Wechseljahre: Sexualität

Von , Redakteurin
Annika Vollmer

Annika Vollmer ist freie Autorin in der Online-Redaktion von mylife.de. Sie studierte Wirtschaftsjournalismus mit Schwerpunkt Service- und Ratgeber-Journalismus. Anschließend volontierte sie bei der Mediengruppe Stegenwaller in Essen, wo sie zwei Jahre lang die Medizinseiten einer Frauenzeitschrift betreute. Nach ihrer Ausbildung zur Redakteurin zog es Annika in den Süden zum Burda-Verlag. Dort arbeitete sie bei verschiedenen Magazinen. Seit 2019 ist sie als freie Journalistin selbstständig und schreibt für Online-Portale und Zeitschriften.

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Wie verändern sich Sexualität und Verhütung in den Wechseljahren? Das hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Während manche Frauen unter einem Libidoverlust leiden, entdecken andere ihre Sexualität neu. Lesen Sie hier mehr zum Thema Wechseljahre und Sexualität!

Älteres Paar im Bett

Verhütung in den Wechseljahren

Mit dem Eintritt in die Wechseljahre beginnt für die Frau eine neue Lebensphase. Um den 40. Geburtstag herum nimmt die Hormonproduktion in den Eierstöcken langsam ab, bis diese zwischen 60 und 65 Jahren ihre Arbeit komplett einstellen. Das bedeutet nicht, dass Sie in dieser Phase auf Verhütung verzichten können. Im Gegenteil: Auch in den Wechseljahren ist Verhütung wichtig. Zwar wird eine Schwangerschaft mit zunehmendem Alter immer unwahrscheinlicher, da die Anzahl der befruchtungsfähigen Eizellen abnimmt. Ausschliessen kann man das späte Babyglück allerdings nicht.

Wie lange verhüten in den Wechseljahren?

Als Faustregel gilt: Nach der letzten Regelblutung sollten Sie noch ein bis zwei Jahre lang weiter verhüten. Das heisst, frühestens in der Postmenopause ist Verhütung kein Thema mehr. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Frauenarzt. Wann die letzte Regelblutung einsetzt, ist übrigens von Frau zu Frau verschieden: Während sich die eine schon mit Mitte 40 von ihrer Periode verabschiedet, haben andere noch mit Anfang 50 Blutungen.

Diese Unterschiede sind grösstenteils genetisch bedingt. Wissenschaftler untersuchen darüber hinaus weitere Einflussfaktoren: So wurde in Studien häufig beobachtet, dass verheiratete Frauen später in die Wechseljahre kommen als unverheiratete oder geschiedene Frauen. Warum das so ist, wird noch erforscht.

Mehr über die Phasen der Wechseljahre erfahren Sie im Beitrag "Wechseljahre - ab wann?".

Welche Verhütung in den Wechseljahren?

Zu den bekannten Nebenwirkungen der Pille gehören Gefässverschlüsse (Thrombosen), Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt mit zunehmendem Alter. Deshalb raten Ärztinnen in den Wechseljahren von der Pille ab. Alternativ bieten sich folgende Methoden zur Verhütung in den Wechseljahren an:

  • Spirale
  • Sterilisation
  • Barrieremethoden (Kondom oder Diaphragma)
  • Natürliche Empfängnisverhütung (z.B. Temperaturmethode)

Libido in den Wechseljahren

Die Menopause wirbelt das Sexualleben mitunter ordentlich durcheinander: Manche Frauen haben keine Lust mehr auf Sex, andere berichten dagegen von einer Luststeigerung in den Wechseljahren. Woran das liegt, erfahren Sie im Folgenden.

Libidoverlust in den Wechseljahren

Von einem Libidoverlust spricht man, wenn das sexuelle Verlangen deutlich vermindert ist. Betroffene haben schlichtweg keine Lust auf Sex.

Umfragen zeigen, dass Libidoverlust bei Frauen in den Wechseljahren relativ häufig vorkommt: Eine Telefonumfrage mit 1.805 postmenopausalen Frauen im Alter von 50-60 Jahren ergab, dass 34 % über einen verminderten Sexualtrieb klagen und 53 % weniger Interesse an Sex in den Wechseljahren haben. Andererseits äusserten 71 Prozent den Wunsch nach einem erfüllten Sexualleben.

Männer haben ähnliche Probleme. Zwar sind es nicht die Wechseljahre, die sich auf die Sexualität beim Mann auswirken. Es sind vielmehr die körperlichen Veränderungen durch das zunehmende Alter, die ihm zu schaffen machen. Ausserdem sinkt der Testosteronspiegel. Dadurch steigt das Risiko für Erektionsstörungen und Libidoverlust.

Bei Frauen sinkt der Spiegel der Sexualhormone deutlich schneller ab als bei Männern. Viele Mediziner sehen darin die Ursache dafür, dass Frauen in den Wechseljahren weniger oder keine Lust mehr auf Sexualität verspüren. Fakt ist jedoch: Die Ursachen für den Libidoverlust in den Wechseljahren sind wenig erforscht.

Neben körperlichen Ursachen kommen auch seelische Faktoren für vermindertes oder fehlendes Verlangen in Frage, zum Beispiel:

  • Trauer durch Verluste (zum Beispiel Auszug der Kinder aus dem Elternhaus, Tod der eigenen Eltern)
  • Stress durch neue Abhängigkeiten (zum Beispiel Pflege der Eltern)
  • geringes Selbstbewusstsein
  • Partnerschaftsprobleme
  • depressive Verstimmungen

Darüber hinaus können sich Medikamente – wie etwa Antidepressiva, Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel – negativ auf die Libido auswirken.

Viele fragen sich: Was hilft gegen sexuelle Unlust bei Frauen in den Wechseljahren? Das hängt von der Ursache ab. Bei Östrogenmangel kommt eine Hormonersatztherapie in Frage. Der Einsatz dieser Therapie ist jedoch umstritten: Eine Studie in den USA musste vorzeitig abgebrochen werden, weil es durch die Hormongaben zu einem signifikanten Anstieg von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Brustkrebs und Venenthrombosen gekommen war.

Manchmal kommt die Lust während oder nach den Wechseljahren wieder, wenn sich das seelische und körperliche Wohlbefinden verbessert. Dazu können Entspannungstechniken (zum Beispiel Qi Gong), Akupunktur oder eine Ernährungsumstellung beitragen. Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit alternativer Heilmethoden gibt es allerdings kaum.

Mehr über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei sexueller Unlust bei Frauen lesen Sie im Artikel "Libidoverlust".

Gesteigerte Lust in den Wechseljahren

Manche Frauen erleben das Gegenteil: Die Wechseljahre entfachen ihre Lust auf Sex neu. Sie empfinden insbesondere den Wegfall der Verhütungslast als Befreiung. Zudem sorgt der Auszug der inzwischen erwachsenen Kinder für mehr Zweisamkeit mit dem Partner. Diese Frauen werden experimentierfreudiger, möchten neue Erfahrungen sammeln und ihre Sexualität neu entdecken. Dies gilt umso mehr für Frauen, die sich neu verlieben. Auch sie erleben in den Wechseljahren ein gesteigertes sexuelles Verlangen.

Schmerzen beim Sex in den Wechseljahren

Verursacht Sexualität in den Wechseljahren Schmerzen (Dyspareunie), ist dafür häufig ein Östrogenmangel im Genitaltrakt verantwortlich. Dieser führt unter anderem zu einer:

  • Verdünnung der Vaginalhaut
  • Verringerung der Vaginalsekretion
  • Verzögerung der vaginalen Gleitfähigkeit bei sexueller Erregung

Alle Schleimhäute werden in den Wechseljahren dünner und trockener – so auch die Genitalschleimhaut. Wenn die Drüsen weniger Sekret produzieren, wird die Scheide beim Sex nicht ausreichend feucht. Diese Scheidentrockenheit führt oft zu Schmerzen beim Sex. Ausserdem besteht die Gefahr, dass die empfindliche Schleimhaut verletzt wird. Abhilfe schaffen Gleitcremes oder Gleitgel.

Mehr darüber, welche Ursachen hinter schmerzhaftem Sex stecken können und was dagegen hilft, lesen Sie im Beitrag "Schmerzen beim Sex".

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Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Autor:
Annika Vollmer
Annika Vollmer

Annika Vollmer ist freie Autorin in der Online-Redaktion von mylife.de. Sie studierte Wirtschaftsjournalismus mit Schwerpunkt Service- und Ratgeber-Journalismus. Anschließend volontierte sie bei der Mediengruppe Stegenwaller in Essen, wo sie zwei Jahre lang die Medizinseiten einer Frauenzeitschrift betreute. Nach ihrer Ausbildung zur Redakteurin zog es Annika in den Süden zum Burda-Verlag. Dort arbeitete sie bei verschiedenen Magazinen. Seit 2019 ist sie als freie Journalistin selbstständig und schreibt für Online-Portale und Zeitschriften.

Quellen:
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  • Stiefel, A. et al.: Hebammenkunde, Thieme Verlag, 6. Auflage, 2020
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