Harnröhre

Von , Ärztin und Homöopathin
Dr. med. Manuela Mai

Dr. Manuela Mai studierte Medizin an den Universitäten Heidelberg und Mannheim. Nach dem Studium sammelte sie klinische Erfahrung in der Gynäkologie, der Pathologie sowie der klinischen Pharmakologie. Sie interessiert sich besonders für die großen Zusammenhänge, die zu Krankheiten führen - auch abseits der Schulmedizin. Sie absolvierte Zusatzausbildungen in klassischer Homöopathie sowie Ohr- und Schädelakupunktur.

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Die Harnröhre (lat. Urethra) ist der Ausscheidungsweg, über den der Harn nach aussen abgegeben wird. Anatomie und Funktion unterschieden sich bei Mann und Frau erheblich. Bei Männern ist die Urethra nicht nur Teil der ableitenden Harnwege, sondern auch für den Transport des Samens zuständig. Lesen Sie hier alles Wichtige, was Sie über die Harnröhre wissen sollten.

Was ist die Harnröhre?

Über die Harnröhre wird der in den Nieren produzierte und in der Harnblase gesammelte Harn nach aussen abgegeben.  Weibliche und männliche Urethra weisen Unterschiede auf.

Harnröhre - Frau:
Die weibliche Harnröhre ist drei bis fünf Zentimeter lang und hat einen sternenförmigen Querschnitt, der durch Falten verursacht wird. Sie beginnt am unteren Harnblasenende, dem sogenannten Blasenhals.

Der Aufbau der Harnröhrenwand ist dreischichtig:

  • Innen ist sie mit einem als Urothel bezeichneten Deckgewebe (Epithel) ausgekleidet.
  • Die nächste Schicht besteht aus glatten und quergestreiften Muskeln, die mit der Blasenmuskulatur sowie der Beckenbodenmuskulatur in Verbindung stehen.
  • Die äusserste Schicht besteht aus lockerem Bindegewebe (Tunica adventitia). Sie verankert die Harnröhre in ihrer Umgebung. Zudem verlaufen in ihr Blutgefässe und Nerven.

Unter der Schleimhaut der weiblichen Harnröhre befindet sich ein schwellkörperartiges Venengeflecht. Dieses kann die Längsfalten der Harnröhrenschleimhaut gegeneinander pressen und so zum Verschluss beitragen.

Harnröhre - Mann:
Die männliche Harnröhre ist ungefähr 20 Zentimeter lang. Sie dient gleichzeitig als Samengang, da die samenableitenden Wege einmünden. Deshalb wird die männliche Urethra auch als Harn-Samenröhre bezeichnet.

Sie wird in vier Abschnitte unterteilt, deren Bezeichnungen ihrer anatomischen Lage entsprechen:

  • Pars intramuralis
  • Pars prostatica
  • Pars membranacea
  • Pars spongiosa

Im Gegensatz zur fast vollständig geraden weiblichen Harnröhre weist die männliche Urethra durch den Einbau in den Penis zwei Krümmungen auf. Aus dem gleichen Grund finden sich in ihrem Verlauf drei Engstellen.

In die Pars prostatica münden die Ausführungsgänge der Prostata und der Samenblasen ein. Ab hier ist die männliche Urethra ein Teil des Fortpflanzungssystems.

In dem Teil der Harnröhre, der im Penis liegt, finden sich mehrere erbsgrosse Schleimdrüsen. Ihr Sekret ist schwach alkalisch und wird vor der Ejakulation abgegeben. So wird das saure Milieu neutralisiert.

Ansonsten entspricht der Wandaufbau der männlichen Harnröhre weitgehend dem der weiblichen Urethra.

Ableitende Harnwege (Frau und Mann)

Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und -röhre bilden zusammen die ableitenden Harnwege. Mann und Frau unterscheiden sich in diesem Punkt nicht. Über die ableitenden Harnwege verlässt der in den Nieren gebildete Harn den Körper.

Welche Funktion hat die Harnröhre?

Die Harnröhre leitet den Urin aus der Harnblase nach aussen. Bei Frauen ist dies auch die einzige Funktion.

Die männliche Urethra hat dagegen eine Doppelfunktion: Zum einen ist sie Teil der ableitenden Harnwege und leitet somit den Urin nach aussen ab. Zum anderen fungiert sie als Teil des Fortpflanzungssystems und befördert beim Samenerguss das Sperma hinaus. Eine gleichzeitige Beförderung von Urin und Sperma ist nicht möglich.

Wo befindet sich die Harnröhre?

Die genaue Lage der Harnröhre variiert bei Frau und Mann.

Harnröhre - Frau:

Der obere Teil der weiblichen Urethra liegt innerhalb der Harnblasenwand und wird Pars intramuralis genannt (wie beim Mann). Dann durchzieht sie den Beckenboden, wobei sie nach vorne zwischen der Schambeinfuge und der Vorderwand der Vagina verläuft.

Die äussere Öffnung der Urethra (Ostium urethrae externum) liegt zwischen den kleinen Schamlippen, kurz unterhalb der Klitoris und somit vor dem Scheideneingang.

Harnröhre - Mann:

Ebenso wie die weibliche Harnröhre hat die männliche Urethra ihren Ursprung am Blasenhals. Zuerst durchzieht sie als Pars intramuralis die Muskelwand der Harnblase und deren inneren Schliessmuskel.

Dann verläuft sie als Pars prostatica durch die Vorsteherdrüse (Prostata). Dort münden die Ausführungsgänge der Vorsteherdrüse und der Samenblase in die Harnröhre.

Als Pars membranacea verläuft die Urethra durch den männlichen Beckenboden und ist in diesem Bereich fest in das Bindegewebe des Beckens eingebaut.

Der letzte und mit rund 15 Zentimetern längste Abschnitt der männlichen Harnröhre wird Pars spongiosa genannt. Er verläuft durch die Schwellkörper des Penis und mündet an der Eichel (Glans penis) nach aussen.

Welche Probleme kann die Harnröhre verursachen?

Eine Schleimhautentzündung im Bereich der Harnröhre wird Urethritis genannt. Diese wird meistens durch Bakterien oder Pilze ausgelöst. Die Keime können entweder von aussen oder von den Nieren über die ableitenden Harnwege in die Harnröhre gelangen.

Es gibt viele verschiedene, meist angeborene Missbildungen, welche die Urethra betreffen. Häufig sind diese mit Harnabflussstörungen oder Fehlmündungen der Harnröhre verbunden.

Bei Unfällen (wie einem Verkehrsunfall) kann die Urethra einreissen oder komplett abreissen.

Es kommen auch Krebserkrankungen der Harnröhre vor: Das Urethrakarzinom ist eine seltene Krebsart, an der vor allem Frauen über 50 Jahre erkranken.

Bei allen Problemen im Bereich der Harnröhre kommt es entweder zu Schwierigkeiten beim Halten des Harns (Harninkontinenz) oder zu erschwerter oder völlig  unmöglicher Harnentleerung (Harnverhalt). Im zweiten Fall muss sofort ein Katheter gelegt werden, um die Harnblase zu entlasten.

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Dr. med. Manuela Mai
Dr. med.  Manuela Mai

Dr. Manuela Mai studierte Medizin an den Universitäten Heidelberg und Mannheim. Nach dem Studium sammelte sie klinische Erfahrung in der Gynäkologie, der Pathologie sowie der klinischen Pharmakologie. Sie interessiert sich besonders für die großen Zusammenhänge, die zu Krankheiten führen - auch abseits der Schulmedizin. Sie absolvierte Zusatzausbildungen in klassischer Homöopathie sowie Ohr- und Schädelakupunktur.

Quellen:
  • Aumüller, G. et al.: Duale Reihe Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2010
  • Deutsche Krebsgesellschaft unter: www.krebsgesellschaft.de (Abrufdatum: 11.02.2022)
  • I care Anatomie, Physiologie, Georg Thieme Verlag, 2015
  • Schäffler, A. et al.: Biologie, Anatomie, Physiologie, Urban & Fischer Verlag, 4. Auflage, 2000
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