen an der Brust erleichtert wird.

Lassen Sie sich die Technik von geschulten Fachkräften wie Hebammen oder Stillberaterinnen zeigen. Vermeiden Sie unbedingt schmerzhafte Massagen oder Verletzungen!

Halten Sie zu Beginn die Stilldauer begrenzt!

Stillen Sie Ihr Kind in den ersten Tagen nur fünf bis zehn Minuten am Stück. So lassen sich Hauteinrisse im Bereich der Brustwarzen vermeiden und einer Mastitis puerperalis vorbeugen.

Das Stillen bewirkt eine vermehrte Ausschüttung der Botenstoffe Oxytocin und Prolaktin, die die Milchproduktion und den Milchfluss anregen. Dadurch entsteht nach zwei bis drei Wochen die reife Muttermilch.

Lassen Sie Ihr Kind dann eine Brust leertrinken (ungefähr fünfzehn bis zwanzig Minuten). Die andere Brust lassen Sie nur antrinken und fangen beim nächsten Stillen mit dieser Seite an.

Während der Stillzeit ist Rauchen tabu. Falls Sie rauchen und unabhängig vom Stillen an einer Mastitis erkrankt sind, ist es ratsam, das Rauchen einzustellen. Dadurch lässt sich zusätzlich das Risiko einer erneuten Brustentzündung senken.

Bei Beschwerden rasch zu Hebamme oder Arzt!

Haben Sie Brustschmerzen oder fallen Ihnen andere Veränderungen wie gerötete, heisse Hautstellen an der Brust auf, suchen Sie schnellstmöglich Ihren Arzt auf. Durch eine frühzeitige Behandlung lassen sich Komplikationen wie Abszesse vermeiden.

Falls Sie stillen, sollten Sie aber versuchen, dies weiterhin zu tun, um einem Milchstau vorzubeugen. Er erhöht das Risiko einer Brustentzündung.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:

Florian Tiefenböck hat Humanmedizin an der LMU München studiert. Im März 2014 stieß er als Student zu NetDoktor und unterstützt die Redaktion seither mit medizinischen Fachbeiträgen. Nach Erhalt der ärztlichen Approbation und einer praktischen Tätigkeit in der Inneren Medizin am Uniklinikum Augsburg ist er seit Dezember 2019 festes Mitglied des NetDoktor-Teams und sichert unter anderem die medizinische Qualität der NetDoktor-Tools.

ICD-Codes:
N61N60O91
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
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