Bluttransfusion

Von , Ärztin
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

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Bei einer Bluttransfusion (Blutübertragung) injiziert man Vollblut oder Blut-Bestandteile in die Vene eines Patienten. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel ein Blutmangel, wie er etwa durch hohe Blutverluste entsteht, ausgleichen. Lesen Sie alles Wichtige über die Bluttransfusion, wie sie funktioniert und welche Risiken sie bergen kann.

Bluttransfusion

Was ist eine Bluttransfusion?

Mittels einer Bluttransfusion wird ein Mangel von Blut oder Blutbestandteilen ausgeglichen oder das Blut im Körper ausgetauscht. Dazu leitet man Blut aus Kunsstoffbeuteln (Blutkonserven) über einen venösen Zugang in den Körper des Patienten. Stammt dieses Blut von einem fremden Spender, wird die Blutkonserve als Fremdblutspende bezeichnet. Erhält der Patient eigenes Blut, das zuvor abgenommen und gelagert wurde, spricht man von Eigenblutspende oder Autotransfusion.

Während früher Vollbluttransfusionen mit sämtlichen Bestandteilen durchgeführt wurden, trennt man die Blutkonserven heute in ihre einzelnen Bestandteile auf. Dadurch gewinnt man:

  • Erythrozytenkonzentrat - bestehend aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
  • Granulozytenkonzentrat - bestehend aus bestimmten weissen Blutkörperchen (Granulozyten)
  • Thrombozytenkonzentrat - bestehend aus Blutplättchen (Thrombozyten)
  • Blutplasma (= nicht-zellulärer Anteil des Blutes)

Wann führt man eine Bluttransfusion durch?

Bluttransfusionen werden vor allem dann durchgeführt, wenn ein durch Blutverlust entstandener Mangel im Körper behoben werden muss:

Erythrozytenkonzentrate werden meistens bei akuten Blutverlusten eingesetzt, um die verloren gegangenen roten Blutkörperchen zu ersetzen.

Auch Thrombozytenkonzentrate werden bei hohem Blutverlust gegeben. Zusätzlich wird diese Art der Bluttransfusion bei Bildungsstörungen der Blutplättchen und als Blutungsprophylaxe vor Operationen verabreicht.

Da im Blutplasma Gerinnungsfaktoren enthalten sind, die für die Blutgerinnung wichtig sind, wird es ebenfalls vorbeugend bei Verdacht auf Blutungsneigungen transfundiert.

Im Rahmen einer Bluttransfusion bei Krebs kann Granulozytenkonzentrat gegeben werden. Die darin enthaltenen weissen Blutkörperchen (neutrophile, basophile und eosinophile Granulozyten) sollen die geschwächte Immunabwehr stärken.

Was macht man bei einer Bluttransfusion?

Vor der eigentlichen Bluttransfusion bespricht der Arzt mit Ihnen mögliche Risiken und Nebenwirkungen und bestimmt Ihre Blutgruppe. Ausserdem müssen Sie eine Einwilligungserklärung unterschreiben.

Mit Hilfe des sogenannten Bedside-Tests und der Kreuzprobe wird sichergestellt, dass die Bluttransfusion keine gefährlichen Abwehrreaktionen des Immunsystems hervorruft. Eine solche Unverträglichkeit wird durch verschiedene Proteine auf den Blutbestandteilen und im Blutplasma hervorgerufen, die auch der Unterteilung in Blutgruppensysteme dienen. Das Wichtigste ist das AB0-Blutgruppensystem.

AB0-Blutgruppensystem

Auf den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) befinden sich Proteinstrukturen, die als Antigene bezeichnet werden. Antigene sind Eiweisse, die im Körper eine Immunantwort auslösen. Träger mit Antigenen vom Typ A haben Blutgruppe A, solche vom Typ B entsprechend Blutgruppe B. Besitzt ein Mensch beide Antigentypen, so hat er Blutgruppe AB. Sind keine Antigene auf den Erythrozyten vorhanden, spricht man von Blutgruppe 0.

Im Blutplasma befinden sich Antikörper gegen Erythrozyten-Antigene. Damit das Immunsystem den eigenen Körper nicht angreift, besitzt beispielsweise ein Mensch mit der Blutgruppe A keine Antikörper gegen die Antigene vom Typ A.

Rhesus-Blutgruppensystem

Beim Rhesus-Blutgruppensystem wird unterschieden, ob die Blutkörperchen ein bestimmtes Protein - den Rhesusfaktor - tragen (Rhesus-positiv) oder nicht (Rhesus-negativ). Etwa 85 Prozent der Menschen in Europa sind Rhesus-positiv, die restlichen 15 Prozent Rhesus-negativ.

Bedside-Test

Auf bereits vorgefertigten Testkarten befinden sich drei Felder. Diese enthalten Stoffe, die mit den Antigenen vom Typ A, vom Typ B und mit dem Rhesusfaktor reagieren. Der Arzt tropft dazu Blut auf die einzelnen Testfelder und vermischt sie. Anhand der dabei entstehenden Verklumpung (Agglutination) lässt sich auf die Blutgruppe schliessen. Agglutiniert das Blut zum Beispiel auf dem Typ-A-Feld und dem Rhesusfaktor-Feld (Anti-D-Feld), jedoch nicht auf dem Typ-B-Feld, hat der Patient die Blutgruppe A Rhesus-positiv.

Der Bedside-Test wird sowohl mit dem Blut des Empfängers als auch mit der zur Verwendung vorgesehenen Blutkonserve durchgeführt.

Kreuzprobe

Bei der Kreuzprobe werden die roten Blutkörperchen der Blutkonserve mit dem Plasma des Empfängers (Major-Test) und die roten Blutkörperchen des Empfängers mit dem Plasma der Blutkonserve (Minor-Test) gemischt. Auch hier darf es nicht zu Agglutinationen kommen.

Weiteres Vorgehen

Vor der Bluttransfusion werden die Ihre Patientendaten nochmals kontrolliert, um Verwechslungen zu vermeiden. Der Arzt legt einen Zugang in jene Vene, über welche die Bluttransfusion in Ihren Körper laufen soll. Sowohl während der Bluttransfusion als auch mindestens eine halbe Stunde danach, werden Sie überwacht. Dies schliesst auch eine regelmässige Kontrolle des Blutdrucks und der Herzfrequenz mit ein. Wenn Sie sich unwohl fühlen, informieren Sie bitte sofort Ihren Arzt.

Weiterführende Informationen: Blutspende

Wenn Sie erfahren möchten, was man bei einer Blutspende beachten muss und wie sie durchgeführt wird, lesen Sie den Beitrag Blutspende.

Weiterführende Informationen: Plasma spenden

Wenn Sie wissen möchten, was man beim Plasma spenden beachten muss und wie das Ganze abläuft, lesen Sie den Beitrag Plasma spenden.

Welche Risiken birgt eine Bluttransfusion?

Risiken bei Bluttransfusionen sind selten, aber meist schwerwiegend. Bei der sogenannten Transfusionsreaktion reagiert das Spender- mit dem Empfängerblut aufgrund einer Unverträglichkeit der Blutgruppen. Dabei zerstört das Immunsystem das Spenderblut, wodurch es zu Fieber, Anämie, Gelbsucht, Kreislaufbeschwerden und Nierenversagen kommen kann. Die Transfusionsreaktion kann direkt bei der Transfusion selbst oder verzögert auftreten.

Ebenfalls möglich sind allergische Reaktionen, die sich in Fieber, Übelkeit, Atemnot, Blutdruckabfall, Rötungen, Jucken und in seltenen Fällen als Schock äussern.

Obwohl alle Blutkonserven nach den strengen Vorschriften des Transfusionsgesetzes sorgfältig untersucht werden, bleibt dennoch ein gewisses Risiko, sich beispielsweise mit HIV oder Hepatitis zu infizieren.

Erhält ein Patient viele Erythrozytenkonzentrate, kann sich das in den roten Blutkörperchen befindliche Eisen in den Organen ablagern und Zell- und Organschäden verursachen. Besonders stark betroffen sind dabei Leber, Herz, Knochenmark und hormonproduzierende Organe.

Was muss ich nach einer Bluttransfusion beachten?

Nach einer ambulanten Bluttransfusion dürfen Sie meist nach Hause gehen. Bemerken Sie Beschwerden wie Übelkeit oder Kreislaufprobleme, sollten Sie umgehend Ihren Arzt informieren.

Bei regelmässigen Bluttransfusionen wird der Therapieerfolg kontrolliert. Besonders wichtig ist die Messung des Hämoglobins (roter Blutfarbstoff) und des Eisens in Hinblick auf eine Eisenüberladung durch die Bluttransfusion. Nebenwirkungen treten hierbei erst dann auf, wenn die Organe durch die Überladung in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Valeria Dahm
Valeria Dahm

Valeria Dahm ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte an der Technischen Universität München Medizin. Besonders wichtig ist ihr, dem neugierigen Leser Einblick in das spannende Themengebiet der Medizin zu geben und gleichzeitig inhaltlichen Anspruch zu wahren.

Quellen:
  • Bundesärztekammer: "Richtlinie zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Richtlinie Hämatotherapie)", Gesamtnovelle 2017, umschriebene Fortschreibung 2021, unter: www.bundesaerztekammer.de
  • Deutsches Rotes Kreuz, DRK-Blutspendedienst West: "Informationen für Kliniken & Ärzte", unter www.blutspendedienst-west.de (Abruf: 12.01.2022)
  • Kiefel, V.: Transfusionsmedizin und Immunhämatologie: Grundlagen – Therapie – Methodik, Springer-Verlag, 4. Auflage 2011
  • Kirschnick, O.: Pflegetechniken von A-Z, Thieme-Verlag, 5. Auflage 2016
  • Rump, G. et al.: Transfusionsmedizin compact, Thieme-Verlag, 1. Auflage 2003
  • S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der sekundären Eisenüberladung bei Patienten mit angeborenen Anämien, Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (Stand: 2015)
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