Transferrinsättigung
Die Transferrinsättigung ist ein wichtiger Laborwert bei der Diagnostik eines Eisenmangels. Sie ist ein Mass dafür, wie viel vom Transportprotein Transferrin Eisen gebunden hat, also „gesättigt“ ist. Die Transferrinsättigung wird im Blutserum gemessen. Lesen Sie hier, welche diagnostischen Hinweise eine veränderte Transferrinsättigung liefert.
Wie berechnet sich die Transferrinsättigung?
Dem Patienten wird in nüchternem Zustand eine Blutprobe entnommen, um seinen Eisen- und Transferrin-Spiegel zu messen (aus dem Blutserum). Für die Berechnung der Transferrinsättigung teilt man den Eisengehalt (angegeben in mmol/l) durch den Transferrin-Gehalt (in mg/dl) und multipliziert den resultierenden Wert mit dem Faktor 398. Das Ergebnis gibt in Prozent an, wie viel vom verfügbaren Transferrin mit Eisen beladen ist.
Transferrinsättigung: Normalwerte
Bei Kindern und Erwachsenen gelten folgende Normwerte für die Transferrinsättigung:
Alter | Transferrinsättigung: Normalwert |
Frühgeborene | 11,4 - 44,2 % |
1 Tag | 29,4 - 46,0 % |
2 bis 7 Tage | 11,4 - 46,0 % |
8 bis 14 Tage | 30 - 99 % |
15 Tage bis 5 Monate | 10 - 43 % |
6 bis 12 Monate | 10 - 47 % |
1 bis 4 Jahre | 7 - 44% |
5 bis 9 Jahre | 16 - 43 % |
10 bis 13 Jahre | 11 - 36 % |
14 bis 17 Jahre | 6 - 33 % |
ab 18 Jahre | 16 - 45 % |
Wann ist die Transferrinsättigung zu niedrig?
Ist die Transferrinsättigung niedrig, spricht das für einen Mangel an Eisen. Der Grund dafür lässt sich allerdings nur in Zusammenschau mit anderen Blutwerten ermitteln. Grosse Bedeutung hat in dieser Hinsicht vor allem das Ferritin – ein Protein, das Eisen speichert: Ist die Transferrinsättigung nur mässig erniedrigt und der Ferritinwert sehr hoch, besteht ein sogenannter funktioneller Eisenmangel. Dieser entwickelt sich zum Beispiel bei einer chronischen Entzündung.
Liegt eine stark erniedrigte Transferrinsättigung von unter 10 Prozent vor, besteht ein schwerer Eisenmangel mit einer Blutarmut (Anämie). Häufige Ursachen dafür sind zum Beispiel:
- chronischer Blutverlust (etwa bei starker Regelblutung oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt)
- verminderte Eisenaufnahme, zum Beispiel durch Mangelernährung, Zöliakie oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn
- erhöhter Eisenbedarf, zum Beispiel in der Wachstumsphase oder während der Schwangerschaft
Wann ist die Transferrinsättigung zu hoch?
Ein erhöhter Wert tritt im Rahmen einer Eisenüberladung auf. Eine solche besteht zum Beispiel bei der Erbkrankheit Hereditäre Hämochromatose. Auch wenn jemand sehr viele Bluttransfusionen innerhalb kurzer Zeit bekommt, kann sich eine Eisenüberladung entwickeln.
Beträgt die Transferrinsättigung mehr als 100 Prozent, bedeutet das, dass sich freie Eisenionen im Blut befinden. Diese können zu einer schweren Eisenvergiftung mit Organschäden führen. Daher muss der Arzt die Ursache einer erhöhten Transferrinsättigung genau abklären und umgehend behandeln.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 09.05.2019)
- Hallbach, J.: Klinische Chemie und Hämatologie für den Einstieg. Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2006
- IMD Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam GbR / IMD Berlin MVZ: www.imd-potsdam.de (Abruf: 09.05.2019)
- Kiefel, V.: Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. Springer Verlag, 4. Auflage, 2010
- Onkopedia-Leitlinie: „Eisenmangel und Eisenmangelanämie“. Hastka, J. et al. Stand: April 2011