Zwischenmenschliche Beziehungen
Zwischenmenschliche Beziehungen existieren in den unterschiedlichsten Formen – zum Lebenspartner, den Eltern, Geschwistern oder im Freundeskreis. Beziehungen entstehen grundsätzlich überall dort, wo Menschen miteinander in Interaktion treten, beispielsweise auch mit Arbeitskollegen oder zwischen Arzt und Patient. Lesen Sie hier, welche Arten von Beziehungen es gibt und welche Phasen eine Liebesbeziehung durchläuft.
Was ist eine Beziehung?
Als Beziehung bezeichnet man eine soziale und/oder emotionale Verbindung zwischen zwei oder mehreren Menschen. Zwischenmenschliche Beziehungen sind immer wechselseitig und beruhen auf gegenseitigem Austausch durch Sprache, Gestik, Mimik oder Berührung.
Beziehungen spielen eine bedeutende Rolle im Leben eines Menschen und beeinflussen das Wohlbefinden, die Identität und die soziale Integration.
Eine einheitliche Definition des Begriffs „Beziehung“ existiert nicht. Was Beziehung bedeutet und wie Beziehungen funktionieren, liegt letztlich im Interpretationsspielraum jedes Einzelnen.
Arten von Beziehungen
Zwischenmenschliche Beziehungen (soziale Beziehungen) existieren auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Intensitäten. Sie reichen von lockeren Bekanntschaften, innigen Freundschaften, Eltern-Kind- oder Geschwisterbeziehungen bis hin zu Liebesbeziehungen. Jede Form von Interaktion mit anderen Menschen stellt eine soziale Beziehung dar.
Eine solche Beziehung besteht auch zwischen Menschen, zwischen denen keine enge soziale Bindung besteht. Beispiele dafür sind Geschäftsbeziehungen oder die Beziehung zwischen Arzt und Patient (therapeutische Beziehung).
Familienbeziehungen
Familienbeziehungen stellen für die meisten Menschen die erste und engste Form der sozialen Beziehung dar. Dazu zählen die Eltern-Kind-Beziehung, die Beziehung zwischen Geschwistern, aber auch Beziehungen zu Grosseltern und anderen Familienmitgliedern (z.B. Tante, Onkel, Cousins und Cousinen).
Freundschaften
Freundschaften basieren auf gemeinsamen Interessen, Aktivitäten oder Werten.
Sexuelle Beziehungen
Bei romantischen oder sexuellen Beziehungen (Liebesbeziehungen, Partnerschaften, Ehen) kommt zur emotionalen Verbundenheit auch eine sexuelle Komponente hinzu. Abhängig davon, zu welchem Geschlecht sich Menschen hingezogen fühlen, spricht man von Heterosexualität, Homosexualität oder Bisexualität. Pansexualität bedeutet, dass sich jemand zu Menschen jeden Geschlechts hingezogen fühlt (neben den binären Geschlechtern Mann und Frau auch zu anderen Geschlechtsidentitäten von bi- oder homosexuellen Frauen und Männern, über transsexuelle Menschen bis hin zu Intersexuellen).
Soziale Beziehungen
Diese Form der Beziehung entwickelt sich im weiteren sozialen Umfeld: Sie besteht zwischen Nachbarn, Bekannten oder Mitgliedern bestimmter Gruppen (z.B. Sportverein).
Arbeitsbeziehungen
Arbeitsbeziehungen entstehen im beruflichen Umfeld und sind meist nicht stark emotional geprägt. Beispiele dafür sind die soziale Beziehung zu Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzten oder Geschäftspartnern.
Online-Beziehungen
Unter Online-Beziehungen versteht man soziale Bindungen, die nicht auf persönlichem Kontakt beruhen, sondern in sozialen Medien oder Online-Communities entstehen.
Therapeutische Beziehungen
Therapeutische Beziehungen entstehen im medizinischen Umfeld. Dazu zählen beispielsweise die Beziehungen von Patienten und Patienten zu ihrem Arzt, ihrer Ärztin, einem Therapeuten oder zum Pflegepersonal.
Phasen einer Beziehung
Liebesbeziehungen durchlaufen zu Beginn in der Regel verschiedene Phasen. Bis sich aus dem ersten Kennenlernen eine stabile Beziehung entwickelt, vergehen meist Wochen bis Monate. Wie lange die einzelnen Phasen einer Beziehung dauern, ist individuell verschieden.
Hier finden Sie einen Überblick über die einzelnen Phasen einer Beziehung:
Kennenlernphase: In der Anfangsphase einer Beziehung lernen sich die Partner kennen und bilden sich einen ersten Eindruck voneinander.
Verliebtheitsphase: In dieser Phase ist die Beziehung von intensiven Gefühlen des Verliebtseins und Euphorie geprägt.
Alltagsphase: In dieser auch als Konsolidierungsphase bezeichneten Zeit vertieft sich die Beziehung. Die Partner beginnen, sich mit den Herausforderungen des gemeinsamen Alltags auseinanderzusetzen.
Krisenphase: Persönliche Konflikte und Herausforderungen führen mitunter zu Unsicherheiten und Spannungen in der Beziehung.
Entscheidungsphase: Nachdem die Partner die ersten Höhen und Tiefen einer Beziehung durchlebt haben, entscheiden sie, ob sie die Beziehung fortsetzen möchten oder nicht.
Beziehungsprobleme
Probleme können in jeder Phase einer Beziehung auftreten. Häufig ist es der stressige Alltag oder auch die veränderte Situation nach der Geburt eines Kindes, die eine Beziehung auf die Probe stellt. Hier kann eine Paartherapie helfen, dass die Partner wieder zueinander finden.
Manchmal stecken hinter Beziehungsproblemen auch körperliche Leiden. Chronische Krankheiten, hormonelle Veränderungen nach den Wechseljahren oder Impotenz können Probleme in der Beziehung verursachen oder diese noch verschärfen.
Auch psychische Probleme wirken sich mitunter negativ auf eine Beziehung aus. Eine Depression oder Süchte können beispielsweise nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch den Lebenspartner oder die Lebenspartnerin in eine Krise stürzen.
Schwerwiegende Beziehungsprobleme entstehen mitunter auch, wenn einer der beiden Partner an einer Persönlichkeitsstörung leidet. Dazu zählt beispielsweise die narzisstische Persönlichkeitsstörung oder das Borderline-Syndrom.
Scheuen Sie sich nicht davor, bei beginnenden Beziehungsproblemen frühzeitig Hilfe zu suchen. Erste Ansprechpartner sind der Hausarzt oder ein Psychologe. Sie können die Ursache der Beziehungsprobleme ergründen und Sie gegebenenfalls an einen Spezialisten überweisen.
Haben Menschen Angst davor, sich auf eine tiefergehende Beziehung einzulassen, spricht man von Bindungsangst. Bei Menschen, die unfreiwillig alleine sind, stellt sich häufig das Gefühl der Einsamkeit ein. Sie leiden unter fehlenden Sozialkontakten und Beziehungen. Einsamkeit kann Menschen jeden Alters betreffen.
Autoren- & Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
- Berscheid, E. et Regan, P. C.: The Psychology of Interpersonal Relationships, in: Handbook of Social Psychology (3rd ed. 2005, Vol. 2, pp. 721–796). John Wiley & Sons, doi: 10.4324/9781315663074
- Bühler, J. L.et al.: Development of relationship satisfaction across the life span: A systematic review and meta-analysis, in: Psychological Bulletin, 147(10), 1012–1053. DOI: 10.1037/bul0000342
- Dorsch, Lexikon der Psychologie, unter: www.dorsch.hogrefe.com (Abrufdatum: 12.01.2024)
- Markman, H. J.et al.: Fighting for your marriage: Positive steps for preventing divorce and preserving a lasting love, John Wiley & Sons, 2010
- Pschyrembel online, Beziehung, Stand: 2016, unter: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 12.01.2024)