Dehnungsstreifen

Von , Biologin
und , Wissenschaftsjournalistin
Dr. Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

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Dehnungsstreifen (Striae cutis atrophicae) sind narbenähnliche Streifen in der Haut. Dehnungsstreifen haben verschiedene Ursachen und treten beispielsweise während der Schwangerschaft auf, wenn sich die Haut stark dehnt. Aber auch Nichtschwangere und Männer können sie bekommen. Erfahren Sie hier, wie Dehnungsstreifen entstehen und welche Massnahmen vorbeugend wirken.

Dehnungsstreifen

Was sind Dehnungsstreifen?

Dehnungsstreifen sind narbenähnliche Hautstreifen, die typischerweise an Oberarmen, Busen, Bauch, Rücken, Hüfte, Oberschenkeln oder Po auftreten. Dehnungsstreifen sind unter anderem aber auch an Knien und Waden zu finden.

Die jeweilige Ursache der Dehnungsstreifen beeinflusst deren Lokalisation. So treten Pubertätsstreifen typischerweise an Oberschenkeln und Rücken auf, bei Fettsucht (Adipositas) sind hingegen Bauch, Oberarme, Achselfalten und Oberschenkel häufig betroffen. Unter der Achsel treten Dehnungsstreifen hingegen auf, wenn sie durch Glukokortikoide verursacht sind. Bei jungen Männern, die Gewichte heben, entstehen Dehnungsstreifen womöglich auf den Schultern.

Die medizinischen Bezeichnungen für Dehnungsstreifen sind unter anderem Striae cutis, Striae cutis atrophicae, Striae cutis distensae und Striae distensae. Für gewöhnlich gehen Dehnungsstreifen nicht weg, sie verblassen aber meist mit der Zeit.

Wie entstehen Dehnungsstreifen?

Warum man Dehnungsstreifen bekommt, dafür gibt es verschiedene Ursachen. Dehnungsstreifen entstehen, wenn das Bindegewebe überdehnt wird und die elastischen Fasern (Kollagen und Elastin) der Unterhaut (Subkutis) reissen.

Häufig entstehen Dehnungsstreifen bei Frauen während einer Schwangerschaft (vor allem in der zweiten Schwangerschaftshälfte), wenn die Elastizität der Haut durch das wachsende Kind stark strapaziert wird.

Auch der veränderte Hormon-Haushalt trägt seinen Teil zur Entstehung der Streifen bei: Der Kortisol-Spiegel im Blut ist während der Schwangerschaft erhöht – und da das Nebennieren-Hormon die Elastizität der Haut verringert, ist es wahrscheinlicher, dass sie reisst und Dehnungsstreifen entstehen.

So entstehen Dehnungsstreifen
Dehnungsstreifen Entstehung
Reissen durch mechanische Belastung die Bindegewebsfasern der Lederhaut, kann die Haut dauerhaft überdehnt werden.

Solche schwangerschaftsbedingten Dehnungsstreifen bezeichnen Fachleute als Striae gravidarum. Im Volksmund spricht man von Schwangerschaftsstreifen. Besonders anfällig dafür sind Frauen mit empfindlicher, heller Haut, die im Schwangerschaftsverlauf stark zunehmen, schon vorher übergewichtig waren oder ein schwaches Bindegewebe haben.

Doch auch ausserhalb einer Schwangerschaft entwickeln sich Dehnungsstreifen, unabhängig von Geschlecht und Alter, zum Beispiel durch:

  • Rasche Fettzunahme
  • Starken Muskelaufbau (z. B. durch Bodybuilding)
  • Hormonbehandlungen
  • Längere Anwendung von Kortison (Glukokortikoide)
  • Schnelles Wachstum in der Pubertät (Striae pubertalis, Striae adolescentium)
  • Fettsucht mit gestörter Hormonproduktion (endokrinologische Störung; Striae obesitatis, Striae rubrae)
  • Infektionen wie Fleckfieber, Typhus, Tuberkulose (Striae infectiosae)
  • Cushing-Syndrom (Folge einer krankhaft gesteigerten Produktion des Nebennieren-Hormons Kortisol)
  • Angeborene Bindegewebsschwäche

Weil Dehnungsstreifen oft familiär gehäuft auftreten, wird auch eine genetische Komponente bei ihrer Bildung diskutiert.

Dehnungsstreifen: Wann zum Arzt?

Bei Dehnungsstreifen ist ein Arztbesuch nicht zwingend notwendig, da die streifenförmigen Hautveränderungen für gewöhnlich keine Schmerzen verursachen. Sie sind dann einzig und allein ein kosmetisches und kein gesundheitliches Problem.

Manche Betroffenen leiden aber extrem stark unter den Dehnungsstreifen und fühlen sich in ihrem Alltagsleben eingeschränkt, etwa weil sie sich nicht mehr trauen, sich in Schwimmbekleidung zu zeigen. In solchen Fällen ist es ratsam, einen Hautarzt (Dermatologen) für ästhetische Medizin aufzusuchen und sich zu den Möglichkeiten der Behandlung beraten zu lassen.

Untersuchung und Diagnose

Der Arzt stellt Dehnungsstreifen durch eine sogenannte Blickdiagnose fest. Aber wie sehen Dehnungsstreifen eigentlich aus? Dehnungsstreifen auf Brust, Hüfte, Gesäss et cetera stellen sich zunächst als blau-rötliche beziehungsweise lila-rote und später als weiss-gelbliche Hautstreifen dar.

Akute, rötliche Dehnungsstreifen sind abgeflacht oder leicht erhaben. Untersucht man Gewebeproben der betroffenen Haut (histopathologische Untersuchung), erscheinen akute Dehnungsstreifen als entzündliche Veränderungen. Ältere Dehnungsstreifen ähneln Narben.

Dehnungsstreifen vorbeugen

Dehnungsstreifen sind hartnäckig und lassen sich kaum und schon gar nicht kostengünstig wieder entfernen. Am besten ist also, wenn sie gar nicht erst entstehen. Doch wie lassen sich Dehnungsstreifen vermeiden? Unter Umständen helfen diese verschiedenen Massnahmen:

  • Kaltes Abduschen
  • Gesunde Ernährung
  • Viel Trinken
  • Sport und Bewegung
  • Gutsitzender BH, um das Brustgewebe zu stützen
  • Trockenbürsten-Massagen mit einem Massage-Handschuh
  • Zupf- und Knet-Massagen
  • Diverse Cremes und Lotionen (mit dem Wirkstoff alpha-Tocopherol; weitere Bestandteile u. a. Elastin, Hyaluron, Panthenol, Kollagen)

Manche dieser Massnahmen fördern möglicherweise die Elastizität der Haut und steigern die Durchblutung. Teilweise sind sie womöglich auch in der Lage, das Ausmass bereits bestehender Dehnungsstreifen etwas zu begrenzen.

Ob die genannten Massnahmen tatsächlich Dehnungsstreifen vorbeugen, bleibt weiterhin unklar. Die Datenlage hierzu ist dünn.

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autoren:
Dr. Nicole Wendler
Dr.  Nicole Wendler

Nicole Wendler ist promovierte Biologin aus dem Bereich Onkologie und Immunologie. Als Medizinredakteurin, Autorin und Lektorin ist sie für verschiedene Verlage tätig, für die sie komplizierte und umfangreiche medizinische Sachverhalte einfach, prägnant und logisch darstellt.

Carola Felchner
Carola Felchner

Carola Felchner ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und geprüfte Trainings- und Ernährungsberaterin. Sie arbeitete bei verschiedenen Fachmagazinen und Online-Portalen, bevor sie sich 2015 als Journalistin selbstständig machte. Vor ihrem Volontariat studierte sie in Kempten und München Übersetzen und Dolmetschen.

Quellen:
  • Altmeyer, P.: Dermatologische Differenzialdiagnose. Der Weg zur klinischen Diagnose, Springer Verlag, 1. Auflage, 2007
  • Bährle-Rapp, M.: Springer Lexikon Kosmetik und Körperpflege, Springer Verlag, 5. Auflage, 2020
  • Birngruber, C. et al.: Forensische Verletzungskunde. Springer-Verlag 1. Auflage 2020
  • Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), unter: www.endokrinologie.net (Abrufdatum: 09.05.2022)
  • Gruber, G. et Hansch, A.: Blickdiagnosen Innere Medizin. Urban & Fischer Verlag. 1. Auflage 2019
  • Kardorff, B.: Selbstzahlerleistungen in der Dermatologie und der ästhetischen Medizin, Springer Verlag, 2. Auflage, 2015
  • Kautz, G.: Energie für die Haut. Springer-Verlag. 1. Auflage 2018
  • Pschyrembel Online. Klinisches Wörterbuch: Striae cutis atrophicae, Stand: Dezember 2020, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 09.05.2022)
  • Raulin, C. & Karsai, S.: Lasertherapie der Haut, Springer Verlag, 4. Auflage, 2012
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