Fleckfieber

Von , Ärztin
und , Medizinjournalistin
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

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Fleckfieber ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Diese werden durch Kleiderläuse auf den Menschen übertragen. In der Schweiz kommt Fleckfieber extrem selten vor. Typisch Symptome sind hohes Fieber, das tagelang anhält, und Hautausschlag. Bei rechtzeitiger Behandlung heilt Fleckfieber folgenlos ab. Hier lesen Sie alles Wichtige zum Fleckfieber.

fleckfieber

Fleckfieber: Beschreibung

Das Fleckfieber (auch Läusefleckfieber oder Zecken-Fleckfieber genannt) ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Rickettsia prowazekii hervorgerufen wird. Übertragen werden die Keime durch blutsaugende Kleiderläuse und tropische Zecken.

Fleckfieber durch Kleiderläuse

Das durch Kleiderläuse übertragene Fleckfieber ist in der Schweiz heutzutage sehr selten. Zuletzt kam es während der Weltkriege in Europa zu Fleckfieber-Epidemien. Denn damals mussten die Menschen zum Teil unter schlechten hygienischen Bedingungen leben, zum Beispiel in Flüchtlingsgebieten.

In manchen Teilen der Welt tritt Fleckfieber jedoch auch heute noch häufiger auf, etwa in Ostafrika und in den Andentälern Südamerikas. Risikofaktoren für eine Ansteckung sind Menschenansammlungen und schlechte hygienische Bedingungen.

Zecken-Fleckfieber

Die Hyalomma-Zecke stammt ursprünglich aus den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas.Die tropische Hyalomma-Zecke breitet sich seit einiger Zeit aber auch in Europa aus. Noch sind die Bestände gering, dennoch erkrankte Ende Juli 2019 ein Pferdehalter aus Deutschland nach einem Stich einer Hyalomma-Zecke an Fleckfieber.

Die tropische Zecke ist relativ einfach von der in der Schweiz am häufigsten vorkommenden Zeckenart - dem Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) - zu unterscheiden: Die Hyalomma-Zecke ist mit einer Länge von rund zwei Zentimetern sehr viel grösser und hat zudem auffällig gestreifete Beine.

Das Fleckfieber ist nicht zu verwechseln mit Typhus. Volksmündliche Begriffe wie „Läusetyphus“ oder „Flecktyphus“ sind irreführend. Typhus ist eine Infektionskrankheit, die durch Salmonellen hervorgerufen wird. Zu Missverständnissen kann es auch im angelsächsischen Sprachraum kommen. Dort wird das Fleckfieber als „typhus“ oder „typhus fever“ bezeichnet. Typhus selbst heisst auf Englisch „typhoid fever“.

Fleckfieber: Symptome

Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch von Fleckfieber (Inkubationszeit) beträgt 10 bis 14 Tage. Die Symptome setzen dann recht plötzlich ein: Es zeigen sich vor allem grippeähnliche Symptome, also starke Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl oder Lethargie.

Typische Fleckfieber-Symptome sind aber vor allem hohes Fieber und Hautausschlag. Das Fieber verläuft dabei sehr charakteristisch: Es steigt in den ersten zwei Krankheitstagen schnell auf 41 °C an, oft begleitet von Schüttelfrost. Anschliessend hält es sich für mindestens zehn Tage, bevor die Entfieberung beginnt. Diese dauert etwa vier bis fünf Tage.

Am vierten bis siebten Krankheitstag bekommen die Fleckfieber-Patienten einen Hautausschlag (Exanthem). Dieser beginnt am Rumpf und breitet sich schnell auf die Extremitäten aus. Das Gesicht sowie die Hand- und Fussflächen bleiben ausgespart. Das Exanthem ist gekennzeichnet durch Flecke (Makulae), die ein buntes Bild zeigen: Einige Flecken sind hochrot, andere lila oder rosa. Ausserdem kommt es zu Hautblutungen (Petechien).

Andere Symptome, die beim Fleckfieber beobachtet werden, sind:

  • Unruhe
  • Zittern (Tremor) der Hände
  • Sprachstörungen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Gewalttätigkeit

Sekundärinfektionen

Wer an Fleckfieber erkrankt, ist anfällig für weitere Infektionen (Sekundärinfektionen). So begünstigt Fleckfieber unter anderem:

Betroffene Patienten zeigen zusätzlich zu den Fleckfieber-Symptomen Anzeichen dieser Krankheiten (z.B. Nackensteife bei Meningitis).

Fleckfieber: Ursachen und Risikofaktoren

Auslöser der Fleckfieber-Infektion ist das Bakterium Rickettsia prowazekii. Es kann durch infizierte Läuse und tropische Zecken auf den Menschen übertragen werden: Die Tiere scheiden die Erreger über den Kot aus. Wenn man sich dann an den Läusebissen oder Zeckenstichen kratzt, können die Keime in die Haut gelangen. Dort vermehren sie sich in den Zellen kleiner Blutgefässe, wobei diese zerstört werden. Die Bakterien gelangen dann in den Blutstrom. So können sie sich im gesamten Körper verteilen und immer wieder neue Blutgefässzellen befallen. Die Folge sind immer mehr beschädigte Gefässe. Die von ihnen versorgte Gewebebereiche können sogar absterben (Nekrose). Auch Hautblutungen treten auf.

Kleiderläuse kommen in der Schweiz heutzutage sehr selten vor. Deshalb gibt es hierzulande auch derzeit keine durch Kleiderläuse ausgelöste Infektionen mit dem Fleckfieber-Bakterium.

Demgegenüber könnte die weitere Ausbreitung der tropischen Zeckenart Hyalomma das Fleckfieber-Risiko in der Schweiz mittelfristig erhöhen. Noch sind die Bestände hierzulande gering (siehe oben). Experten gehen allerdings davon aus, dass etwa jede zweite Hyalomma-Zecke den Fleckfieber-Erreger in sich trägt.

Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch ist beim Fleckfieber nicht möglich.

Fleckfieber: Untersuchungen und Diagnose

Um bei verdächtigem Fieber und Hautausschlag die Diagnose Fleckfieber stellen zu können, braucht der Arzt zunächst näherer Informationen zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese). Dazu wird er Ihnen unter anderem folgende Fragen stellen:

  • Waren Sie in letzter Zeit in Afrika oder Südamerika?
  • Haben Sie Läuse an sich oder Ihrer Kleidung bemerkt?
  • Wurden Sie kürzlich von einer Zecke gestochen?
  • Seit wann haben Sie das Fieber?
  • Wo hat der Hautausschlag begonnen und wie hat er sich entwickelt?

Um eine Fleckfieber-Infektion nachzuweisen, gibt es einen Bluttest. Dabei werden spezifische Antikörper gesucht, die der Körper gegen die Rickettsien gebildet hat. Dieser Test sollte von erfahrenen Speziallaboren durchgeführt werden.

Früher hat man Patienten Gewebsproben entnommen und diese direkt auf den Erreger untersucht. Das macht man heutzutage in der Regel nicht mehr, da die Testung der Gewebsproben unzuverlässig ist und mit einer erhöhten Infektionsgefahr einhergeht.

Um Fleckfieber sicher diagnostizieren zu können, muss der Arzt andere Krankheiten ausschliessen, die ähnliche Symptome verursachen. Dazu zählen unter anderem:

Fleckfieber: Behandlung

Fleckfieber wird vor allem mit Antibiotika behandelt, zum Beispiel Tetrazykline oder Chloramphenicol. Auch Chinolone und Rifampicin können eingesetzt werden. Zusätzlich kann das Malaria-Mittel Chloroquin gegeben werden, um die Wirkung der anderen Antibiotika zu verstärken.

Ausserdem ist es wichtig, auf einen ausgeglichenen Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt der Patienten zu achten. Mögliche Sekundärinfektionen (zusätzliche Erkrankungen durch anderen Krankheitserreger) müssen ebenfalls mit entsprechenden Mitteln behandelt werden.

Fleckfieber: Krankheitsverlauf und Prognose

Das Fleckfieber ist eine schwere Infektionskrankheit, die unbehandelt in bis zu 40 Prozent der Fälle tödlich endet. Wird es rechtzeitig therapiert, ist die Prognose allerdings gut: Normalerweise heilt das Fleckfieber nach einer antibiotischen Behandlung vollständig und folgenlos ab.

Bis Betroffene komplett genesen sind, kann es allerdings einige Monate dauern. Vor allem durch Mangelernährung oder eine eingeschränkte Funktion des Immunsystems verlängert sich die Zeit der Heilung deutlich.

In einigen Fällen verbleiben die Fleckfieber-Erreger bis zu 30 Jahre im Körper. Normalerweise lösen sie in dieser Zeit keine neue Erkrankung aus, da sie vom körpereigenen Abwehrsystem in Schach gehalten werden. Kommt es dennoch zum Ausbruch von Symptomen, wird das als Brill-Zinser-Krankheit bezeichnet. Sie verläuft deutlich kürzer und milder als das Fleckfieber.

Fleckfieber: Vorbeugung

Zum einen lässt sich Fleckfieber vorbeugen, indem die Kleiderläuse als Krankheitsüberträger bekämpft werden. Hier haben sich zum Beispiel Insektizide bewährt. Ausserdem sollte man bei Reisen in Risikogebiete auf ausreichende Hygiene achten und keine gebrauchte Kleidung ungewaschen tragen.

Zum anderen gehört zur Vorbeugung von Fleckfieber der Schutz vor Zeckenstichen. In ausgewiesenen Zeckengebieten sollte man also lange Kleidung (lange Hosen, lange Ärmel) tragen, wenn man in der Natur unterwegs ist. Nach dem heimkommen sollte man seinen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Entdeckt man eine blutsaugende Zecke auf der Haut, gilt es, sie richtig zu entfernen.

Derzeit steht kein Impfstoff gegen Fleckfieber zur Verfügung. In besonderen Fällen, zum Beispiel bei humanitären Einsätzen in Risikogebieten, ist jedoch eine medikamentöse Prophylaxe möglich. Dafür wird einmalig das Antibiotikum Doxycyclin verabreicht. Die beste Vorbeugung von Fleckfieber besteht aber auch in solchen Fällen darin, den Kontakt zu Kleiderläusen und Zecken möglichst zu vermeiden.

Autoren- & Quelleninformationen

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Wissenschaftliche Standards:

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Vorlage:
Dr. med. Andreas Ploch
Autoren:
Mareike Müller
Mareike Müller

Mareike Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion und Assistenzärztin für Neurochirurgie in Düsseldorf. Sie studierte Humanmedizin in Magdeburg und sammelte viel praktische medizinische Erfahrung während ihrer Auslandsaufenthalte auf vier verschiedenen Kontinenten.

Sabine Schrör
Sabine Schrör

Sabine Schrör ist freie Autorin der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie studierte Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Köln. Als freie Redakteurin ist sie seit mehr als 15 Jahren in den verschiedensten Branchen zu Hause. Die Gesundheit gehört zu ihren Lieblingsthemen.

ICD-Codes:
A75A77
ICD-Codes sind international gültige Verschlüsselungen für medizinische Diagnosen. Sie finden sich z.B. in Arztbriefen oder auf Arbeitsunfähigkeits­bescheinigungen.
Quellen:
  • Ärzteblatt, : "Fleckfieber und andere Rickettsiosen", unter www.aerzteblatt.de, Artikel vom 14.01.2009
  • Ärzteblatt: "Forscher - Hyalomma-Zecke überträgt Fleckfieber in Deutschland", unter www.aerzteblatt.de, Artikel vom 14.08.2019
  • Bundesamt für Gesundheit: Zeckenübertragene Krankheiten, unter: www.bag.admin.ch (Abrufdatum: 09.03.2022)
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz: Fleckfieber, unter: www.sozialministerium.at (Abrufdatum: 09.03.2022)
  • Hof, H. & Schlüter, D.: Duale Reihe Medizinische Mikrobiologie, Georg Thieme Verlag, 7. Auflage, 2019
  • Robert Koch Institut, RKI: "Fleckfieber (Rickettsia prowazeckii)", unter www.rki.de, Abruf vom 02.05.2020
  • Tropeninstitut: "Fleckfieber", unter www.tropeninstitut.de, Abruf vom 02.05.2020
  • Veterinärmedizinische Universität Wien: Gefährliche, subtropische Zeckenart Hyalomma marginatum erstmals in Österreich nachgewiesen, unter: www.vetmeduni.ac.at (Abrufdatum: 09.03.2022)
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