Schrothkur
Die Schrothkur ist eine Fastenart, mit deren Hilfe der Körper entgiftet und verschiedene Krankheiten gelindert oder vermieden werden sollen. Ein Nebeneffekt dieser Kurmassnahme ist der teils hohe Gewichtsverlust. Jedoch hat die Schrothkur auch Nachteile. Lesen Sie hier die wichtigsten Infos zur Schrothkur.
Was ist eine Schrothkur?
Begründet hat die Schrothkur der Fuhrmann und Landwirt Johann Schroth (1798 bis 1856), der durch eine Knieverletzung nach einem Huftritt die heilende Wirkung feuchter Umschläge schätzen lernte. Es ist auch von den Schroth‘schen Wickel die Rede.
Da Schroth als Landwirt ausserdem häufig Tiere beobachtete, stellte er fest, dass sie bei Krankheit sowohl Nahrung als auch das Trinken verweigern. Er leitete davon ab, dass ein kranker Körper seine gesamten Kräfte für die Stoffwechselvorgänge benötigt. Essen sowie Trinken stören dabei. Für Schroth ist Fasten deshalb wichtig, um die Selbstheilungskräfte des Körpers gezielt zu nutzen.
Mit dieser Erkenntnis entwickelte er eine Fastenkur mit den vier Säulen:
- Schroth‘sche Diät
- Wechsel von Trink- und Trockentagen
- Ganzkörperwickel (tägliche Schwitzpackung)
- Ruhe an den Trockentagen und Bewegung an den Trinktagen
Die spezielle Ernährung in Verbindung mit Schwitzen soll den Körper entschlacken und entgiften. Laut den Erkenntnissen von Schroth ziehen Trockentage Wasser und Schlackenstoffe aus dem Blut. Trinktage schwemmen diese durch den Wasserüberschuss über Nieren und Haut aus. Das ist wissenschaftlich jedoch nicht belegt.
Der ursprüngliche Name seiner Kur: „Original Oberstaufener Schrothkur“. Sie wird in der Regel stationär in einer Klinik oder Reha-Einrichtung über mehrere Wochen angewendet.
So funktioniert eine Schrothkur
Basis der originalen Schrothkur sind die vier Säulen. Sie haben folgenden Inhalt:
Schroth‘sche Diät
Bei der Schrothkur sind nur vegane Lebensmittel erlaubt – also beispielsweise Obst, Gemüse, Reis, Kartoffeln oder Griess. Ein typischer Speiseplan einer Schrothkur sieht unter anderem Gemüsesuppen, Hafer- und Griesbrei und eingeweichte Brötchen vor. Die Diät hat einen recht hohen Kohlenhydrat- sowie geringen Salz-, Fett- und Eiweissanteil.
Durch die reizarme Kost soll der Magen-Darm-Trakt entlastet und Fett abgebaut werden.
Wechsel von Trink- und Trockentagen
Bei einer Schrothkur wechseln sich drei Trockentage mit zwei kleinen und zwei grossen Trinktagen ab:
- Trockentage: ein Glas Tee und ein Glas Obstsaft mit einem Wacholderschnaps
- kleine Trinktage: 0,5 Liter Flüssigkeit
- grosse Trinktage: ein Liter Wasser, Tee oder Säfte. Die Flüssigkeitszufuhr kann individuell angepasst werden. In der Originalversion der Kur wird ein Teil der Flüssigkeit in Form weissen Weins (nach ärztlicher Anordnung) aufgenommen. Dieser wird heute allerdings meist durch Frucht- oder Gemüsesäfte ersetzt.
Der Wein hilft laut Schroth durch seine entwässernde Wirkung in Verbindung mit den übrigen Kurkomponenten Krankheitsstoffe aus dem Körper zu entfernen. Dem Wacholderschnaps schreibt er ebenfalls eine positive Wirkung auf den Entwässerungsprozess zu.
Tägliche Wickel
Die Teilnehmenden einer Schrothkur bekommen morgens für mindestens zwei Stunden heisse Wickel verabreicht. Durch dieses künstliche Fieber sollen die Abwehrkräfte des Körpers aktiviert werden. Die Muskulatur entspannt sich. Auch die Entschlackung wird laut Schroth auf diese Weise unterstützt.
Ruhe und Bewegung
Die Ruhepausen an den Trockentagen helfen dem Körper, Energie zu tanken. Dafür eignen sich autogenes Training, Yoga und Meditation.
An den Trinktagen dürfen Sie sich gerne bewegen – beispielsweise beim Wandern, Schwimmen oder Tanzen. Das hilft beim Abnehmen und beim Aufbau von Muskeln.
Das bringt eine Schrothkur
Eine Schrothkur soll laut dem Erfinder bei diversen Erkrankungen helfen, zum Beispiel bei
- Diabetes mellitus
- Akne
- Neurodermitis
- Migräne
- rheumatischen Beschwerden
- Bluthochdruck
Wissenschaftliche Belege gibt es dafür jedoch nicht. Auch das Konzept der Entschlackung ist in der Wissenschaft umstritten. Experten gehen davon aus, dass der menschliche Körper genügend eigene Fähigkeiten besitzt, sich schädlicher Substanzen zu entledigen. Eine besondere Fastenkur ist dafür nicht notwendig.
Bei einer dreiwöchigen Schrothkur soll es aber möglich sein, bis zu zehn Prozent seines Körpergewichts zu verlieren. Selbst wenn es nicht so viel sein sollte: Mit ein paar Kilos weniger kommen Sie auf jeden Fall aus der Kur.
Risiken einer Schrothkur
Bei der originalen Schrothkur drohen Flüssigkeitsdefizite. Der Konsum von Alkohol ist ausserdem kritisch zu sehen – besonders da Sie bei den Trocken- und kleinen Trinktagen generell wenig trinken.
Für die Wirksamkeit der wechselnden Flüssigkeitszufuhr und des Weins gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Viele Einrichtungen bieten deshalb inzwischen eine überarbeite sogenannte „Neue Schrothkur“ an. Sie verzichtet auf Alkohol.
Schrothkur: Fazit
Während von der originalen Schrothkur abzuraten ist, kann die „Neue Schrothkur“ ein guter Einstieg in eine gesunde Ernährungsumstellung sein. Machen Sie die Schrothkur aber nur unter medizinischer Anleitung und verzichten Sie auf Alkohol.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Brosig, V.: „Die originale Schrothkur. Das altbewährte Naturheilverfahren nach Johann Schroth“, Schlütersche, 201
- Hajeck-Lang B.: Handbuch Diäten, Urban & Fischer, 1. Auflage, 2011
- Schiel R. et al.: Naturheilverfahren und evidenzbasierte Medizin – Kann eine Schrothkur die Therapie bei Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus verbessern?; Kongressbeitrag Diabetologie und Stoffwechsel 2012
- Schmiedel Dr. med. V.: Cholesterin – 99 verblüffende Tatsachen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 1. Auflage, 2006
- Schmiedel Dr. med. V. et al.: Ernährungsmedizin in der Naturheilkunde, Urban & Fischer, 2. Auflage, 2001