Ejakulation

Von , Ärztin
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

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Die Ejakulation ist der Samenerguss beim Mann, der am Höhepunkt des Orgasmus über einen Reflex ausgelöst wird. Im Ejakulat befinden sich Spermien und ein Gemisch aus den Sekreten der sogenannten akzessorischen Geschlechtsdrüsen. Lesen Sie hier alles Wichtige über die männliche Ejakulation: Definition, Bedeutung, Farbe und Menge des Ejakulats. 

Was ist Ejakulation?

Bei der Ejakulation stösst der erigierte Penis während des Orgasmus das Sperma aus der Harnsamenröhre aus. Voraussetzung für die männliche Ejakulation ist sexuelle Erregung: Berührungen der Haut der Genitalien (besonders der Eichel) und verschiedener erogener Zonen lösen über das Erektionszentrum im unteren Rückenmark eine Erektion des Penis aus.

Bei zunehmender mechanischer Reizung der Eichel gelangen die Reize vom unteren Rückenmark weiter nach oben in das Lendenmark zum Ejakulations-Zentrum.

Diese Impulse bewirken, dass sich die glatten Muskelzellen in den Wänden von Nebenhoden, Samenleiter (Ductus deferens), Prostata und Samenblasen (Vesicula seminalis) zusammenziehen (kontrahieren). Durch diese Muskelanspannung werden Sekrete aus diesen Organen in die hintere Harnröhre befördert, wodurch die Wand der Harnröhre gedehnt wird. Das führt zu einer reflexartigen Erregung der Beckenbodenmuskulatur (Ejakulationsreflex).

Diese Erregung löst drei bis zehn rhythmischen Kontraktionen dieser Muskulatur aus, mit denen dann das Ejakulat aus der Harnsamenröhre mit hoher Geschwindigkeit und Kraft nach aussen befördert wird. Gleichzeitig mit dieser Ejakulation kontrahiert sich der Anfangsteil der Harnröhre, um zu verhindern, dass das Ejakulat in die Harnblase zurückfliesst.

Ejakulation und Orgasmus

Der Samenerguss ist von einer starken psychisch-sexuellen Erregung begleitet: dem Orgasmus. Dieser entsteht durch Erregung des sympathischen Nervensystems, das bedeutet: Die Muskulatur spannt sich an, Schweiss tritt aus, Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, die Haut rötet und die Pupillen erweitern sich. Es gibt aber auch Männer, bei denen der gefühlsmässige Orgasmus der Ejakulation vorausgeht oder die einen Orgasmus ohne Ejakulation erleben.

Wie sieht ein Samenerguss aus?

Die Ejakulat-Farbe ist milchig-weiss bis gelblich-grau und trüb. Das dünnflüssige Ejakulat hat einen kastanienblütenartigen Geruch. In ihm schwimmen die Spermien – pro Ejakulat 200 bis 400 Millionen, die im Milieu der Scheide etwa zwei Tage überleben können.

Die Ejakulatmenge, die bei einem Samenerguss ausgestossen wird, beträgt zwei bis sechs Milliliter. Sie setzt sich zusammen aus Sekreten der Prostata, der Samenbläschen, der Cowper-Drüsen sowie den Spermien.

Samenerguss im Alter

Mit zunehmendem Alter (etwa ab dem 40. Lebensjahr) sinkt der Testosteronspiegel beim Mann, das sogenannte Klimakterium virile setzt ein – die Wechseljahre des Mannes. In der Folge verringert sich die Ejakulatmenge, ein Samenerguss dauert länger, setzt später ein und Störungen der Ejakulation nehmen zu.

Eine Verminderung der Ejakulatmenge kann auch infolge einer Störung der Hormonregelkreise zwischen Gehirn und Hoden auftreten. Auch Medikamente können die Ejakulatmenge reduzieren (vor allem Präparate gegen Haarausfall).

Welche Funktion hat die Ejakulation?

Durch die Ejakulation wird die Samenflüssigkeit aus dem Penis in das Scheidengewölbe der Frau befördert. Die enthaltenen Spermien können über die Gebärmutter in die Eileiter wandern und hier eine aus dem Eierstock freigesetzte Eizelle befruchten.  

Wo befindet sich die Ejakulation?

Die Ejakulation findet aus der Harnsamenröhre heraus statt. Während des Geschlechtsverkehrs, wenn die Erregung des erigierten Penis ihren Höhepunkt erreicht, wird der Samenerguss aus der Harnsamenröhre mit hoher Geschwindigkeit und Kraft nach aussen befördert.

Welche Probleme kann die Ejakulation verursachen?

Bei bakteriellen Entzündungen wie zum Beispiel einer Entzündung der Nebenhoden (Epididymitis) oder der Prostata (Prostatitis) erhöht sich der pH-Wert des Ejakulats von normalerweise 6,4 bis 6,8 auf 7,0 bis 7,8. Der Geruch des Samenergusses ist dann süsslich-faul, es kann auch Blut im Ejakulat sein.

In sehr seltenen Fällen ist eine Krebserkrankung wie beispielsweise ein Karzinom der Prostata, der Samenblasen oder der Harnröhre Ursache für Blut im Ejakulat.

Auch eine Steinbildung in der Prostata oder den Samenbläschen kann zu Blut im Samenerguss führen ebenso wie  Verengungen (Strikturen) an den Samenleitern oder der Harnröhre.

Bei der retrograden Ejakulation wird die Samenflüssigkeit nach hinten in die Harnblase befördert. Das kann bei einem unzureichenden Verschluss des Blasenhalses während des Samenergusses passieren. Mögliche Ursachen dafür sind etwa Diabetes, Verletzungen, Operationen im Unterleib (wie die operative Entfernung der Prostata über die Harnröhre) sowie bestimmte Medikamente.

Von einer Ejaculatio praecox (Vorzeitiger Samenerguss) spricht man, wenn die Ejakulation schon vor oder weniger als ein bis zwei Minuten nach dem Einführen des Penis in die Scheide erfolgt, wobei dies nicht einer willentlichen Kontrolle unterliegt. Meist liegt die Ursache hierfür in psychischen Problemen der Partnerbeziehung. Der Vorzeitige Samenerguss ist die häufigste Sexualstörung des Mannes: Betroffen sind 20 bis 25 Prozent aller Männer.  

Der Begriff Ejaculatio retarda bezeichnet eine verspätete Ejakulation, als Ejaculatio defiziens bezeichnet man einen gänzlich ausbleibenden Samenerguss. Auch diesen beiden Sexualstörungen haben meist eine psychische Ursache.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller

Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.

Quellen:
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, unter www.forum.sexualaufklaerung.de (Abrufdatum: 04.03.2022)
  • Eichenauer, R. et al.: Klinikleitfaden Urologie, Urban & Fischer Verlag, 3.Auflage, 2003
  • Haag, P. et al.: Gynäkologie und Urologie, Medizinische Verlags- und Informationsdienste, 5. Auflage, 2010/2011
  • Kirsch, J. et al.: Taschenlehrbuch Anatomie, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2017
  • Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, Walter de Gruyter Verlag, 268. Auflage, 2020
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer-Verlag, 3. Auflage, 2014
  • Silbernagl, S. et al.: Lehrbuch der Physiologie, Georg Thieme Verlag, 9. Auflage, 2019
  • Waldeyer, A.: Anatomie des Menschen, Walter de Gruyter Verlag, 19. Auflage, 2012
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